Admira vor der Frühjahrssaison: Können die Neuzugänge die Erwartungen erfüllen?
Bundesliga 5.Februar.2015 Alexander Semeliker 0
Die Herbstsaison war für die Fans von Admira Wacker Mödling fraglos keine leichte. Nachdem die Niederösterreicher zwischendurch zehn Spiele lang nicht gewinnen konnten – dabei auch nur zwei Tore erzielten – gehen sie als Tabellenvorletzter in die Frühjahrssaison. Im Winter wurde man daher am Transfermarkt aktiv und holte neue Hoffnungsträger.
Drei Spieler verließen die Südstadt, vier neue kamen: Toni Vastic von der SV Ried, Lukas Grozurek vom SK Rapid, Konstantin Kerschbaumer vom SKN St. Pölten und Markus Blutsch vom LASK. Sie sollen einerseits mithelfen den Abstieg zu vermeiden und andererseits das spielerische Niveau zu heben. In diesem Artikel wollen wir die Transfers genauer unter die Lupe nehmen.
Grozurek für geradlinigeres Flügelspiel
Dass das Trainerduo Walter Knaller und Oliver Lederer tatenlos zusah, wie ihr Team Runde um Runde Punkte verlor, kann man nicht behaupten. Immer wieder wurde versucht, sich auf den Gegner einzustellen – sei es durch formative oder mit personelle Umstellungen. Auf den Flügeln hatte man dabei jedoch wenig Spielraum, weshalb unter anderem dort der Hebel angesetzt wurde und mit Grozurek und Blutsch zwei Spieler geholt wurden, die auf den Außenpositionen agieren können.
Vor allem der Ex-Rapidler soll das Flügelspiel der Maria Enzersdorfer kurzfristig verbessern und dürfte mit einem weiteren ehemaligen Rapid-Akteur die Flügelzange bilden – nämlich Eldis Bajrami. Der 22-Jährige ist im Vergleich zu Grozurek jedoch spielerisch besser veranlagt, war teilweise der einzige Admira-Offensivspieler, der mit seinen Dribblings für Überraschungsmomente sorgen konnte. Grozurek ist hingegen ein klassischerer Flügelspieler, der sehr linear agiert und wenn, dann erst spät einrückt um abzuschließen.
Auf einen solchen Spielertypen konnte die Admira im Herbst praktisch nicht zurückgreifen. Es wurde zwar versucht mit dem nominellen Stürmer Issiaka Ouedraogo einen zielgerichteten Spieler auf die Flügelposition zu stellen. Beim 26-Jährige fehlte zuweilen jedoch die Arbeit nach hinten. Wilfried Domoraud wäre an und für sich ein passender Spielertyp gewesen, der Franzose fehlte jedoch den Großteil des Herbsts und hat den Verein mittlerweile verlassen.
Vastic vierter verschiedener Stürmertyp
Das größte Problem der Admira im Herbst war ohne Frage die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive. Die Niederösterreicher erzielten nicht nur die wenigsten Tore aller Bundesligateams, sondern verzeichneten auch die wenigsten Abschlüsse. Kein Spieler erzielte dabei mehr als drei Tore. Eine Situation, die man in erster Konsequenz natürlich an den Stürmern festmacht. Rene Schicker traf dreimal, Benjamin Sulimani und Ouedraogo je einmal. Wenig überraschend war daher, dass ein weiterer Stürmer verpflichtet. Was jedoch überraschte, war, dass die Wahl auf Vastic fiel.
Ein offensichtlicher Kritikpunkt ist dabei die Leistungsbilanz des 22-Jährigen bei der SV Ried. In zwei Jahren erzielte er für die Innviertler lediglich sieben Pflichtspieltore – fünf in der Liga, zwei im Cup. Vastic ist zudem der vierte Stürmer, der Ambitionen auf einen Stammplatz stellen kann – jedoch auch ein neuer Spielertyp, wie man beispielsweise anhand der obigen Statistikprofile erkennen kann. Drei verschiedene hatte die Admira im Herbst bereits im Kader.
Mit Sulimani gibt es einen meist unauffälligen, jedoch keinesfalls kombinations- oder technisch schwachen Stürmer, der meist als Wandspieler agierte. Als Ergänzung dazu hat man in Schicker einen Spieler, der um seinen Sturmpartner herumspielen kann und von allen genannten Akteuren auch in mehreren Kategorien ähnlich gute Werte aufweisen kann. Ouedraogo ist hingegen ein sehr kraftvoller und aufreibender Stürmer, der oft in Zweikämpfe und Kopfballduelle geht. In Vastic bekommt man nun einen Spieler, der die meisten dieser Eigenschaften vereint – ohne jedoch im gesamten zu glänzen.
