Die Eigentümer von Manchester City hatten große Pläne. Das Engagement des damaligen Trainers von Bayern München sollte den Klub endgültig in die höchsten Sphären... Pep Guardiola setzt alles auf eine Karte

Die Eigentümer von Manchester City hatten große Pläne. Das Engagement des damaligen Trainers von Bayern München sollte den Klub endgültig in die höchsten Sphären des internationalen Fußballs schießen. Schließlich hatte Pep Guardiola schon Jahre zuvor mit dem FC Barcelona bewiesen, dass es für ihn keine Grenzen gibt. Anfangs lief auch alles nach Plan. Doch der Sturmlauf an die Spitze fand zumindest international immer wieder seine Grenzen.

Obwohl Manchester City seit Jahren als Top-Favorit auf den Gewinn der UEFA Champions League gilt, konnten die Spieler bisher ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Im Gegenteil, ausgerechnet der große Konkurrent in der heimischen Premier League, FC Liverpool, zog in den letzten Jahren insgesamt dreimal ins Finale ein und holte den Titel. Doch das soll sich nun ändern. Dafür adaptierte Guardiola sogar sein geliebtes Spielsystem und holte jenen Mann, der als der nächste internationale Superstar gilt, nach England.

Erstmals mit einem echten Mittelstürmer

Manchester City hat lange Jahre keinen echten Mittelstürmer nötig, die Mannschaft gewann auch so vier von fünfmal die Premier League. Doch jetzt hat sich Star-Trainer Pep Guardiola entschlossen, All-in zu gehen. Der Ausdruck kommt vom Spiel Poker und bezeichnet eine Situation, bei der ein Spieler alles, was ihm zur Verfügung steht, in die Mitte des Tisches schiebt. So kann man jetzt auch den Gesinnungswechsel von Guardiola beschreiben. Jener Trainer, der seit vielen Jahren erfolgreich darauf setzt, den Ball im Spiel zu halten und aus dieser Überlegenheit früher oder später ein Tor zu erzielen, hat einen klassischen Mittelstürmer engagiert.

Dabei entschied er sich für jenen Spieler, der bereits zuvor in der Österreichischen und der Deutschen Fußball-Bundesliga für Furore gesorgt hatte. Er soll in dieser Saison endlich den heiß ersehnten internationalen Erfolg sicherstellen und mithelfen, die UEFA Champions League zu gewinnen.

Torjäger zum Schnäppchenpreis

Erling Haaland stand bereits vor einigen Jahren auf dem Zettel zahlreicher Scouts, doch Borussia Dortmund setzte sich zunächst im Bieter-Rennen um den bulligen Norweger durch. Dieser stellte bereits in den ersten Spielen für den BVB klar, dass er nicht gewillt ist, Gefangene zu machen. Die Tormaschine sorgte schnell für Begeisterung in ganz Fußball-Deutschland und demonstrierte auch in der UEFA Champions League sein Können.

Schnell wurden Stimmen laut, dass der BVB einen Spieler dieser Klasse nicht lange halten können wird. Vorsorglich hatten seine Berater dafür gesorgt, dass Haaland eine Ausstiegsklausel erhält, die er nach zweieinhalb Jahren in Dortmund zog. Etwas überraschend gewann Manchester City das Wettbieten und bezahlte eine Ablöse von „lediglich“ 60 Millionen Euro für den Transfer. Wie günstig Pep Guardiola zu seinem neuen Star kam, beweist der aktuelle Marktwert des Stürmers. Dieser liegt derzeit bei rund 150 Millionen Euro.

Traumstart für Haaland

Dass es sich dabei um keine Fantasiesumme handelt, bewies Haaland auch in England schnell. Viele Experten hatten nach Bekanntgabe des Transfers geunkt, dass sich Guardiola verspekuliert habe. Schließlich passe der klassische Mittelstürmer nicht in dessen Spielsystem. Der erste Auftritt von Haaland in einem Spiel von Manchester City schien diese Prognose noch zu bestätigen. Der Stürmer vergab zahlreiche Chancen und sorgte auch bei seinen Mitspielern für Kopfschütteln. Doch Haaland versprach im Interview Besserung und hielt Wort. Mit dem Start der Premier League war klar, dass der Norweger auch in der Premiere League einschlagen wird. Dabei ist der Spieler offenbar gewillt, alle bisherigen Rekorde zu brechen.

Wo Haaland draufsteht, sind Tore drinnen

Er war der erste Fußballer in der Geschichte der Deutschen Fußball-Bundesliga, der in seinen ersten zwei Spielen fünf Tore erzielen konnte. Doch dieser Rekord nimmt sich unspektakulär aus, wenn man die bisherige Bilanz von Haaland in der Premier League betrachtet. Dort schoss er in seinen ersten fünf Spielen insgesamt neun Tore, darunter zwei Hattricks in den Spielen gegen Crystal Palace und Nottingham Forrest. Beides hatte ein Spieler in England noch nie zuvor geschafft.

Dass man ihm alles zutraut, demonstrierte der Premier League-Rekordtorschütze Alan Shearer bereits nach Haalands Debüt. Angesichts der beiden ersten Treffer twitterte er: „Noch 258“ und spielte damit auf seinen Rekord von 260 Toren an. Nach dem zweiten Hattrick schloss sich die englische Legende Gary Lineker an und prophezeite ebenfalls einen neuen Premier-League-Rekord durch den Norweger.

Eines scheint jedenfalls klar zu sein. Die Konkurrenz von Manchester City hat ein massives Problem bekommen. Haaland erzielt jene Tore, die den Cityzens bisher gefehlt haben. Angesichts der spielerischen Klasse, über die das Team verfügt, kann sich Haaland darauf verlassen, dass er jene Vorlagen erhält, die er benötigt, um seine Tormaschine weiter auf Höchsttouren laufen zu lassen.

Erwin Novotny