Im Zuge einer Serie haben wir zwei Jahrzehnte in Österreichs Nachwuchsnationalteams durchforstet und die Spieler gesucht, die einst als riesige Talente galten, dann aber... Was wurde aus den einstigen Supertalenten? – Christian Derflinger (17)

Im Zuge einer Serie haben wir zwei Jahrzehnte in Österreichs Nachwuchsnationalteams durchforstet und die Spieler gesucht, die einst als riesige Talente galten, dann aber doch nicht den Absprung schafften und zumeist in den Niederungen des Amateurfußballs verschwanden.

Christian Derflinger

Der österreichische Fußballer, der es international in den letzten Jahrzehnten am ehesten „geschafft“ hat, ist natürlich David Alaba. Noch größeres Talent als Alaba haben viele Beobachter aber neben Christoph Knasmüllner auch dem offensiven Mittelfeldspieler Christian Derflinger nachgesagt.

Der gebürtige Linzer war in Teenagerjahren eines der größten Talente Österreichs. Bereits 14-jährig wechselte er aus dem Nachwuchs des LASK in die Jugend von Bayern München. Der deutsche Rekordmeister bezahlte damals immerhin stolze 280.000 Euro Ablöse für Derflinger. Fortan sollte der kreative, technisch hervorragende Spielmacher sechs Jahre für die Bayern spielen und sämtliche Nachwuchsteams durchlaufen. Nachdem er auf U17- und U19-Level absolut überzeugte, rutschte Derflinger bereits 18-jährig in die zweite Mannschaft der Bayern in der bayrischen Regionalliga.

Auch hier agierte der heute 30-Jährige solide, aber der ganz große Sprung blieb aus, weshalb die Bayern ihn für die Saison 2014/15 an den Hamburger SV abgaben. Der HSV hatte ebenfalls einen Langzeitplan mit Derflinger, aber am Ende kam er über den Kaderplatz in der zweiten Mannschaft nicht hinaus. Im Sommer 2015 folgte erstmalig ein Wechsel in den österreichischen Profibereich, aber auch beim damaligen Bundesligisten Grödig konnte Derflinger nie sein ganzes Potential auf den Platz bringen.

Ab hier stagnierte die Karriere des einstigen Ausnahmetalents: Bei der SpVgg Greuther Fürth spielte er die meiste Zeit in der zweiten Mannschaft, kam auf zwei Einsätze in der 2. deutschen Bundesliga, was schließlich auch das höchste war, was er in Deutschland erreichte. Es folgte ein „Abklappern“ praktisch aller deutschen Regionalligen: Seit 2017 kickte Derflinger für Fürth, Viktoria Köln, den SV Rödinghausen, Altglienicke – wo er seine individuell erfolgreichste Saison durchlebte und in 26 Spielen zehn Tore und zehn Assists erzielte – und schließlich die Kickers Offenbach.

In der laufenden Saison schnürt Derflinger seine Fußballschuhe in Deutschlands Regionalliga Südwest für den FC 08 Villingen, kam dort bisher auf 15 Einsätze, läuft aber noch seinem ersten Scorerpunkt hinterher. Die Zeiten, in denen etwa Manchester City den Spielmacher verpflichten wollte, sind nun schon fast 15 Jahre her. Zudem machte vor allem eine Leistenverletzung im Jahr 2019 Derflinger sehr zu schaffen und es ist nicht zu erwarten, dass das einstige Bayern-Juwel noch einen großen Schritt nach oben machen wird.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen