5:0 gegen Admira Wacker – Red Bull Salzburg nutzt Mängel des gegnerischen Systems aus
Bundesliga 4.November.2012 Rene Maric 0
Auswärts in Salzburg? Eigentlich eine passende Aufgabe für Underdog und Kontermannschaft Admira Wacker Mödling, doch die Bullen ließen sich auf keine Mätzchen ein und tappten in keine Fallen. Stattdessen zeigten sie eine gute Leistung, mit der sie vor eigenem Publikum letztlich einen Kantersieg verbuchen konnten. Mit vielen guten Angriffen begeisterten sie ihre Anhänger und sorgten letztlich für einen gelungenen Fußballabend, während die Admira diese hohe Niederlage erst einmal verdauen muss.
Die Formationen
Die Admira begann einmal mehr in ihrem 4-4-2, suchten aber jetzt etwas stärker die Defensive in ihrer Aufstellung. Sie brachten Daniel Toth neben Lukas Thürauer in die Mitte, desweiteren wurde Patrik Jezek auf links von Thorsten Schick ersetzt. Auch mussten sie ohne Marcel Sabitzer auskommen, für ihn begann René Seebacher auf der rechten Außenbahn. Das Sturmduo wurde von Issiaka Ouédraogo und Stefan Schwab gebildet. In der Viererkette bespielten Stephan Palla und Gernot Plassnegger die defensiven Flügel, zentral agierten Andreas Schrott und Richard Windbichler.
Salzburg begann in einer Mischung aus 4-3-3 und 4-2-3-1. Valon Berisha spielte offensiver als Christoph Leitgeb, doch auch dieser zeigte sich lauf- und offensivfreudig. Abgesichert wurde das Ganze von Stefan Ilsanker, der als Abräumer den einen oder anderen Angriffsversuch der Gäste unterband. Als Flügelstürmer liefen Kevin Kampl und Sadio Mané auf, Jonathan Soriano war der mitspielende Stürmer dazwischen. Defensiv erhielt Rodnei seinen ersten Einsatz, er bildete mit Franky Schiemer die Innenverteidigung.
Admira tief und kompakt im 4-4-2
Die Grundidee der Admira war keine schlechte, auch wenn sich diese nicht im Ergebnis wiederspiegeln sollte. Sie formierten sich in einer tiefen 4-4-2-Anordnung und wollten mit den zwei Viererketten die Salzburger in ihrem Offensivspiel unterbinden. Außerdem zwangen sie mit ihrer Kompaktheit die Bullen zum Aufrücken und öffneten dadurch Räume für Konter.
Das Problem war aber, dass Salzburg trotz des hohen Aufrückens kaum Konter zuließ. Einerseits vermieden sie Ballverluste und ließen den Ball sicher im zweiten und gar letzten Spielfelddrittel zirkulieren. Die Admira kam selten zum Zug und die tiefe Formation war nachteilig, weil sie durch die Ballzirkulation des Gastgebers viel verschieben mussten, was bei ihnen Räume öffnete.
Im Umschaltspiel nach vorne war die Admira dann fast schon zu tief, um effektiv kontern zu können. Ouédraogo und Schwab bewegten sich zwar viel, doch das Nachrücken dauerte zu lange und sie konnten den Ball nicht lange genug behaupten, um mit schnellen Kombinationen vor das Tor von Alexander Walke zu kommen. Ein großer Faktor in diesem Spiel waren die defensiven Flügel.
Red Bulls offensive Außenverteidiger
Der womöglich entscheidende Punkt in dieser Partie war der drastische Unterschied zwischen den jeweiligen Außenverteidiger sowie der hervorragenden Leistung der Salzburger Flügel. Weder Palla noch Plassnegger konnten Impulse nach vorne setzen, ob im Umschaltspiel oder im Aufbauspiel. Bei Red Bull hingegen ging enorm viel über Klein und Ulmer.
