Für unzähliche Jahre herrschte ein juristisches Tauziehen rund um die Sportwetten, online und in Wettbüros. Dem deutschen Bund und den Ländern gelang es nie,... Der neue deutsche Glücksspielstaatsvertrag – welche Folgen hat er für Sportwetten?

Für unzähliche Jahre herrschte ein juristisches Tauziehen rund um die Sportwetten, online und in Wettbüros. Dem deutschen Bund und den Ländern gelang es nie, eine Einigung zu erzielen und das einzige Regelwerk, das zuvor existierte, der 2012 verabschiedete Glücksspielvertrag, wurde von der EU als rechtswidrig eingestuft und somit ungültig erklärt.

Seit 2020 gibt es nun endlich die Lösung: den Glücksspielstaatsvertrag. Dieser tritt zwar erst zur Jahresmitte 2021 vollständig in Kraft, um allerdings für eine sichere Rechtslage bei Wettbüros und deren Kunden zu sorgen, gilt seit dem 15. Oktober 2020 bereits die Übergangsregelung.

Was regelt der Glücksspielstaatsvertrag?

Der Glücksspielstaatsvertrag (juristendeutsche Abkürzung GlüStV) regelt die gesamten Rahmenbedingungen rund um das Glücksspiel auf deutschem Boden. Dabei ist er recht allumfassend, denn er betrifft nicht nur die Sportwetten und Wetten im Allgemeinen, sondern auch Casinos und andere Glücksspielveranstalter. Und zwar in Betrieben mit Räumlichkeiten, die die Kunden betreten, wie auch in Betrieben, die ausschließlich online existieren.

Eines der Hauptziele des neuen Vertrags ist die Schaffung einer einheitlichen und dauerhaft gültigen Regelung, die es Anbietern ermöglicht, eine finanzielle Sicherheit und Zukunft auf deutschem Boden zu haben und welche somit Investitionen ermutigt. Außerdem geht es stark um den Schutz von Spielern und Kunden – vor unseriösen Anbietern und vor der Sucht.

Was läuft nun anders bei Sportwetten in Deutschland?

Eine Hauptänderung besteht darin, dass pro Kunde nur noch bis zu 1.000 Euro pro Monat eingesetzt werden dürfen. Das soll verhindern, dass Süchtige Haus und Hof verwetten. Wer also bereits 500 Euro bei Wettbüro A ausgegeben hat, kann im selben Monat bei Casino B nur noch 500 Euro einsetzen. Die Regelung läuft über den Online Abfrage Spielerstatus (OASIS), der ein allumfassendes Früherkennungssystem für Sucht sein wird. Dieser regelt auch den Login, sodass Spieler sich nicht nur an das monatliche Limit halten, sondern auch nicht gleichzeitig bei mehreren Anbietern eingeloggt sein können. Zusätzlich gibt es einen Panic Button auf allen Webseiten der Online Angebote, damit Spieler im Notfall sich selbst sperren können.

Wetten auf Ereignisse innerhalb von Sportveranstaltungen oder eSports werden abgeschafft, sondern es gibt nur noch Wetten auf Ergebnisse von tatsächlichen (real life) Sportveranstaltungen. Alle Casinos ohne Limit, Wettbüros und andere, die unter den GlüStV fallen, lizenziert sind und online auftreten, müssen übrigens eine .de Domain besitzen. Daran kann der Spieler des Online Casinos oder der Sportwetten schnell unlizenzierte Angebote erkennen. Das heißt allerdings nicht, dass ausländische Anbieter keinen Zugang zum deutschen Markt erhalten.

Welche Konsequenzen hat der Vertrag für Sportwetten?

Viele Anbieter von Sportwetten finden den neuen GlüStV sehr gut, denn er bietet ihnen endlich die so lange ersehnte rechtliche Sicherheit und damit auch langfristige finanzielle Stabilität.

Neulinge in der Branche werden sich ein wenig schwer tun, da ein neuer Wettanbieter zunächst 5 Millionen Euro hinterlegen muss (damit Spielerguthaben im Falle einer Insolvenz gesichert sind), um eine Lizenz vom Staat zu erhalten. Ein Start-Up muss für diese Summe erst einmal einige Investoren überzeugen.

Der neue Vertrag bietet Anbietern auch ein Vergeben: wenn sie in der Vergangenheit illegale Angebote hatten, sind diese vergeben und vergessen, solange sie sich nun an die Regeln halten.

Erwin Novotny