Aleksandar Dragovic im Fan-Interview: „Die Austria ist und bleibt mein Herzensklub“
Fußball in Österreich 24.September.2014 Stefan Karger 0
Im Austrian Soccer Board, Österreichs größtem Fußballforum, konnten die Fans zuletzt dem österreichischen Nationalspieler Aleksandar Dragovic ihre Fragen stellen. Dieser nahm sich viel Zeit für diese Aktion und beantwortete die Fragen der Benutzer sehr ausführlich. Über ein Like auf seiner Facebook-Seite würde sich der Innenverteidiger übrigens sehr freuen!
C2K: Siehst du deine nähere sportliche Zukunft in der Ukraine, oder strebst du einen baldigen Wechsel an?
Aleksandar Dragovic: Mittelfristig strebe ich schon eine Wechsel an, mein Ziel muss es sein, mich für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Rein sportlich fühle ich mich bei Dynamo Kiew bestens aufgehoben, wir sind stark aufgestellt und die Liga hat absolut Qualität, leider bringt die politische Situation aber einen sehr negativen Beigeschmack mit sich.
semmerl: Zuerst mal super Aktion Aleks und vielen Dank! Nun zu meinen Fragen:
Was sind deine beiden größten Ziele hinsichtlich deiner Klub- und Nationalteamkarriere?
Wer war bis jetzt dein unangenehmster Gegenspieler?
In welcher Liga möchtest du unbedingt einmal beschäftigt sein?
Aus vergangenen Interviews glaube ich zu wissen, dass du dich auch sehr für die verschiedenen Fanszenen interessierst. Redet ihr Spieler im Nationalteam vor Auswärtsspielen manchmal darüber wie viele Österreicher euch wohl begleiten und wie beurteilst du die Entwicklung der Fanszene des österreichischen Nationalteams in den letzten Jahren? Gibt es etwas, das wir Fans aus deiner Sicht verbessern könnten?
Aleksandar Dragovic: Servus Semmerl, cooler Spitzname, erinnert mich gleich wieder an Wien. Mein Ziel ist die tägliche Weiterentwicklung und natürlich träume ich von einem Engagement bei einem absoluten Top-Verein, aber allzu viel träumen hilft leider nichts, es zählt die Leistung und nichts anderes. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich am liebsten in England Fußball spielen, das war auch ein Grund von Basel zu Dynamo zu wechseln, da in der ukrainischen Liga ähnlich körperbetont gespielt wird wie auf der Insel. Aber auch Spanien oder Italien sind reizvoll, wenn etwas konkretes am Tisch liegt wird man sehen. Mit dem Nationalteam möchte ich unbedingt bei einem Großevent spielen, die EM 2016 liegt auf der Hand und ich hoffe für uns und alle die uns die Daumen drücken, dass es endlich mit der Qualifikation klappt. Die Fans hätten sich den Erfolg definitiv verdient, denn ihre Unterstützung ist wirklich sensationell. Aktuell spürt man so etwas wie eine Aufbruchsstimmung, wir werden auf der Straße angesprochen und spüren einen enormen Rückhalt. Geduld wird trotzdem nötig sein und das einzige was mir nicht taugt ist, wenn Mitspieler ausgepfiffen werden, auch Pfiffe bei der Hymne sind absolut unnötig. Und mein unangenehmster Gegenspieler bleibt wohl Zlatan Ibrahimovic, er ist physisch enorm stark auch Luiz Adriano von Schachtar ist extrem schwer zu verteidigen.
lovehateheRo: Wunschziel: Deutschland, England oder Spanien?
Aleksandar Dragovic: Wenn ich es mir aussuchen kann, dann eher England und Spanien. Die deutsche Liga ist zweifelsohne attraktiv, aber auf der Insel und auch in Spanien wird der Fußball anders gelebt. Es sind andere Emotionen drinnen, zudem würden mich die Länder als solche mehr reizen.
Mitchell: Cevape oder Wiener Schnitzel ?
Aleksandar Dragovic: Ganz klar ein Wiener Schnitzel, am besten mit Reis und Salat.
Chan_White: Gab es in diesem Transferfenster schon Angebote aus anderen Ligen?
Wie wahrscheinlich ist ein baldiger Wechsel weg von der Ukraine?
Findest du es schade dass es die ukrainische Liga nicht auf FIFA gibt?
