Analyse: Austria kommt gegen Admira nicht über ein Remis hinaus
Fußball in Österreich 29.September.2020 Dalibor Babic
Am dritten Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria die Admira aus der Südstadt zum Duell um drei Punkte. Dabei wollten die Violetten den zweiten Sieg in Serie folgen lassen, nachdem man am vergangenen Wochenende gegen Aufsteiger Ried den ersten Sieg unter Trainer Peter Stöger holte. Dabei traf man auf eine Mannschaft der Admira, die nach dem Saisonstart stark verunsichert agierte. Null Punkte und ein Torverhältnis von 0:9 aus zwei Spielen ist natürlich katastrophal und seit wenigen Tagen hat man mit Damir Buric auch einen neuen Trainer, der das Ruder bei den Niederösterreichern rumreißen soll.
Austria mit offenem Visier
Gespannt war man auf Seiten der Admira natürlich, was für Maßnahmen Neo-Coach Buric setzen und was man nach nur wenigen Tagen für Ansätze sehen würde. In der ersten Amtszeit unter Buric wusste die Admira vor allem in der Arbeit gegen den Ball zu überzeugen, wo speziell die Organisation ein wichtiges Thema war und man mit der Kompaktheit und Konterstärke vielen Gegnern das Leben schwermachen konnte. Doch im Vergleich zu damals ist die Qualität im Kader nicht mehr so hoch und sind die Möglichkeiten des Trainers begrenzt. Buric versuchte daher nicht allzu viel über den Haufen zu werfen, sondern auf das aufzubauen, was in der Vorbereitung erarbeitet wurde. So setze man erneut auf eine Fünferkette und ein 5-3-2 System, wobei man die Flügelverteidigung mit eher offensivausgerichteten Akteuren besetzte, um auch über die Außenbahn flexibel agieren zu können. Doch der klare Fokus beim Matchplan lag natürlich auf der defensiven Stabilität, was man als Grundstein für einen Punktegewinn erachtete.
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So sah es dann auch dementsprechend auf dem Feld aus, denn man setzte auf ein tiefes Abwehrpressing und alle Feldspieler hatten sich an der Arbeit gegen den Ball zu beteiligen. Die beiden Stürmer standen dabei recht eng beieinander und sollten Pässe in das Zentrum verhindern, während dahinter die drei zentralen Mittelfeldspieler und die Fünferkette auch diese Region besetzten, um die Austria von den gefährlichen Zonen fernzuhalten. Die Admira griff dabei immer wieder auf lose Mannorientierungen und versuchte so für eine klare Zuordnung zu sorgen und die Gastgeber konstant in Zweikämpfe zu verwickeln. Nach Ballgewinn wollte man die beiden Spitzen schnell in Szene setzen, aber auch mit Spielverlagerungen rasch die Seiten wechseln und so über die beiden schnellen Flügelverteidiger die offenen Räume attackieren.
Was hatte sich die Austria dagegen überlegt? Zunächst war die offensichtlichste Änderung, dass man vom 4-1-4-1 des vergangenen Wochenendes, hin zu einem klaren 4-4-2 mit einer Doppelspitze wechselte. So kam Angreifer Pichler für Kapitän Grünwald in die Mannschaft, was natürlich Fragen aufwarf, da mit Ebner nur noch ein echter zentraler Mittelfeldspieler in der Aufstellung anzutreffen war. Das lag daran, dass Stöger für eine Überraschung sorgte, denn Manprit Sarkaria wurde neben Ebner ins Zentrum gezogen und agierte damit in einer noch tieferen Rolle, als es zuletzt ohnehin schon der Fall war und damit quasi als „klassischer“ zentraler Mittelfeldspieler. Dieses Projekt brachte bislang schon eher überschaubare Ergebnisse und Sarkaria fühlt sich sichtlich am Flügel wohler, doch Stöger sieht bei dem Offensivspieler die Anlagen, auch aus dem Zentrum heraus eine tragende Rolle einzunehmen.
Die Aufstellung zeigte aber bereits, dass die Violetten das Heil in der Offensive suchten und die geballten Power auf das Feld bringen wollten. Und das merkte man auch in der Anfangsphase, denn die Austria legte wie aus der Pistole geschossen los und konnte sich relativ rasch in der gegnerischen Hälfte festsetzen und den Strafraum belagern. Das lag vor allem daran, dass man durch die offensive Aufstellung eine sehr hohe Strafraumbesetzung gewährleisten konnte, was im Verbund mit den vielen Flanken in den Strafraum natürlich für die Admira unangenehm zu verteidigen war. Man spielte sehr viel über die Flügel und versuchte über die aufgezogenen Außenverteidiger Überzahl auf den Außenbahnen zu kreieren, was vor allem in der Anfangsphase meistens gelang.
