Am fünften Spieltag der österreichischen Bundesliga stand die Begegnung zwischen dem TSV Hartberg und der Wiener Austria auf dem Programm. Dabei wollten die Steirer... Analyse: Austria bleibt weiter sieglos

Am fünften Spieltag der österreichischen Bundesliga stand die Begegnung zwischen dem TSV Hartberg und der Wiener Austria auf dem Programm. Dabei wollten die Steirer ihren positiven Aufwärtstrend weiterhin fortsetzen und ihre Serie an ungeschlagenen Spielen ausbauen, aber darüber hinaus auch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte gegen die Austria punkten. Auf der anderen Seite lautete die Devise für die violetten Gäste, endlich wieder einen Sieg einzufahren und den Anschluss nach oben zu wahren, um vor dem kommenden Wiener Derby nochmal Selbstvertrauen zu tanken.

Hartberg lässt die Austria kommen

Nachdem man zuletzt einige englische Wochen hatte und die meiste Zeit nur regenerieren statt trainieren konnte, hatte Austria-Trainer Christian Ilzer mal wieder eine ganze Trainingswoche zur Verfügung, um seine Inhalte der Mannschaft einzuimpfen und an einigen Aspekten zu arbeiten. Dementsprechend war man gespannt, was dabei herauskommen würde und ob sich die Veilchen im Vergleich zum schwachen Auftritt gegen die Admira verbessert zeigen würden. Mit dem TSV Hartberg bekam man es mit einem unangenehmen Gegner zu tun, der nicht umsonst bislang sieben Zähler einfahren konnte und zuletzt Sturm Graz zu Hause bezwang.

Die Steirer haben sich in ihrer zweiten Bundesligasaison nicht nur punktuell verstärkt und die Qualität erhöhen können, sondern man passte die eigene Spielanlage auch etwas an. In der vergangenen Saison war die Achillesferse der Hartberger meist die Defensive, weshalb man in einigen engen Spielen letztlich das Nachsehen hatte, da die Balance im Team nicht immer passte. Trainer Markus Schopp entschied sich daher den Fokus vermehrt auf die Arbeit gegen den Ball zu legen und einige Umstellungen vorzunehmen, um ein besseres Gleichgewicht in die Mannschaft zu bringen. Man versucht nun kompakter im Block zu verteidigen und die Abstände enger zu halten, um den Gegner auch mit einem tiefen Abwehrpressing kontrollieren und vom eigenen Tor abhalten zu können.

Gegen die Austria war dies nicht anders, wobei die Hartberger einen ähnlichen Ansatz wie die Admira eine Woche zuvor wählte. Mit dem eigenen 4-5-1/4-1-4-1 versuchte man die Mittelfeld-Raute der Austria zu spiegeln, wobei man die eigene Vorgehensweise mehr auf eine raumorientierte Spielweise auslegte. Stürmer Tadic war für Ankersechser Serbest verantwortlich, während die beiden Halbspieler Rep und Kainz immer wieder auf die beiden gegnerischen Achter herausrückten und sie stellen sollten. Dabei verlegte man die Pressinglinie in die eigene Hälfte und ließ die Austria im Spielaufbau mehr oder weniger in Ruhe, um stattdessen die wichtigen Zonen abzudecken und sich nicht herauslocken zu lassen. Nach Ballgewinn sollte es blitzschnell und mit wenigen Kontakten über die beiden flinken Außenspieler gehen, die immer wieder mit Pässen in die Tiefe gefüttert wurden und ihre Geschwindigkeitsvorteile ausspielen sollten.

Austria dominiert und zeigt sich verbessert

Was hatte sich die Austria dagegen überlegt? Eine wichtige Personalie war dabei Neuzugang Palmer-Brown, der sein Startelfdebüt für die Violetten feiern durfte. Der US-Amerikaner besticht durch seinen starken Spielaufbau und sollte Ruhe und Struktur in die Spieleröffnung der Violetten bringen. Ilzer baute dessen Stärken auch prompt in den Matchplan ein und schmiedete ein „Dreieck“ im Spielaufbau, welches aus Palmer-Brown, Serbest und Prokop bestand und das Spiel nach vorne tragen sollte. Ankersechser Serbest besetzte wie gewohnt den Raum vor der Abwehr, sammelte viele Ballkontakte und kippte auch situativ nach hinten ab, sofern man es mit einer anderen Aufbaustruktur probieren wollte. Interessant war allerdings vor allem die Rolle von Dominik Prokop, der nach längerem wieder als „Achter“ auflief. Das Trainerteam der Austria wollte die Qualitäten von Prokop in engen Räumen und als „Ballschlepper“ gezielt nutzen, um das Spielgerät nach vorne zu tragen.

