In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren,... Abseits.at-Leistungscheck, 06. Spieltag 2012/13 (Teil 1) –  Martin Harnik trifft und Raphael Holzhauser steht zum ersten Mal in der Startaufstellung

In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im ersten Teil unseres Leistungschecks sehen wir uns unter anderem das Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart an. Diese Partie ist aus österreichischer Sicht äußerst interessant, denn Martin Harnik erzielte einen Treffer und U-21-Nationalspieler Raphael Holzhauser stand zum ersten Mal überhaupt in der Startaufstellung der Schwaben.

Nürnbergs Innenverteidiger Marcos Antonio wird sich sein Debüt in der Startelf etwas anders vorgestellt haben, denn der Brasilianer verursachte bereits nach wenigen Sekunden einen Gegentreffer und wurde schließlich von Trainer Hecking nach 16 Minuten erlöst. Zuvor profitierte beinahe ein anderer Debütant von einem weiteren Fehler, denn ÖFB-U-21-Nationalspieler Raphael Holzhauser nahm ihm den Ball ab, vergab aber die daraus resultierende Chance knapp. Den zweiten Treffer der Partie erzielte Martin Harnik in der 75. Minute.

Aufstellung in der Startelf als Belohnung für die Arbeit in den letzten Wochen

In der vergangenen Runde kam Holzhauser zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Hoffenheim ins Spiel, diesmal durfte er von Beginn an sein Können zeigen. Trainer Labbadia meinte in der anschließenden Pressekonferenz, dass er vor drei Wochen den jungen Österreicher zur Seite nahm und ein ernstes Wort mit ihm sprach. Er teilte ihm mit, dass er im Training mehr zeigen müsste, wenn er Chancen auf Einsätze in der Bundesliga haben wolle. Holzhauser nahm sich diese Kritik zu Herzen und steigerte seine Trainingsleistungen seit diesem Gespräch. Sein zusätzliches Engagement scheint sich ausgezahlt zu haben, denn Labbadia war mit Holzhausers Leistung, der die gesamten 90 Minuten spielen durfte, zufrieden. Holzhauser meinte nach der Partie im Interview:

„Die gesamte Mannschaft hat gut gearbeitet und die Vorgaben des Trainers gut umgesetzt. Ich habe versucht, das bestmöglich umzusetzen, was mir der Coach mit auf den Weg gegeben hat, und mich natürlich gefreut, dass ich die Chance erhalten habe, von Beginn an zu spielen.“

Stuttgarts Nummer 26 kam im linken, zentralen Mittelfeld zum Einsatz. Was in der taktischen Aufstellung vor Beginn der Partie so aussah:

Sieht man sich jedoch die durchschnittlichen Positionen über die gesamten 90 Minuten an, dann erkennt man, dass Holzhauser recht offensiv eingestellt war:

Holzhausers Stärken und Schwächen

Es kommt nicht oft vor, dass 1,93 Meter große Spieler im zentralen Mittelfeld zu Hause sind. Holzhauser verkörpert jedoch auch gar nicht die üblichen Qualitäten von Spielern dieser Größe. Er ist kein Kopfballungeheuer und eine seiner großen Schwächen, an denen er in nächster Zeit intensiv arbeiten muss, ist seine Zweikampfführung, die noch zu verhalten ist. Auch gegen den 1. FC Nürnberg gewann er bloß fünf seiner 14 Duelle (26,3%). Stattdessen verfügt er über eine für seine Größe außergewöhnlich Technik und besticht mit Ruhe am Ball und einer guter Übersicht und versteht es als spielerisch starker 6er oder 8er seine Mitspieler hervorragend einzusetzen. Dazu kommt seine gute Schusstechnik, die er auch gegen Nürnberg unter Beweis stellen konnte. Nachdem er in der 11. Minute eine große Chance knapp vergab, war besonders sein Weitschuss in der 54. Minute ein Ausrufezeichen. Von Holzhauser dürfen wir in Zukunft sicher den einen oder anderen Treffer aus der Distanz erwarten. Auffällig waren seine positive Körpersprache und die Kommunikation mit seinen Mitspielern. In dieser Hinsicht hatte man nicht das Gefühl, dass er das erste Mal von Beginn an dabei war. Auch wenn man ihm die fehlende Spielpraxis in der Bundesliga ansah (besonders bei den Zweikämpfen), so absolvierte er ordentliche 90 Minuten und bekam vom kicker die Note 3. Sehen wir uns nun noch seine Statistiken an.

