Harald Schmidt hat es einst ziemlich gut auf den Punkt gebracht, als er von der damals neuen „Golden Goal“ Regelung gesprochen hatte. Denn da wisse man nie, ob es sich noch lohnt, ein Bier aufzumachen. Ganz ähnlich mag es gestern Abend der Fall gewesen sein, als sich manch einer der vielen Bayernfans zum Ende der ersten Halbzeit im Champions League Spiele gegen Roter Stern Belgrad gefragt hat, ob man wirklich noch hingucken muss. Es war zugegeben ein wenig fad, wenn auch dominant. Wer aber in der 2.Halbzeit vielleicht zu früh weggeschaltet hat, der wird dann seinen persönlichen „Golden Goal“ Moment erlebt haben. Denn erneut haben die Bayern Geschichte geschrieben. Und sich dabei wieder ein Stück weit rehabilitiert. Der Reihe nach.
Endlich ein Trainerwechsel der was bringt
Wie sehr haben sie geschimpft mit sich selber in den vergangenen Monaten. Man solle dem Trainer mehr Respekt und Achtung zukommen lassen, ihn aber bitte nicht zu sehr kritisieren. Jetzt im Nachhinein darf man wohl sicher feststellen, dass ein Kovac zu keiner Zeit der richtige Mann an der Seitenlinie gewesen ist. Auch wenn die Erfolge der letzten Saison ein wenig darüber hinwegtäuschen: man braucht mehr als nur Stallgeruch, um in Bayern zu überzeugen. Vielleicht ist der Schritt zu Flick als Übergangslösung daher genau ideal. Der Mann ist erst seit Sommer an de Säbener Straße angestellt, bringt aber durchaus einiges an Erfahrung mit – unter anderem den WM-Titel als Co an der Seite von Löw 2014. Allerdings ist er der erste Trainerwechsel bei den Bayern, der eine solche Serie hingelegt hat. Bereits jetzt schon sind es vier Siege am Stück, die alle mehr oder minder mit einer souveränen Ballkontrolle aus dem Mittelfeld heraus gewonnen wurden. Zumal das Prunkstück, die Abwehr, dafür sorgt, dass einem Manuel Neuer im Tor arg langweilig wird – immerhin gab es unter Flick immer noch keinen Gegentreffer. Die Umstellungen sind dabei aber viel weniger gravierend als erwartet; es scheint einfach, als würde der Trainer auf Augenhöhe mit dem spielenden Material kommunizieren; ein Umstand der beim Vorgänger Kovac vielleicht eher sekundär war. Wie dem auch sei, die Bayern dürfen sich auf die Schultern klopfen, was die Trainerentscheidung betrifft. Auch wenn diese nur von kurzer Dauer sein sollte, wie man allgemeinhin annimmt. Denn zum Januar 2020 soll ein starker neuer Mann an der Seite präsentiert werden. Ob das überhaupt aber notwendig ist?
Ein Lewa in Weltform
Zurück also zum gestrigen Spiel in Serbien. Wer Anfang der zweiten Halbzeit dachte, der Drops sei gelutscht, wird ihn wieder mal verpasst haben: Lewandowski in aktueller Verfassung. Daher überrascht es nicht, dass der Pole gegen Belgrad Geschichte geschrieben hat und für den schnellsten 4er-Pack der Champions League Ära gesorgt hat, keine 15 Minuten hat es gedauert. Roter Stern hatte absolut keine Ahnung, was da vor sich ging, aber wenn die Offensive so wie gestern auftritt, dann werden die wenigsten Gegner eine Ahnung haben. Daher sind aktuelle Nachrichten zum Thema Fußball besonders in München gerne gesehen. Es scheint also, als wäre sie zurück, die fußballerische Leichtigkeit der Bayern.
Echte Maßstäbe kommen erst noch
Allerdings sollte man von den letzten vier Spielen vielleicht nur jenes gegen die Borussia aus Dortmund als echten Härtemesser werten. Denn weder Düsseldorf noch Belgrad sind Vereine, die den Bayern im Normalfall das Wasser reichen können. Die echten Gegner kommen erst noch im kommenden Frühjahr, wenn die Champions League in die entscheidenden Wochen und Monate geht. Ein frühes Ausscheiden wie im Vorjahr ist zwar immer noch möglich, da der FCB nicht wirklich viel auf dem Transfermarkt getan hat, aber ob der guten Leistungen und einem Torjäger auf Rekordjagd kann alles passieren in München.
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Erwin Novotny
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