3:3 im Kellerduell: Ein Spiel, das aufzeigte, wieso Innsbruck und die Admira in der Tabelle nachhinken…
Bundesliga 6.Oktober.2013 Rene Maric 0
In der Partie Wacker Innsbruck gegen Admira Wacker Mödling trafen zwei Abstiegskandidaten der tipp3 Bundesliga aufeinander. Nach einer durchaus sehenswerten Partie aus spielerischer und teilweise gar aus taktischer Sicht trennten sich die beiden mit einem 3:3 – den fünftausend Zuschauern im Tivoli Stadion wurde also durchaus etwas geboten. Dabei schafften es die Hausherren sogar in Unterzahl noch zum Ausgleich in letzter Minute. Allerdings wurden auch einige Faktoren sichtbar, wieso diese beiden Mannschaften sich – insbesondere aus individualtaktischen und Qualitätsgründen – am Ende der Tabelle wiederfinden.
Ideen zweier guter Mannschaften mit der Umsetzung zweier schwächerer Teams
Phasenweise konnten die beiden Vereine taktisch durchaus überzeugen. Die Admira zeigte sich für eine Gastmannschaft durchaus mutig, spielte ein aggressives und flexibles Mittelfeldpressing und suchte schnell den Abschluss. Auch Wacker beteiligte sich aktiv am Spielgeschehen und zeigte im Defensivspiel oftmals ein hohes Pressing.
Dabei agierten beide Mannschaften nominell in einem 4-1-4-1, wobei die Gäste aus Mödling sich teilweise auch im 4-4-1-1 oder einem 4-3-2-1-Tannenbaum mit breiter Dreierkette positionierten. Die beiden Achter rückten immer wieder nach vorne auf und versuchten die Innsbrucker unter Druck zu setzen, sie unterstützten phasenweise sogar den Mittelstürmer beim Anlaufen der Innenverteidiger. Das 4-3-2-1 ist in folgender Szene schön zu erkennen:
Wie man auch sehen kann, hat Wacker kaum Akteure in der Mitte. Die Achter unterstützen oft die Flügel und bewegen sich dorthin, die Flügelstürmer agieren relativ beweglich und die Außenverteidiger rücken situativ nach vorne. Admira kann mit den beiden Achtern aufrücken, behält aber intelligent die Flügelstürmer oftmals weiter hinten, um Wackers Angriffsspielzüge abzuwürgen. Wegen den offenen Halbräumen ist dies allerdings dennoch riskant.
Problematisch dabei war aber auch die mangelnde Kompaktheit in der Vertikale wie in der Horizontale bei den Gästen. Immer wieder wurden die Außen nicht ordentlich zugeschoben und es gab Flügelvorstöße oder aber man bewegte sich im Pressing nicht harmonisch. Dies führte dann z.B. dazu, dass die Stürmer und das Mittelfeld aufrückten, die Verteidiger aber nicht nachschoben, was wiederum Räume im Zwischenlinienraum öffnete. Ein Beispiel dafür:
Das Mittelfeld hatte nach vorne auf den Ball geschoben, einer der Verteidiger war mannorientiert herausgerückt und generell standen sie stark in Richtung Ball positioniert; außer die verbliebenen Abwehrspieler. Über außen überwindet Wacker diese Zone, die Mitte ist weit offen. Würde man gegen ein im Zentrum präsenteres Team agieren, hätte es hier Konsequenzen gegeben. Noch extremer wurde es bei der Admira nach dem Platzverweis für Wackers Sebastian Siller.
Wacker zu zehnt präsent, Admira fahrlässig
Nach der roten Karte verteidigte Wacker im 4-1-3-1, versuchte weiterhin Druck zu machen und im Offensivspiel mit drei beweglichen Offensivspielern hinter Wallner präsent zu sein. Viele Teams formieren sich in solchen Situationen in einem 4-4-1 und sind auf Schadensbegrenzung aus, Wacker blieb aber der Grundidee auch mit zehn Mann treu.
Geholfen wurde ihnen dabei von den Gästen selbst. Diese arbeiteten (noch) weniger dynamisch im defensiven Umschalten nach hinten, ließen die Außenstürmer „zocken“ und öffneten die Außenbahnen dadurch öfter.
Hier erkennt man die vorpreschenden Flügelstürmer und Achter wieder gut. Sie beteiligen sich am Pressing, können aber einfach umspielt werden und werden nicht passend von ihren Hintermännern unterstützt. Gleichzeitig aber unterstützten auch sie ihre Hintermänner nicht mehr ordentlich.
