In dieser Serie sollen die legendären EM-Momente ausgewählter Teilnehmermannschaften betrachtet werden. Wer waren die großen Spieler? Was waren die entscheidenden Momente? Was die großen Rückschläge? Zum Abschluss dieses mal Cruyffs Erben 1988 im Land des Erzrivalen.
Ein ganzes Land lechzt nach dem ersten großen Titel
Nach den großen holländischen Mannschaften der 70er mit Spielern wie Johan Cruyff oder Johan Neeskens, denen ein großer Titel verwehrt blieb, hatte Holland Ende der Achtziger wieder eine großartige Mannschaft beisammen. Namen wie Ruud Gullit, Frank Rijkaard und Marco van Basten standen für eine Spielergeneration, die den Vergleich mit dem 70er-Team nicht scheuen musste, war ihr Spielstil doch ähnlich attraktiv. Umso überraschender war deshalb die Tatsache, dass die Mannschaft sich für die WM 86 nicht qualifizieren konnte (kaum zu glauben aber wahr: Holland konnte sich seit 1980 für kein großes Turnier mehr qualifizieren). Man hatte bei der EM in Deutschland also einiges gutzumachen. Neben den großen Drei verfügte das Team von Trainer-Legende Rinus Michel mit Hans van Breukelen über einen starken Torhüter, während Spieler wie die Koeman-Brüder (Erwin und Ronald) ebenfalls für eine gute Defensive standen. Diese Mannschaft war wohl zu dieser Zeit neben Maradonas Argentinien das Beste, was der Weltfußball zu bieten hatte. Dementsprechend ging Holland als einer der Favoriten in das Turnier. Wäre da nicht das konstante Scheitern in den entscheidenden Momenten gewesen, das sich in den letzten 15 Jahren tief in der holländischen DNS festgesetzt zu haben schien.
Durchwachsene Gruppenphase lies Schlimmstes befürchten
In der Gruppe traf Holland auf die starke Mannschaft aus der UdSSR, den dieses Mal nicht besonders hochgehandelten Engländern und den krassen Außenseiter Irland. Die Gruppenphase sollte also, so erwartete es zumindest die Öffentlichkeit, ohne größere Schwierigkeiten überstanden werden – da irrte man sich aber gewaltig! Gleich im ersten Spiel gegen die UdSSR setzte es eine 0:1-Niederlage. Die gutorganisierte Mannschaft von Trainerfuchs Valeri Lobanowski ließ die Holländer ihre individuelle Klasse nicht entfalten und konnte dank eines Fernschusses von Wassili Raz das Spiel für sich entscheiden. Gegen England überzeugte „Oranje“ dann aber und gewann dank eines Dreierpacks von Marco van Basten, der im ersten Spiel für noch nicht fit befunden wurde, mit 3:1. Im letzten Spiel ging es gegen das Überraschungsteam aus Irland. Mit viel Leidenschaft und Kampf konnten die Männer von der grünen Insel gegen England mit 1:0 gewinnen und der UdSSR ein Unentschieden abtrotzen. Auch gegen Holland warfen die Iren alles an Kampfkraft in die Waagschale: Holland tat sich extrem schwer, konnte aber dank eines Tores durch den eingewechselten Wim Kieft in der 82. Minute das Spiel aber doch noch knapp mit 1:0 nach Hause bringen. Als Gruppenzweiter war man hinter der UdSSR für das Halbfinale qualifiziert- überzeugen konnte Holland jedoch bisher nicht wirklich.
Und täglich grüßt das Murmeltier – Halbfinale gegen Erzrivale Deutschland (BRD)
Aufgrund der Vorstellungen in der Gruppenphase war „Oranje“ gegen die Deutschen im Halbfinale nicht unbedingt der Favorit. Vor dem Spiel wurde das Aufeinandertreffen Jürgen Kohler gegen van Basten zum entscheidenden Duell hochstilisiert. Beide schenkten sich während der 90 Minuten nichts, sodass diese Begegnung zweier absoluter Topspieler dieser Zeit, in die Geschichtsbücher einging. Kohler spielte gegen den Weltklassestürmer eigentlich eine dementsprechende Weltklassepartie, da er den Mann vom AC Milan fast komplett aus dem Spiel nahm. Deutschland führte zudem seit der 55. Minute durch einen Elfmeter 1:0 – Lothar Matthäus behielt nach einem Foul an Jürgen Klinsmann die Nerven. Deutschland war auf der Siegerstraße. Entgegen aller Vorurteile kämpfte sich das Michels-Team in die Partie zurück. Im weiteren Verlauf des Spiels wurde Kohler dann zur tragischen Figur. Erst foulte er van Basten im Strafraum, was das 1:1 in der 74. Minute durch Ronald Koemans Elfmeter zur Folge hatte. Dann spielte Jan Wouters einen steilen Pass auf van Basten, der sich von seinem „Schatten“ lösen konnte und zum 2:1 in der 88. Minute vollendete. Ein Treppenwitz der Fußballgeschichte: Gerade als alle bereits mit einer Verlängerung rechneten, bewies die „Elftal“ jenen Killerinstinkt, der normaler weise Deutschland attestiert wird. Holland konnte sich von seinem „Albtraum“ Deutschland befreien und stand im Finale der EM 1988.
Revanche für die Gruppenphase und das Ende eines Traumas – Das Finale gegen die UdSSR
Die UdSSR hatte sich im Halbfinale mehr als beeindruckend mit 2:0 gegen Italien durchgesetzt. In diesem Spiel war die extrem kompakte Mannschaft um Weltklassekeeper und Kapitän Rinat Dassajew, sowie den beiden anderen Hauptdarstellern Igor Belanow und Alexej Michailitschenko, den Italienern haushoch überlegen gewesen. Das Team von Trainer Lobanowski galt, auch dank des Sieges in der Gruppenphase, als Favorit. Pikanter weise fand das Finale in München statt, also dem Ort der wohl größten Niederlage des niederländischen Fußballs: dem WM-Finale 74. Dementsprechend motiviert war man im Lager der „Oranje“, sich endlich Genugtuung für dieses schmerzliche Ereignis zu verschaffen.
Holland kam sofort ins Spiel und übernahm ohne Umschweife die Kontrolle. Völlig verdient erzielte Kapitän Ruud Gullit dann auch in der 33. Minute das 1:0. Dies war gleichzeitig auch das Halbzeitergebnis. In der zweiten Hälfte durften die rund 72.000 Zuschauer in der 54. Minute ein Stück Fußballgeschichte bestaunen: Hollands Mittelfeldspieler Arnold Mühren spielte eine genau getimte Flanke über das gesamte Feld und fand in van Basten den gewünschten Abnehmer. Dieser schoss in absoluter Weltklassemanier den Ball Volley von der rechten Strafraumseite aus fast unmöglichem Winkel unter die Latte. Einer der legendärsten und schönsten Treffer aller Zeiten! Trotz dieser Demonstration fußballerischer Extraklasse kam die UdSSR nun besser ins Spiel. Die Partie drohte aus Sicht der Holländer jedoch nochmals spannend zu werden. Bei einem von ihm selbstverschuldeten Elfmeter blieb Torwart van Breukelen aber gegen Belanow Sieger. Dies war der endgültige Genickschlag für die „Sbornaja“ – Holland holte ausgerechnet in Deutschland seinen ersten großen Titel!
Ral, abseits.at
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