Heute um 20:45 Uhr wird das erste Halbfinale der Europameisterschaft angepfiffen. In der Donbass Arena von Donezk treffen im iberischen Duell Portugal und Spanien aufeinander. Die Statistik spricht klar für den amtierenden Welt- und Europameister – seit 27 EM-Spielen ist man ungeschlagen –, doch die Portugiesen vertrauen voll und ganz auf ihren Kapitän und Superstar Cristiano Ronaldo.
Portugal – Spanien
Mittwoch, 20:45 Uhr | Donbass Arena | Schiedsrichter Cüneyt Çakır (Türkei)
Portugals Flankenspiel
Bei der Selecção steht und fällt das Spiel mit dem Star von Real Madrid. Insgesamt 148 Pässe empfing Cristiano Ronaldo bereits und kein anderer Spieler schoss während der laufenden Endrunde öfter aufs Tor (7,5 Mal pro Spiel). Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einer Vielzahl an vergebenen Chancen fand der 27-Jährige in den letzten beiden Spielen wieder in die Spur. Sowohl gegen die Niederlande als auch Tschechien erzielte Ronaldo die entscheidenden Treffer. Generell ist das Spiel der Portugiesen extrem flügellastig: 34% der Angriffe laufen über die linke, 38% über die rechte Seite. Im Schnitt 27 Hereingaben von den Seiten hagelte es bisher für die Gegner pro Spiel – der Höchstwert aller Teilnehmer. Vom dominierenden Spielstil früherer Tage ist Teamchef Paulo Bento mittlerweile abgerückt. Unter dem 43-Jährigen spielt der Ballbesitz nur eine untergeordnete Rolle, 45,5% durchschnittlicher Ballbesitz bedeuten, dass nur fünf Mannschaften weniger haben. Hingegen kann keine Mannschaft mehr Konterchancen vorweisen (6).
Spaniens Kombinationsspiel
Völlig konträr stellt sich das Spiel der spanischen Auswahl dar. Zwar pflegt man unter Vicente del Bosque den ergebnisorientierten Fußball, dennoch dominiert man Ball und Gegner. Auf ganze 67,5% Ballbesitz pro Spiel kommt die Furia Roja, bringt zu dem die meisten Pässe an (89,6%). Mit dem aktuellen Stil ziehen die Spanier aber keinesfalls die Sympathien der Zuschauer auf sich. Als langweiliges Ballgeschiebe wird ihr Spiel mittlerweile bezeichnet. Diese ballkontrollierende Spielphilosophie ist aber aus defensiver Sicht eine extrem gute Strategie, bisher 28 Torschüsse ließ Spanien nämlich erst zu. Die große Frage wird daher sein, ob und wie Portugal die Kombinationen unterbinden kann. Diese laufen nämlich phasenweise so schnell ab, dass viele Gegner Probleme haben um in die Zweikämpfe zu kommen.
Entscheiden die Flügel?
Vor allem im Zentrum verfügt Spanien mit Busquets, Xabi Alonso und Xavi über extrem ballsichere Spieler, dazu kommen Iniesta und Silva auf den Seiten und gegebenenfalls Fabregas als falscher Neuner im Sturmzentrum. Damit erwartet Portugals Mittelfeldzentrale viel Arbeit. Die bisherigen Aufgaben erfüllte das Trio ausgezeichnet. Im ersten Gruppenspiel nahm Miguel Veloso Deutschlands Spielmacher Mesut Özil aus dem Spiel, während sich Joao Moutinho und Raul Meireles um die Doppelsechs kümmerten. Allerdings fehlt es den dreien an spielgestalterischen Fähigkeiten, was gegen Spanien aber nicht allzu groß ins Gewicht fallen sollte. Diese sind nämlich vor allem auf den Flanken verwundbar. Linksverteidiger Jordi Alba und mit Abstrichen Iniesta sind die einzigen Spieler, die für Breite sorgen. Diese Ausrichtung spielte zum Beispiel Italien in die Karten: Immer wieder attackierten die Azzurri die Räume hinter den aufrückenden Außenverteidiger. Nachdem sowohl Ronaldo als auch Nani kaum ins Defensivspiel eingebunden sind und vorne auf Pässe warten, könnte das der entscheidender Faktor sein – hinzu kommt, dass die Außenverteidiger Joao Pereira und Fabio Coentrao ebenfalls über ausgereifte Offensivfähigkeiten verfügen.
Die Aufstellungen
Nennenswerte Änderungen in den Startaufstellungen dürfen nicht erwartet werden. Aufseiten Portugals wird Mittelstürmer Helder Postiga ausfallen, der sich im Viertelfinale gegen Tschechien eine Oberschenkelverletzung zuzog. Ersetzen könnte ihn Besiktas-Angreifer Hugo Almeida. Eine weitere Alternative stellt Nelson Oliveira dar. Der 20-Jährige wurde in allen Gruppenspielen eingesetzt, ist vom Spielertyp Almeida relativ ähnlich. Bei Spanien ist bis auf die Stürmerposition ebenfalls alles fix. Gegen Italien und Frankreich startete Fabregas, was Einbußen in der Spieltiefe aber ein Übergewicht im Mittelfeldzentrum bedeutete. Torres hingegen stand gegen Irland und Kroatien in der Startelf.
axl, abseits.at
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Alexander Semeliker
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