Die Admira hatte noch Probleme bei ihren Verschiebebewegungen, was vor allem auf den Seiten zu Schwierigkeiten führte. So waren die beiden Flügelverteidiger der Gäste meist alleine gegen die Flügelpärchen der Austria, da das Verschieben zur Seite und die Übernahme der Gegenspieler nicht klappte und der Gastgeber leicht ins letzte Drittel eindringen und dort eben mit Flanken den Strafraum bearbeiten konnten. Die Folge war die recht frühe Führung der Austria, die nach einer einstudierten Eckballvariante zum 1:0 traf. Auch danach ließen die „Veilchen“ nicht locker und drängten auf den nächsten Treffer, was zu weiteren hochkarätigen Möglichkeiten führte. Ausgangspunkt war bei allen Aktionen der Flügel, wo man relativ einfach die Admira überspielen konnte.
Admira passt sich besser an
In der Phase schien es ganz so zu sein, als würde es auf einen Kantersieg der Austria hinauslaufen, da die Admira heillos überfordert war und keinen Fuß in die Partie bekam. Man lief de facto nur hinterher, verlor die Bälle postwendend und bekam kaum eine Verschnaufpause. Doch nach und nach wurde der Schwung der Austria weniger und beruhigte sich das Spiel. Dafür gab es zwei Gründe: Einerseits wurde das Pressing der Violetten schwächer und ließen die Wiener den Gegner immer öfter kommen (um vermutlich besser mit den Kräften hauszuhalten), andererseits nahm die Admira Anpassungen in der Defensive vor, um auf die Schwierigkeiten im Spiel zu reagieren. Diese zielten auf dem Flügel ab, wo man die größte Problemzone hatte. So versuchte man nun das zentrale Mittelfeld stärker in Richtung des Flügels zu beordern und zu verschieben, aber auch die Halbverteidiger mussten stärker rausrücken und die Flügelverteidiger unterstützen. Diese Maßnahme funktionierte auch ganz gut, denn dadurch konnte die Austria nicht mehr so einfach den Flügel runterspazieren und sich um den Strafraum herum festsetzen.
Dadurch wurden wiederum die Problemzonen bei der Austria stärker entblößt, die man in der Anfangsphase nicht so offenbarte. Durch das flügellastige Spiel, war man nicht wirklich gefordert durch das Zentrum zu spielen und ein balanciertes Angriffsspiel aufzuziehen. Da nun der Flügel allerdings besser versperrt wurde von der Admira, waren nun andere Lösungen gefordert. Doch das Zentrum der Austria war de facto nicht existent. Ebner ist bekanntlich kein Akteur für spielerische Akzente und eher für die „Drecksarbeit“ zuständig, weshalb viel Verantwortung auf den Schultern von Sarkaria lastete. Doch dieser tat sich in dieser zentralen und tieferen Rolle noch schwerer als sonst, da er die Bälle recht lange hielt und in Sachen Vororientierung Schwierigkeiten hatte. Die Folge war, dass er von der Admira gut unter Druck gesetzt werden konnte und so Ballverluste die Konsequenz waren. Das breitangelegte 4-4-2 hatte auch zur Folge, dass im Zentrum ein großes Loch zu sehen war.
Die Verbindungen zwischen den Spielern konnte so nicht wirklich gewährleistet werden, da die beiden Stürmer recht hochstanden, die beiden zentralen Mittelfeldspieler tiefer und die Flügelspieler breiter positioniert waren. Das war vor allem im Spielaufbau problematisch, da dieser durch diese Limitierung quasi nur über die Außenverteidiger laufen konnte und man ja im Zentrum kaum Anspielstationen hatte. So verwundert es auch nicht, dass die beiden Außenverteidiger der Violetten mit Abstand die meisten Ballkontakte in diesem Spiel sammelten. Allerdings war wie gesagt dort ein Durchkommen wesentlich schwieriger, da die Admira mehr Ressourcen und Spieler in diese Region beförderte, weshalb der starke Beginn der Austria immer mehr abflachte. Man spielte ähnlich wie gegen Ried viel in die Breite, versuchte über Spielverlagerungen den gegnerischen Block zu bewegen, kam aber kaum mehr in die gefährlichen Zonen. Da man gleichzeitig auch gegen den Ball passiver wurde, kam die Admira besser in das Spiel hinein und konnte sich da Sicherheit holen.
