Die SV Ried empfing die Grödiger im heimischen Stadion. Beide Mannschaften hatten in den letzten Wochen ein paar Probleme und konnten ihre Form der... 4:1-Sieg in Ried: Grödig kickt die Innviertler aus dem Rennen um die Europacupplätze

SV Grödig Wappen, LogoDie SV Ried empfing die Grödiger im heimischen Stadion. Beide Mannschaften hatten in den letzten Wochen ein paar Probleme und konnten ihre Form der Monate zuvor nicht mehr konstant abrufen; die Grödiger waren seit vier Spielen sieglos, die ersatzgeschwächten Oberösterreicher sogar seit fünf. Dennoch waren beide noch immer im Rennen um die europäischen Plätze, doch die Niederlage Rieds bedeutete, dass den vielen Verletzungen nun auch in der Punkteausbeute langsam Tribut gezollt werden muss. Dabei war dieses Mal kein taktischer oder personeller Faktor wirklich spielentscheidend.

Der Platzverweis als Schlüssel für die Grödiger

In der ersten Halbzeit war das Spiel noch relativ ausgeglichen. Beide Teams neutralisierten sich weitestgehend durch ihr hervorragendes Pressing und die hohe Intensität in selbigem. Zwar gab es auf beiden Seiten einige Chancen, die meisten davon fielen aber aus Gegenpressingsituationen, aus ungünstigen strategischen Abschlusssituationen oder unter großem Gegnerdruck. Ein ordentlicher Angriffsvortrag war wegen des vielen Drucks ohnehin kaum möglich.

3vs1

Einzelne, fast zufällig herausgespielt wirkende Großchancen konnten nicht genutzt oder zu Ende gespielt werden, dazu kamen einige Abschlussversuche nach Standardsituationen.

Nach dem Seitenwechsel kippte das Spiel. Es war aber keine Anpassung in der Halbzeitpause, die dafür sorgte. Ein schneller Angriff der Grödiger direkt nach dem Anpfiff führte zu einem Fehler von Rieds Janeczek, welcher diesen mit einem Foul korrigieren musste. Der Schiedsrichter zückte Rot und die Rieder waren nur noch zu zehnt.

Theoretisch ist es natürlich möglich bei einem 0:0 und einer roten Karte noch ein Unentschieden zu erkämpfen oder sich einen Sieg zu holen; ein 4-3-2, 4-4-1 oder auch mögliche Systeme mit einer Dreierkette können die Nachteile im Defensivspiel teilweise neutralisieren und offensiv mit etwas Glück für ein Tor sorgen, die Rieder sind mit ihrer taktischen Stärke durchaus im Stande solche Systeme in Unterzahl sauber umzusetzen.

Doch direkt nach dem Platzverweis gab es ein zweites Problem: Die Grödiger trafen in der Folgesituation der roten Karte zum 0:1 und veränderten somit das gesamte Spielgeschehen.

Strategische Probleme für die SV Ried in Rückstand

Wie erwähnt kann man auch zu zehnt gewinnen, indem man zum Beispiel die Defensivstaffelung weitestgehend beibehält, den Gegner durch dessen Überzahl nach vorne lockt und in die entstehenden offenen Räume kontert. Bei einem Rückstand ist diese grundsätzlich einfachste Strategie jedoch kaum möglich, insbesondere gegen eine Mannschaft wie Grödig.

Die Ursache ist einfach: Dank des Vorsprungs kann man einerseits dem Gegner das Spiel aufzwingen und sich selbst zurückziehen, andererseits ist es auch problemlos möglich bei eigenem Angriffsspiel mit weniger Akteuren zu attackieren, generell im Bewegungsspiel zurückhaltender zu agieren und mehr Spieler als Absicherung für mögliche Konter zu behalten. Die Grödiger sind außerdem die zweitstärkste Auswärtsmannschaft der Liga, weil sie selbst hervorragend kontern können.

Im Verbund mit ihrem tollen Umschaltspiel in beide Richtungen, der hohen Kompaktheit durch ihr stark ballorientiertes Verschieben und den Grundtugenden Kampf, Arbeit und Intensität gab es für die Rieder letztlich nichts zu holen und viel zu verlieren. Die folgenden drei Tore für die Grödiger waren letztlich nur eine direkte oder indirekte Folge des Platzverweises und des Rückstands, wobei die Salzburger für ihre Souveränität gelobt werden müssen. Darum verdient die zweite Halbzeit auch keine detaillierte Betrachtung, eher waren die Bewegungen in Halbzeit Eins das Interessante und für die Zukunft der beiden Teams Aussagekräftige. Dabei zeigten die Grödiger auch im Spiel mit dem Ball einige starke Aspekte, ansonsten überzeugen sie ja primär über die Arbeit gegen den Ball.

