Aus Sicht von Manchester City ist die Saison der absolute Horror, dabei hätte mit der Rückkehr des verlorenen Sohns Ilkay Gündogan doch alles so... Manchester-City-Shoppingtour – Mit Wintertransfer-Offensive aus der Krise?

Aus Sicht von Manchester City ist die Saison der absolute Horror, dabei hätte mit der Rückkehr des verlorenen Sohns Ilkay Gündogan doch alles so harmonisch werden können. Doch die Stimmung bei den Skyblues ist frostig, nicht nur aufgrund der Jahreszeit. Fünf Punkte holte die Mannschaft von Pep Guardiola aus den letzten zwölf wettbewerbsübergreifenden Spielen (1 Sieg, 2 Unentschieden, 9 Niederlagen), darunter die schmerzhafte (und wieder einmal unnötige) Niederlage gegen den roten Stadtrivalen Manchester United. Mit Platz sieben in der Liga und zwölf Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Liverpool bleiben die Citizens weit hinter ihren Erwartungen zurück. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Champions League. Dort steht Manchester City mit acht Punkten auf dem 22. Platz und ist somit weit hinter den fixen Achtelfinalplätzen zurück. Im Winter soll mit einer großen Transferoffensive der Aufschwung kommen.

Selbstkritische Haltung bei den Skyblues

Wie prekär die Lage im blauen Teil Manchesters ist, zeigte das Interview des dreifachen Weltclubtrainers. Nach der bitteren späten 1:2-Pleite im Manchester-Derby übte der Spanier harte Selbstkritik. So bezeichnete er sich selbst als nicht gut genug. Er müsse Spieler besser machen, doch aktuell schaffe er es nicht, so Guardiola. „Ich muss Lösungen finden und ich finde keine Lösungen. So einfach ist das. Mir geht es nicht gut, das ist die Wahrheit“, wirkte die Trainer-Legende ratlos. Wieder hatten die Citizens den Sieg lange in der Hand und schenkten die wichtigen drei Punkte in den Schlussminuten weg. Mit einem Rückblick auf die vergangenen Saisonen kann der Spanier die aktuelle Situation nicht nachvollziehen. „Ich werde unglaublich gut dafür bezahlt, mit diesen Situationen umzugehen, mit der Pressekonferenz umzugehen, all die Kritik anzunehmen. Aber ich will ehrlich sein, in ein oder zwei Saisonen, über ein Jahr oder eineinhalb, haben wir nur acht Spiele verloren“, gab Guardiola einen Einblick in seine Gefühlslage.

Doch nicht nur der Coach zeigte sich selbstkritisch, denn auch innerhalb des Teams steigt die Anspannung. „Heute haben wir zum Schluss gespielt wie U-15-Kicker“, fand Innenverteidiger Ruben Diaz klare Worte zum schwachen Auftreten in der Halbzeit. Die Analyse für die zweite Halbzeit ist ohnehin schnell erledigt, da Manchester City kaum zur Geltung kam. So gelang den sonst so offensivstarken Skyblues kein einziger Torschuss. Besonders erschreckend ist die Statistik der angekommenen Flanken. Nur sieben Prozent der 15 geschlagenen Hereingaben fanden auch wirklich einen Abnehmer. Ein weiterer Faktor für die Niederlage und die schwache Offensivleistung waren die nicht erfolgreichen Dribblings. Denn weniger als die Hälfte der 21 Dribblingsituationen konnten die Spieler der Skyblues für sich entscheiden. Immer wieder führte das zu schnellen und einfachen Ballverlusten. Dennoch zeigt sich Guardiola kämpferisch. „Ich bin hier, um es zu versuchen und werde es immer wieder versuchen“, sagte der Spanier in der abschließenden Pressekonferenz.

Wintertransfers als Lösung?

