abseits.at scoutet Sturm Graz (1): Goalimpact als Indikator für zu erwartendes Potential
BundesligaTaktik & Theorie 22.September.2014 Rene Maric 0
In dieser Serie soll es um eine beispielhafte Gegneranalyse gehen. Wie sehen Vorbereitungen im professionellen Bereich aus? Welche Aspekte werden geschildert? Diese Fragen sollen beantwortet werden. Neben den vielen statistischen- und Videoanalysen gibt es nämlich auch zuhauf reine Textanalysen im Profibereich, mit denen dem Trainer der gegnerischen Mannschaft durch einen Überblick über die grundsätzliche Struktur des Gegners in den vier Spielphasen und bei Standards ein präziser Überblick gegeben werden soll. Meistens wird dies mit einzelnen Erklärungen, gelegentlichen Bewertungen und Ratschlägen garniert, welche das Trainerteam vom Scout erhält und dann bespricht, sowie ins Training implementiert.
Diese Textanalyse nimmt als Beispiel den SK Sturm Graz. Im ersten Teil geht es um die Aufstellung und bestimmte Aspekte der Einzelspieler. Dabei wird der Goalimpact als Wegweiser und Statistikhilfe genommen.
Aufstellung
Sturm agiert eigentlich fast immer mit einem 4-2-3-1; gelegentlich gibt es improvisierte Umstellungen in bestimmten Spielverläufen, meistens aber bleibt es beim 4-2-3-1 und vereinzelt spielen die Blackies im 4-4-1-1 oder 4-4-2, was besonders zu Saisonbeginn genutzt wurde. Dort agierte Stankovic noch links, jetzt spielt er meistens als Zehner.
Die Position neben Madl ist offen. Hier ist sogar Todorovski möglich, sollte Sharifi wieder komplett fit werden. Ansonsten dürften sich Barbaric und Spendlhofer in den kommenden Spielen wieder um den Platz als zweiter Innenverteidiger streiten. Theoretisch ist auch Piesinger mit Hadzic im Mittelfeld auf der Doppelsechs möglich, meistens bleibt es aber bei Offenbacher, der auch als Zehner oder Außenstürmer spielen kann. Schloffer könnte anstelle von Schick auflaufen. In zwei der letzten drei Partien agierte Pliquett für Gratzei im Tor. Im letzten Spiel kam aber wieder Gratzei in das Team.
Goalimpact – Sturm Graz
Der Goalimpact wurde von Jörg Seidel entworfen und ist ein statistisches Verfahren um jenseits von bottom-up-Methoden und klassischen Statistiken den Einfluss des Spielers auf das Spiel seiner Mannschaft zu bewerten. Eine genaue Erklärung, wie das funktioniert, findet sich hier.
Grundsätzlich deutet der Goalimpact an, wie stark sich die Tordifferenz einer Mannschaft durch einen einzelnen Spieler im Durchschnitt verändert. Sobald der Spieler spielt, wird für jeden eingesetzten Spieler notiert, wie sich die Tordifferenz der Mannschaft verändert, solange er auf dem Platz steht. Ist er auf der Bank oder wird er ein- oder ausgewechselt, dann wird sein vorheriger Goalimpact mit dem Goalimpact ohne ihn verglichen und durch eine Formel wird sein Einfluss auf die Tordifferenz gefiltert.
Der Durchschnitt über alle Spieler liegt bei 100. Die besten Spieler der Welt haben einen Goalimpact von etwa 190.
Die Idee dahinter leitet sich aus der Komplexität des Fußballs ab; ein Torschütze hat eventuell nur einen kleinen Anteil am Torerfolg und letztlich auch am Sieg seiner Mannschaft – womöglich war es der Sechser, der am wichtigsten war, weil er konstant Pässe abfing und damit sowohl die Defensive stabilisierte als auch die Möglichkeit zum Angreifen gab. Das Ziel des Goalimpacts ist es ohne Rücksicht auf einzelne Statistiken wie Passquoten oder Ballkontakte (oder auch Tore und Vorlagen) den Einfluss eines Spielers herauszufinden.
