Früher als gedacht verkündete Bundestrainer Joachim Löw am 29.05., dass Marc-Andre ter Stegen, Sven Bender, Julian Draxler und Cacau nicht im endgültigen EM-Aufgebot stehen. Mit der Nichtnominierung dieser vier Spieler sorgt der Bundestrainer für keine sonderlich großen Überraschungen.
Marc-Andre ter Stegen. Auch wenn aus dem deutschen Lager schon fleißig dementiert wurde, scheint es jedoch klar, dass der junge Keeper aufgrund seines katastrophalen Auftritts im Testspiel gegen die Schweiz nicht nominiert wurde. Hörte man aus den verschiedenen Trainingslagern in den letzten Wochen doch vor allem positive Meldungen in Bezug auf die Trainingsleistungen des jungen Gladbachers. Das Auftauchen von ter Stegen in der Startelf für das Spiel gegen die Schweiz schien darauf hinzuweisen, dass Löw den Torhüter auf seine Tauglichkeit in Sachen internationale Spiele testen wollte. Der Gladbacher schien schon zu Beginn ungewohnt nervös und war an mindestens zwei Toren nicht unbeteiligt. Die sichere Ausstrahlung und die Abgeklärtheit, die den 20-Jährigen normalerweise auszeichnet, schien vollkommen abhanden gekommen zu sein. Folglich bestand ter Stegen den endgültigen Test nicht. Die Zukunft im deutschen Tor gehört jedoch ohne Zweifel dem Gladbacher, der aus dieser Erfahrung nur lernen kann.
Sven Bender. Die Nichtnominierung des Dortmunders ist keine große Überraschung. Auf seiner Position, dem defensiven Mittelfeld, herrscht einfach ein Überangebot an guten Spielern. Zudem wurde ihm wohl sein schlechter Fitnesszustand und die fehlende Spielpraxis aufgrund einer Seuchensaison zum Verhängnis, sodass Löw nichts anderes übrig blieb, als den letzte Saison noch überragenden Bender für die EM zu streichen. Die beiden direkten Konkurrenten, Bruder Lars und Mannschaftskamerad Ilkay Gündogan, präsentierten sich eindeutig fitter. Für Gündogan spricht, dass er im letzten Saisondrittel einer der herausragenden Spieler bei den Westfalen war und einen erheblichen Anteil am Doublegewinn hatte. Benders Zwillingsbruder Lars konnte diese Saison im Mittelfeld von Leverkusen einen Stammplatz ergattern und war auf der „Sechs“ der einzige gesetzte Akteur bei Bayer. In einer verkorksten Leverkusener Saison war Lars Bender einer der wenigen Gewinner und bekommt nun verdientermaßen die Chance, sich bei einem großen Turnier zu beweisen. Für seinen Bruder Sven wird die Welt nun sicherlich nicht unter gehen. Er sollte sich nun darauf konzentrieren, schnell wieder zu hundert Prozent fit zu werden und nächste Saison seinen verlorenen Stammplatz bei der Borussia zurück zu erobern. Das Zeug dazu hat der junge Mittelfeldspieler allemal.
Julian Draxler. Von Anfang an schien klar, dass der junge Schalker vor allem aufgrund dessen nominiert wurde, um im Kreis der Nationalmannschaft Erfahrung zu sammeln und einen zusätzlichen Motivationsschub für die weitere Ausbildung seines großen Potenzials zu erhalten. Der offensive Mittelfeldmann konnte in den Trainingslagern und im Testspiel gegen die Schweiz durchaus überzeugen und bewies Löw damit, dass er in Zukunft eine weitere Alternative im sowieso schon hochkarätig besetzten offensiven Mittelfeld haben wird. Eben jene hochkarätige Konkurrenz gab dann auch den Ausschlag, dass der angehende Fachabiturient zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Rolle spielt. Draxler ist ein aufgeweckter Junge, dem diese Tatsache sicherlich bewusst war und der nun aufgrund der Nichtnominierung nicht allzu enttäuscht sein dürfte.
Cacau. Auf den ersten Blick könnte man Löw mit dem Streichen des Stuttgarters einen gewissen Mut zum Risiko attestieren, setzt der Bundestrainer doch nominell mit Miroslav Klose und Mario Gomez nur auf zwei etatmäßige Stürmer. Jedoch ließ Löw in den vergangenen Wochen schon durchblicken, dass er mit Marco Reus als zusätzlichen Stürmer plant. Der Neu-Dortmunder hat diese Rolle in der vergangenen Saison bei Gladbach bereits exzellent ausgefüllt und scheint für Löw auf dieser Position eine echte Alternative zu sein. Mit Reus im Sturmzentrum hätte die Nationalmannschaft eine taktische Variante mehr im Portfolio. Man würde mit dem Ex-Gladbacher vorne fast ein Barcelona-artiges System ohne echten Mittelstürmer spielen, das im Angriffsspiel unglaublich variabel wäre. All diese Überlegungen und Cacaus Verlust seines Stammplatzes beim VfB dürften zu der Nichtnominierung geführt haben. Im Gegensatz zu den drei anderen „Ausgeschlossenen“, dürfte Cacaus Karriere in der deutschen Nationalmannschaft damit wohl vorbei sein.
Ral, abseits.at
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