Kerschbaumer, der potenzielle Königstransfer
Die ernüchternden Abschlusszahlen sind jedoch nicht nur auf die Stürmer zu reduzieren. Oft fehlten ihnen nämlich schlicht die passenden Vorlagen aus dem Mittelfeld. Hier hatte die Admira den größten Handlungsbedarf und sie löste ihn wohl mit Bravour. Kerschbaumer könnte sich nämlich als potenzieller Königstransfer herausstellen – auch wenn an seiner Stelle mit Lukas Thürauer einer der besten Akteure den Verein verlassen hat.
Das Ausbleiben von kreativen Ideen ist zu einem Großteil auf die Fehlbesetzung des Zentrums zurückzuführen. Als Doppelsechs agierten in den meisten Partien Thomas Ebner und Markus Lackner. Wie man anhand der obigen Grafik erkennen kann, sind beide Spieler, die ihre Stärken in der Defensive haben. Sie eroberten viele Bälle, verarbeiteten diese aber in aller Regel schlecht weiter. Ebner hatte beispielsweise eine Passquote von 71,6% und Lackner gar nur 65%. Daniel Toth wäre als Verbindungsspieler besser geeignet gewesen, verletzte sich im Oktober aber schwer.
Auch die Einbindung von Thürauer war alles andere als optimal. Der 27-Jährige musste phasenweise auf der Zehnerposition ran und damit spielerische Aufgaben übernehmen, was nicht zu seiner Spielweise passt. Er ist ein guter Umschaltspieler, von dem man eher einfache als raumöffnende Pässe sieht und jemand, der enge Situationen meidet. Mit drei Toren und fünf Vorlagen war er aber dennoch der Topscorer seiner Mannschaft. Kerschbaumer muss also in große Fußstapfen treten.
Dass der 22-Jährige diese Aufgaben meistern kann, zeigt die obige Grafik (zu beachten ist jedoch, dass bei Kerschbaumer die Werte aus der Sky Go Erste Liga genommen wurden). Im Gegensatz zu Thürauer, Ebner und Lackner ist Kerschbaumer ein Spieler, der den Ball aktiv fordert und ein sehr guter Kombinations- und Verbindungsspieler ist, wie man beispielsweise auch schon international sehen konnte. Gleichzeitig hat er die Physis um einen großen Aktionsradius abzudecken – perfekte Voraussetzungen, um der dringend benötigte „Einfädler“ zu sein.
Wird es eine Stammformation geben?
Neben der Frage, wie gut sich die Neuzugänge eingliedern werden und ob sie die Hoffnungen erfüllen werden, ist auch eine weitere Frage sehr interessant – nämlich, ob es eine feste Stammformation geben wird. Der Kader ist an und für sich breit aufgestellt, erlaubt einen großen Konkurrenzkampf auf nahezu allen Positionen. Die Vielzahl an unterschiedlichen Spielertypen erlaubt dem Trainer-Team zudem auf dem Papier ein hohes Maß an Flexibilität. Ist dies aber, gerade in der aktuellen Situation, wirklich ein Vorteil?
Wie bereits erwähnt, versuchte die Admira bereits im Herbst immer wieder auf einzelne Aspekte des Gegners einzugehen und scheiterte damit – wenngleich nicht immer das der direkte Grund dafür war. Ein festes taktisches Gerüst – aus dem man sich in einem gewissen Maße ja herausbewegen kann – könnte jedoch eine Grundstabilität geben. Anbieten würde sich beispielsweise ein 4-1-4-1, das die Admira in der Vorbereitung auch praktizierte.
Als Sechser würde sich einer der genannten Defensivspezialisten eignen – in den Testspielen agierte dort mit Richard Windbichler sogar ein Innenverteidiger – davor gäbe es mit Kerschbaumer und dem polyvalenten Stephan Auer zwei taktisch interessante Optionen als pendelnde Achter. Die Flügelpositionen und jene des Solostürmers könnte man dann jeweils an den Gegner angepassen. Genug Möglichkeiten gäbe es im Kader – vor allem nach den letzten Transfers.
Alexander Semeliker, abseits.at | Statistikdaten by Opta
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