Am zweiten Spieltag trafen einander Griechenland und Tschechien zum Stelldichein. Die Griechen erreichten im ersten Spiel gegen Polen zu Zehnt ein 1:1, der Gegner... 2:1 über Griechenland: Topbeginn bringt Tschechien ins Aufstiegsrennen

Am zweiten Spieltag trafen einander Griechenland und Tschechien zum Stelldichein. Die Griechen erreichten im ersten Spiel gegen Polen zu Zehnt ein 1:1, der Gegner kam gegen die groß aufspielenden Russen unter die Räder. Die Tschechen boten eine Topleistung zu Beginn des Spiels, brachten aber das Spiel wegen eines Cech-Patzers nur knapp, aber doch, über die Zeit.

Umstellungen gegenüber dem ersten Spieltag

Tomas Hübschman stand bei den Tschechen statt Rezek in der Startelf, Petr Jiracek rückte aus der Zentrale an den rechten Flügel. David Limbersky begann links außen, Michal Kadlec dafür in der Innenverteidigung. Der schwache Hubnik musste auf die Bank, damit sollte der Verteidigung mehr Sicherheit gegeben werden. Die Griechen wiederum mussten auf mehreren Positionen umstellen. Statt Avraam Papadopoulos und Sokratis Papastathopoulos liefen Kyriakos Papadopoulos sowie Kostas Katsouranis in der Innenverteidigung auf, Georgios Fotakis ersetzte Maniatis im rechten Mittelfeld, der diesmal zentral auflief. Georgios Samaras begann zentral, Dimitrios Salpingidis, Torschütze im ersten Spiel, durfte rechts offensiv beginnen, Kostas Fortounis links. So schickte Tschechen-Trainer Michal Bilek wieder ein 4-2-3-1 aufs Feld, Fernando Santos ein defensives 4-3-3, das mehr wie ein 4-5-1 anmutete.

Das 1:0 nach wenigen Sekunden

Ein toller Pass von Tomas Hübschman eröffnete das Spiel nach nicht einmal drei Minuten mit einem Tor. Die Griechen hatten den Ball in der Vorwärtsbewegung verloren und der Shakhtar-Legionär schaltete blitzschnell. Petr Jiracek sprintete aus der Tiefe Richtung letztem Angriffsdrittel und konnte den Pass perfekt verarbeiten. Jose Holebas schaute sich das Tor aus nächster Nähe an, ging viel zu spät mit seinem Gegenspieler mit. Die griechische Innenverteidigung war noch indisponiert, ein Spiel auf Abseits ist in so einer Situation, in der es innerhalb von Sekunden von Angriff auf Verteidigung umzuschalten gilt, fast unmöglich. Der Pass von Hübschmann, gepaart mit der Gedankenschnelle und Antizipationsfähigkeit von Jiracek ermöglichten den Treffer. Und obwohl die Abwehr frisch zusammengewürfelt war, machte das in so einer Situation wohl wenig Unterschied.

Und das 2:0 gleich oben drauf

Das zweite Tor war ein perfektes Beispiel, wie moderne Außenverteidiger mit nach vorne gehen müssen. Theodor Gebre Selassie brach nach idealem Zuspiel im Strafraum bis zur Grundlinie durch und brachte den Ball scharf zur Mitte. Konstantinos Chalkias im Kasten war am Ball dran, die flache, scharfe Hereingabe fiel aber trotzdem unter die Kategorie „Haltbar“. War es beim ersten Tor noch der rechte Flügelspieler, der ideal in den Strafraum gelaufen war, war diesmal der linke, Vaclav Pilar, der in der sechsten Minute in den Fünfer ging und mit Glück den Ball per Knie ins Netz bugsierte. Felix Magath wird es auch gefreut haben, holten die Wolfsburger den Pilsen-Spieler doch zur kommenden Saison in die VW-Stadt.

Mangelnde Reaktion der Griechen

Die griechische Mannschaft stand nun nach den frühen Gegentoren besonders unter Druck, die Tschechen zogen sich in den nächsten 20 Minuten zurück und begutachteten die Lage. In der 23. Minute hatte Fernando Santos genug gesehen und nahm den bei hohen Bällen und beim zweiten Gegentor unsicheren Chalkias, der sich auch noch verletzte, vom Feld, brachte Michalis Sifakis von Aris Saloniki. In der 29. Minute musste er sich bei einem Weitschuss von Tomas Rosicky schon auszeichnen. Die Griechen ließen aber insgesamt eine unmittelbare, willige Reaktion, etwas an dem negativen Ergebnis zu verändern, vermissen. Die tschechische Nationalmannschaft hatte indes leichtes Spiel, konnte in Ballbesitz etwas für die Galerie tun und hinten abwarten.

