Nachdem sich der andere Gastgeber aus Polen vor dem Turnier kämpferisch präsentiert, ist es um die Ukraine derzeit noch ziemlich ruhig. In diversen Testspielen,... Disziplin, Kampfkraft, Flexibilität – und dennoch ist die Ukraine in Gruppe D klarer Außenseiter!

Nachdem sich der andere Gastgeber aus Polen vor dem Turnier kämpferisch präsentiert, ist es um die Ukraine derzeit noch ziemlich ruhig. In diversen Testspielen, so auch beim knappen 2:1-Sieg über Österreich beim Debüt von Marcel Koller, konnte man nicht hundertprozentig überzeugen – vornehm ausgedrückt. Doch das Team rund um Bayern-Mittelfeldspieler Anatoly Tymoshchuk mausert sich mit Disziplin und Teamgeist, sowie taktischer Flexibilität zu einem unangenehmen Gruppengegner für England, Frankreich und Schweden.

Teamtrainer Oleg Blochin war vor gar nicht allzu langer Zeit noch auf der mühsamen Suche nach der richtigen Mischung für die „Schowto-blakytni“. Doch in nur 13 Monaten Amtszeit vollbrachte der Teamchef ein kleines Wunder. Zu Beginn seiner Zeit als Coach war die Ukraine noch Kanonenfutter, ging etwa gegen Frankreich (1:4) und Tschechien (0:4) unter, verlor auch Spiele gegen Schweden (0:1) und Uruguay (2:3). Nach guten Auftritten im Oktober (Siege über Bulgarien und Estland), brachten ein 3:3 gegen Deutschland und der Last-Minute-Sieg gegen Österreich die Wende. Nun verfügt Blochin über eine hungrige, ausgeglichene Mannschaft, auf der einige Akteure verschiedene Positionen bekleiden können, was den internen Konkurrenzkampf und auch die Wahl des (spontan) zu spielenden Systems knifflig macht.

Übersicht über den Kader der Ukraine:

Torhüter: Maksym Koval (Dynamo Kiev), Andriy Pyatov (Shakhtar Donetsk), Oleksandr Goryainov (Metalist Kharkiv)

Abwehr: Evgen Selin (Vorskla Poltava), Evgen Khacheridi (Dynamo Kiev), Oleksandr Kucher (Shakhtar Donetsk), Taras Mykhalik (Dynamo Kiev), Yaroslav Rakitskiy (Shakhtar Donetsk), Bogdan Butko (FK Illichevets Mariupol), Vyacheslav Shevchuk (Shakhtar Donetsk)

Mittelfeld: Anatoly Tymoshchuk (FC Bayern München), Denis Garmash (Dynamo Kiev), Oleksandr Aliev (Dynamo Kiev), Oleg Gusev (Dynamo Kiev), Ruslan Rotan (Dnipro Dnepropetrovsk), Evgen Konoplyanka (Dnipro Dnepropetrovsk), Sergiy Nazarenko (Tavriya Simferopol)

Angriff: Andriy Shevchenko (Dynamo Kiev), Andriy Voronin (Dinamo Moskau), Andriy Yarmolenko (Dynamo Kiev), Artem Milevsky (Dynamo Kiev), Evgen Seleznev (Shakhtar Donetsk), Marko Devic (Metalist Kharkiv)

Trainer: Oleg Blochin

Die Torhüter

Wenig überraschend wurde vor dem Turnier Metalurg-Donetsk-Keeper Oleksandr Bandura nach Hause geschickt. Metalist-Kharkiv-Torhüter Oleksandr Goryainov gilt auch bei seinem Klub als Unsicherheitsfaktor und die Zeit des 19-jährigen Dinamo-Kiev-Supertalents Maksym Koval ist noch nicht gekommen. Die logische Nummer Eins der Ukraine bei der Heim-Europameisterschaft ist somit der Schlussmann des Meisters Shakhtar Donetsk – Andriy Pyatov. Und das obwohl der 27-Jährige verletzungsbedingt fast die gesamte Ligasaison verpasste und beim 4:0-Testspielsieg der Ukrainer über Estland sein Comeback im Team nach elf Monaten Abstinenz gab. Doch auch Pyatov ist nur eine Ersatzlösung, denn der 37-jährige Routinier Oleksandr Shovkovsky fällt aufgrund einer Schulterverletzung bis Juli aus. Pyatov verkörpert typische Torhütertugenden, zeigt gute Paraden und bewies sich immer wieder als Elferkiller, allerdings ist der Shakhtar-Keeper kein außergewöhnlicher Fußballer und ist auch aufgrund seiner mangelnden Strafraumbeherrschung kein internationaler Klassemann.