Die beiden unterstützten Mané und Kampl nahezu durchgehend, ermöglichten den beiden Neuverpflichtungen eine freiere Positionsinterpretation und erhöhten damit die Bewegung des Kollektivs. Damit hatte Admira wiederum riesige Probleme. Immer wieder konnten Mané und Kampl mit oder ohne Ball in die Mitte ziehen, Räume überladen oder die Schnittstellen der gegnerischen Ketten bespielen. Klein und Ulmer gaben dabei die Breite und sorgten dafür, dass die Admira den Raum nicht noch weiter verengen konnte.
Effizienz, Enge und Ballbesitz
Allerdings wirkte es auch so, als ob Red Bull selbst diese Enge problemlos bespielen konnte. Immer wieder kamen sie trotz der vertikalen Kompaktheit in die Linien und Soriano als Mittelstürmer öffnete Räume für die Läufe seiner Mitspieler. Er bewegte sich gut und konnte selbst noch zweimal treffen, wobei die Salzburger sich ohnehin sehr effizient zeigten. Sie hatten elf Abschlüsse, sechs davon aufs Tor – und fünf zappelten dann auch im Netz.
Dabei zeigten sie, wie wichtig das Erspielen von qualitativen Chancen bei einem tiefstehenden Gegner ist. Die Admira kam nach der Halbzeit etwas weiter nach vorne, Salzburg versuchte es sporadisch mit einem erhöhten Fokus auf Konter. Doch wirkliche Gefahr hatte die Admira nicht ausgebüt, die meisten Abschlüsse kamen unter Bedrängnis oder aus der Distanz. Ein Fehler, den Red Bull nicht machte.
Sie kontrollierten den Ball so lange, bis sich eine passende Öffnung ergab. Hier zeigt sich auch ein Manko des Konterfußballs: wenn der Ball so schnell und zielstrebig nach vorne getragen wird, sind Rochaden und ähnliches kaum möglich. Spielzüge können bei spielintelligenten Gegenspielern durchschaut und in weiterer Folge konstant zerstört werden, eine Neuadjustierung ist für die Kontermannschaft dabei außerordentlich schwer.
Das Einnehmen anderer Positionen, Variabilität und Flexibilität, sind aufgrund der kurzen Ballbesitzzeiten in der Offensive kaum möglich, was dem eigentlich hochdynamischen Vertikalfußball eine gewisse Statik verleiht. Das Paradegegenbeispiel war an diesem Tag natürlich Red Bull, wo die Außenstürmer in die Mitte zogen, die Außenverteidiger zu Angreifern wurden und die zentralen Spieler sich frei bewegten. Ballverluste gab es ebenfalls sehr wenige, was der Schlüssel zu weiteren Erfolgen sein wird.
Mit Leitgeb und Berisha hatten Kampl, Soriano und Mané zwei sichere und pressingresistente Anspielstationen, diese fünf technisch starken Akteure sorgen letztlich für den Unterschied – nicht nur in dieser Partie, sondern im Kadervergleich quer durch die Liga. Darum muss jeder Gegner zwischen einem riskanten Angriffspressing oder einem womöglich noch riskanteren Abwehrpressing wählen. In Topform und bei einer sicheren Defensive wird es in dieser Saison wohl noch einige weitere solcher Ergebnisse für Red Bull geben.
Fazit
Ein sehr gutes und hoch intelligentes Spiel der Bullen, welche den Gegner und seine Spielweise zerpflückten. Sie nutzten die Mängel im eigentlich enorm gefährlichen System der Admiraner und bespielten diese gnadenlos, die dazugehörige Effektivität im Abschluss sorgte letztlich für ein verdientes Ergebnis.
Die Admira hingegen muss aufpassen, dass sie mit ihrem Fokus auf den Vertikalfußball nicht durchschaut werden und den Anschluss an die vordere Gruppe nicht noch weiter verlieren. Aktuell scheinen Red Bull und die Austria in weite Ferne gerückt zu sein.
Rene Maric, abseits.at
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