U19-EM in Estland | Trotz schwacher Vermarktung gute Stimmung beim Eröffnungsspiel
Weitere Länder 7.Juli.2012 Daniel Walter 0
Die elfte Auflage der U 19 Europameisterschaft findet zum ersten Mal im Baltikum statt. Durch die automatische Qualifikation als Ausrichternation, wird zum allerersten Mal überhaupt die estische Nationalhymne bei einer EM-Endrunde erklingen. Somit hat der Underdog bereits vor dem ersten Gruppenspiel estnische Fußballgeschichte geschrieben und die im Fußball nicht gerade erfolgsverwöhnte Bevölkerung hat ihrerseits die wahrscheinlich einmalige Möglichkeit, Superstars von morgen in ihren Stadien zu bewundern.
Sternchen von Heute – Stars von morgen
Viele heutige Topspieler gewannen ihre ersten internationalen Titel bei Nachwuchsendrunden wie diesen und unterstreichen somit immer wieder die hohe Qualität dieses Turniers und der sieben sich zu qualifizierenden Nationen, beziehungsweise die Attraktivität für die erwartungsvollen Zuschauer. Frisch gebackene Europameister wie Gerard Piquè und Sergio Ramos stemmten mit der U19-Auswahl bereits vor einigen Jahren den EM Pokal in den Nachthimmel, während sich Fernando Torres vor mittlerweile genau 10 Jahren damals wie heute neben dem Titelgewinn über die Trophäe für den besten Torschützen freuen durfte.
Große Vermarktungsunterschiede zwischen U-21 und U-19 Endrunden
Anders als bei der letztjährigen U21-Europameisterschaft in Dänemark, nimmt man in Tallinn exklusiv am Flughafen Werbeflächen für die Endrunde wahr. Sobald man diesen verlässt, deutet – abgesehen von den ausgeschmückten und ausgeflaggten Spielorten an sich- nichts mehr auf die Ausrichtung eines Finalturniers hin. Der betriebene Aufwand, die Organisation und Präsenz der beiden Veranstaltungen sind also in keinem Fall zu vergleichen. In Tallinn läuft alles in etwas kleineren Maßstäben ab, es gibt keine Werbeplakate, kein offizielles Motto, keine mobilen Shops und schon gar keine Fanzonen mit umfangreicher Bewirtung und Rahmenprogrammen in dem der gemeine Fußballfan auf Gleichgesinnte trifft und Erfahrungen ausgetauscht werden können.
Bei der freundlichen und begeisterungsfähigen estischen Bevölkerung würden Fanzonen selbst bei Menschen ohne ausgeprägtem Fußballinteresse mit Sicherheit Anklang finden und der pulsierenden Stadt einen weiteren, hoch frequentierten Veranstaltungsort bescheren. Die Verantwortlichen konzentrieren sich durch ihre Passivität also eher auf die Menschen, die sich sowieso schon für Fußball interessieren und schöpfen das Potential der (noch nicht) interessierten Bevölkerung nicht wirklich umfassend aus und überlassen es den Fans in den Familien und Freundeskreisen, neue Freunde des runden Leders zu akquirieren.
Stimmung in den Stadien
Trotz der nicht vorhandenen Werbemaßnahmen, zog der erste Auftritt der estnischen Auswahl gegen den Turniermitfavoriten Portugal über 6000 Personen an. Das Spiel ging nach einer einfachen und kurzen, aber traditionellen und stimmungsvollen Eröffnungsfeier zwar deutlich mit 0:3 verloren, aber der guten Atmosphäre in der schönen, neu renovierten A. Le Coq-Arena tat dies kaum einen Abbruch. In erster Linie freut man sich dabei zu sein und solche Gegner, die allesamt bei prominenten Teams in der B-Mannschaft spielen, oder sogar schon Erfahrungen in der Kampfmannschaft gesammelt haben, erleben zu dürfen. Während sich die eigene Mannschaft bis auf eine Ausnahme mit Spielern aus der eigenen Liga zusammensetzt, spielen die Nachwuchshoffnungen der Gruppengegner Spanien und Portugal bei nationalen und internationalen Topklubs.
Die Dichte an talentierten Jungspielern lockt zudem zahlreiche Scouts aus sämtlichen europäischen Ligen an. Für das erste Spiel des Tages, Kroatien gegen England kündigten sich Scouts von mehr als 60 europäischen Klubs an. Während es also in den Scoutingzonen recht eng werden konnte, verloren sich im restlichen Stadion knapp 1000 Leute.
Daniel Walter
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