Die Innenverteidigung

Schmerzhaft könnte sein, dass der Ex-Barcelona-Legionär Dmytro Chygrynskiy (25) seit über zehn Monaten mit körperlichen Problemen zu kämpfen hat und deshalb nicht an der Heim-EM teilnehmen wird. Aber die Vorzeichen für die ukrainische Innenverteidigung haben sich ohnehin geändert, denn von Vizemeister Dynamo Kiev kommen plötzlich zwei Facetten hinzu, mit denen vor der EM noch kaum jemand rechnete. So spielte der 196cm große 9-fache Teamspieler Evgen Khacheridi (24) eine tolle Rückrunde für Dynamo und dürfte mit dem etablierten Yaroslav Rakitskiy bereits gleichauf sein. Khacheridi ist kein sonderlich moderner Innenverteidiger, dafür aber sehr athletisch und gut in direkter Manndeckung.

Bulligere Attribute bringt Taras Mykhalik (28) mit, der zwar immer wieder zum Nationalkader gehörte, sich aber nie dauerhaft durchsetzen konnte und auch als extrem verletzungsanfällig gilt. Etwas überraschend rutschte er nach einer Saison, in der er nur siebenmal in Ligaspielen zum Einsatz kam, nun in den EM-Kader und könnte ebenfalls Druck auf die anderen Innenverteidiger ausüben. Mykhalik ist äußerst diszipliniert, taktisch clever und zweikampfstark. Wie einige seiner Konkurrenten auf der Position des Innenverteidigers ist jedoch auch er kein Spieler, der ein Spiel auf internationalem Level aufbauen kann.

Dies kann am ehesten der bereits erwähnte Yaroslav Rakitskiy (22), der bei Shakhtar Donetsk in der Innenverteidigung gesetzt ist, als torgefährlich und technisch stark gilt. Zwar ließ Blochin mit der Wahl seiner Innenverteidiger zuletzt ein wenig aufhorchen – vor allem weil Mykhalik trotz seiner fehlenden Spielpraxis einen hohen Status im Team genießen dürfte – aber normalerweise sollte Rakitskiy klar und deutlich gesetzt sein. Er ist in seiner aktuellen Form der beste Abwehrspieler der ukrainischen Auswahl.

Und dann wäre da noch der etwas biedere Oleksandr Kucher (29), der zwar ähnlich wie Mykhalik immer wieder mit taktischer Disziplin glänzt, aber auch den Ruf eines Kettenhundes hat und nicht viel zum Spiel beiträgt. Obwohl Kucher eine solide Saison spielte und zum Meisterteam von Shakhtar Donetsk gehörte, hätte man durchaus darüber nachdenken können, einen facettenreicheren Innenverteidiger vom Stile eines Chyrgynskiy zur EM mitzunehmen. Nach momentanem Stand der Dinge sollte die Innenverteidigung daher aus Rakitskiy und Khacheridi bestehen, wobei die Ukraine insofern flexibel ist, als dass mittlerweile auch Anatoly Tymoshchuk als guter Innenverteidiger bekannt sein sollte. Dieser wird jedoch definitiv in erster Linie im defensiven Mittelfeld benötigt.

Die rechte Verteidigung

Auf der Position des rechten Verteidigers scheint es aktuell sehr wahrscheinlich, dass Oleg Blochin eine Sicherheitsvariante mit Oleg Gusev (29) wählt. Der Dynamo-Kiev-Stammspieler kommt mit wenigen Ausnahmen nur auf der rechten Seite zum Einsatz – allerdings im Mittelfeld des Vizemeisters, bei dem ansonsten der Brasilianer Danilo Silva in der rechten Verteidigung gesetzt ist. Gusev spielt grundsätzlich einen eher defensiveren Part, als sein einziger Konkurrent für die Position des Rechtsverteidigers, wird aber auch angesichts seiner technischen Sicherheit und 70 Länderspielen im Gepäck die Nummer Eins auf dieser Position sein.

