3:1 – Homogene Wolfsberger siegen bei mannschaftlich schwachem SK Sturm Graz!
Bundesliga 24.Februar.2013 Rene Maric 0
Im Spiel zwischen Sturm Graz und dem WAC gab es einen überraschenden Sieger. Die Wolfsberger konnten das Spiel überraschend klar mit einem 3:1-Auswärtssieg für sich entscheiden. Dabei zeigten die Grazer eine bestenfalls mittelmäßige Leistung, wo es in mehreren individuellen und taktischen Aspekten haperte. Beim WAC hingegen war die Mannschaft außerordentlich stimmig in ihrer kollektiven Bewegung und auch individuell wussten sie durch die Bank zu überzeugen. Alles in allem ein verdienter Sieg.
Das Pressing der Gäste
Der WAC spielte mit einem tiefen Mittelfeld- beziehungsweise einem hohen Abwehrpressing. Das bedeutet, dass sie sich bei gegnerischem Spielaufbau meistens hinter die Mittellinie zurückzogen und erst in der eigenen Hälfte mit einer aktiven Pressingbewegung begannen. Einige Male ließen sie den Gegner sogar noch weiter in ihre Hälfte hinein, bevor sie aggressiv die Zweikämpfe und die Balleroberung zu suchen begannen.
Dabei hatten sie eine interessante Formation. Nominell spielten sie in einem 4-1-4-1/4-3-3 mit zwei aus der Tiefe kommenden Außenstürmern und einer Doppelacht, die von den starken Michael Liendl und David de Paula gebildet wurde. Defensiv organisierten sie sich aber in einem 4-1-4-1/4-3-2-1; die Außenstürmer Jacobo Ynclán und Manuel Kerhe orientierten sich also etwas tiefer als die beiden Achter. Diese rückten nämlich einige Male heraus und unterstützten den Mittelstürmer vorne.
Ziel war es, mit dem kompakten Fünferblock in der Mitte die Passwege zu versperren und die Angriffe des Gegners zu verzögern. Dauerte diese Verzögerung jedoch zu lange, rückte einer der Achter heraus, um mit Mittelstürmer Mihret Topcagic Druck zu erzeugen und den Gegner zum Passspiel nach vorne zu zwingen. Einige Angriffe konnten somit neutralisiert und die Bälle später durch das Erzeugen von Druck nach Fehlpässen der Grazer Innenverteidigung erobert werden.
Das Offensivspiel der Gäste
Nach diesen eroberten Bällen ging es beim WAC ziemlich schnell nach vorne. Oftmals wurden sie über lange Bälle in den Raum hinter die hohe Abwehr der Grazer oder mit schnellen Kontern in die offenen Räume der aufgefächerten Formation gefährlich. Insbesondere Michael Liendl spielte dabei einige sehr gute lange Bälle, wie man es von ihm gewohnt ist.
Einige Male konnte er auch hervorragende Verlagerungen schlagen, die strategisch intelligent und richtig waren. Beispielsweise nutzte er die hohe Position, das Orientieren der Außenverteidiger im Rückwärtsgang am Herstellen einer engen Viererkette und das ballorientierte Verschieben der Abwehr, um nach kurzem Abwarten lange Bälle auf die ballferne Seite zu spielen. Auch dadurch konnte der WAC über schnelles Aufrücken auf den Seiten, speziell über Kerhe, zu gefährlichen Angriffen und Flanken kommen.
Fehlgeschlagene Angriffe wurden ebenfalls gut abgesichert; die Gäste griffen nicht mit sehr vielen Spielern an und sie hatten ein „Mini-Gegenpressing“ von 1-2 Mann, um einen möglichen Konter zu unterbinden und bevorzugt auf die Flügel zu lenken. Dadurch standen sie defensiv auch nach Ballverlusten stabil und konnten den Grazern kaum Angriffsfläche bieten. Doch diese hatten auch einige andere Schwachpunkte in diesem Spiel.
Die Probleme der Grazer
Bei Sturm ging nämlich viel über die Flügel; doch im Gegensatz zum WAC war es nicht wirklich effektiv, weil die Flügelstürmer sehr oft isoliert wurden. Ihre Flanken kamen nur schwach in die Mitte und fanden keinen Abnehmer. Der kopfballstarke Richard Sukuta-Pasu wich zu häufig auf die Seiten aus und war dort keine Hilfe, fehlte aber in der Mitte als Anspielstation.
Ein weiteres Manko befand sich hinter Rubin Okotie und Sukuta-Pasu. Die Doppelsechs aus Jürgen Säumel und Tobias Kainz verlor nämlich nicht nur das Mittelfeldduell gegen De Paula, Polverino und Liendl, sondern konnte auch nie das Loch im Zwischenlinienraum füllen. Durch den seitlichen Sukuta-Pasu musste Okotie viel zu oft zentral bleiben, obwohl eine umgekehrte Rolle in den meisten Situationen wohl passender gewesen wäre.
Zwischen Okotie und der Doppelsechs gab es somit ein formatives Loch. Dieses spielte der WAC aus, kontrollierte die Mitte und konnte auf den Flügeln schnell Überzahlen durch Verschieben des Dreiermittelfelds herstellen. Gleichzeitig fehlte es Sturm an Anspielstationen im Umschaltspiel, wodurch sie gegen die gut abgesicherten Gäste keine Lösung zum Beenden von Angriffen zu finden.
Ansonsten hatte Sturm eigentlich eine passable Ausrichtung; enttäuschte aber individuell. Selbst wenn sie den Gegner gestellt hatten, erzeugten sie zu wenig Druck, um den Ball durchgehend zu erobern. Immer wieder waren sie in Zonen, vornehmlich in den Halbräumen, in Überzahl, aber konnten dies nicht ausspielen. Sie eroberten relativ gesehen zu wenige Bälle in diesen Situationen und ließen somit Angriffe oder Verlagerungen zu. Auch das Verteidigen von langen Bällen war unsicher und sie wurden entweder schwach oder gar nicht geklärt. Viele geklärte Bälle kamen zum Gegner und erlaubten keine Entlastung.
Als letzte Punkte sind die mangelnde vertikale Kompaktheit in allen Spielphasen und das schwache Kombinationsspiel zu nennen. Im Angriffsspiel stellten sie zu wenige Verbindungen her; bereits erwähnt wurde der offene Zwischenlinienraum. Im offensiven Umschaltspiel rückte die Abwehrreihe nicht ordentlich mit der Mittelfeldreihe nach und öffnete somit Räume für Gegenkonter, während sie die Wahrscheinlichkeit für Ballverluste erhöhten.
Fazit
Kein tolles Spiel und insbesondere die Mannschaftsleistung der Grazer war schwach. Der WAC zeigte sich stark, taktisch angepasst und konnte letztlich verdient gewinnen. Manuel Kerhe und Michael Liendl sind als die besten Spieler in dieser Partie zu bezeichnen.
Rene Maric, abseits.at
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Rene Maric
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