Im Zuge einer Serie haben wir zwei Jahrzehnte in Österreichs Nachwuchsnationalteams durchforstet und die Spieler gesucht, die einst als riesige Talente galten, dann aber... Was wurde aus den einstigen Supertalenten? – Michel Sandic (14)

Im Zuge einer Serie haben wir zwei Jahrzehnte in Österreichs Nachwuchsnationalteams durchforstet und die Spieler gesucht, die einst als riesige Talente galten, dann aber doch nicht den Absprung schafften und zumeist in den Niederungen des Amateurfußballs verschwanden.

Michel Sandic

Zum schwierigen Beginn der 2010er-Jahre gab es beim SK Rapid gleich mehrere Eigenbauspieler, die sehr früh als „Jahrhunderttalente“ bezeichnet wurden. Ein Prädikat, mit denen man den Spielern damals wie heute keinen Gefallen tat. Einer von ihnen war der filigrane Techniker Michel Sandic.

Bereits im Alter von sieben Jahren kickte der junge Wiener in grün-weiß, durchlief in weiterer Folge sämtliche Jugendmannschaften Rapids. Für die zweite Mannschaft der Hütteldorfer kam er in 51 Spielen auf acht Tore, aber vor allem die technischen Fertigkeiten des eleganten offensiven Mittelfeldspielers wurden bereits in sehr jungen Jahren gelobt.

Wie es bei Rapid damals üblich war, wurde Sandic im Frühjahr 2010 – damals 19-jährig – nach Altach verliehen, um erste Erfahrungen auf höherer Ebene zu sammeln. Mit dem harten Profifußball in der zweiten Liga kam der Techniker aber nicht zurecht und kam in einer gesamten Halbsaison nur auf einen Einsatz und spielte davon abgesehen in der zweiten Mannschaft der Vorarlberger. Im Zuge einer weiteren Leihe zum FAC in die Regionalliga Ost kam Sandic zwar auf 23 Einsätze und zwei Tore, aber der große Sprung blieb aus.

Für Rapid saß er bis dahin siebenmal auf der Bank, wurde vom damaligen Trainer Peter Pacult gefördert, aber nie mit einem Bundesligaeinsatz „beschenkt“. Die Konkurrenz beim Meister von 2008 war zu dieser Zeit schlichtweg zu groß und um für Rapid erste Bundesligaerfahrungen zu sammeln, spielte der hochveranlagte Mittelfeldspieler wohl zur falschen Zeit bei den Wienern.

Angesichts der Vorschusslorbeeren, die man Sandic fast schon aufoktroyierte, wirkt es allerdings wie eine Sensation, dass er am Ende keine einzige Partie in der Bundesliga bestritt und sein einziger Einsatz im Zuge der Leihe in Altach auch die einzige Profipartie des einstigen U19-Teamspielers war.

Rapid zog bereits im Sommer 2011 einen Schlussstrich und verlängerte den Vertrag des damals erst 20-Jährigen nicht mehr, woraufhin Sandic ein halbes Jahr vereinslos blieb. Und schon von hier weg ging es für den Spielmacher ins österreichische Unterhaus.

Sandic spielte fortan für Mannsdorf, den Villacher SV, Ostbahn XI, Donaufeld, Schwechat und Traiskirchen, ehe es für ihn noch weiter „nach unten“ ging. In der Regionalliga – und hier in allen drei Staffeln – sollte er mit 171 Spielen und 28 Treffern durchaus über längere Zeit eine Klassengröße sein, aber zum Sprung nach oben setzte er nie wieder an.

Ab Jahresbeginn 2017 kickte Sandic schließlich für Sieghartskirchen, L.A. Riverside, Bad Vöslau, Korneuburg und schließlich wieder in Traiskirchen – allerdings nur für die zweite Mannschaft.

Im vergangenen Jänner machte der mittlerweile 34-jährige Sandic seinen bis dato letzten Schritt und spielt seitdem in der 2. Klasse Nord im Burgenland, wo er bis heute sieben Pflichtspiele für den SC Zillingtal bestritt. Dort ist er nebenher auch noch Co-Trainer, was er auch schon auf Nachwuchsebene in Traiskirchen und Bad Vöslau war.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen