Sabitzer, Burgstaller, Boyd, Trimmel, Boskovic – die Liste der sommerlichen Abgänge beim SK Rapid liest sich prominent. Insgesamt sechs Abgängen stehen derzeit sechs Neuzugänge... 50 von 79 Toren verließen Rapid: Im Prater müssen die Jungen über sich hinauswachsen

Zoran Barisic (SK Rapid Wien)Sabitzer, Burgstaller, Boyd, Trimmel, Boskovic – die Liste der sommerlichen Abgänge beim SK Rapid liest sich prominent. Insgesamt sechs Abgängen stehen derzeit sechs Neuzugänge gegenüber, aber dass die bisherigen Neuzugänge die Abgänge abfedern können, glauben nicht alle Fans. Noch ist Rapid auf dem Transfermarkt nicht fertig – weitere Verstärkungen sind notwendig.

Rapid erzielte in der abgelaufenen Saison 63 Tore in der tipp3 Bundesliga. 40 dieser 63 Tore wurden von Spielern erzielt, die Rapid nach der Saison 2013/14 verließen. Im Europacup erzielten die Abgänge 10 von 16 Toren. Die Neuzugänge Rapids erzielten in der abgelaufenen Saison nur 17 Tore in jeweils höchsten Spielklassen ihres Landes. Hinzu kommen 14 Regionalliga-Treffer von Philipp Schobesberger. Schon alleine die Statistik zeigt, dass sich bei Rapid einige Spieler steigern müssen. Nicht nur im Toreschießen.

Weitere Spieler sollen kommen

Allerdings steht der Kader der Grün-Weißen noch nicht vollständig. Als potentieller neuer Mann für den linken Flügel wird immer wieder Sturms Florian Kainz gehandelt, der laut Sturm-Insidern kurz vor dem Absprung steht. Doch auch für die rechte Abwehrseite muss Rapid sich etwas einfallen lassen, zumal Michael Schimpelsberger mit einem Kreuzbandriss außer Gefecht ist und es durchaus als fahrlässig einzustufen wäre, mit dem jungen Mario Pavelic als einzigen Rechtsverteidiger in eine Bundesliga- und Europacupsaison zu gehen. Mögliche Ausweich-Rechtsverteidiger wie Behrendt oder Maximilian Hofmann sind weder Dauerlösungen, noch international konkurrenzfähige Optionen, wenn sie auf fremden Positionen „probiert“ werden.

Junge müssen Initiative zeigen

Auch wenn der Kader für die neue Saison wenige Tage vor dem Saisonauftakt in Salzburg noch nicht steht, ist klar, dass sich viele Spieler steigern müssen. Die Mannschaft Rapids ist nominell eher schwach besetzt, was vermuten lässt, dass der Kampf um ein Stammleiberl nicht mehr so schwer ist, wie etwa in der Vorsaison. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Die vielen jungen Spieler dürfen sich keine Leerläufe leisten und müssen nun bereits in jungen Jahren in Führungspositionen hineinwachsen. Vor allem in der Offensive gibt es nur wenige ältere Spieler, an denen sich die Jungen festhalten können, wenn es nicht nach Plan läuft. Rapids Boygroup muss nun Initiative zeigen, wobei hier vor allem Shootingstar Louis Schaub gefragt sein wird.

Schonzeit vorüber

An Potential mangelt es bei Rapid nicht. Die Mannschaft wurde allerdings noch einmal verjüngt und scheint ein wenig in einem lange währenden Entwicklungsprozess festzusitzen. Schon in den letzten Jahren wurde immer wieder das Fehlen von gestandenen Spielern, Routiniers kritisiert. Weil derer aber in der neuen Saison wieder einige wegfallen (Trimmel, Burgstaller, Boskovic), müssen andere Spieler in derartige Rollen wachsen. Für viele ist die „Schonzeit“ somit vorbei.

Abwehrspieler müssen an die letzte Saison anknüpfen

Mario Sonnleitner avancierte in der vergangenen Saison zum Leistungsträger Rapids, spielte seine bisher beste Saison in Grün-Weiß. Auch der nun fix verpflichtete Christopher Dibon ist jetzt aber gefragt, noch mehr Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen, wobei der 23-jährige Musterprofi für das Mannschaftsgefüge ohnehin schon ein wichtiger Mann ist. Thomas Schrammel zeigte sich im Frühjahr auf der linken Abwehrseite stark verbessert, muss dennoch weiter an seiner Effizienz und Offensivpräsenz fehlen.

