1:2 gegen Altach: Der grün-weiße Teufel steckte im Detail
Bundesliga 30.November.2017 Daniel Mandl 0
Das 1:2 gegen den SCR Altach bedeutete die zweite Heimniederlage Rapids in nur vier Tagen. Trainer Goran Djuricin trauerte nach der Partie den vergebenen Chancen nach – allerdings hätte auch er Maßnahmen setzen können, die die Niederlage verhindert hätten.
Rapid tat sich gegen gut stehende Altacher allgemein schwer. Die Innenverteidigung der Vorarlberger mit Zech und Netzer machte einen sehr guten Eindruck. Hinzu kam, dass sich Jan Zwischenbrugger immer wieder fallen ließ, um situativ eine Dreier-Innenverteidigung zu kreieren. In diesem Fall schoben die Außenverteidiger ein wenig nach außen, wodurch Rapid die Breite im Offensivspiel genommen wurde.
Rapid versucht’s – logischerweise – durch die Mitte
Wenn Rapid gefährlich wurde, dann mit Durchbrüchen in der Zentrale. Die Flügel waren abgemeldet, da die Altacher Abwehr sehr viel Breite gab. Das schränkte Linksverteidiger Bolingoli und Rechtsverteidiger Pavelic in seinem ersten Spiel von Beginn an seit 10.September ein. Für Murg und Schaub bedeutete die Altacher Abwehrformation, dass sie sich stärker in die Mitte fallen lassen konnten. Schaub war es auch, der an Angriffssituationen durch die Mitte immer wieder beteiligt war.
Nutzen eines individuellen Fehlers
Neben Angriffen durch die Zentrale und Standardsituationen waren es auch gelegentlich individuelle Fehler der Altacher, die Rapid zu Chancen einluden. So auch in der 73.Minute, als Stefan Schwab einen schlechten Querpass von Zwischenbrugger abfing und Schaub ideal bediente. Rapid ging kurz vor „seiner“ Viertelstunde in Führung, hätte aber nach Chancen von Kvilitaia, Joelinton und Schwab bereits höher führen müssen.
Neben guten offensiven Djuricin-Ideen…
Kurz vor dem 1:0 bereitete Goran Djuricin einen Wechsel vor, hätte wohl Eren Keles anstelle von Louis Schaub gebracht, der schließlich am Platz blieb. In den letzten Wochen überraschte Djuricin immer wieder mit offensiven Einfällen. So spielte Joelinton in den letzten beiden Partien als Zehner, um mehr zweite Bälle sichern zu können. Situativ rochierte er dabei auch immer wieder mit Schwab, dem die höhere Durchschnittsposition sichtlich gut tut – der Kapitän war der stärkste Rapidler am gestrigen Abend.
…gibt’s defensiven Ideenmangel
Defensive Alternativeinfälle waren allerdings zuletzt nicht die Stärke des Rapid-Trainers – und das rächte sich in der Rapid-Viertelstunde. Thanos Petsos sah eine harte rote Karte, nachdem er aus kurzer Distanz am Oberarm angeschossen wurde. Da direkt hinter ihm noch Torhüter Strebinger parat stand, war die Bewertung des Handspiels als Torraub deutlich zu hart, der Elfmeter allerdings mehr oder weniger vertretbar. Das Bittere für Rapid war aber, dass Petsos zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon auf der Bank hätte Platz nehmen müssen.
Altacher bespielten schwachen Petsos
Der Rapid-Sechser hatte durch Schwabs hohe Position viel Defensivarbeit zu verrichten, war jedoch dauerhaft der Spieler, den die meist gut einrückenden Altacher Flügel pressten. Petsos wirkte durchwegs zu langsam im Kopf, ließ sich immer wieder unter Druck setzen, schien oft unentschlossen. Der Deutsch-Grieche war in Rapids Mittelfeld die große Schwachstelle, die von den cleveren Altachern folgerichtig bespielt wurde. Auch kurz vor seinem Ausschluss gab es gleich mehrere Szenen hintereinander, in denen er leer und am Ball unsicher wirkte.
Umstellungsoptionen von der Bank…
Djuricin hätte den defensiven Mittelfeldspieler trotz der 1:0-Führung erlösen und das Mittelfeld umstellen müssen. Die Alternativen hätte der Rapid-Coach sowohl auf dem Platz, als auch auf der (diesmal allerdings etwas dünner besetzten) Bank gehabt. Steffen Hofmann und Tamas Szanto kamen nach der ersten roten Karte ins Spiel, hätten jedoch schon früher Petsos ersetzen können. Hofmann hätte in seinem ersten Spiel seit 23.September für läuferische Verbesserung gesorgt, Szanto für höhere Passsicherheit.
…oder ohnehin auf dem Platz
Aber auch auf dem Platz hätte es an Optionen nicht gemangelt: Der mittlerweile topfitte und sehr laufstarke Thomas Murg bringt alle Anlagen für einen Achter mit, hätte sich gemeinsam mit Schwab in die Zentrale fallen lassen können. Auch die physischen Vorteile, die Joelinton auf einer noch etwas tieferen Position mitgebracht hätte, während Schwab den klassischen Sechser gibt, wären nicht zu verachten gewesen. Djuricin hätte also auch mit Einwechslungen von Keles oder Schrammel punkten können. Wichtig wäre einfach nur gewesen, Petsos zu erlösen – was am Ende der Schiedsrichter machte. Am Schluss hatten nur die beiden Offensivsten – Joelinton und Kvilitaia – eine schlechtere Passquote als Petsos, was für dessen Position natürlich tödlich war.
Durch Untätigkeit nach dem 1:0 nicht aufs zweite Tor gegangen
Ein Umstellen des Mittelfelds nach dem 1:0 wäre auch ein Signal gewesen, das 2:0 stärker forcieren zu wollen. Die Altacher waren bis dato aus dem Spiel heraus eher ungefährlich, wodurch Rapid gut daran getan hätte, sich mit umschaltstarken Spielern ein wenig tiefer einzuigeln. Wie gefährlich die Rapid-Konter sein können, wenn Spieler wie Schwab, Murg oder Schaub in tieferen Feldpositionen Bälle gewinnen und nach vorne verarbeiten können, zeigte die Partie schon früher. Altach war zudem relativ einfallslos, weshalb es vor allem Kampfkraft, Tempo und möglichst schnelles Umschalten gebraucht hätte. Das fehlte schon im gesamten Verlauf der zweiten Halbzeit und fiel Rapid schließlich spät und auf unerbittliche Weise auf den Kopf.
Der grün-weiße Teufel liegt im Detail
Nach einem kurzen Heranschnuppern in der vergangenen Woche, muss sich Rapid nun schon wieder mit dem dritten Platz als Höchstes der Gefühle abfinden. Die elf Punkte Rückstand auf Salzburg und neun auf Sturm spiegeln zwar nicht die Kräfteverhältnisse der letzten Monate wider, sind aber einmal mehr Fehlern im Detail geschuldet. Gegen Salzburg machten die Spieler diese Fehler, gegen Altach eher der Trainer, wenn man die vergebenen Topchancen der ersten Halbzeit ausklammert. Am kommenden Samstag gegen Wolfsberg ist Djuricin durch die roten Karten wieder zu Umstellungen gezwungen, kann aber wieder auf Maximilian Hofmann, Stephan Auer und – sehr wichtig – auf Shooting Star Dejan Ljubicic für die Sechserposition zurückgreifen.
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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