Kleinere Überraschungen in Gruppe B – Deutschland und Portugal sichern sich den Aufstieg
Gruppe B 18.Juni.2012 Georg Sander 0
Mit nicht wenig Häme haben viele Österreicher auf den letzten Spieltag geblickt: Ja, Deutschland hätte noch ausscheiden können. Aber Joachim Löws Elf schaffte den Aufstieg ohne Niederlage, Dänemark schied wie erwartet, die Niederlande eher unerwartet aus. Portugal wiederum schaffte den Aufstieg teilweise durchaus, teilweise nicht ganz souverän.
Handfeste Überraschung
Bonds-Coach Lambertus ‚Bert’ van Marwijk war zu beneiden. De Jong, van Bommel. Robben, Sneijder, Van Persie, Afellay,…Bei so vielen Topspielern von Weltklubs sollte es ja gemeinhin gar keine Taktik brauchen. Wer aber nicht die richtige wählt und auf einen cleveren Gegner trifft, zieht den Kürzeren. Im Auftaktspiel traf nur Michael Krohn-Dehli das Tor, keiner der 28 niederländischen Schüsse fand den Weg ins Tor. Deutschland wiederum musste lange warten, spielte keinen schönen Fußball. Pepe und Nani scheiterten an der Latte, Ronaldo und Varela an den Körperteilen von Neuer, Badstuber und Hummels – Mario Gomez traf. So kam die Löw-Truppe in einem von Taktik positiv geprägten Spiel zu dem ersten Dreier.
Willst du Holland oben seh’n…
Gruppe B/1. Spieltag | Sp | S | U | N | TV | P | |
1. | Deutschland | 1 | 1 | 0 | 0 | 1:0 | 3 |
| Dänemark | 1 | 1 | 0 | 0 | 1:0 | 3 |
3. | Portugal | 1 | 0 | 0 | 1 | 0:1 | 0 |
| Niederlande | 1 | 0 | 0 | 1 | 0:1 | 0 |
Über einen deutschen Aufstieg, eigentlich eine Finalteilnahme, gab es im Vorfeld schon wenig Diskussionen. Verschiedene Medien orteten angesichts des Spielablaufes gar die ‚Wiederauferstehung des Rumpelfußballs’. Dass aber ausgerechnet Dänemark nach den ersten beiden Spielen ebenfalls mit drei Zählern dastehen würde, darf getrost als ‚sensationell’ eingestuft werden.
Gedanken an 1974
Der ‚totaal voetbal’, den Rinus Michels bei Ajax Amsterdam kultivierte, steht seit der WM 1974 gemeinhin für tollen Angriffsfußball und ist die Basis des die Nullerjahre prägenden Spiels des FC Barcelona. Deutschland gewann trotzdem. Mit grandiosem Offensivfußball hatte die Elftal 2012 wenig zu tun, Gomez netzte doppelt und van Persie konnte nur noch den Anschlusstreffer in der zweiten Halbzeit markieren. Das niederländische Trauma prolongierte sich. Im ersten Spiel des Abends waren die Portugiesen auch schon mit 2:0 vorne, ehe Bendtner nach dem 1:2 auch den Ausgleich markieren konnte. Superstar Cristiano Ronaldo agierte schwach, die Dänen hätten nach dem Dreier gegen die Niederlande fast auch gegen Portugal gepunktet. Varela, der erst in der 84. Minute aufs Feld gekommen war, erlöste die Iberer aber nur drei Minuten nach seiner Einwechslung.
Deutsches Horrorszenario
Gruppe B/2. Spieltag | Sp | S | U | N | TV | P | |
1. | Deutschland | 2 | 2 | 0 | 0 | 3:1 | 6 |
2. | Portugal | 2 | 1 | 0 | 1 | 3:3 | 3 |
3. | Dänemark | 2 | 1 | 0 | 1 | 3:3 | 3 |
4. | Niederlande | 2 | 0 | 0 | 2 | 1:3 | 0 |
Deutschland und Portugal hatten gute Karten auf den Aufstieg, dank der speziellen Aufstiegsarithmetik. Bei einer Niederlage gegen Dänemark und einem vollen Erfolg der Portugiesen hätten die Deutschen ihre Koffer packen müssen. Die Niederländer wiederum hätten mit einem Sieg mit mehr als zwei Toren Unterschied noch den Kopf aus der Schlinge ziehen können, wären aber auf deutsche Schützenhilfe angewiesen gewesen.
Ronaldo grandios, Deutschland humorlos
Van der Vaart hatte die Elftal zwar in Führung gebracht, der groß aufspielende Ronaldo egalisierte den Führungstreffer noch vor der Pause. Im Parallelspiel hatten Podolski und Krohn-Dehli denselben Pausenstand hergestellt, weswegen die zweiten 45 Minuten des dritten Spieltages genauso spannend begannen wie die ersten. An der Ausgangssituation hatte sich nichts geändert. Für sechs Minuten kam dennoch wieder Spannung auf. Cristiano Ronaldo hatte in der 74. Minute nach einem 60 Meter-Sprint das 2:1 für Portugal erzielt, ein Tor der Dänen in Lemberg hätte den Vizeeuropameister von 2008 nach Hause geschickt.
Doch Lars Bender beendete die Spekulationen in der 80. Minute, nachdem er völlig alleine gelassen das Leder ins Tor schob und die beherzten, aber diesmal glücklosen Dänen, nach Hause schickte. Die Portugiesen konnten sich bei den flinken und diesmal grandiosen 100-Millionen-Euro-Beinen ihres Superstars bedanken.
Makellose Deutsche
Gruppe B/3. Spieltag | Sp | S | U | N | TV | P | |
1. | Deutschland | 3 | 3 | 0 | 0 | 5:2 | 9 |
2. | Portugal | 3 | 2 | 0 | 1 | 5:4 | 6 |
3. | Dänemark | 3 | 1 | 0 | 2 | 4:5 | 3 |
4. | Niederlande | 3 | 0 | 0 | 3 | 2:5 | 0 |
Drei Spiele, drei Siege – die deutsche Fußballnationalmannschaft überzeugte zwar nicht immer mit jugendlich-frischem Offensivfußball, holte aber alle möglichen Punkte. Portugal wiederum zeigte, wie ein mannschaftsdienlicher Superstar den Unterschied ausmachen kann. Beide Teams sind sicherlich Turnierfavoriten, sollten zumindest im Viertelfinale mit den Sensationsteams aus Tschechien (Portugal) und Griechenland (Deutschland) wenig Probleme haben. Gott sei Dank müssen aber auch diese Partien erst gespielt werden. Dänemark überraschte, verpasste den Aufstieg aber, da in den entscheidenden Momenten die aufgestiegenen Teams durch ihre Klasse punkten konnten. Und dass lauter Namen noch lange keine gute Mannschaft machen, wissen die Niederländer jetzt auch.
Die martialisch als ‚Todesgruppe’ bezeichnete Gruppe B brachte das erwartete Ergebnis, Deutschland weiter, entweder Portugal oder Niederlande ebenfalls. An dem ‚Wie’ werden die Oranjes aber noch länger zu kiefeln haben. Den Käsekickern sei aber eines gesagt: Der große Rivale Deutschland erreichte 2002 das WM-Finale und spielte eine katastrophale EM 2004 – die Parallele zu den Niederlanden ist gegeben und das, was Deutschland seit der Heim-WM zeigt, sollte Mut machen.
Georg Sander, abseits.at
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