30.000 Zuschauer im Happel-Oval – heute steigt das 298.Wiener Derby!
Bundesliga 21.August.2011 Daniel Mandl 0
Das letzte Derby im Wiener Ernst-Happel-Stadion fand am 23.April 2006, also vor über fünf Jahren statt. Damals gewann die Wiener Austria gegen Rapid mit 3:1, obwohl Rapid bereits nach sieben Minuten durch Sebastian Martinez in Führung ging. 18.400 Zuschauer sahen daraufhin noch Treffer von Sionko (2) und Linz.
Ebendieser Roland Linz, damals 25 Jahre alt und noch vor seinen Engagements bei Boavista, Sporting Braga, Grasshoppers Zürich und Gaziantepspor, ist der einzige Akteur, der auch (oder wieder) heute bei der Austria aktiv ist. Auf Seiten der Grün-Weißen waren nur Helge Payer und Markus Katzer schon damals dabei. Auch eine markante Veränderung zu damals: In der Startaufstellung der Austria standen gleich zehn Legionäre. Die jüngere Statistik im Happel-Stadion spricht für die Austria, die die letzten vier Derbies in Österreichs größtem Stadion gewinnen konnte. Der letzte Rapid-Derbysieg im Happelstadion ist bereits über zehn Jahre her: Am 6.Mai 2001 gewann Rapid gegen eine inferiore Austria mit 2:0. Die Torschützen waren mit Roman Wallner und Krzysztof Ratajczyk zwei Spieler, die später auch in Violett spielten. Nur 14.400 Zuschauer sahen damals unter anderem Rapid-Abwehrspieler Peter Schöttel auf die Beine…
30.000 Zuschauer
Die Vorzeichen vor der 298.Auflage des traditionsreichen Duells der Erzrivalen sind andere. Rapid erwartet etwa 30.000 Zuschauer – eine willkommene Finanzspritze für den Verein, auch angesichts dessen, dass die Hütteldorfer die Qualifikation für den diesjährigen Europacup verpassten. Nach den unschönen Szenen vom letzten Derby in Wien-Hütteldorf wird die Atmosphäre im Vorfeld des traditionsgemäß „wichtigsten Spiel des Jahres“ stark aufgeheizt sein. Der vor Fußballspielen nicht immer ungefährliche Prater wird sein Übriges dazu beitragen, dass sich so mancher Fan vor und nach dem Spiel im weiten Areal rund um das Happelstadion etwas beklemmt fühlen wird.
Derbies zuletzt etwas für die Auswärtsteams
In der vergangenen Saison wurden alle vier Derbies von der Auswärtsmannschaft gewonnen. Rapid gewann durch je ein Salihi-Tor zweimal mit 1:0 am Verteilerkreis, der Austria gelang in Hütteldorf ebenfalls ein 1:0-Sieg, dazu ein 2:0-Vorsprung nach 26 Minuten, der auf dem grünen Tisch zu einem 3:0 umgewandelt wurde. Der letzte Heimsieg in einem Derby gelang der Austria – am 5.Mai 2010 besiegt Violett Grün-Weiß durch einen Treffer von Tomas Jun mit 1:0. Der letzte Rapid-Heimsieg fand am 14.März 2010 statt: 2:0 durch Tore von Hofmann und Jelavic. Seit dem letzten Derby-Remis vergingen bereits sieben Spiele oder fast zwei Jahre: Am 30.August 2009 endete das Duell der Wiener Großklubs im Horrstadion 1:1. Torschützen waren Tomas Jun und Stefan Maierhofer, der damals sein letztes Spiel für Rapid bestritt und in Zukunft im „Bullen“-Dress Horr- und Hanappi-Stadion bereisen wird.
Rapid mit möglicher Systemumstellung
Die Spielanlage der Heimmannschaft wird im Vergleich zu den vergangenen Ligaspielen verändert werden: Rapid weicht für das Derby voraussichtlich vom bisher praktizierten 4-4-2-System ab, tritt gegen die Austria wohl mit Solospitze an. Die besten Karten für diese Position haben Atdhe Nuhiu, aktuell Rapids erfolgreichster Saisontorschütze in der Liga, und Hamdi Salihi, der durch seine Tore für die letzten beiden Derbysiege verantwortlich zeichnet. Mit der Aufstockung des Mittelfelds möchte Rapid ein läuferisches Übergewicht gegen das dynamische Austria-Mittelfeld gewinnen. Gegen Barazite, Junuzovic und Co. wäre ein Loch im zentralen Mittelfeld, wie man es zuletzt beobachten konnte, tödlich. Wie in den meisten Derbies wird Stefan Kulovits eine tragende Rolle im Defensivspiel des Rapid-Mittelfelds einnehmen. Ein Vorteil des 4-2-3-1-Systems ist zudem, dass das Team als Gesamtes schneller umschalten kann, ohne in Ballbesitz das Mittelfeld überbrücken zu müssen. Eine Anspielstation ist oft Gold wert und vermeidet weite Bälle mit geringer Aussicht auf Erfolg, wie sie in den vergangenen Runde des Öfteren von Mario Sonnleitner, Harald Pichler, aber auch Ragnvald Soma und Torhüter Helge Payer praktiziert wurden. Übrigens: Auf der linken Mittelfeldseite hat wohl Christopher Drazan die besten Karten auf einen Einsatz, aber auch Boris Prokopic und Deni Alar wären Kandidaten für diese Position.
Austria vertraut auf dynamische Offensive
Die Mannschaft der Austria stellt sich nach den erfolgreichen und überzeugenden Spielen gegen Gaz Metan Medias und den Kapfenberger SV quasi von selbst auf. Daxbachers 4-2-3-1 ist praktisch unumstößlich und der Austria-Coach kann auf seinen gesamten Kader zurückgreifen. Die Ausrichtung des FK Austria Wien ist ebenfalls klar: Schnelles Spiel über die Flügel, das davon lebt, dass Zlatko Junuzovic und Nacer Barazite mit einem natürlichen Zug aufs Tor ausgestattet sind, was bei Angriff Austria die Umstellung auf ein 4-3-3-System ermöglicht. Die Schwächen des Systems sind eher in der Defensive zu suchen – nicht nur weil die Offensivspieler der Veilchen im Allgemeinen nicht als Defensivkoryphäen bekannt sind, sondern auch weil das defensive Mittelfeld noch nicht perfekt eingespielt ist bzw. sich noch nicht hundertprozentig fand. Neuzugang Florian Mader wird wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Kein Support von „United We Stand“
Neues auch von Rapids „Fan-Front“: Die Gruppierung „United We Stand“ verkündete zuletzt Annäherungen an den Verein – beide Seiten kamen sich in einzelnen Punkten entgegen und die Vorwürfe von Fanseite an den Klub schmelzen langsam aber sicher. Einige wenige offene Punkte müssen noch geklärt werden, aber eine Lösung ist in Sicht. Allerdings noch nicht vor dem Derby: Die organisierten Rapid-Fans werden auch im Derby auf Support verzichten. Allerdings bilden sich derzeit zahlreiche Splittergruppen, die die freie Platzwahl auf den Längstribünen des Wiener Ernst-Happel-Stadions nutzen möchten, um sich zu kleineren Supportkernen zu bilden. Zumindest im Derby wird es auf den Tribünen weiterhin „englischen Support“, also ohne Vorsänger und matchbezogener als sonst, geben. Leise wird es aber dennoch nicht sein…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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