Anekdote zum Sonntag (263) – Krieg der Präsidenten
Sonstiges 23.Februar.2025 Marie Samstag
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Ende der 1980er-Jahre schlug ein gewisser Hannes Kartnig in der Sportszene Österreichs auf: Zunächst versuchte sich der Werbeunternehmer als Eishockey-Präsident und verschaffte dem EC Graz das größte Budget der Liga. Ein Meistertitel schaute für die Elefanten aber nicht heraus und – Jahre später – landete der Verein vor dem Konkursrichter. Der Fußballklub Sturm, bei dem Kartnig 1992 andockte, entkam demselben Schicksal nur knapp. Und weil diese Ironie des Schicksals bis heute alles Gewesene überstrahlt, gilt Kartnig bei einigen „schwoazen“ Sympathisanten noch immer als Retter des 1909 gegründeten Vereins. Kartnigs 14 Jahren bei Sturm produzierten neben dem Fast-Tod des Klubs nämlich auch zwei Meister- und Cupsiege, legendäre CL-Abende, den Jahrhunderttrainer Ivica Osim und Klublegenden wie Mählich, Foda, Haas, Vastić und Co. Der Rückzug des wortgewaltigen Präsidenten rettete den Schwarz-Weißen 2006 schließlich das Leben.
Am Anfang von Kartnigs Engagement bei Sturm stand sein Konkurrent, der Präsident des GAK, kaum im Rampenlicht: Dabei war auch Harald Fischl, der von 1991 bis 1998 Obmann des Athletiksport-Klubs war, wie Hannes Kartnig ein Selfmade-Man: Fischl, der den Beruf des Kellners erlernte, machte sich erst als Versicherungsmakler selbständig, ehe er im Immobilienbereich und als Betreiber von Alten- und Pflegeheimen unternehmerisch tätig wurde. Heute besitzt Fischl diverse Unternehmensanteile und u.a. die Restaurantkette Wienerwald. Der gebürtige Südoststeirer saß außerdem für die FPÖ im Nationalrat und wechselte später zum BZÖ. Gemeinsam hatten Fischl und Kartnig auch, dass die Justiz im Laufe ihrer Präsidentschaften anklopfte: Gegen Fischl wurde wegen Betrugs und diverser Finanzvergehen allerdings nur ermittelt, sein Konkurrent Kartnig dagegen wurde mehrmals rechtskräftig verurteilt und saß – lange nach dem Ende seiner Zeit bei Sturm – im Gefängnis.
Am 6. März 1993 kam es anlässlich des Grazer Stadtderbys zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Präsidenten. Damals verhielten sich beide allerdings noch relativ friedlich. Kartnig, dessen Erscheinung in diesen Tagen an eine Kernöl-Variante Gustav Klimts mit Goldkette und protziger Rolex erinnerte, ließ seinen Antagonisten anlässlich des GAK-Sieges wissen: „Du hast die Punkte, ich habe die Marie!“ 2:0 siegten die Roten damals dank zweier Tore von Erwin Dampfhofer.
Diesen Fehdehandschuh nahm Fischl allerdings auf und bald verschärfte sich der Ton zwischen den beiden Obmännern: Zwei Jahre später begleiteten die ORF-Kameras Harald Fischl, als er sich beim Auswärtsderby frech auf Kartnigs Platz in der Gruabn setzte. Schelmisch spielte der GAK-Präsi mit den Worten: „Ich habe schon gemerkt, dass dieser Sitz breiter ist. Deswegen fühle ich mich hier auch so wohl.“ auf die Figur des Werbeunternehmers an. Es sollte nicht die einzige Untergriffigkeit an diesem Nachmittag bleiben. Nach Ende der Partie standen ein glücklicher Harald Fischl und ein z‘widerer Hannes Kartnig Rücken an Rücken. Fischl konnte sich weitere Seitenhiebe nicht verkneifen: Zunächst verkündete er, dass der GAK dank des Unentschiedens die Nummer Eins in Graz bleibe, dann faselte er von einem roten Vergissmeinnicht-Strauß, den er Kartnig eigentlich überreichen wollte. Kartnig – ob der liegengelassenen Chancen seiner Mannschaft – pikiert, konterte, indem er die Aussage eines anwesenden Sturmfans weitergab: „Wenn ich dich anschaue, krieg ich eine Lungenentzündung.“, meinte er zum damaligen Nationalratsabgeordneten. Ein Jahr später saßen die beiden Präsidenten – nur durch einen Unbeteiligten getrennt – sogar nebeneinander auf der Tribüne, verfolgten das Grazer Spiel der Spiele und lieferten sich weitere Rededuelle: „Du warst Wurschtsemmelverkäufer als ich schon Bundesligapräsident war.“, „ohrfeigte“ Fischl Kartnig verbal.
In dieser Tonart ging es bis zu Fischls Ausscheiden im Jahr 1998 weiter; das fußballerische Graz war vom „Krieg der Präsidenten“ geprägt. Zusätzlich schlossen die mächtigen Bosse öffentlichkeitswirksam Derby-Wetten ab, die der GAK unter Fischl allesamt gewinnen sollte. Um seine Wettschulden einzulösen, musste Kartnig einmal in roter Montur Fanartikel des Stadtrivalen vertreiben; die GAK-Fans pfiffen ihn dabei gnadenlos aus.
Jahrzehnte später zankten sich die mittlerweile ergrauten Ex-Funktionäre vor ORF-Mikrofonen im Vorprogramm des (wieder aufgelegten) Grazer Stadtduells schon wieder (oder immer noch). Obwohl Fischl 2022 zugab, dass ihre Rivalität in den 90er-Jahren von den Medien und der steirischen Hauptstadt hochstilisiert wurde, schienen sich die beiden noch immer nicht leiden zu können.
Naja. Manche mögen Fischl und Kartnig als „echte Typen“ bezeichnen, andere finden die Wortgefechte der beiden Steirer nur peinlich und niveaulos. Jedenfalls scheint der österreichische Fußball ohne die Ex-Präsidenten, die vielleicht mehr gemeinsam haben als sie denken, besser dran zu sein: In den letzten Jahren machte Kartnig schließlich nur mehr mit seinen Gerichtsprozessen und deren Folgen Schlagzeilen oder ließ sich als Dancing Star durchs Dorf treiben; sein „liebster Feind“ Fischl musste in einer weiteren Amtszeit als GAK-Präsident 2007 einen zweiten Konkursantrag stellen, weswegen er zum Rücktritt gedrängt wurde. Im gleichen Jahr wollte der Ex-Politiker als Obmann der Panthers Fürstenfeld Österreich zum Basketball-Land machen. Ist auch nicht passiert. Resümierend kann man wohl Harald Fischls Worte 2007 stehen lassen: „Ich bin zu gut für diesen Sport, ich bin zu gut für diese Liga.“ Danke und ade.
Marie Samstag, abseits.at
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