3:1 im Lavanttal: Ried stoppt den Frühjahrs-Erfolgslauf des Wolfsberger AC
Bundesliga 14.April.2013 Rene Maric 0
Bei der Partie zwischen dem WAC und der SV Ried traf die Überraschungsmannschaft des Frühjahrs auf die Überraschungsmannschaft der letzten Jahre. Zurzeit liegt der Wolfsberger AC nach einer Siegesserie, in der auch der Tabellenführer Austria Wien mit 4:0 besiegt wurde, auf dem fünften Platz und könnte unter Umständen noch an Rapid Wien und Sturm Graz auf den EL-Plätzen herankommen. Dorthin will Ried auch – sie hatten mit 38 Punkten einen klaren Vorsprung auf die Admira und die anderen Abstiegskandidaten, aber waren „Letzter“ der Gruppe hinter dem Spitzenduo Red Bull und Austria ganz oben auf der Tabelle. Eine Niederlage hätte die EL-Plätze wohl unerreichbar gemacht, doch die Rieder konnten einen Rückstand drehen und gewannen nach einem Elfmeter das Spiel in der Schlussphase.
Rieds Flügelüberladungen
In der ersten Halbzeit war die SV Ried die bessere Mannschaft. Dabei machten sie dem WAC hauptsächlich über schnelle Konter, Robert Zulj und die Überladungen auf den Flügeln und Halbräumen Probleme. Vorrangig kamen sie mit vielen Ausweichbewegungen zum Abschluss. Eine Überladung bezeichnet das Kreieren von numerischen Überzahlen in bestimmten Räumen, um diese Räume mit schnellen Kombinationen zu überspielen und danach den Angriff fortsetzen zu können.
Dabei waren es besondere die Doppelbesetzung auf dem Flügel und natürlich Zulj, welche für diese Überladungen sorgen. Bei den Riedern gehen Schicker und Hinum wie offensive Außenverteidiger mit und hinterlaufen die Flügelstürmer, wenn möglich. Diese Spielweise ist aber auf Stabilität bedacht und die Überzahlen werden oft auch durch Zulj erzeugt. Der nominelle Zehner im 3-3-3-1 weicht immer wieder auf die Seite aus und übernimmt dort die Position des eigentlichen Flügelstürmers.
Insbesondere Meilinger kann dadurch mit Ball am Fuß in die Mitte ziehen. Zulj weicht entweder schon davor aus und zieht Gegenspieler mit sich, wodurch Meilinger Raum hat um den Ball zu verarbeiten und Tempo aufzunehmen. Alternativ kann Zulj auch erst nach Meilingers Ballannahme auf die Seite ziehen – dann kreuzt er und nimmt zentrale Gegenspieler mit. Dadurch kann Meilinger in die Mitte ziehen und löst auch meistens einen oder zwei Gegenspieler aus dem Abwehrverbund.
Bei der ersten Großchance der Partie geschah dies auch – Meilinger ging in die Mitte, Zulj zog es hingegen nach außen. Dort erhielt der eigentliche Zehner den Ball als am breitesten postierter Spieler und flankte auf René Gartler, der den Kopfball aus nächster Distanz nicht verwerten konnte. Diese Spielweise war insbesondere gegen den WAC gut. Die Außenverteidiger der Wolfsberger versuchten die Flügelstürmer ballnah zu stellen, erhielten hier aber selten Zugriff und öffneten Räume hinter sich.
Das klassische Rieder Flügelspiel kam dadurch gut zum Tragen und erst, als die Bewegungen der Wolfsberger passender waren, verschwand die Rieder Überlegenheit. Nach der Halbzeit dominierte der WAC die Partie über weite Strecken.
Wie spielte der WAC offensiv?
Die Rieder formierten sich öfters in einer tiefen Fünferkette. Der WAC war dann froh, dass sie den Ball zirkulieren und aus der Distanz abschließen konnten. Die Ecken waren gefährlich und das Tor des WAC fiel ebenfalls nach einer Gegenpressingaktion nach einer Ecke, in der Gartler den Ball verlor und die Wolfsberger zwischenzeitlich in Führung brachte.
Nach etwa einer Stunde glichen die Rieder aus und es entwickelte sich ein Hin und Her der beiden Teams. Rieds Plan die offenen Halbräume der gegnerischen 4-1-4-1-Formation zu bespielen, scheiterte an der veränderten Bewegung der Achter, die Michele Polverino auf der Sechs immer unterstützten. Es waren die schon erwähnten Überladungen und natürlich die typischen Rieder Konter, welche für Gefahr sorgten.
Beim WAC gab es neben den Standards und Distanzschüssen noch ein paar gute Vorstöße über Kerhe und Jacobo, wobei beide unter dem Niveau der letzten Wochen blieben und dem Spiel nicht ihren Stempel aufdrücken konnten. Das ist auch der Unterschied des Rieder 3-3-3-1 zu einem klassischen 3-5-2: Die Flügel sind nicht unterbesetzt und man kann trotz einer stabilen Fünferkette ordentlich organisiert sein.
Beim 3-5-2 lassen sich die Flügelverteidiger zurückfallen und es entsteht ein 5-3-2. Bei den Riedern ist es ein 5-1-3-1/5-4-1, wodurch sie die Flügel nach wie vor doppelt besetzt haben und dennoch in der Mitte nicht total entblößt sind. Die Unterzahl in der Mitte machen sie dabei mit der engen Abwehr und der tiefen Ausrichtung im Defensivspiel wett, während sie im Konterspiel so kollektiv aufrücken, dass der Stürmer zumeist gut unterstützt wird.
Fazit
Kein überragendes Spiel und auch taktisch nicht mit neuen Aspekten – vielmehr waren es die typischen Aspekte der beiden Teams, die interessante Wechselwirkungen ausübten. Die Rieder und ihr 3-3-3-1 schienen nach dem Rückstand und einer starken Phase des WAC fast gescheitert, doch der Ausgleich brachte sie ins Spiel. Nach einem Konter in der Schlussphase erhielt Ried einen Elfmeter und der WAC muss auf Polverino verzichten – in der Nachspielzeit erzielten die Gäste aus Oberösterreich dann noch das 3:1.
Rene Maric, abseits.at
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Rene Maric
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