Der Algorithmus filtert auch den Einfluss der der Mitspieler und der Gegner sowie viele andere Faktoren wie Anzahl der Einsatzminuten, Heimvorteil und Erschöpfungsgrad (bei Einwechselspielern).
Wichtig – und ein direktes Zitat von Goalimpact selbst –: „Wenn ein Spieler einen schlechten Goalimpact hat, heißt es nur, dass er dieses Talent im Durchschnitt nicht zeigen konnte. Dies kann an vielen Dingen liegen, insbesondere auch an Dingen, die der Spieler nicht selbst beeinflussen kann. Wenn ein Spieler einen sehr hohen Goalimpact hat, dann hat er bewiesen wie viel Leistung er bringen kann. Es ist zu erwarten, dass er unter ähnlichen Bedingungen wie in der Vergangenheit ähnlich hohe Leistungen erbringen wird.“
Dadurch ist der Goalimpact nicht nur ein hervorragendes Mittel zum Scouting von Spielern, sondern auch in der Gegnervorbereitung. Er kann insbesondere Hinweise auf besondere taktische Leistungen, die häufig nicht beobachtet werden und unauffällig sind, geben. Das erleichtert Trainer und Scouts das Scouting selbst. Aber hohe Goalimpact-Zahlen deuten womöglich auch auf eine besonders gute Einbindung bestimmter Spieler hin und können somit bei der Suche nach bestimmten Spielzügen und Mechanismen helfen.
Von der erwarteten Startaufstellung können wir davon ausgehen, dass Klem, Offenbacher und Stankovic am gefährlichsten sind. Ihre Goalimpacts liegen über 110 und das deckt sich auch mit der späteren Analyse. Stankovic ist herausragend in engen Räumen, ein guter Dribbler, sehr guter Ballverteiler und läuft sich hervorragend frei, wodurch er auch Räume für seine Mitspieler öffnet. Klem ist ein technisch sehr guter Linksverteidiger, stark im Kombinationsspiel, offensiv sehr präsent und dennoch defensiv stabil. Der Letzte im Bunde ist Daniel Offenbacher. Weder medial noch in Fankreisen erhält er besondere Aufmerksamkeit; seine Leistungen sind eben besonders von taktischer Stärke geprägt. Offenbacher ist stabil in der Ballzirkulation durch seine gute Technik, hat eine strategisch intelligente Ballverteilung, was die Erfolgswahrscheinlichkeit von Angriffen später positiv beeinflusst und sichert hinten ab – ein technisch enorm guter Balancegeber.
Beeindruckend sind die Peak-Gis, also der prognostizierte Höchst-Goalimpact und in gewisser Weise das „Potenzial“, bei Benjamin Rosenberger und Andreas Gruber. Sie wirken wie große Talente – doch keiner ist so wie Torwart Tobias Schützenauer, der mit seinem Potenzial zur absoluten Weltklasse gehören könnte. Aber Vorsicht: Bei jungen Spielern fluktuieren die Werte enorm.
In dieser Grafik sehen wir nicht den kompletten Kader, sondern die Liste der besten elf Spieler; quasi die Goalimpact-Optimalaufstellung. Pfingstner, Todorovski, Klem und Barbaric würden hier vor Gratzei die Viererkette bilden. Schnaderbeck, Offenbacher, Hadzic, Stankovic, Hadzic und Schick würden davor die Offensive geben.
Man kann also davon ausgehen, dass eine Aufstellung von Barbaric oder Pfingstner neben oder statt Madl für das eigene Team kontraproduktiv wären, ebenso wie eine Aufstellung mit flexibler Neun (Schnaderbeck oder Schick).
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Rene Maric
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