In Österreich testete man noch durchwegs gegen schwächere Gegner, nun im Wintertrainingslager in Belek setzten die Blackies Spiele gegen gleich starke oder stärkere Mannschaften an. Darunter war auch der Test gegen Steaua Bukarest, den abseits.at genauer unter Betrachtung nahm.
Konservativ ausgelegtes, jedoch hohes Pressing von Sturm
Normalerweise tritt der SK Sturm in einer 4-2-3-1 Grundordnung an, diesmal war es eher eine 4-4-1-1 Formation mit Stankovic als Zehner und Edomwonyi als Stoßstürmer. Das Pressing selbst legte man meistens im 4-4-2 an, die Grazer versuchten den kontinuierlichen, flachen Spielaufbau der Rumänen früh zu stören und attackierte recht früh in deren Hälfte. Steaua sollte auf die Seite gedrängt werden, die Stürmer des SK Sturm sollten die Sechser von Bukarest isolieren.
Dies gelang jedoch nur bedingt, die Verbindungen zum Mittelfeld waren schwach, die Deckungsschatten wurden kaum genutzt und man ließ sich von den gegnerischen Innenverteidigern leicht locken, damit der Ball dann über einen Dritten trotzdem zum Sechser gelang. Im Mittelfeld der Grazer gab es einige situative Mannorientierungen. Diese führten dazu, dass die Viererkette im Mittelfeld oft unpassende Abstände zueinander hatte und immer wieder Vertikalpässe in die Zwischenlinienräume gespielt werden könnten. Steaua hatte eine hohe Präsenz in ebenjenem Raum und nutzte diese für Ablagen zu den nachrückenden zentralen Mittelfeldspielern, die dann immer wieder Verlagerungen auf die durchschlagskräftigen Flügelspieler der Rumänen spielten.
Durch gutes Gegenpressing konnte Steaua die wenigen Ballverluste oft zurückgewinnen. Etwas, das Sturm nicht gelang. Zwar versuchte man immer wieder in höheren Zonen nach verlorenen Bällen nachzusetzen, jedoch wurden auch hier die Deckungsschatten nicht gut genutzt. Es gab Situationen, in denen man kompakt war, jedoch trotzdem schwach stand und wiederum andere Aktionen, in denen man gut die Passwege abschnitt, den Ballführenden jedoch nicht intensiv genug unter Druck setzte. So dauerte es fast eine halbe Stunde, bis die Blackies eine längere Passstafette hinbekamen, die jedoch zu nichts führte.
Schnelles Umschaltspiel auf Edomwonyi
Nach Ballgewinn war die Marschroute meist klar: es sollte nach vorn gehen, und zwar so schnell wie möglich. Man versuchte durch scharfe Vertikalpässe den ausweichend agierenden Edomwonyi in Szene zu setzen. Das Timing seiner Läufe waren jedoch nicht immer ideal, Steaua stand zudem sehr stabil und fing viele Pässe in die Tiefe, oftmals gespielt von Stankovic, ab.
Falls ein schneller Konter nicht möglich war, versuchten die Grazer das Spiel geduldig aufzubauen und die Ballzirkulation zu forcieren. Die Verbindungen von den beiden Sechsern, die zudem oft zu flach gestaffelt waren, zu den offensiven Akteuren waren in einigen Phasen jedoch kaum existent, sodass Bukarest immer wieder einen Rückpass auf Torwart Esser und einen darauffolgenden Befreiungsschlag erzwingen konnte.
Den Mut zum Risiko im Spielaufbau muss man jedoch loben. Immer wieder versuchten die Innenverteidiger lieber doch noch einen Pass zu spielen, statt den Ball hoch nach vorne zu schlagen. Leider war die Entscheidungsfindung nicht immer perfekt, noch dazu überzeugten Offenbacher und Lovric nicht unbedingt mit ihrer Übersicht, sodass manchmal Rückpässe gespielt wurden, als man sich drehen und vom Druck befreien hätte können. Ebenfalls als Problem offenbarte sich die fehlende Beidbeinigkeit von Kamavuaka, der auf der linken Innenverteidigerposition spielte, jedoch den Ball zu oft am rechten Fuß hatte und dann Pässe auf den falschen Fuß der Mitspieler oder ungenau mit dem Außenrist spielen konnte.
Fazit
Sturms 4-4-2 ist vor allem aufgrund der Mannorientierungen im Pressing, die dazu führten, dass man oft einen Schritt zu spät kam, vor allem gegen stärkere Gegner mit gutem Aufbauspiel noch nicht stabil. In der Offensive scheiterte es bei Duchbrüchen jedoch nur an Kleinigkeiten, sodass man durchaus Positives erkennen konnte. Die Verbindungen im Aufbau sind in diesem 4-4-2 jedoch schwach, sodass man fast zum langen Ball gezwungen ist und sich nur schwer befreien kann. Dies macht diesen Plan B potentiell belastender für die Defensive, als dass er sie entlastet.
David Goigitzer, abseits.at
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