An welche Szenen werden wir uns erinnern, wenn wir in zehn Jahren an die am Sonntag zu Ende gegangene Europameisterschaft denken? Welche Momente werden... Was von der Europameisterschaft 2012 übrig bleiben wird | Momente an die wir uns erinnern werden

An welche Szenen werden wir uns erinnern, wenn wir in zehn Jahren an die am Sonntag zu Ende gegangene Europameisterschaft denken? Welche Momente werden unvergessen bleiben, welche Kontroversen werden uns einfallen?

Spanien schreibt Geschichte

Wenn man spanischer Teamchef ist, dann reicht es nicht aus, dass man einfach nur gewinnt. Deshalb musste sich Vicente del Bosque im Laufe des Turniers einiges an Kritik gefallen lassen, insbesondere da er einige Male ohne einen richtigen Stürmer spielte. Spätestens nach dem Finalspiel wird er über sämtliche Vorwürfe jedoch nur lachen können, denn die Mannschaft des 61-Jährigen Trainers zerlegte Endspielgegner Italien nach allen Regeln der Kunst und zeigte im letzten Spiel die beste Performance des Turniers. Die Spanier gewannen nun nach der Europameisterschaft 2008 und der Weltmeisterschaft 2010 den dritten großen Titel in Serie – eine Leistung, die andere Mannschaften in Zukunft wohl nur schwer toppen werden können. Del Bosque genoss den Triumph, konzentriert sich nun jedoch schon auf das nächste Großereignis, die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Der spanische Coach möchte als erste europäische Mannschaft eine Weltmeisterschaft auf dem südamerikanischen Kontinent gewinnen.

Pirlo & Balotelli

Andrea Pirlo spielte nicht nur ein fantastisches Turnier, sondern sorgte auch beim Elfmeterschießen gegen England für einen unvergessenen Moment. Gerade als seine Mannschaft am Rande des Abgrunds stand, behielt der Juventus-Routinier die Nerven und lupfte den Ball in Panenka-Manier ins Tor. Dieser Geniestreich gab der restlichen Mannschaft Auftrieb, sodass die Squadra Azzurra schließlich das Elfmeterschießen für sich entschied.

Balotelli wiederum strafte seine Kritiker mit zwei fantastischen Toren gegen Deutschland Lügen. Besonders die Art und Weise wie er den zweiten Treffer erzielte war absolut beeindruckend und auch seinen Torjubel wird man in Erinnerung behalten

Grandiose irische Fans

Die irische Mannschaft hatte sicherlich großes Pech bei der Auslosung, da sie die Gruppe mit den beiden Finalmannschaften Spanien und Italien und den starken Kroaten erwischte. Die Iren mussten ohne Punkte im Gepäck und einer niederschmetternden Tordifferenz von 1:9 die Heimreise antreten. Im Gegensatz zur Mannschaft präsentierten sich die Fans von der grünen Insel jedoch von ihrer besten Seite. Als das irische Nationalteam gegen Spanien einige Minuten vor Ende der Partie mit 0:4 zurücklag, stimmten sie die irische Ballade „The Fields of Athenryan. Dieses Lied handelt von einem (fiktiven) Iren namens Michael, der während der großen Hungersnot in Irland (1845-1852) Essen für seine Familie stiehlt und in eine australische Sträflingskolonie abgeschoben wird. Respekt an die großartigen irischen Fans, die uns wohl den emotionalsten Moment der Europameisterschaft bescherten.

Falsche Fernsehbilder

Die UEFA geriet zu Recht in Kritik, da sie die TV-Zuschauer einige Male in die Irre führte. Beim Halbfinalspiel der italienischen Nationalmannschaft gegen Deutschland zeigte sie etwa nach dem zweiten Treffer von Balotelli einen weiblichen Fan mit Tränen in den Augen. Die Anhängerin der deutschen Nationalmannschaft verdrückte ihre Tränen jedoch schon etwa eine Stunde zuvor, als sie Emotionen überkamen, als ihre Mannschaft aufs Spielfeld auflief. Die Bilder wurden absichtlich zu einem falschen Zeitpunkt eingespielt, wie schon zuvor bei Jogi Löw, als er einem Ballbuben im Scherz einen Ball aus der Hand schlug. Diese Szene fand nicht, wie von der UEFA vorgegaukelt, während der Partie gegen die Niederlande statt, sondern zuvor, als  sich die Mannschaften aufwärmten. Die ARD und der Chef des Deutschen Journalistenverbands Michael Konken kritisierten die UEFA scharf. Konken betonte, dass die Öffentlichkeit einen Anspruch auf authentische Berichterstattung hat. Die ARD kündigte ebenfalls intensive Gespräche mit der UEFA an und ließ verlautbaren: „Wir sind erstaunt und irritiert. Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel – zumal wir mit der UEFA über diese Problematik vor wenigen Tagen gesprochen hatten“

Wollen wir hoffen, dass wir bei den Live-Übertragungen der nächsten Großereignissen darauf vertrauen können, dass Live auch wirklich Live ist.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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