Daten und Fakten

Die schwache Zweikampfquote von 26,3% erwähnten wir oben bereits, wobei es auffallend ist, dass er die meisten Zweikämpfe auf der linken Seitenlinie gewann, dafür jedoch fast alle Duelle im zentralen Mittelfeld verlor. Hier ist auf jeden Fall Handlungsbedarf gegeben. Holzhauser hatte 41 Ballkontakte und spielte 23 Pässe, von denen 15 (65,2%) bei den Mitspielern landeten. Acht Fehlpässe sind ein recht hoher Wert, es handelte sich jedoch um eine allgemein sehr zerfahrene Partie mit zahlreichen Fehlpässen auf beiden Seiten. Nürnberg-Spieler Hanno Balitsch beging sogar 17 Abspielfehler, Holzhausers Teamkollege Ibisevic spielte den Ball zehn Mal zu einem Gegenspieler. Auch Harnik und Gentner kamen auf acht Fehlpässe. Lobenswert ist in jedem Fall seine Laufleistung, denn der 19-Jährige absolvierte 12,28 Kilometer, mehr als jeder Nürnberger. An Harniks 13.44 Kilometer kam er natürlich nicht heran – das war jedoch auch nicht zu erwarten. Insgesamt versuchte er vier Dribblings, von denen zwei von Erfolg gekrönt waren. Er machte zwei Tacklings und fing zwei Mal einen gegnerischen Pass ab. Holzhauser wurde kein einziges Mal von einem Gegenspieler gefoult, griff jedoch vier Mal selbst zu einem unsauberen Mittel.

Harnik trifft nach seiner Sperre

In der fünften Runde musste Harnik pausieren, da er sich beim 2:2-Unentschieden gegen den SV Werder Bremen zwei Minuten vor dem Ende eine gelb-rote Karte einfing. Die Pause schadete ihm nicht, denn er absolvierte eine ordentliche Partie und entschied das Spiel mit dem Treffer zum 2:0 in der 75. Minute. Nachdem Boka nach einem Konter alleine übers halbe Feld lief und Ibisevic anspielte, passte dieser zu Harnik weiter, der nicht lange fackelte und von der Strafraumgrenze eiskalt abzog. Harnik hatte mit vier Schussversuchen die meisten Torschüsse aller Spieler am Feld und fiel ansonsten besonders mit seiner fantastischen Laufleistung auf. 13.44 Kilometer sind selbst für einen Dauerläufer seiner Marke eine stolze Leistung, an seine 35 Sprints und 85 intensive Läufe kommt ebenfalls kein anderer Spieler auch nur ansatzweise heran. 120 Aktionen im hohen Tempo sind ein atemberaubender Wert, den nur wenige Spieler erreichen können. Negativ ist hingegen seine Zweikampfquote, denn er gewann bloß 12 seiner 39 Duelle (30,8%). Von 18 Pässen landeten zehn bei seinen Mitspielern, womit er auf eine schwach Passquote von 56% kommt. Das zerfahrene Spiel (49 Fouls!) kam ihm nicht entgegen – im entscheidenden Moment war er jedoch da und erzielte das 2:0, weshalb er vom kicker immerhin noch die Note 3,5 bekam.

Kommenden Sonntag trifft der VfB Stuttgart auf Bayer Leverkusen – Harnik wird sicher wieder dabei sein und wir hoffen, dass Holzhauser erneut eine Chance bekommen wird.

Fazit:

Holzhauser:
+: starke Laufleistung, Ruhe am Ball, teilte Mitspieler per Kommandos ein, gute Übersicht, aber…
-: ..noch zu viele Fehlpässe, schwach in den Zweikämpfen

Harnik:
+: fantastische Laufleistung, 120 Aktionen im hohen Tempo, Treffer zum 2:0
-: viele Fehlpässe und verlorene Zweikämpfe

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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