1:1 – Rapid holt mit Defensivstärke und Effizienz einen Punkt in Salzburg – Co-Trainer Jancker sorgt für Wirbel nach dem Spiel
Bundesliga 3.September.2013 Daniel Mandl 7
Am Sonntag stand das Duell der Europa League Gruppenphasenstarter an: Red Bull Salzburg empfing den SK Rapid Wien und galt vor der Partie, nicht nur aufgrund der einfacheren Europacuppartie am Donnerstag, als klarer Favorit. Rapid hielt aber dagegen und holte einen Punkt, mit dem die Barisic-Elf mehr als zufrieden sein kann.
Salzburg-Trainer Roger Schmidt überraschte damit, dass er Kevin Kampl zur Mitte zog und Stefan Hierländer auf der rechten Seite spielen ließ. Kampl könnte sich laut Schmidt in der Mitte noch mehr entfalten und Rapid auf der Zentralachse in eine tiefere Feldposition zwingen. Dies machte sich schnell dadurch bemerkbar, dass Thanos Petsos nicht so aktiv wie sonst wirkte und verhältnismäßig sehr wenige Ballkontakte (42) hatte. Kampl wiederum versuchte das Offensivspiel an sich zu reißen und hatte mit 76 Ballkontakten die meisten auf dem Platz.
Befreien aus schwierigen Defensivsituationen
Dennoch biss sich eine stark spielende Salzburger Mannschaft an Rapid die Zähne aus. Rapid nahm einerseits im Aufbauspiel immer wieder großes Risiko und versuchte sich aus schwierigen Lagen herauszuspielen, anstatt die Kugel sicherheitshalber wegzudreschen. Dabei tat sich vor allem der passsichere Brian Behrendt hervor, der das Spiel ruhig aufzubauen versuchte. Diese Tatsache sorgte für Entlastung und den nötigen Ballbesitz. Trotz der Salzburger Überlegenheit beendete Rapid die Partie mit knapp 44%.
Linker Salzburger Flügel dank Trimmel kaltgestellt
Salzburg war klar überlegen, schaffte es aber zu selten, konkrete Torchancen herauszuspielen. Diese resultierten eher aus Stellungsfehlern und grün-weißen Unachtsamkeiten im Raum zwischen Innen- und Außenverteidigern. Durch die Mitte hatte Salzburg wenig bis nichts anzubieten, die Flügel wurden zwar überladen, durchsetzen konnten sich die Salzburger Außenspieler aber nur selten. Christopher Trimmel spielte eine Top-Partie gegen Sadio Mané, der nach und nach an der Physis des Rapid-Allrounders verbrach. Die linke Angriffsseite war für Salzburg uneinnehmbar.
Kampls Positionsrochade als möglicher spielentscheidender Faktor
Schwach spielte hingegen Rapids Linksverteidiger Stephan Palla, der nach vorne keine Linie ins Spiel brachte und hinten die meisten seiner Zweikämpfe verlor. Am Ende gewann Palla nur 32% seiner Duelle. Auf dieser Position hätte Roger Schmidt die Partie entscheiden können. Hätte der Deutsche Kevin Kampl auf seine Stammposition am rechten Flügel gezogen, wäre Rapid stärker in Bedrängnis gekommen. Einerseits weil Palla mit dem kleinen Slowenen an diesem Tag überfordert gewesen wäre, andererseits, weil der Raum zwischen Palla und Behrendt häufig offen war. Obwohl Salzburg mit zwei Stürmern agierte, stach selten jemand in diesen Raum. Dies hatte damit zu tun, dass Kampl durch seine zentrale Position, nicht seine typischen inversen Flügelläufe von rechts zur Mitte zeigen konnte.
Sonnleitner als Defensivarchitekt, Pichler verschafft sich Respekt
Das Spiel der Salzburger war in seiner Masse somit zu zentrumlastig. Rapid setzte sich auf der Zentralachse mit Physis, Einsatz und etwas Glück immer wieder durch. Hervorzuheben ist hierbei der starke Mario Sonnleitner, der auch nicht hektisch wurde, wenn er auf einen schnellen Salzburger Flügelspieler ausweichen musste, weil die offensiven Außenspieler Rapids nicht schnell genug umschalteten. Harald Pichler suchte davor zahlreiche Zweikämpfe und machte die Salzburger Offensivzentrale damit mürbe. Auch wenn er nur Etappenziele erreichte und keine wirklich gute Partie spielte, verschaffte er sich früh den notwendigen Respekt. In letzter Instanz rettete auch immer wieder der starke Keeper Jan Novota.