Die Austria hatte defensiv auch Probleme durch die schlechte Struktur, da nach langen Bällen oftmals Eins gegen Eins-Duelle zwischen den Innenverteidigern und den gegnerischen Stürmer entstanden und sie wenig Unterstützung von den Mitspielern erfuhren. Auch im Kampf um den zweiten Ball hatte man durch die breite Positionierung Nachteile und war nicht kompakt genug, weshalb die Admira auch nach langen Bällen Ballbesitz sichern konnte. So gleichten sich die Ballbesitzzeiten der beiden Mannschaften immer mehr an, auch wenn die Admira ziemlich limitiert in ihren Angriffsbemühungen war und kaum zu Torchancen kam. Jedoch nutzte man eine schön ausgespielte Aktion zum 1:1-Ausgleich und fand dadurch endgültig zurück in das Spiel.
Austria zeigt defensive Nachlässigkeiten
Im zweiten Durchgang zeigte sich zunächst ein ähnliches Bild, ehe die Austria erneut nach einer Standardsituation in Führung ging. Nach einem scharfen Eckball von Suttner stand Pichler goldrichtig und traf zum 2:1. Für die Admira ein bitterer Moment, kassierte man doch auch gegen den SKN gleich drei Tore aus Standards und ging es quasi in der gleichen Tonart weiter. Erst nach der Einwechslung von Kapitän Grünwald, kam im Spiel der Violetten wieder mehr Struktur hinein und wurde das Auftreten im Ballbesitz besser. Stöger reagierte damit auch auf das Loch im Zentrum und stellte mit dem Wechsel auf ein 4-2-3-1 um, wobei er auch Sarkaria eine Etappe nach vorne zog und dieser nun hinter der Spitze agierte. Das wirkte sich positiv auf das Ballbesitzspiel der Austria aus, da man nun bessere Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen herstellte und Grünwald auch den Spielaufbau merklich erleichterte.
Dadurch bekam man wieder etwas mehr Kontrolle in das Spiel hinein und kam auch zu einigen gefährlichen Aktionen, um für die Vorentscheidung zu sorgen. Es hätte wohl auch einen Elfmeter für die Violetten geben müssen, als Pichler von Aiwu im Strafraum umgerissen wurde. In den letzten 20 Minuten schlich sich allerdings wieder eine gewisse Passivität in das Spiel der Austria ein. Man wich immer weiter zurück und attackierte wieder kaum weiter vorne, wodurch die Admira das Spiel öfter in die violette Hälfte verlagern konnte. In der Defensive wirkten die Austrianer dabei auch nicht immer sattelfest, wobei die Admira sich schwertat, spielerisch Akzente zu setzen. Erst nach einem Fehler von Suttner, kam man zu einer Ausgleichschance, die aber im letzten Moment geklärt werden konnte. Als es dann so schien, als könnte die Austria das Spiel in trockene Tücher bringen und Peter Stöger bereits mit der Einwechslung von Maudo auf eine Fünferkette umstellte (um den großgewachsenen Maierhofer besser zu verteidigen), leistete sich Teigl einen Stoppfehler, die Admira führte den Einwurf schnell aus und drang in den Strafraum ein, wo Breunig sich sehenswert durchsetzte und zum 2:2 Ausgleich traf. Die Austria war davon geschockt und konnte nicht mehr wirklich reagieren, weshalb es bei diesem Endstand blieb.
Fazit
Es war eine eigenartige Partie der Violetten. Eigentlich machte man phasenweise kein schlechtes Spiel, konnte sich einige Torchancen erarbeiten und lag der Sieg im Bereich des Möglichen. Vor allem in der Anfangsphase hätte man bei noch mehr Konsequenz das Spiel frühzeitig entscheiden können, was man aber verabsäumte. Speziell die passive Haltung nach dieser guten Anfangsphase wirft Fragen auf, denn dadurch holte man de facto die Admira zurück in das Spiel.
In der zweiten Halbzeit war man dann wieder etwas besser im Spiel und hatte zeitweise Kontrolle über dieses, weshalb die Systemumstellung und die Einwechslung von Grünwald richtige Maßnahmen von Austria-Trainer Stöger waren. Allerdings verabsäumte man es auch da, den Sack zuzumachen und für die Vorentscheidung zu sorgen. Daher war man auf die Defensive angewiesen, wo man allerdings auch nicht immer sattelfest agierte und so trotz der wenigen Chancen des Gegners letztlich zwei Gegentreffer kassierte. So war das Spiel letztlich enttäuschend und ein Dämpfer für die Violetten und es wird wohl noch dauern, bis man eine dominante Austria über die gesamte Spielzeit zu sehen bekommt.
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Dalibor Babic
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