Starke Zentralachse, die effizienter werden muss

Der härteste Konkurrenzkampf ist auf der Mittelfeldzentralachse zu erwarten, auf der Rapid ausgezeichnet aufgestellt ist. Einige potentielle Starter müssen ihre phasenweise launenhaften Auftritte der Vorsaison abstellen. Allen voran sind hier Thanos Petsos und Dominik Wydra zu nennen, die im Spiel nach vorne noch initiativer und effizienter werden müssen. Auf Neuzugang Stefan Schwab lastet von Beginn an großer Druck, da er das markanteste, zentral spielende Bindeglied zwischen Defensive und Offensive sein wird. Einer der wenigen, die sich langsam einleben „dürfen“ ist der umsichtige Srdjan Grahovac.

Schobesberger und das kalte Wasser

Anders als der ein Jahr ältere Grahovac muss aber Philipp Schobesberger „sofort funktionieren“. Ursprünglich holte man Schobesberger als zusätzliche Option, die nach und nach hinter Spielern wie Sabitzer oder Burgstaller aufgebaut werden sollte. Nun rutscht der beidbeinige Flügelspieler aber plötzlich in eine Rolle, die keine lange Akklimatisierungsphase in der Bundesliga zulässt. Er ist von Beginn an ein „vollwertigeres“ Kadermitglied, als er gewesen wäre, wenn die beiden Flügelstützen Rapid nicht verlassen hätten.

Nicht furchteinflößend

Aktuell ist der zentrumlastige Louis Schaub der nominelle Rechtsaußen Rapids. Auf der linken Seite dürfte vorerst der umstrittene Lukas Grozurek gesetzt sein. Dominik Starkl wäre nach seiner Rückkehr eine Option für beide Seiten. Und bekanntlich wird Rapid noch einen Linksaußen verpflichten. Schobesberger hat somit die sofortige Chance, sich mit erfrischenden Leistungen in die Mannschaft zu spielen, müsste dafür Lukas Grozurek „überholen“. So oder so klingt die aktuelle Besetzung der Rapid-Flügelzange nicht gerade furchteinflößend, wenn auch – so wie fast alle Mannschaftsteile – mit großem Potential ausgestattet.

Wie stark ist Steffen Hofmann?

Im Mittelfeld stellt sich zudem wie vor jeder neuen Saison die Frage nach dem Zustand Steffen Hofmanns. Der Rapid-Kapitän ist 33-jährig mit einer neuen, schweren Aufgabe als „Vater“ einer sehr jungen Offensivabteilung konfrontiert. Physisch hat Hofmann weiterhin das Zeug zu großen Spielen für den SK Rapid, aber dennoch hatte der Deutsche 2013/14 da und dort mit Schwächephasen zu kämpfen.

Zwei gute Stürmer, aber nur ein Platz

Eine weitere Frage stellt sich an vorderster Front: Zoran Barisic wird weiterhin in einem defensiven 4-3-3 spielen lassen, hat aber mit Deni Alar und Robert Beric zwei Stürmer zur Verfügung, die etwa auf dieselbe Stufe zu stellen sind. Auch wenn Alar an den Flügeln oder auf der Zehnerposition eingesetzt werden kann, ist es nicht wahrscheinlich, dass Barisic auf lange Sicht beide Spieler gleichzeitig bringt. Einen der beiden auf der Bank zu lassen, klingt jedoch ob der durch die Abgänge „verlorenen 40 Tore“ sehr verschwenderisch.

Rotationsprinzip, Fluch und Segen

So oder so riecht Rapids offensive Gesamtsituation nach einem ausgeprägten Rotationsprinzip. Dies wiederum ist einer der häufigsten Kritikpunkte an Trainer Zoran Barisic, dem vorgeworfen wird, dieses Prinzip überzustrapazieren und der Mannschaft somit Möglichkeiten nimmt, Automatismen zu verfeinern. Die hohe Flexibilität einzelner Spieler kann einer der größten Trümpfe Rapids in der neuen Saison werden. Das Fehlen von „Spezialisten“ hingegen zum größten Mangel. Die taktischen Varianten, die sich in Rapids neuer Mannschaft anbieten, beleuchten wir im zweiten Teil unserer Saisonvorschau auf den Rekordmeister.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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