Interessanter wäre es allerdings, wenn Blochin auf Bogdan Butko (21) setzen würde. Der moderne Außenverteidiger gehört Shakhtar Donetsk, war zuletzt an Illichevets Mariupol ausgeliehen und spielte letztes Jahr eine starke U21-EM in Dänemark. Butko ist im Gegensatz zu Gusev ein Spieler, der die gesamte Außenbahn ausnützt, seinen Schwerpunkt sehr hoch anlegt und Spiel für Spiel einen hohen Aktionsradius abspult ohne sich dabei zu weit in die Zentrale fallen zu lassen. Während seine Fähigkeiten im Zweikampf eher gegen ihn sprechen, sprächen seine enorme Schnelligkeit und Explosivität auf den ersten Metern für die Nachwuchshoffnung.

Die linke Verteidigung

Evgen Selin (24) ist einer der großen Aufsteiger im ukrainischen Team. Der Linksverteidiger – gelernter Innenverteidiger – war bei Metalist Kharkiv nur Ersatz, blühte jedoch bei Vorskla Poltava auf und war damit maßgeblich an den überraschenden Erfolgen des Teams beteiligt. Selin ist ein laufstarker, modern ausgerichteter Außenverteidiger, der seinen Schwerpunkt etwas höher ansetzt als Gusev auf der anderen Seite.

So schaffte es Selin immerhin den routinierten Vyacheslav Shevchuk (33) aus dem Team zu spielen. Shevchuk ist zwar bei Shakhtar Donetsk auch nur noch Ergänzungsspieler, dennoch verfügt er über weit mehr internationale Erfahrung und wäre im Vergleich zu Selin die defensiv sicherere Variante. Anders als auf der rechten Seite wählt Blochin hier jedoch die modernere Option, auch um die offensiven Stärken des Evgen Konoplyanka noch mehr zu unterstützen.

Das defensive Mittelfeld

Auf der Position des „6ers“ ist unabhängig vom praktizierten System Bayern-Legionär Anatoly Tymoshchuk (33) gesetzt. Kein anderer Spieler im Kader versteht es so gut das Tempo im Mittelfeld zu regulieren wie Tymoshchuk und in den letzten Monaten lief er auch bei den Bayern wieder zu der Form auf, die ihn einst bei Zenit St.Petersburg auszeichnete. Tymoshchuk ist ein echter Chef im Mittelfeld und die tragende Figur im Umschaltspiel der Ukrainer. Zudem ist er defensiv und offensiv stets eine große Hilfe bei Standardsituationen und gilt als absoluter Musterprofi.

Für den Fall, dass Tymoshchuk im Laufe der EM seine Position wechseln muss (etwa in die Innenverteidigung) gibt es mit Denis Garmash (22) und Ruslan Rotan (30) zwei Backups. Garmash ist dabei der flexiblere der beiden Spieler, da er das Box-to-Box-Konzept beherrscht und auch hoch, also weit in der gegnerischen Hälfte, keine Zweikämpfe scheut. Rotan hat jedoch die besseren Chancen auf einen Einsatz, zumal er bereits 55 Länderspiele auf dem Buckel hat und als Spieler gilt, der vor allem die Defensive verlässlich schließt. Er ist damit die einzige echte zusätzliche Option für Blochin, wenn es darum geht die defensive Mittelfeldzentrale konsequent dicht zu machen.

Das zentraloffensive und rechte Mittelfeld

Die beiden Positionen im zentralen und rechten Mittelfeld, die sich vor Tymoshchuk tummeln, werden voraussichtlich zwei flexible Offensivspieler von Dynamo Kiev übernehmen. Die besten Karten für einen Einsatz auf der rechten Mittelfeldposition hat Andriy Yarmolenko (22), der im Klub drei verschiedene Positionen spielt. Hauptsächlich kommt er im linken Mittelfeld zum Einsatz, dazu auch rechts oder als Stürmer. Seine Stärken hat der dynamische Techniker im 1-gegen-1 mit seinen Gegnern, was ihn zu einem gefürchteten Gegenspieler in Systemen wie 4-2-3-1, 4-3-3 oder im verschwimmenden ukrainischen 4-1-3-2 bzw. 4-1-4-1 macht. Vor allem unter Blochin kam Yarmolenko im Nationalteam in Fahrt und dürfte ein fixer Bestandteil der ukrainischen Elf bei der EM werden.

