Heute treffen in Charkiw die beiden Erzrivalen und Mitfavoriten auf den EM-Sieg Deutschland und die Niederlande im zweiten Spiel der Gruppe B aufeinander. Das Duell dieser beiden großen Fußballnationen steht seit jeher für unvergessliche Momente und großartige Spiele. So war es zumindest in der Vergangenheit. Grund genug sich nochmals die legendären Matches der beiden Nachbarn ins Gedächtnis zu rufen.
WM-Finale 1974: Der Beginn des niederländischen Traumas
Im Finale der Weltmeisterschaft in Westdeutschland trafen in München die beiden damaligen besten Mannschaften der Welt aufeinander. Auf der einen Seite die Gastgeber, die nicht mehr ganz so furios aufspielten, wie noch während der EM 1972 und sich nur mit viel Mühe im Halbfinale gegen Polen durchsetzen konnten. Die Niederländer hingegen auf der anderen Seite hatten mit ihrer „Totaalvoetbal“- Philosophie die Herzen der neutralen Fußballfans erobert. Sie galten dank Akteuren wie Kapitän und Mittelfeldchef Johan Cruyff, Johann Neeskens, Johnny Rep oder Rob Rensenbrink als der Favorit in diesem Finale. Jedoch hatte auch die BRD in Sachen Weltklassespieler einiges zu bieten. Die Achse Maier-Beckenbauer-Müller gehörte zur absoluten Weltspitze. Hinzu kamen noch Spieler der Kategorie Wolfgang Overath, Günther Netzer, Uli Hoeneß, Jupp Heynckes, Paul Breitner oder Bernd Hölzenbein. Die Zuschauer im Olympiastadion und an den Fernsehbildschirmen konnten also mit einem Fußballfest rechnen.
Die „Elftal“ wurde den hohen Erwartungen auch sofort gerecht. Vom Anpfiff an spielten sich die Holländer mit 16 Ballkontakten, ohne dass ein Deutscher auch nur in die Nähe des Spielgeräts kam, durch die Abwehrreihen. Ehe Cruyff den Ball erhielt und sich bis in den gegnerischen Strafraum vorspielen konnte. Dort wurde er in einem Anflug von Hilflosigkeit von Hoeneß zu Fall gebracht. Nach nur 53 Sekunden gab es bereits Elfmeter für Oranje. Neeskens behielt die Nerven und drosch den Ball mit Gewalt in die Mitte des Tores, dass man Angst um die Unversehrtheit des Tornetzes haben musste. Ein absoluter Traumstart!
In der Folge passierte das, was wohl heute immer noch bei vielen Kopfschütteln verursacht. Die „Elftal“ berauschte sich an ihrem eigenen Spiel, ohne dabei zwingend auf den durchaus möglichen zweiten Torerfolg zu drängen. Die Mannschaft aus der BRD konnte sich so Stück für Stück in das Spiel hinein kämpfen. Nach einem Sololauf von Hölzenbein blieb dem Niederländer Jansen nichts anderes übrig, als im Strafraum die „Sense“ auszupacken. Der Frankfurter fiel, auch wenn manche meinen sehr theatralisch, und so gab es in der 25. Minute Elfmeter für die bundesdeutsche Elf, den Breitner souverän verwandelte. Die Niederländer wirkten nun bis zur Halbzeit wie paralysiert. Die Spieler in Orange waren wohl schon mit dem Kopf in der Kabine, als Gerd Müller im Strafraum mit dem Rücken zum Tor angespielt von Rainer Bonhof angespielt wurde. Bedrängt von zwei Niederländern, erzielte „kleines, dickes Müller“ in einer gleichzeitigen Fall-und Drehbewegung das 2:1.
Nach der Pause begann ein Spiel auf ein Tor. Die Niederländer starteten einen wütenden Angriff nach einander. Doch Sepp Maier vereitelte zahlreiche Chancen in absoluter Weltklassemanier. Bis zum Ende der 90 Minuten gelang den Niederländern kein Treffer mehr und somit hieß der etwas glückliche Weltmeister 1974 Westdeutschland!
WM-Achtelfinale 1990 – Frank Rijkaard mutiert zum Lama
Nach der Niederlage im EM-Halbfinale zwei Jahre zuvor war die deutsche Elf heiß auf eine Revanche. Vor allem Jürgen Kohler hatte einiges gutzumachen, verlor er doch das Duell gegen Marco van Basten, was entscheidend zur Niederlage beitrug. Der Weg hin zu diesem Achtelfinale hätte unterschiedlicher nicht verlaufen können. Während die deutsche Mannschaft, angeführt von einem überragenden Kapitän Lothar Matthäus, souverän durch die Gruppenphase marschierte, enttäuschte die Niederlande auf ganzer Linie. Aufgrund des ersten Losentscheids während einer WM wurde man nur Gruppendritter hinter England und Irland. Trotzdem hatte man natürlich noch starke Einzelspieler in seinen Reihen und war vor dem Spiel gegen den Erzrivalen natürlich topmotiviert.
Man konnte die Einstellung der Niederländer mit viel gutem Willen auch als „übermotiviert“ bezeichnen. Jedenfalls war die Atmosphäre im Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadion extrem giftig. Ideale Voraussetzungen für einen Spielertyp wie Jürgen Klinsmann, der das Spiel seines Lebens absolvierte. Seinem Sturmkollegen Rudi Völler blieb diese Möglichkeit leider verwehrt, da er nach einer Spuckattacke auf seine Lockenpracht durch Frank Rijkaard ungerechterweise zusammen mit dem Niederländer in der 22. Minute vom Platz gestellt wurde. Nach der Afterreinigung von Ronald Koeman mit einem deutschen Trikot nach dem Halbfinale 1988, das nächste Negativhighlight in Sachen deutsch-niederländischer Beziehung. Rijkaards Lama-Imitation blieb auch der einzige echte „Höhepunkt“ einer schwerumkämpften ersten Hälfte, in der Deutschland leicht überlegen war.
Fünf Minuten nach Wiederbeginn konnte Klinsmann dann seine überragende Leistung mit dem verdienten 1:0 krönen. Das Spiel blieb danach weiter hart umkämpft, jedoch schaffte es keine der beiden Mannschaften, ihre Chancen in Tore zu verwandeln. Bis Andreas Brehme in der 84. Minute das entscheidende 2:0 erzielte. Vier Minuten später kamen die Niederländer nochmals durch einen Elfmeter von Ronald Koeman auf 1:2 heran. In den letzten Minuten konnte die deutsche Elf aber das Ergebnis über die Zeit bringen und stand verdient im Viertelfinale.
Neben Klinsmann überragte vor allem Manndecker Jürgen Kohler. Mit einer der spektakulärsten Defensivleistungen, die jemals bei einer WM zu sehen war, schaffte er es, denn damals besten Stürmer der Welt Marco van Basten komplett aus dem Spiel zu nehmen und trug damit entscheidend zum Erfolg bei.
Ral, abseits.at
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