Die Saison ist fast vorüber, und Red Bull Salzburg steht als neuer Meister bereits fest. Die Stimmung bei den Wiener Fans bleibt trotzdem angespannt. Laut 888sport ist Rapid Wien der deutliche Favorit im Vergleich der beiden Hauptstadt-Vereine, aber die Rivalitäten haben inzwischen fast soviel Tradition wie die des FK Austria Wien und des SK Rapid Wien.
Das ging schon kurz nach dem Entstehen der Vereine als Klassenkampf los zwischen dem „Arbeiterverein“ Rapid und dem bürgerlichen Klub Austria, der bei seiner Gründung sogar einen Intelligenzparagraphen hatte.
Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich das zwar überholt, aber die Animositäten wurden an jüngere Generationen weitervererbt.
Beim „Wiener Derby“ steht daher seit Jahr und Tag immer mehr auf dem Spiel als nur Sieg oder Niederlage. Selbst Austria-Legende Matthias Sindelar, der in den 20er und 30er Jahren auch auf internationaler Ebene brillierte, bekam den einzigen Platzverweis seiner Karriere für eine Watschn, die er dem Rapidler Johann Luef verpasste.
So harmlos geht es allerdings nur noch selten zu. Den ersten Spielabbruch bei einem „Derby“ gab es am 22. Mai 2011. Hunderte von aufgebrachten Rapid-Fans hatten das Spielfeld gestürmt, und Schiedsrichter Thomas Einwaller sah die Sicherheit aller Beteiligten gefährdet. Mehr als 500 Polizisten sollen auf dem Grün im Einsatz gewesen sein.
Zu Beginn der Spielzeit 2017/2018 stand das „Wiener Derby“ ebenfalls wieder vor dem Abbruch, weil Rapid-Anhänger den Austria-Kapitän Raphael Holzhauser beim Eckstoß mit Gegenständen beworfen hatten.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich dann im Februar 2018. Wieder war Holzhauser das Ziel von Attacken, als er mit Feuerzeugen und kleinen Schnapsflaschen beworfen wurde. Eine blutende Wunde am Schlüsselbein wurde anschließend bei ihm festgestellt.
Von einem Spielabbruch wollte der Austria-Kapitän allerdings nichts hören, um sich, den anderen Fußballern und den tausenden friedlichen Fans die Freude am Spiel nicht verderben zu lassen. Sein Mannschaftskamerad Felipe Pires wurde ebenfalls beworfen, und zwei Rapid-Fans stürmten aufs Feld. Insgesamt wurde das Spiel für rund zehn Minuten unterbrochen.
Gänzlich ohne Konsequenzen bleibt das nicht. Der Rapid-Vorstand hat Stadionverbot für alle Übeltäter angekündigt, die anhand von Videoaufnahmen überführt werden können. Und beim jüngsten „Wiener Derby“ im Happelstadion gab es Tickets nur für Vereinsmitglieder und Abonnenten. Das Spiel endete mit einem klaren 4:0 Sieg für Rapid Wien. Austria hatte auf Raphael Holzhauser und Tarkan Serbest aufgrund von Gelbsperren verzichten müssen, und Dominik Prokop und Kevin Friesenbichler waren verletzungsbedingt ausgefallen. Das konnte die Mannschaft nicht wettmachen.
Damit liegt Rapid Wien in der ewigen Tabelle der österreichischen Tabelle weit vorn, gefolgt von Austria. Die zwei sind die einzigen Vereine, die seit 1911 in allen Spielzeiten der höchsten Liga dabei waren. Vor Beginn der jetzigen Spielzeit hatte Rapid Wien 1632 Siege, 638 Unentschieden und 663 Niederlagen in 2933 Spielen auf der Uhr. Austria Wien brachte es auf 1528 Siege, 610 Unentschieden und 795 Niederlagen. Auch bei der Torbilanz liegen die Rapidler mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz. Von 1911 bis 2017 haben sie in Bundesliga-Spielen 5534 Mal den Ball ins Netz gebracht und damit 340 Tore mehr geschossen als ihre Erzrivalen.
Rapid ist außerdem österreichischer Rekordmeister. 32 Titel hat der Verein bisher geholt. Auf dem zweiten Platz liegt Austria Wien mit 24 Titeln.
Doch während die Wiener Klubs sich mit den unangenehmen Folgen der alten Rivalitäten auseinandersetzen müssen, ziehen in der aktuellen Bundesligatabelle die relativen Emporkömmlinge Red Bull Salzburg und SK Sturm Graz an ihnen vorbei, und das skandalfrei.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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