So ließ sich Prokop sehr oft auf Höhe von Sechser Serbest fallen und besetzte den linken Halbraum, um aus dieser Region aus das Spielgerät im richtigen Moment mit Tempo nach vorne zu treiben. Dadurch hatte die Austria ein verbessertes Aufbauspiel aufzubieten, da man einerseits die Positionen besser besetzte und strukturell nachjustierte, aber andererseits auch besser rotierte und die Ballzirkulation sauberer vonstattenging. Der verbesserte Spielaufbau der Austria zeigte sich auch prompt nach wenigen Minuten, als man auf ansehnlicher Art und Weise über einen kontrollierten Spielaufbau und zwei vertikalen Pässen nach vorne kam und Stürmer Monschein alleine vor dem Tor die große Möglichkeit auf die frühe Führung vergab.

Diese gute Aktion gab der Austria Selbstvertrauen und man legte eine gute Anfangsphase hin, wo man das Spiel kontrollierte und absolut im Griff hatte. Das lag auch am generell verbesserten Positionsspiel der Violetten, welches im Vergleich zum Spiel gegen die Admira wesentlich sauberer wirkte. Die Austria stand nicht mehr so eng zusammen und ballte sich nicht im Zentrum, sondern man versuchte mehr Breite in das eigene Spiel zu bekommen und den Gegner auseinanderzuziehen, um Freiräume im Zentrum zu schaffen, die man dann bespielen wollte. Das merkte man speziell an den Positionierungen von Fitz und vor allem von Kapitän Grünwald im 4-3-1-2/4-3-2-1, der sehr oft auf den Flügel auswich und versuchte den Gegner zu strecken, um dann im richtigen Moment ins Zentrum zu ziehen. Aber auch die beiden Achter schoben sehr oft auf den Flügel und versuchten mit ihren Laufwegen Räume zu öffnen. Auch im Spiel gegen den Ball zeigte man sich verbessert, wo das Gegenpressing in einigen Sequenzen gut funktionierte und man so zu raschen Balleroberungen nach Ballverlusten kam, da speziell Sechser Serbest viele Bälle zurückholen konnte und sehr dominant gegen den Ball agierte.

Die Folge davon war, dass man über 60 Prozent Ballbesitz hatte und dem Gegner bis auf wenige Abstimmungsprobleme in der Abwehr kaum Gelegenheiten zu gefährlichen Torchancen gab. Selber kreierte man einige gefährliche Situationen, auch wenn bis auf die Chance von Monschein keine weitere Großchance mehr dabei war. Nach 30 Minuten kam Hartberg etwas besser in das Spiel hinein und konnte das Spiel offener gestalten, da man einige Nadelstiche nach vorne setzte und zumindest die eigene Gefahr andeutete. Und mit der ersten wirklichen Chance im Spiel ging man auch prompt in Führung. Rep nahm sich aus über 30 Metern ein Herz und feuerte einen Aufsetzer auf den gegnerischen Kasten ab, den der Torhüter nicht parieren konnte. Damit ging der TSV quasi mit dem Halbzeitpfiff mit einer 1:0 Führung in die Kabine und verpasste sich eine wichtige Moralspritze.

Die Violetten schalten einen Gang nach oben

Nach dem Wiederanpfiff kamen die Gäste aus der Bundeshauptstadt sichtlich ambitioniert aus der Kabine und erhöhten nochmal die Schlagzahl in der Offensive. Vor allem auf die starke linke Seite wurde der strategische Fokus gelegt, wo man über den offensiven Außenverteidiger Cavlan bereits im ersten Durchgang einiges an Druck machte. Nun versuchte man es noch gezielter mit Überladungen über den Flügel und in weiterer Folge mit Tempo für Durchbrüche zu sorgen. Eine dieser Überladungen auf der linken Seite führte dann auch nach nur wenigen Minuten zum Ausgleich, als der Hartberger Kainz eine Hereingabe von Monschein ins eigene Tor bugsierte. Die Austria schien von diesem Treffer beflügelt zu sein und machte weiter Druck, versuchte noch aggressiver im Gegenpressing zu sein und den Gegner hinten hineinzudrücken.