So schlecht die sportliche Lage von Manchester City derzeit aussieht, so positiv ist die finanzielle Entwicklung des Vereins. Der Verein brachte 73,5 Millionen Argumente vor, um einer Strafe aufgrund finanzieller Verstöße zu entgehen. So hoch war der Gewinn, den die Skyblues in der letzten Saison erwirtschaften konnten. So wurden nach Berichten rund 170 Millionen Euro in der vergangenen Spielzeit durch Spielerverkäufe erwirtschaftet. Auch in der aktuellen Saison wurden Spieler wie Joao Cancelo oder Julian Alvarez für insgesamt 140 Millionen Euro verkauft. Das lässt viele Fans und Funktionäre der Citizens auf eine milde Strafe hoffen. Ob dieser Gewinn Manchester City von den 130 Anklagepunkten freispricht, wird sich in Kürze zeigen, wenn die Entscheidung verkündet wird.

Eine extreme Wintertransferoffensive wünscht sich Guardiola aber nicht. Auch wenn der Rekordumsatz von insgesamt rund 900 Millionen Euro die Kassen füllte, könne man sich aber nicht alles kaufen, was sie wollen, sagte der spanische Erfolgstrainer. „Besonders wenn man sieht, wie teuer der Transfermarkt ist“, fügte Guardiola noch hinzu. Wechsel könnte es jedoch trotzdem geben. Wie die britische Zeitung „Mirror“ berichtet, sollen dem Spanier rund 200 Millionen Pfund (241 Millionen Euro) für Transfers zur Verfügung stehen. Ein Spieler, dessen Vertragssituation ohnehin in der Schwebe ist und der sich unter Guardiola zu einem der besten Mittelfeldspieler entwickelte, ist Joshua Kimmich vom FC Bayern München. Besonders nach der schwerwiegenden Verletzung von Weltfußballer Rodri ist diese Überlegung durchaus nachvollziehbar.

Kimmich als Stabilisator für die City-Defensive?

Die Vertragssituation des Mittelfeld-Strategen und Spielmachers der Münchener ist ähnlich wie die von Jamal Musiala oder Ex-City-Spieler Leroy Sane weiter offen. Aktuell besitzt Kimmich ein Arbeitspapier, das am Ende der Saison ausläuft. Die Vereinsführung des FC Bayern München arbeitet mit Hochdruck an einer Verlängerung, dennoch scheinen die Fronten verhärtet zu sein. Besonders mit Blick auf das gute Verhältnis zwischen Guardiola und Kimmich könnte der deutsche Nationalspieler dem Ruf der Insel folgen. Auf die aktuellen Transfergerüchte schaut man in der Führungsetage betont gelassen. „Er hat Möglichkeiten, das steht außer Frage. Er soll auch alles prüfen. Und ich hoffe dann, dass sein Herz den letzten Impuls gibt, bei uns zu unterschreiben“, sagte zuletzt Sportvorstand Max Eberl.

Interessant ist Kimmich im Mittelfeld aus der Sicht der Citizens nicht nur wegen des auslaufenden Vertrages oder der Beziehung zu Pep Guardiola. Denn zusammen mit seinem langjährigen Nationalmannschaftskollegen Gündogan könnte er die neue Achse im Zentrum von ManCity bilden. Mit der Erfahrung des 29-jährigen gebürtigen Stuttgarters könnte die anfällige Defensive um den jungen Josko Gvardiol (22) und Rico Lewis (20) eine neue Stabilität erfahren. Die vorausschauende Spielweise Kimmichs könnte die fehlende Geschwindigkeit in der City-Zentrale in vielen Situationen egalisieren, denn diese ist in dieser Saison deutlich spürbar. Schaut man in die Offensive der Skyblues, wird die Formschwäche der vielen kreativen Köpfe deutlich. Kevin de Bruyne oder Phil Foden stehen hier stellvertretend für Ideenlosigkeit. Besonders De Bruyne wirkt nach der Rückkehr aus zahlreichen Verletzungen träge im Spiel und langsam im Kopf. Auch hier könnte Kimmich mit seiner Kreativität und Passgenauigkeit neue Impulse setzen. Guardiola sagte zwar, dass er lieber mit dem Kader zu Beginn der Spielzeit arbeiten würde und sich die verletzten Spieler zurückwünscht, aber wer weiß, vielleicht wird Kimmich das Weihnachtsgeschenk für den Spanier.

Andreas Nachbar