Aleksandar Dragovic: Ja die gab es und es waren durchaus interessante Dinge dabei, aber ich bin vertraglich gebunden und bin klarerweise vom Einverständnis Dynamos abhängig. Es müssen sehr viele Faktoren stimmig sein, prinzipiell fühle ich mich in Kiew sportlich sehr gut aufgehoben, das einzige was einen frühzeitigen Wechsel beschleunigen würde, wäre die politische Situation. Wenn es nicht mehr sicher ist, muss eine Veränderung her. Aktuell konzentriere ich mich voll und ganz auf meine Aufgaben in Kiew und beschäftige mich weniger mit der Zukunft und klar ist es schade, dass es die ukrainische Liga nicht auf FIFA gibt, hier sind eine Menge interessanter Spieler beschäftigt.
Raheem: Wie hat dir Rolle im defensiven Mittelfeld im Spiel gegen Schweden in der WM Quali gefallen? Was sind deine Hobbies abseits vom Fußball?
Aleksandar Dragovic: Ich habe die Position des 6er schon bei der Austria gespielt und bin auch gegen die Schweden damit ganz gut klar gekommen. Prinzipiell fühle ich mich in der Innenverteidigung besser aufgehoben, aber ich spiele das, was der Trainer von mir verlangt und erwartet.
spektrum89: Du hast vor Freude geschrien, als 2013 Rapid als EL-Gruppengegner gezogen wurde. Warum? Weil es als Ex-Austrianer der „Lieblingsgegner“ ist und du es den Grünen zeigen möchtest, weil du nach Wien zurückkommst, weil Rapid eine gute Fankulisse bietet, …. ?
Aleksandar Dragovic: Im Prinzip hast du die Frage selber beantwortet, die Austria ist mein Herzensverein, jedes Duell mit Rapid hat daher seinen besonderen Reiz und da die Stimmung bei den Grün-Weißen immer top ist, macht das die Sache noch viel interessanter. Abgesehen davon bedeuten Spiele gegen Rapid immer die Rückkehr nach Wien, dort habe ich mein zu Hause, dort fühle ich mich am allerwohlsten.
spektrum89: Als das Angebot aus Basel kam, wie reagierte dein Umfeld? Haben dir Leute geraten, auf ein Angebot aus Deutschland/England etc. zu warten?
Aleksandar Dragovic: Es gab genügend Leute die gefragt haben was ich dort will und warum ich nicht lieber in Österreich bleibe, aber ich hatte nie Zweifel und rückblickend war es der absolut richtige Schritt. Basel ist unglaublich, die ganze Stadt steht hinter dem Verein, es war eine super Zeit mit vielen internationalen Highlights und Learnings, ich habe mich in der Schweiz sehr gut weiter entwickelt und nach wie vor einen guten Draht zum FCB.
spektrum89: Mit wem hast du dich in deiner Zeit bei der Austria am besten verstanden?
Aleksandar Dragovic: Prinzipiell bin ich mit allen sehr gut ausgekommen, aber einen besonders guten Draht hatte ich zu Florian Klein. Er war mein Sitznachbar und auch jetzt stehen wir im Austausch.
spektrum89: Siehst du deine Ausrutscher in der Zeit beim FCB (Maurer-Zwischenfall, Gomez-Sager) als Jugendsünden, die halt passiert sind, oder bereust du sie sehr?
Aleksandar Dragovic: Klar bereut man das eine oder andere im Nachhinein, aber ich hatte und habe deshalb keine schlaflosen Nächte. Manchmal wäre es klüger zuerst den Kopf einzuschalten, aber ich bin eben ein sehr impulsiver Typ. Ich habe mich entschuldigt, damit war das Thema für mich erledigt.
spektrum89: Backhendel oder Käsefondue oder Borschtsch?
Aleksandar Dragovic: Borschtsch
spektrum89: Vreni Schneider oder Vitali Klitschko oder Niki Lauda?
Aleksandar Dragovic: Ganz klar Niki Lauda, ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber sein Lebenswerk spricht für ihn.
spektrum89: Goldenes Tor oder Riesenrad oder Basler Münster?
Aleksandar Dragovic: Riesenrad, ganz einfach deshalb weil es in Wien steht.
spektrum89: Rhein oder Schwarzes Meer oder Neusiedlersee?