Doch kampflos aufgeben wollten die Steirer keinesfalls und so erhöhte man auch selbst die Schlagzahl, ging in der Offensive noch mehr Risiko ein bzw. fuhr einige gefährliche Gegenstöße. So zwang man den gegnerischen Torhüter Lucic zu zwei Glanzparaden nach Fernschüssen und meldete ebenfalls Ansprüche auf die Führung in diesem Spiel an, weshalb die Begegnung immer rassiger wurde. Die Austria dominierte dennoch das Geschehen, ließ das Spielgerät gut in den eigenen Reihen zirkulieren und fand immer wieder über die Flügel Lösungen gegen die Steirer. Austria-Trainer Ilzer brachte mit Sax auch eine frische Offensivkraft, um nochmal für zusätzliche Ideen zu sorgen. Der eingewechselte Sax setzte sich dann auch auf der linken Seite durch und brachte eine Flanke in den Strafraum, die auf Umwegen bei Monschein landete und dieser folglich zum umjubelten 2:1 traf.

Mit der Führung im Rücken, wirkte die Austria nun noch Selbstsicherer und alles schien auf Schiene in Richtung einer Fixierung der drei Punkte. Man erzielte dann auch wenig später die vermeintliche Vorentscheidung, doch das 3:1 wurde vom Schiedsrichtergespann aberkannt. Quasi im Gegenzug verschätzte sich Neuzugang Palmer-Brown und brachte Rep zu Fall, was der Schiedsrichter mit einem Elfmeter und einer roten Karte ahndete. Den fälligen Elfmeter konnte Austria-Keeper Lucic parieren und somit seine Mannschaft vor dem Ausgleich bewahren.

Hartberg erhöhte nun selber deutlich die Schlagzahl, schob mit der gesamten Mannschaft nach vorne und versuchte die Austria mit einem offensiven 4-3-3 nun hinten einzuschnüren, um Kapital aus der Überzahl zu schlagen. Dieser Mut wurde dann auch belohnt und man „erzwang“ ein Eigentor des Gegners, womit man auf 2:2 stellen konnte. Danach dauerte die Druckphase der steirischen Gastgeber weiter an und man setzte sich im Angriffsdrittel fest, scheiterte allerdings meist am gegnerischen Torhüter oder der Gegner konnte im letzten Moment klären.

In den letzten Minuten konnte sich die Austria dann vermehrt befreien und über Konterangriffe für Entlastung sorgen, wodurch Hartberg wiederum vorsichtiger wurde. Die Folge war letztlich, dass sich beide mit dem Unentschieden arrangierten und die Punkte teilten.

Fazit

Ein rassiges Spiel, mit vielen packenden Szenen und einigen umstrittenen Pfiffen des Schiedsrichters endete also schließlich mit einem 2:2 Unentschieden. Die Hartberger startete zwar nicht gut in die Partie und präsentierten sich vor allem im ersten Durchgang in der Offensive zu mutlos, weshalb man der Dominanz des Gegners wenig entgegensetzen konnte. Es fehlte auch der Zugriff auf das Aufbauspiel der Austria und man bekam das gegnerische Dreieck nicht wirklich in den Griff. Dennoch ging man in Führung, was dem eigenen Spiel einen Schub gab. Im zweiten Durchgang wurde man wesentlich aufmüpfiger und traute sich mehr im Spiel nach vorne zu, wodurch die Hartberger ihren Teil zu einem rassigen Spielgeschehen beitrugen. Aufgrund der letzten Viertelstunde in Überzahl schnupperte man sogar an den drei Punkten und hätte mit etwas Glück die eigene Heimstätte zu einem Tollhaus verwandeln können.

Auf der anderen Seite muss sich die Austria zum zweiten Mal in Folge mit einem Remis begnügen. Dabei zeigte man sich in vielen Bereichen verbessert, legte sich einen guten Matchplan zurecht und konnte sogar endlich einen Rückstand in eine Führung umdrehen. Ausschlaggebend für die gute Leistung war das verbesserte Positionsspiel, wodurch man die Räume besser besetzen konnte und das „Dreieck“ um Palmer-Brown, Serbest und Prokop, welches den Spielaufbau deutlich erleichterte. Letztlich kann man der Austria wenig vorwerfen, da man wie erwähnt gegen einen schwierigen Gegner den Rückstand drehte und auch das 3:1 erzielte, was die Vorentscheidung gewesen wäre – welches allerdings vom Schiedsrichter zurückgenommen wurde. Stattdessen kam es knüppeldick und man bekam quasi postwendend eine rote Karte und einen Elfmeter gegen sich gepfiffen, womit die sicher geglaubten Punkte plötzlich in Gefahr waren. So muss man sich mit dem 2:2 Unentschieden abfinden, auch wenn man auf die Leistung definitiv aufbauen kann und nach einer ganzen Trainingswoche eine positive Entwicklung zu sehen war.

Dalibor Babic

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