Grödigs ineinandergreifende Mittelfeldstruktur in Offensive, Defensive und Umschaltmoment

Auffällig war es, wie die Grödiger einige Male spielerisch und mit interessantem Bewegungsspiel das aggressive hohe Mittelfeldpressing der Rieder in der ersten Spielhälfte neutralisierten. Einer der zentralen Mittelfeldspieler ließ sich immer mal wieder zwischen die Innenverteidiger abkippen, um Überzahl im ersten Drittel gegen das 4-4-2 der Rieder zu erzeugen. Dahinter schob der andere Sechser ebenfalls zurück und bot sich an, während der nominelle Zehner davor, zuerst Fountas und später Elsneg, ebenfalls kurz kamen.

Leitgebs Abkippen visualisiert

Beeindruckend war, dass diese sehr saubere und sehr gute Abkippen des Sechsers auch bei gegnerischen Gegenpressingmomenten genutzt wurde, die richtigen gruppentaktischen Mechanismen auslöste und die Innenverteidiger schnell und intelligent auffächerten, um die offenen Halbräume neben den beiden Rieder Stürmern mit aufrückenden Bewegungen bespielen zu können.  Die Rieder hatten damit ein paar Probleme Zugriff zu erzeugen, trotz enormem Laufaufwand und viel Intensität.

Defensiv sah es ähnlich aus. Manchmal ließ sich der Zehner etwas zurückfallen oder einer der Sechser rückte nach vorne, um kurzzeitig ein 4-1-4-1 herzustellen, die gegnerischen Sechser mannzudecken und dadurch Druck und Kompaktheit im Mittelfeldzentrum zu erzeugen.

Generell bewegten sich die Grödiger, auch ganz vorne und auf den offensiven Flügeln, wie üblich mit schnellen kurzen Bewegungen zum Ball und versuchten dadurch defensiv Druck sowie offensiv Anspielstationen für schnelle Kombinationen und Ablagen zu erzeugen; wenn Letzteres nicht funktionierte, griffen sie auf ihr altbewährtes Mittel der langen Bälle und des Gegenpressings zurück.

Die Rieder kamen aber dennoch relativ gut mit dieser starken Grödiger Spielweise klar.

Ried intensiv, aber glücklos

Das 4-4-2-Pressing der Rieder war überaus aggressiv und bereitete den Grödigern Probleme, einige Ballverluste und nur unpräzisen Angriffsvortrag ins letzte Drittel. Die Intensität und Aggressivität dieser Spielweise wurde auch dadurch erhöht, dass sich die Mittelfeldspieler der Oberösterreicher immer wieder mannorientiert verhielten und das schnelle Vertikalspiel der Grödiger damit unterbinden wollten.

4-4-2 mit Mannorientierungen

Auf beiden Seiten war das Mittelfeld Sperrgebiet für Ballzirkulationen, die meisten Angriffe wurden früh auf die Flügel abgedrängt und es entstand wie im Hinspiel einige Male der erwartete Dauerkampf um zweite Bälle.

Offensiv konnte man dadurch wenig machen. Flügelüberladungen, Kombinationen durch die Mitte und sonstige Spielzüge versandeten fast immer im starken ballorientierten Verschieben des Gegners, auf beiden Seiten. Bei den Riedern war der einzige durchgehend gefährliche und effektive taktische Aspekt das Ausweichen des starken Gartler, der insbesondere auf links hinter dem herausrückenden Außenverteidiger Grödigs Räume fand.

Fazit

Michael Angerschmid sprach vor der Partie davon, dass nur ein Sieg die Innviertler weiterhin auf Europakurs halten würde – jetzt sind es bereits sieben Punkte Rückstand auf die Austria und Rapid. Grödig hingegen rangiert durch diesen 4:1-Auswärtserfolg weiterhin auf Platz 2. Dabei hatten die Oberösterreicher nach einer guten ersten Hälfte in einem überaus kurzweiligen und intensiven Spiel alle Zügel in der Hand, doch litten sie unter dem starken Gegner, dem Platzverweis und dem darauffolgenden Gegentor. Tomis Doppelpack beendete die Partie nach gut 53 Minuten.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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