Admira verschafft sich Luft: 4:3 bei der „Zweikampfflut“ gegen den FC Wacker Innsbruck!
Bundesliga 15.April.2013 Rene Maric 0
Im Spiel zwischen Admira Wacker Mödling und Wacker Innsbruck trafen zwei Mannschaften aus dem unteren Teil der Tabelle aufeinander. Vor einiger Zeit galt die Admira noch als potenzieller Überraschungskandidat für die Top-4, doch einige Abgänge und zumeist gute Anpassungen der Gegner an das starke Konterspiel der Admira haben die Mannschaft in ein Tief gestürzt. In den letzten Wochen und Monaten orientierte man sich immer stärker nach unten, lag vor dem Spiel gegen die Innsbrucker gar auf Platz 9.
Die Gäste aus Tirol hingegen sind Abstiegskandidat Nummer 1 und liegen sogar relativ abgeschlagen auf dem letzten Platz. Ein Sieg in Maria Enzersdorf hätte wohl die Hoffnung wieder etwas geweckt. Uns erwartete also ein echtes Kellerduell, welches vom Ergebnis und der Spielweise dem Ruf des „Kellerduells“ entsprach – was aber nicht unbedingt negativ gemeint ist.
Zweikämpfe überall
In der ersten Halbzeit wurden ganze 153 Zweikämpfe geführt – Saisonrekord! Eine hohe Zweikampfzahl – oder gar Zweikampferfolgsquote ist aber nur selten rein psychologisch zu begründen. Es gibt immer wieder taktische Eigenarten, welche die Zweikampfrate erhöht oder senkt. In diesem Spiel gab es mehrere Faktoren, die wir kurz anschneiden werden.
Viel Intensität und Dynamik ist dabei wohl der wichtigste. Beide Mannschaften orientierten sich immer wieder an ihren Gegenspielern, um Zugriff zu erhalten. Dadurch öffnen sie Räume hinter sich, die bespielt werden können – wo wiederum ein neuer Zweikampf entstehen kann. Das viele Herausrücken aus der Position, das Attackieren des Gegners und deren Pässe zu freien Spielern in engen Räumen erzeugt eine exorbitante Anzahl an Zweikämpfen.
Zusätzlich gingen sie bei verlorenen Zweikämpfen nach. Viele Mannschaften und Spieler nehmen danach wieder ihre Grundposition ein und lassen den Gegner laufen. Im Normalfall muss er wegen der Kompaktheit des Gegners abdrehen und den Ball zurückspielen oder auf die Seite ausweichen. Wird er aber sofort weiter attackiert, öffnet das Räume und sorgt im Gegenzug für Druck auf den gegnerischen Ballführenden. Mehrmals entstanden bei beiden Mannschaften dadurch relativ chaotische Schemen und Anordnungen, allerdings gab es viele Zweikämpfe und der Eindruck eines kampfbetonten Spiels wurde geweckt.
Passenderweise fiel beim frühen Führungstreffer für die Innsbrucker das Tor nach mehreren „flippermäßigen“ Aktionen; technische Unsauberkeiten, glückliche Abpraller und das Nachgehen bei beiden erhöhen die Zweikampfzahl ebenso.
Wackers Spiel nach vorne
Die Innsbrucker spielten mit einem 4-2-3-1/4-1-4-1, in welchem Christoph Saurer sich immer wieder nach vorne orientierte. Dabei suchten Saurer und noch stärker Lukas Hinterseer mit Vertikalsprints die Zwischenlinienräume der Admira in deren 4-4-2. Zusätzlich versuchten sie die von Roman Wallner geöffneten Halbräume zu attackieren. Auch wenn Wallner oft als reiner Strafraumstürmer gesehen wrid – seine intelligente Bewegung entlang der gegnerischen Viererkette öffnet in fast jedem Spiel Räume für seine Mitspieler aus der Tiefe und auch technisch ist er der Routinier sehr beschlagen.
Diese Stärke Wallners und den offenen Zwischenlinienraum der Admira in einem vertikal wenig kompakten 4-4-2 wollten die Innsbrucker ausnützen. Wenn die Admira kompakter wurde, gab es immer wieder Pässe in den Raum hinter die Abwehr, welche auf die Flügelspieler oder Wallner gingen. Mit dieser Spielweise stellte man die Gastgeber vor unterschiedliche Probleme, die sich an der taktischen Veränderung der Admira im Defensivspiel orientierten.