Boyds Spiel auf Messers Schneide
Rapid fand offensiv praktisch nicht statt. Der auffälligste Spieler war zugleich einer, der in dieser Partie stark polarisierte. Terrence Boyd hätte in der ersten Halbzeit zweimal nach Ellbogenchecks mit Gelb-Rot vom Platz fliegen müssen. Das „zweifache Opfer“ Stefan Ilsanker war bereits im Begriff heißzulaufen. Barisic betonte nach dem Spiel im Interview, dass er die Rotgefährdung seines Spielers nicht so dramatisch sah, sagte dies wohl aber nur, um Boyd zu schützen. Dass Barisic Boyd nach der Pause auf dem Platz ließ, hatte wohl zwei Gründe: Einerseits brauchte Rapid ein Tor und Boyd war als Stoßstürmer der vielversprechendste Kandidat für einen Torerfolg. Andererseits war es auch im Rahmen des Möglichen, dass sich das Blatt wendet und aufgrund der harten Gangart des US-Boys auch einer seiner Gegenspieler plötzlich rotgefährdet wäre.
Rapid ohne Zugriff aufs Spiel, aber defensiv weiter stark
Barisic pokerte richtig und Terrence Boyd sorgte mit Rapids einzigem echten Torschuss und der einzigen gut fertig gespielten Aktion für Ausgleich und Endstand. Rapid blieb auch danach der Kontertaktik treu, stand durch das Erfolgserlebnis hinten aber noch kompakter als zuvor. Wie wenig Kontrolle Rapid über das Spiel erlangte zeigen die Statistiken der eingewechselten Spieler: Louis Schaub berührte in 22 Minuten nur viermal den Ball, Grozurek in 17 Minuten neunmal. Rapid konnte das Spiel nicht mehr beruhigen und vertraute auf die Stärke der Abwehr und der Möglichkeit einer Einzelaktion im Konter, zu der es aber nicht mehr kam.
Wirbel um Carsten Jancker
Nach dem Spiel gingen die Wogen noch einmal hoch: Die TV-Kameras fingen einen heftigen Disput zwischen Salzburg-Trainer Roger Schmidt und Rapids Co Carsten Jancker ein. Schmidt löste die Situation im Interview nach dem Spiel auf und erklärte, dass Jancker seine Spieler während des Spiels auf gezielte Attacken gegen Salzburgs Alan einschwor. Der sichtlich verärgerte Schmidt quittierte diese Vorgehensweise mit einem klaren: „Mit diesem Menschen werde ich kein Wort mehr sprechen“.
Unterhaus-Methoden müssen im Keim erstickt werden
Klar ist Rapid derzeit in einer schwierigen Situation, hat einen sehr jungen Kader und einige Spieler, die von den Verantwortlichen geschützt und auf dem Boden gehalten werden müssen. Eine Aussage, wie die von Carsten Jancker ist jedoch Gift für das Image eines Teams, das sich nach der blutleeren Ära Schöttel als kämpferisch starke, beherzte Truppe in die Herzen der Fans und Öffentlichkeit zurückspielen will. Bis jetzt gelang das auch gut und den jungen Rapid-Spielern konnte man auch nach Punktverlusten oder Niederlagen nicht böse sein. Die von Carsten Jancker vorgegebene Marschrichtung in jener besagten Szene in Salzburg ist hingegen ein No-Go für jeden Trainer und erinnert eher an den heimischen Amateurfußball. Da in diesem Fall nicht mal Aussage gegen Aussage steht, sondern Jancker – emotionsgeladen wie eh und je – seine Aussage bestätigte, wäre ein entsprechender Schuss vor den Bug durch die Bundesliga, etwa in Form einer Geldstrafe, angemessen. Auch wenn sich der deutsche Rapid-Co-Trainer unmittelbar nach dem Spiel entschuldigte, dürfen diese längst vergessen geglaubten Methoden nicht zur Norm werden – egal wie emotional das Spiel verläuft.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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