Dicke Luft in Turin: Juventus mit historischer Heimpleite gegen Atalanta
Italien 11.März.2025 Andreas Nachbar

Ein Duell auf Augenhöhe erwarteten am Sonntag die Fans der Serie A, als Juventus Turin auf Tabellenplatz vier liegend den Tabellennachbarn Atalanta Bergamo (3.) empfing. Während Juventus Turin zumindest in der italienischen Serie A einen positiven Lauf hatte, mussten sie schon früh im Coppa Italia sowie in der Champions League die Fußballbühne verlassen. Gian Piero Gasperini aufseiten der Bergamasken reagierte vor dem Spiel auf das mäßige 0:0 gegen Abstiegskandidaten FC Venedig. Für den verletzten Stefan Posch und Charles de Ketelaere starteten Isak Hien und Raoul Bellanova von Beginn an. Doch das erwartete enge Spiel endete mit einer historischen Pleite für Juventus Turin.
Viel Ballbesitz, wenig Gefahr
Zunächst spürte man bei Juventus Turin das Selbstvertrauen, das ihnen die Serie von fünf Ligasiegen in Folge gab. So dauerte es nur bis zur 8. Spielminute, bis Khephren Thuram das erste Mal gefährlich vor dem Tor des amtierenden Europa-League-Siegers auftauchte. Sein Schuss ging aber knapp über den Querbalken. In der Folge tat sich die Mannschaft von Thiago Motta trotz großem Ballbesitzanteil (63 Prozent) schwer, gegen das kompakte 3-4-3-System der Bergamasken anzukommen. Besonders Leihspieler Randal Kolo Muani blieb mit lediglich 27 Ballkontakten weit unter seinen Möglichkeiten. Dem jungen Franzosen gelang bis zu seiner Auswechslung kein einziger Abschluss. Gasparinis Plan, mit Bellanova anstelle des offensiveren de Ketelaere von Beginn an einen stärkeren Fokus auf kompaktes Abwehrverhalten zu setzen, ging auf.
Bergamo erschien immer wieder mit dem schnellen Flügelstürmer Ademola Lookman und dem torgefährlichen Matteo Retegui vor dem Tor der Alten Dame. Letzterer brachte seine Mannschaft in der 29. Spielminute nach einem Handspiel des US-Teamspielers Weston McKennie auf die Siegerstraße. Mit 22 Treffern in der aktuellen Spielzeit führt Retegui die Torschützenliste der Serie A mit großem Vorsprung an. Kurz vor der Pause verhinderte Juventus-Keeper Michele di Gregorio mit zwei starken Paraden das zweite Gegentor. In der zweiten Hälfte war aber auch der starke Schlussmann machtlos. Zunächst brachte kurz nach der Pause der zentrale Mittelfeldakteur Marten de Roon den Ball im Winkel unter (46.), ehe Zappacosta in der 66. Minute auf 3:0 erhöhte. Den Schlusspunkt setzte Lookman zum 4:0. Mit diesem Endstand kassierte Juventus Turin die höchste Niederlage in der Serie A seit 1967. Bezeichnend für einen schwachen Auftritt von Juventus war es, dass Unglücksrabe McKennie sowie der viermal geschlagene Torhüter des italienischen Rekordmeisters die beste Leistung zeigten.
Atalanta träumt vom Scudetto
Während die Meisterschaft durch die sang- und klanglose Niederlage gegen die Bergamasken für Juventus in weite Ferne rückt, bleibt der Europa-League-Sieger der vergangenen Saison mit 58 Punkten weiter in Schlagdistanz zu Tabellenführer Inter Mailand (61 Punkte) und SSC Neapel (60 Punkte). Am kommenden Sonntag kommt es dann zum Aufeinandertreffen zwischen Arnautovic-Klub Inter Mailand und Stefan Poschs Atalanta Bergamo.
Auch wenn der letzte Erfolg gegen die Nerazzurri nahezu sechseinhalb Jahre zurückliegt und die letzten sieben Begegnungen allesamt an Inter gingen, dürfe man nie aufhören zu träumen, sagte Atalantas Erfolgscoach Gasperini verschmitzt. „Wir waren zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie im Rennen um den ersten Platz, man kann also nie wissen“, zeigt sich der Coach optimistisch. Auf die neutralen Zuschauer wartet in jedem Fall ein spannungsgeladenes Duell um die italienische Meisterschaft. Vielleicht gelingt dem 67-jährigen Trainer nach dem überraschenden Europa-League-Sieg der nächste unerwartete Coup.
Andreas Nachbar
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