Baros vertändelte die Konter

Die Tschechen konnten sich aber auch bei den Außenstürmern und deren guter Antizipation bedanken, denn Milan Baros erwies sich an vorderster Front wie im ersten Spiel als unzureichende Speerspitze, vertändelte in der 35. und der 38. Minute gute Konter. Dies hätte sich später fast negativ ausgewirkt. Nach einer Flanke von Vassilios Torosidis in der 41. Minute zappelte der Ball schon im Netz. Georgios Fotakis war aber um ein paar Millimeter zu weit vorne. Glück für die Tschechen, die vorne einen nur mangelhaften Konterstürmer hatten und im ersten Durchgang ein sehr intensives Pressing aufzogen. Bis zur Pause hatte sich der Ballbesitz ziemlich ausgeglichen präsentiert, 51:49 für die Tschechen. Die Führenden verbuchten sechs Schüsse Richtung Tor, drei gingen auf den Kasten, die ersten zwei gleich rein. Ein Blick auf die Heatmap der UEFA verdeutlichte, dass die Griechen trotz des Auftrages, mehr für das Spiel zu tun, zur Pause doch recht oft in dem eigenen Sechzehner waren.

Vollkommen anderes Spiel nach der Pause

Michal Bilek zog seinem Team zur Pause den Zahn. Tomas Rosicky blieb in der Kabine, für ihn kam Daniel Kolar. Das führte dazu, dass sich Hübschman alleine auf der Sechs wiederfand und davor mit Plasil, der weiter vor ging, und dem neuen Mann zwei zentrale Spieler befanden. Das Team zog sich nach zwei ausgezeichneten Aktionen über das Duo Jiracek/Gebre Selassie zurück, der Donetsk-Legionär sollte zwischen der Abwehrreihe und der zweiten, nun defensiveren Viererkette aufräumen. Unter dem Gesichtspunkt des schlechten Torverhältnisses eine sehr gute Idee des Trainers, denn zur Pause stand dieses bei 3:4. Im Entscheidungsspiel gegen die Polen sollte es nicht am Torverhältnis scheitern. Allerdings brachten die Tschechen nachher wegen Petr Cech und der Auswechslung von Rosicky wenig zu Stande.

Keine griechischen Glanzlichter, aber ein Tor

In die Spielberuhigung der Tschechen nach dem Beginn der zweiten Halbzeit schlug aber Theofanis Gekas zu. Ein Ball aus dem Halbfeld flog in den Strafraum, Champions-League-Sieger Petr Cech griff an dem harmlosen Ball vorbei und fiel in Tomas Sivok. Gekas tat das, was ein Goalgetter eben so macht: Er stand dort, wo es etwas zu erben gab und versenkte die Kugel im Netz. Der Stürmer war erst zur Pause für Fotakis gekommen, damit hatte Santos auf ein System mit zwei echten Angreifern umgestellt. Damit war auch wieder mehr Bemühen ins Spiel gekommen, was nach einem Anschlusstreffer aber wohl in jede Formation gekommen wäre. Santos brachte einen weiteren Brecher, Kostas Mitroglou gut 20 Minuten nach dem Anschlusstreffer. So ergab sich ein Brechstangensystem im Stile 4-2-4.

Tschechien zu passiv, Griechenland unfähig

Während Hübschman ohne dem Arsenal-Star das Spiel nach vorne nicht mehr entscheidend anleiten konnte und auch Gebre Selassie seine Sturmläufe aufgrund des Überangebots an Gegenspielern in der eigenen Hälfte einstellen musste, kam nun noch der psychische Knacks dazu. Die Spieler der Tschechischen Republik zogen sich weit zurück und vertändelten ab der 64. Minute auch ohne Baros die Konter. Die Griechen kamen oft über Rackerer Samaras über die linke Seite, mehr als hohe Bälle fielen ihnen aber auch nicht ein. Egal, wer sich im Strafraum hochschraubte, der Abwehrriegel hielt. Warum man sich nicht traute, auch aus der Distanz auf den verunsicherten Schlussmann des Gegners zu feuern, bleibt dahingestellt.

Mit Rosicky hui, ohne pfui

Die Tschechische Republik konnte mit Tomas Rosicky überzeugen, erwischte einen absoluten Traumstart. Allerdings verabsäumte es die Bilek-Elf, noch vor der Pause den Sack zuzumachen. Abwartender zu spielen ist sicherlich in Ordnung, allerdings war niemand am Feld, der Hübschman bei seinen Kontern unterstützen konnte. Jiracek und Pilar ließen ihre gute Form in der Kabine und so können die Tschechen froh sein, dass der Gegner komplett unfähig war. Ohne seinen Altstar brachte das Team wenig zu Stande.

Griechenland kann Heimreise planen

Die Griechen konnten an die gute zweite Halbzeit gegen Polen überhaupt nicht anschließen, verschliefen den Anfang komplett und wussten keine Antwort auf den eigenen Anschlusstreffer. Mutlos wurden gute Schusspositionen aufgegeben, die hohen Bälle in den Strafraum erwiesen sich dann als doch unzureichend. Vielleicht hätte der vermeintliche Anschlusstreffer das Spiel noch gedreht, aber in 180 Minuten zeigten Hellas eben nur 45 Minuten lang guten Fußball. Und das ist schlichtweg zu wenig für eine Europameisterschaft.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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