Aleksandar Dragovic: Ich habe Freunde am Neusiedlersee, am Rhein war ich noch nie und das Schwarze Meer übt keinen besonderen Reiz auf mich aus. Da ist mir das Meer der Wiener wesentlich lieber.
spektrum89: Fasnacht oder Ukranische Weihnachten oder Heurigenpartie?
Aleksandar Dragovic: Nichts davon.
LASK08: Wie tut man sich mit der Sprache in der Ukraine? Russisch ist ja von Serbo-Kroatisch nicht weit weg, wie sieht das mit Ukrainisch aus?
Aleksandar Dragovic: Ich gehe regelmäßig in die Sprachschule und verstehe mittlerweile eine Menge, aber ein richtiger Dialog ist noch nicht drinnen. Besonders schwer tu ich mir mit der Grammatik.
LASK08: Wie würdest du die Lebensqualität von Kiew beschreiben?
Aleksandar Dragovic: Ich habe Kiew als junge, dynamische und moderne Stadt kennen gelernt, dann sind die Demonstrationen losgegangen und das Chaos ist in den Straßen ausgebrochen. Die Bilder sind um die Welt gegangen, die Situation war ziemlich angespannt. Mittlerweile hat sich die Lage in Kiew aber wieder entspannt, wüsste man nicht um die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine Bescheid, würde man nichts davon mitbekommen.
LASK08: Wenn du dir einen internationalen Innenverteidiger-Partner aussuchen könntest, wen würdest du nehmen und warum?
Aleksandar Dragovic: Raphael Varane, von Real Madrid. Er ist erst 21, bereits sehr abgeklärt und physisch, sowie vom Spielaufbau ungemein stark. Wenn er sich so weiter entwickelt, kann er einer der Allerbesten werden.
and111: Servus, Du kennst sowohl die österreichische Liga und hast auch im Ausland schon viel Erfahrung sammeln können. Wie beurteilst du die heimische Bundesliga und wo siehst du dringenden Nachholbedarf?
Aleksandar Dragovic: Auch wenn für Salzburg die Saison nicht so läuft wie sie sich das vorgestellt haben, bleiben sie im heimischen Fußball das Non-Plus-Ultra. Keiner hat die Möglichkeiten die sie haben, ich denke an ihrer Vormachtstellung wird sich so schnell nichts ändern. Dahinter ist es enger geworden. Die vermeintlich Kleineren präsentieren sich sehr stark, man muss aber abwarten ob sie das Niveau bis zum Saisonschluss halten.
and111: Hast Du vor deine Karriere bei der Austria ausklingen zu lassen?
Aleksandar Dragovic: Die Austria ist und bleibt mein Herzensklub, aber ich hoffe doch, dass ich noch eine Zeit lang Fußballspielen kann.
patierich: Studierst du nach deinen Einsätzen die Medienlandschaft bezüglich deiner Spielerbewertung? Schaust du manchmal in Fanforen um Meinungen/Stimmungen aufzuschnappen?
Aleksandar Dragovic: Ich bin extrem selbstkritisch und weiß, wie ich meine Leistung einschätzen kann. Deshalb schaue ich mir die Benotungen der Medien nicht an, in den Foren surfe ich gelegentlich herum, aber das hat mit meinem generellen Interesse an den Fans und am Fußball zu tun.
Patrax Beauty: Welcher Spielertyp liegt dir als Verteidiger überhaupt nicht?
Aleksandar Dragovic: Ich muss mich gegen alles und jeden durchsetzen, aber kleine und quirlige Spieler sind in der Regel für jeden Innenverteidiger unangenehm.
Patrax Beauty: Wo siehst du bei dir am meisten Verbesserungsbedarf, eher im athletischen Bereich, antizipieren, Kopfballspiel?
Aleksandar Dragovic: Ich kann und möchte mich noch in allen Bereichen verbessern, aber vor allem muss ich torgefährlicher werden.
Patrax Beauty: Falls dich David Alaba wiedermal zu einem Fifa-Duell herausfordert, welche Mannschaft nimmst du international?
Aleksandar Dragovic: Im Augenblick, Real Madrid.
elfhelm: Welche Tipps für die Zukunft würdest du einem jungen talentierten Innenverteidiger in der österreichischen Bundesliga geben?
Aleksandar Dragovic: Dieselben, die ich jedem Sportler geben würde: Arbeite härter als die anderen, glaube an dich und gib niemals auf.