Admira befindet sich am eigenen Sechzehner, die Mitte ist offen, aber die Mittelfeldspieler weichen nur langsam nach hinten. Der linke Außenstürmer der Admira ist noch weiter vorne und gar nicht auf dem Bild zu sehen. Diese Probleme gab es aber bereits vor der roten Karte, ebenso wie gewisse Probleme im Aufbauspiel auf beiden Seiten.
Das 2:2 als Schüsselszene des Spiels
Das 2:2 zeigt die Grundprobleme der beiden Teams; Admira schlägt einen langen Ball und ist dabei nicht gut gestaffelt, aber Wacker köpft den Ball ohne Druck blind nach vorne und die Admira zieht sich dann wieder chaotisch zusammen. Mangelnde Kompaktheit in den Zonen des Passempfängers sind die Folge, wie wir in der Analyse dieses exemplarischen Gegentreffers sehen werden. Beim Ausgleich in der 46. Minute sehen wir vorrangig die Probleme der Admira.
Eigentlich hätte die Admira jetzt das Spielgeschehen kontrollieren können; sie haben den Ball beim Anstoß, sind auswärts in Führung und könnten nun entweder den Ball halten und auf Ballbesitz spielen oder den Gegner kurz herauslocken und dann einen Schnellangriff versuchen. Die Admira tat nichts davon. Sie spielten den Anstoß zurück und es gab dann einen langen Ball irgendwo ins Nirgendwo. Der lange Ball war nicht präzise, er ging nicht allzu weit und war nicht besonders scharf, dazu gab es außerdem keine zu erkennenden Staffelungen und Positionierungen, welche einen Plan hinter diesem langen Ball vermuten lassen können.
Wie wir sehen passiert der Kopfball des Wacker-Spielers aus einer total unbedrängten Position und mit vielen offenen Räumen. Admira schob also ein paar Offensivspieler nach vorne, erzeugte dabei aber keine Enge und schob mit der Abwehr nicht nach. Selbst wenn der Ball angekommen wäre, hätte der Passempfänger keine wirkliche Anspielstation gehabt und vermutlich den Ball verloren. Der Ballverlust selbst ist dabei das Problem; und die Admira hat hier theoretisch sogar Glück, dass der Wacker-Spieler den Ball nicht stoppt und aufrückt, sondern einen langen Kopfball nach vorne spielt, um einen Konter einzuleiten.
Nun zieht sich die Admira aggressiv und sehr ballorientiert zusammen. Fast schon panisch versuchen sie den Ballführenden von Wacker möglichst schnell unter Druck zu setzen; keiner sichert ab, alle rennen auf den Ball. Ein Hauch von U11 liegt in der Luft. An sich wäre das kein Problem – teilweise kann es sogar eine sehr intelligente und effektive Taktik sein, wenn man sie richtig umsetzt. Dies geschieht hier allerdings nicht.
Einerseits liegt dies an den attackierenden Spielern; sie stehen zu weit weg, sie können keinen Druck erzeugen und haben keinen Zugriff. Darum wäre es in diesem Fall besser gewesen, wenn ihn nur ein Spieler presst. Dies hat allerdings letztlich wenig mit dem Tor in dieser konkreten Situation zu tun, es ist aber dennoch ein Aspekt, der mehrmals im Spielverlauf schiefgegangen ist. Das größere Problem ist der ballferne Außenverteidiger, der nicht nachrückt. Er steht sowohl zu breit als auch zu tief. Darum ergab sich ein enorm großes Loch in der Mitte und der Stürmer, der dort steht, befindet sich nicht im Abseits. Für Bergmann am Ball ist es ein Einfaches einen hohen Ball in diesen riesigen freien Raum zu spielen – und Mitspieler Hinterseer sagt Danke.
Fazit
Letztlich war es ein glückliches Unentschieden von Wacker Innsbruck, die eigentlich die schwächere und auch taktisch weniger interessante Mannschaft waren. Sie profitierten aber von etwas mehr Stabilität, etwas Glück und natürlich der mangelnden Struktur der Admira, die insbesondere nach der roten Karte einige Basisaspekte in der Umsetzung der eigenen Taktik vermissen ließ. Die Punkteteilung nutzt beiden Teams im Abstiegskampf kaum etwas.
Rene Maric, abseits.at
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