Nacer Barazite verlässt nun also fix die Wiener Austria und wechselt in die französische Ligue 2 zum AS Monaco. Die Austria verliert zwar ihren... Abseitsverdächtig | Das richtige Timing – Ein Gewinn für alle!

Nacer Barazite verlässt nun also fix die Wiener Austria und wechselt in die französische Ligue 2 zum AS Monaco. Die Austria verliert zwar ihren wichtigsten Spieler in der Offensive, darf sich dafür aber über einen warmen Geldregen freuen. Doch was ist wichtiger für einen Verein?

Vom Chefimporteur zum Second-Hand-Laden

Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, in denen Frank Stronach in Favoriten „nicht mit den Hühnern pecken, sondern mit den Adlern kreisen“ wollte? Nun ja, weite Kreise zogen seine violetten Adler unter Stronachs Herrschaft nie, eher wurden einige geldgierige Aasgeier für das neue Fliegerteam verpflichtet. So erarbeitete sich die Austria in dieser Zeit über Jahre hinweg das Image des Gönner-Klubs, der alles kauft, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sicher, bei den vielen Verpflichtungen wurden immer wieder vereinzelt auch echte Verstärkungen eingestreut, unterm Strich zeigte sich aber, dass sich der Klub nicht weiter-, sondern eher zurückentwickelt hat. Jahre später sieht es heute ganz anders aus. Thomas Parits hat es geschafft, die Austria vom Chef-Importeur zweitklassiger Legionäre zur Talenteschmiede umzugestalten. Stars werden nicht gekauft, sondern selbst produziert. Was die SV Ried in Österreich, ist die Austria in den letzten Jahren in Europa. Ob es nun Deutschlands zweite Liga oder die Reserves von englischen Vereinen sind – man beschreitet neue Wege.

Kritik an Vertragspolitik

Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. So löblich die Weiterentwicklung von jungen Spielern wie Schiemer, Dragovic oder Baumgartlinger auch war – den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf erwischte die Austria nur ganz selten. Schiemer und Dragovic verließen praktisch zum Nulltarif den Verein, Okotie ebenso. Dabei gingen den Violetten viele Euros durch die Lappen – Geld, das man bitter nötig gehabt hätte. Sei es für den Stadionumbau, die Akademie oder neue Einkäufe. Zu Recht wurde die sportliche Führung dafür kritisiert, dass sie ihre besten Spieler nicht lang genug an den Verein binde und im richtigen Moment zu Geld mache. Dies ist nun bei Barazite anders. Für den Niederländer gab es keinen besseren Zeitpunkt zum Verkauf. Der 21-Jährige begeisterte europaweit mit Toren am Fließband in der Europa League und spielte sich somit in die Notizblöcke internationaler Vereine. Die Scouts der meisten Klubs rieten ihren Chefs aber, Barazite so schnell wie möglich zu holen – da sich ein Spieler meist erst an eine neue Liga gewöhnen müsse und man somit in der neuen Saison bereits einen voll integrierten Spieler in seinen Reihen hätte. Barazite selbst fühlte sich in Wien zwar wohl – konnte den Verlockungen des AS Monaco aber nicht widerstehen. Also weshalb jemanden ziehen lassen, der eigentlich gerne weg würde? Weshalb nicht den Riesenbatzen Geld für einen Spieler, den man quasi gratis bekommen hatte, mit Freude empfangen? Ob es wirklich die richtige Entscheidung war, Barazite gehen zu lassen, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Gelingt es Parits, vollwertigen Ersatz zu finden, war der Verkauf die einzig richtige Alternative. Kleingeld für einen hochkarätigen Einkauf wäre ja jetzt vorhanden – die Frage ist nur, ob das ein Vorteil für Violett ist. Zum einen wissen andere Vereine nun genau Bescheid über die vollen Taschen der Austria, andererseits hatten Parits&Co. immer dann das beste Händchen, wenn wenig bis gar kein Geld im Spiel war. Bestes Beispiel ist eben Nacer Barazite.

Ein vielversprechender Weg

Dass Monaco überhaupt auf Barazite aufmerksam wurde, verdanken die Veilchen der Europa League und ihrem Mut, einen damals perspektivlosen Spieler aus den Niederlanden in den Kader aufzunehmen. Barazite blühte auf, und brachte der Austria viel Geld ein. Neben der beträchtlichen Ablösesumme trägt der FK Austria Wien aber noch einen weiteren Bonus von diesem Transfer davon. Der internationale Ruf des Klubs wird besser und besser. Mit Barazite geht zwar ein Klassemann, mit Dare Vrsic von Olympia Laibach steht aber schon der nächste ante portas. Die Austria, und damit alle österreichischen Vereine (ausgenommen Salzburg), beschreitet damit einen Weg, der der einzig richtige ist. Die absoluten Superstars kommen eben nicht nach Österreich, um im Pappelstadion oder in Wr. Neustadt zu geigen – deshalb müssen junge, unbekannte, bisher vom Pech verfolgte Akteure mit Potential gesucht und verpflichtet werden. Stimmt die Entwicklung, wie bei Barazite, profitieren am Ende beide Seiten davon. Der Ruf der österreichischen Klubs bessert sich durch diesen Weg immer mehr, sodass mittlerweile Nationalspieler aller Nationen keine Illusion mehr sind.

Es gibt nur Gewinner

Zum Transfer von Nacer Barazite zum AS Monaco kann man allen Beteiligten nur gratulieren. Der Austria, die es geschafft hat, mit dem Gesamtpaket Barazite viel Geld zu machen, aber dank dem Spieler auch einige internationale Erfolge feiern durfte, erwischte endlich einmal den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf – wer weiß, was Barazite im Frühjahr passiert wäre. Verletzungspech, Formkrise, Ladehemmung – der Austria kann´s egal sein, die Veilchen konzentrieren sich ab jetzt auf die Suche nach einem Nachfolger. Barazite durfte seinen gewünschten Wechsel nach Monaco vollziehen, wo er mit vielen anderen zu einem jungen, hungrigen und erfolgreichen Team aufgebaut werden soll. Würde jeder Transfer so ablaufen, befände sich Österreich wohl in der UEFA-Wertung in luftigen Höhen.

Archimedes, www.abseits.at

Archimedes

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