Konstant gefährlich wurde man dadurch nicht, aber die Innsbrucker konnten die Hausherren mehrmals tief zurückdrängen und wenn ihre Angriffe durchkamen, waren sie auch zumeist brandgefährlich. Von sechs Abschlüssen gingen vier aufs Tor, bei drei davon musste Admira-Torwart Jürgen Macho hinter sich greifen – der vierte Torschuss traf gar den Pfosten und diente als Vorlage für Schütz‘ zwischenzeitliches 2:2. Letztlich waren es dennoch die Gastgeber, die das Spiel dominierten und sich den Sieg durch ihr Chancenplus verdienten.
Flanken und Verlagerungen
Die Admira sucht in ihrem Spielsystem zumeist schnelle Konter, Schnellangriffe aus dem eigenen Aufbauspiel heraus und ein starkes Flügelspiel. Die Außenverteidiger ziehen nach vorne und die Flügelstürmer gehen in die Mitte. Gegen Wacker wurde dies auch praktiziert, obwohl die Flügelstürmer sich zumeist so positionierten, dass sie breit den Ball erhalten und Flanken konnten oder sich für Lochpässe in den Halbräumen anboten.
Dadurch waren schnelle Wechsel möglich. Die Flügelstürmer waren für die beiden Sechser entweder frei oder öffneten die Pässe auf die Seite zu den Außenverteidigern. Mehrmals konnten sie auch die Flügelstürmer in Richtung Strafraum schicken oder sie anspielen, um diese flanken zu lassen. Nicht von ungefähr wurden drei der vier Tore über eine Aktion von außen und einem Flügelspieler eingeleitet, auch das 4:2 durch Daniel Lucas Segovia nach Vorlage Ouédraogos entstand letztlich über einen Flügelangriff.
Ein taktiktheoretischer Vorteil dieser Spielweise ist auch das Umgehen kompakter Zentren und Auseinandererißen in diesen Räumen. Besonders in einem so zweikampfintensiven Spiel wie bei dieser Partie kann das vorteilhaft sein. Der Gegner zieht sich selbst aus seinen Räumen, wird dann auf die Außen geleitet und die Kompaktheit in der Mitte ist größer. Flanken sind für die Innenverteidiger schwerer zu verteidigen, wenn sie weniger unterstützt werden, außerdem hat der Gegner eine größere Wahrscheinlichkeit auf gewonnene Abstauber.
Wechsel
Auch bei den Ein- und Auswechslungen versuchten die Trainer ihre Mannschaft ideal einzustellen. Dietmar Kühbauer hatte es hier von der Ausgangssituation deutlich schwerer: Einen Wechsel musste er verletzungsbedingt beim Stand von 1:1 vornehmen, wo er natürlich positionsgetreu wechselte. Zur Halbzeit kam Richard Windbichler statt Thürauer, um die defensive Stabilität in der Mitte zu erhöhen, was eine Minute später durch das 2:2 der Gäste ad absurdum geführt wurde. Der in der ersten Hälfte eingewechselte Schick musste ebenfalls wegen einer Verletzung in der 57. Minute ausgewechselt werden, wodurch das Wechselkontingent ausgeschöpft war.
Die Gäste aus Innsbruck konnten mit ihren Wechseln mehr Einfluss üben, zumindest theoretisch. Roland Kirchler brachte Julius Perstaller für Saurer und stellte gänzlich und in allen Spielphasen auf 4-1-4-1 um. Bergmann für Löffler und Schreter für Wernitznig sollten letztlich für mehr Durchschlagskraft sorgen, doch es brachte letztlich keine Veränderung.
Fazit
Ein Kellerduell mit sieben Toren, einem verdienten Sieger, hoher Intensität (fast 50 Fouls) und interessanten taktischen Aspekten – eigentlich kann man nicht mehr verlangen. Dennoch werden die Innsbruck-Fans wenig zufrieden sein, ein Sieg hätte sie punktgleich mit dem SC Wiener Neustadt gemacht. Die Admira hingegen konnte sich zumindest etwas Luft verschaffen.
Rene Maric, abseits.at
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