Makro_H: Wie eminent wichtig war es damals für dich neben Jazek Bak und dessen unglaublichen Routine zu spielen? Oder anders gefragt, konnte er dir wertvolle Dinge beibringen/lehren, welche dich für die Zukunft „geprägt“ haben?
Aleksandar Dragovic: Natürlich habe ich viel mit Jazak Bak gesprochen und mich ausgetauscht. Aber Erfahrung kann man nur durch viele Spiele sammeln.
Makro_H: Spielst du lieber mit einem großen (z.B. Kacheridi, Prödl) oder „kleineren“ (Vida, Hinteregger) Partner in der Innenverteidigung?
Aleksandar Dragovic: Die Größe sagt nichts über die Qualität aus. Wichtig ist blindes Verständnis und Harmonie. Wenn die Chemie passt und die Einstellung am Punkt ist funktioniert es.
Mr_Rotten: Welche internationale Mannschaft ist dein Lieblingsverein bzw. war es als Kind?
Aleksandar Dragovic: Arsenal FC
Mr_Rotten: Was machst du in deiner Freizeit?
Aleksandar Dragovic: Zeit mit meinen Freunden verbringen, Sport betreiben und internationale Topspiele im TV verfolgen. Wenn kein Spielbetrieb ist, dann reise ich sehr gerne und am liebsten verbringe ich meine Urlaube mit meinen Kumpels.
Mr_Rotten: Mit welchen Spielern bist du befreundet und machst auch in der Freizeit viel?
Aleksandar Dragovic: Mit den Jungs aus der Nationalmannschaft verstehe ich mich allen ausgezeichnet, wir sind eine eingeschworene Truppe, wo jeder mit jeden super kann. Mein bester Kumpel ist aber ganz klar David. Wir kennen uns aus der Austria-Jugend, sind auf der selben Wellenlänge und verstehen uns blind. Wen wir beim Nationalteam sind, teilen wir uns immer das Zimmer, wir sind fast so etwas wie ein altes Ehepaar.
Mr_Rotten: Lieblingsessen?
Aleksandar Dragovic: Pasta
Mr_Rotten: Lieblingsgetränk
Aleksandar Dragovic: Wasser
Anonymer Thomas: Bereust du es nicht für Serbien zu spielen? Das war ja mal Thema?
Aleksandar Dragovic: Nein, das war niemals Thema. Ich bin Österreich groß geworden, habe in Wien meinen Beruf erlernt und bin stolz darauf Teil der Nationalmannschaft zu sein.
Der P(B)arazit: Könntest du dir eine Rückkehr zur Austria vorstellen (in ein paar Jahren)? Machst du dir Sorgen wegen der Ukraine Krise? Verfolgst du die österreichische Bundesliga ein wenig? Wie stehst du zum Red Bull Engagement im Fußball?
Aleksandar Dragovic: Wien ist meine Basis und mein zu Hause, die Austria mein Herzensverein, ich kann mir absolut vorstellen meine Karriere in Favoriten ausklingen zu lassen. Die Situation in der Ukraine ist alles andere als angenehm, aber solange unsere Sicherheit gewährleistet ist, werde ich meinen Vertrag erfüllen. In Kiew ist es ruhig, der sportliche Betrieb ist unglaublich professionell und das Potential der Mannschaft sehr groß. Ich verabscheue wie jeder andere vernünftig denkende Mensch Gewalt und Krieg, aber ich kann diese Dinge nicht beeinflussen und versuche mich auf meine Job zu konzentrieren. Und ja, ich verfolge die heimische Liga, und denke, dass das Engagement von Red Bull im Fußball Fluch und Segen zu gleich ist. Die Kommerzialisierung geht auf Kosten der Tradition, aber dafür garantiert sie auch das Überleben von Vereinen. Fakt bleibt aber, dass man Erfolg nicht zwingend kaufen kann und sich mit den Anliegen der Fans auseinander setzen sollte.
Knallfrosch
Hast du dir das CL-Spiel Real Madrid gegen den FC Basel letzte Woche angesehen?
Aleksandar Dragovic: Natürlich verfolge ich das Spiel meiner ehemaligen Kollegen, ich habe ja noch immer einen guten Draht in die Schweiz und gegen Real kann man schon einmal verlieren, auch wenn fünf Gegentore schon eine Menge Holz sind.
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