Zentral offensiv hat Oleksandr Aliev (27) die größten Chancen auf Einsätze, auch weil Blochin auf seine technische Art Fußball zu spielen „steht“. Zudem ist aktuell eine gute Zeit um Aliev zu forcieren, denn nach einem schweren Jahr 2011 fand er zuletzt seine Form wieder und spielte eine gute Rückrunde für Dynamo. Außerdem ist Aliev ein ausgezeichneter Fernschütze – womöglich einer der Besten Osteuropas – und so immer für ein spektakuläres Tor gut. Weiters ist Aliev trotz seiner geringen Körpergröße von 172cm ein guter Zweikämpfer und aufgrund seiner Positionstreue ein verlässlicher Spieler auf der 8er-Position, auf der angesichts des hängenden Stürmers, mit dem die Ukraine agiert, ein ebensolcher Spieler gebraucht wird.

Die Alternative für beide Spieler ist der routinierte Sergiy Nazarenko (32) von Tavriya Simferopol. Das Dnipro-Urgestein spielt bereits seit neun Jahren im Nationalteam und war stets ein verlässliches Backup bzw. lange Zeit auch Stammspieler. Nachdem er bei Dnipro in seinen letzten beiden Saisonen immer wieder auf die Bank verbannt wurde, avancierte er bei Tavriya wieder zum Führungsspieler und erzielte acht Tore in 28 Ligaspielen, wobei er vor allem mit Technik, guten Tempowechseln und starken Standards überzeugen konnte.

Das linke Mittelfeld

Der „Upcoming Star“ des ukrainischen Nationalteams ist auf der linken Seite gesetzt: Evgen Konoplyanka (22) ist der Grund dafür, dass Spieler wie Andriy Yarmolenko nicht auf ihrer angestammten Position spielen dürfen. Der 17-fache Teamspieler von Dnipro Dnepropetrovsk spielte zuletzt so dominant, dass er der wohl wichtigste Offensivakteur einer sehr ausgeglichenen Mannschaft ist. Konoplyanka verfügt über eine enorm enge Ballführung und außergewöhnliche technische Fähigkeiten. Sowohl in der Liga, als auch beim Nationalteam spielt er regelmäßig seine Gegner schwindelig und bleibt dabei trotzdem ideenreich. Mal zieht er zur Mitte, mal sucht er den Weg zur Grundlinie – und torgefährlich ist der 176cm große Tricksler auch noch! Also unbedingt ein Auge auf den 22-Jährigen werfen, denn er könnte zu einem Shooting Star des bevorstehenden Turniers werden.

Die hängende Spitze

Grundsätzlich ist das System der Ukrainer ein 4-1-3-2, allerdings spielt einer der beiden Stürmer einen höchst taktischen Part und lässt sich zur Unterstützung von Yarmolenko, Aliev und Co. immer wieder zurückfallen. Zur Freude von Teamchef Blochin kam nun einer von zwei Legionären, der routinierte Andriy Voronin (32) rechtzeitig vor der EM in Form. Der ehemalige Liverpool- und Leverkusen-Stürmer profitiert davon, dass er bei Dinamo Moskau in einem 4-4-2-System eine ähnliche Position einnimmt, wie er es im 4-1-3-2-System der Ukrainer machen kann. Er lässt sich quasi auf eine „10er“-Position zurückfallen und erzeugt dadurch ein massiveres Mittelfeld. Voronin ist aufgrund seiner Physis, Durchschlagskraft und vor allem großen Routine ideal für diese Position geeignet.

Dies geschieht etwas zum Leidwesen eines anderen Spielers: Eigentlich wäre diese Position auch für Dynamo-Kiev-Goalgetter Artem Milevskiy (27) geeignet. Doch der flexible, 190cm große Offensivmann ließ in den letzten etwa 1 ½ Jahren ein wenig mit dem Toreschießen aus und senkte seinen Schnitt um etwa 30%. Voronin hingegen fügte sich bei Dinamo Moskau blendend ein und erzielte in der laufenden Saison 15 Saisontore, wodurch er nun die besseren Chancen auf Einsätze hat.

