Gestern sahen wir in einem fantastischen, schnellen Spiel zwischen Polen und Russland das zweite Remis des EM-Gastgebers. Die Russen beschränkten sich dabei zeitweise nur... Denisov immer stärker – und auch Zyryanov avanciert zum russischen Sicherheitsfaktor Nummer Eins!

Gestern sahen wir in einem fantastischen, schnellen Spiel zwischen Polen und Russland das zweite Remis des EM-Gastgebers. Die Russen beschränkten sich dabei zeitweise nur auf das Wesentlichste und waren mit dem Unentschieden schlussendlich zufrieden.

Nachdem wir bereits nach dem 4:1 über Tschechien Russlands Mittelfeldorganisator Igor Denisov analysierten, ist es heute neben ihm ein weiterer Spieler aus dem Zenit-Mittelfeld, den wir unter die Lupe nehmen wollen. Allgemein ist festzuhalten, dass die Spieler im zentralen russischen Mittelfeld versetzt spielen: Denisov ist auf der zentralsten Position der Defensivste, Zyryanov linkslastig etwas offensiver, Shirokov rechtslastig der Offensivste. In Rückwärtsbewegung erzeugen die drei Spieler jedoch ein starkes 4-3-2-1-System, das die Lücken vor der russischen Viererkette gut verschließt.

Denisov wird immer stärker

Dies ist der Grund, dass Denisov, Zyryanov und Shirokov auch die Spieler sind, die im russischen Spiel die meisten Bälle bekommen und die meisten Pässe spielen müssen. Da die drei jedoch perfekt eingespielt sind und mit Passsicherheit glänzen, stellt dies kein Problem dar. Der heimliche Matchwinner vom Tschechien-Spiel, Igor Denisov, spielte gegen Polen noch dominanter: Der 28-jährige Marathonmann verbuchte gestern gleich 118 Ballkontakte und spielte 107 Pässe bei einer Passquote von bärenstarken 92%. Einmal mehr war er es, der das russische Spiel zentral zusammenhielt und zahlreiche Bälle für sein Team eroberte.

Enorme Passsicherheit bei Zyryanov

Doch auch die Leistung des rechtslastigeren Konstantin Zyryanov konnte sich sehen lassen. Der 34-Jährige spielte in seinem 52.Länderspiel offensiver als zuvor gegen Tschechien, legte seinen Schwerpunkt höher an. So kam er auf 79 Ballkontakte, womit er teamintern die Nummer 3 war. Das große Indiz für die Ball- und Passsicherheit der Russen: Bei 79 Ballkontakten spielte Zyryanov 71 Pässe, welche mit 96%iger Wahrscheinlichkeit an den Mann kamen. Zum Vergleich: Die drei zentralen Mittelfeldspieler der Polen (Polanski, Dudka, Murawski) brachten im Schnitt 85% ihrer Pässe an, die drei russischen Zentralen fast 90%. Klingt wie eine Kleinigkeit, kann jedoch große Auswirkung auf das gesamte Spiel der Mannschaft haben.

Zenit-Routinier auch offensiv engagiert

Dem nicht genug: Trotz seiner grundsätzlich defensiven Position spielte Zyryanov recht viele Schlüsselpässe (3) und lag damit gestern in dieser Wertung hinter Arshavin (5) und dem äußerst direkt und zielgerichtet spielenden Polen Obraniak (8) auf dem dritten Platz. Die Art und Weise wie die zentralen Mittelfeldspieler der Russen agieren, erinnert zeitweise an Dynamo Kiev unter Valeri Lobanowski – jedoch wesentlich ausgereifter und moderner im Umschaltspiel. Die Achse rund um Igor Denisov könnte für die Russen im weiteren Turnierverlauf noch wichtiger werden, als die Kreativen davor.

Mittelfeldachse auf Dauer noch wichtiger für die Viererkette Russlands

Wenn die Russen das Viertelfinale erreichen, wovon man nach dem Punktgewinn gegen Polen wohl ausgehen darf, werden Denisov, Zyryanov und Shirokov in der Defensive noch wichtiger. Denn im weiteren Turnierverlauf warten härtere Brocken auf die Sbornaja und gegen solche könnte vor allem die technisch ausbaufähige und nicht unbedingt pfeilschnelle Innenverteidigung mit Ignashevich und Berezutskiy Probleme bekommen. Insofern ist es doppelt wichtig, dass bereits die drei Strategen von Zenit St.Petersburg vor der Abwehr die Schotten dicht machen und weiterhin so passsicher agieren, wie in den letzten beiden Partien.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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