Altmeister Andriy Shevchenko (35) ist noch ein zusätzliches As im Ärmel von Oleg Blochin, allerdings dürfte das Turnier eher eine Abschiedsvorstellung für ihn sein. Der große Altstar des ukrainischen Fußballs ist bei der EURO 2012 ein „Mann für 30 Minuten“.

Der Angreifer

Im Sturm darf man sich auf Marko Devic (28) freuen. Der gebürtige Serbe hatte zu Saisonbeginn 2011 mit Verletzungen zu kämpfen und arbeitete sich nur mühsam an die Startelf von Metalist Kharkiv heran. Im November explodierte er jedoch förmlich, was auch Marcel Koller und das ÖFB-Team bereits zähneknirschend akzeptieren mussten: Devic erzielte im letzten Testspiel der Ukraine gegen Österreich das Siegtor in der Nachspielzeit. Insgesamt erzielte Devic in den letzten sieben Monaten 15 Pflichtspieltore und ist damit an vorderster Front der große Hoffnungsträger seines Teams. Nach der Europameisterschaft wechselt er zu Meister Shakhtar Donetsk, wo man sich von seinem Torriecher und seinem starken Antizipations- und Durchsetzungsspiel einiges erwartet. Ein Marko Devic in guter Tagesverfassung könnte der Ukraine auch in Rückwärtsbewegung zusätzliche Leistungsprozente bescheren. Denn neben Voronin gäbe es auch noch den „falschen 9er“ Devic, der aufopferungsvoll nach hinten arbeitet und keinen Ball verloren gibt.

Auch Devics Ersatzmann kann sich sehen lassen: Zwar war Evgen Seleznev (26) heuer bei Shakhtar Donetsk nur Ersatzspieler – 13 Ligaspiele von Beginn an, 10 Einwechslungen – trotzdem brachte es der durchschlagskräftige Strafraumstürmer auf 14 Saisontore.

Das flexible System der Ukraine

Nominell ist das System der Ukrainer ein 4-1-3-2, aber im Falle von Oleg Blochins sich findender Mischung aus Flexibilität und Disziplin kann man es je nach Ausrichtung und Spielsituation auch als 4-4-2, 4-1-4-1 oder in speziellen Fällen gar als 4-3-3 auslegen. Wir lassen zu den möglichen Varianten Bilder bzw. Zeichnungen sprechen (Anklicken zum Vergrößern):

Die Grundausrichtung des ukrainischen Systems

In Rückwärtsbewegung ziehen die äußeren Mittelfeldspieler weiter nach innen, um besser von innen nach außen verteidigen zu können. Die hängende Spitze und Aliev machen die Mitte zu, Devic versucht ebenfalls gegebenenfalls hinter den Ball zu kommen.

Die offensivste Variante des ukrainischen Systems: Voronin fungiert als offensive Bezugsstelle für alle anderen Offensivpositionen, Yarmolenko und Konoplyanka verlassen die Grundlinie und suchen den Weg zur Mitte, wie sie es auch bei ihren Klubs erfolgreich praktizieren. Es entsteht ein verschwimmendes 4-3-3-System. In derartigen Situationen sind die Ukrainer äußerst anfällig auf Konter, vor allem, wenn der Gegner Diagonalpässe spielt und so schnell die Seiten wechselt. Auf den Flügeln öffnen sich Räume, auch weil die beiden Außenverteidiger sehr asymmetrisch agieren.

Was darf man von der Ukraine erwarten?

Gastgeberländer sind immer für Überraschungen gut und die Ukraine verfügt über einige gute Fußballer – mit Evgen Konoplyanka sogar über einen außergewöhnlichen auf einem wichtigen Sattelpunkt seiner Entwicklung. Allerdings ist die Generation, die die Ukraine bei dieser EM vertritt dennoch eine etwas Ungünstige. Die Gelb-Blauen hatten in der Vergangenheit schon klar bessere Mannschaften und auch wenn Disziplin und Taktik derzeit greifen, wird es für das Team mit nur zwei Legionären sehr schwer werden, die Gruppenphase zu überstehen. Es fehlt einerseits an individueller Klasse, andererseits sind große defensive Mängel zu befürchten, wenn es gegen stärkere Teams geht. Und die Teams in Gruppe D sind auf dem Papier nun mal allesamt stärker als die Ukraine… sollten die Gastgeber frühzeitig ausscheiden, wird es jedoch sicher nicht an mangelndem Einsatz liegen.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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