Während sich die österreichische Bundesliga in der Winterpause befindet, wollen wir einen Blick auf einige Statistiken werfen, um euch die Wartezeit auf die Frühjahrssaison... Ähnlicher xG-Wert, doppelt so viele Tore: Sturm und Rapid im Vergleich

Während sich die österreichische Bundesliga in der Winterpause befindet, wollen wir einen Blick auf einige Statistiken werfen, um euch die Wartezeit auf die Frühjahrssaison etwas zu verkürzen. Wir blicken dabei sowohl auf Spieler- als auch Teamstatistiken und versuchen möglichst viele Aspekte abzudecken. Alle Grafiken und Statistikwerte stammen von Wyscout S.p.a.

Heute wollen wir uns ansehen, wie der SK Sturm Graz und der SK Rapid in der bisherigen Saison vor dem gegnerischen Tor agierten und stellen bei der Betrachtung des xG-Modells und der tatsächlich erzielten Tore große Unterschiede fest. Wir werfen außerdem einen Blick auf die Zeitpunkte, an denen die Tore gefallen sind – oder eben nicht. Dabei bemerken wir extreme Schwankungen. Neben Sturm und Rapid betrachten wir im weiteren Verlauf auch Statistiken anderer Teams.

Fast gleicher xG-Wert, aber doppelt so viele Tore

Vergleicht man die tatsächlich erzielten Tore mit den Expected-Goal-Werten der Mannschaften, dann fällt eine Statistik sofort besonders ins Auge. Der SK Sturm Graz und der SK Rapid kamen in den ersten 16 Runden der österreichischen Bundesliga auf einen etwa gleich hohen xG-Wert. Die Grazer spielten sich mit einem xG-Wert von 29.89 nach dem Expected-Goal-Modell knapp die meisten Chancen von allen Mannschaften heraus. Der Abstand zu Red Bull Salzburg (28.41xG) und dem SK Rapid (28.28 xG) fällt aber gering aus.

Während die Salzburger mit 26 Toren nur knapp unter ihrer Erwartung liefen, ist der Unterschied zwischen dem SK Sturm und dem SK Rapid bei den tatsächlich erzielten Toren gravierend. Obwohl die Differenz nur 1.61 xG-Punkte beträgt, schossen die Grazer doppelt so viele Tore wie der SK Rapid. Der SK Sturm traf in 16 Runden 40 Mal, die Hütteldorfer durften in der Liga nur 20 Torerfolge feiern.

Das ist eine Statistik, die man eher selten sieht, da zwei Faktoren mitspielen mussten. Die Grazer liefen um rund 10 Tore über der statistischen Erwartung, während die Hütteldorfer um einen ähnlich hohen Wert unter der statistischen Erwartung blieben.

Wie kommt so eine hohe Diskrepanz zustande?

Hier könnten zwei Punkte ausschlaggebend sein. Zum einen spielt die Varianz eine hohe Rolle. Über einen deutlich längeren Betrachtungszeitraum wird weder der SK Sturm Graz um 33.82% über und der SK Rapid um 29.28% unter der Erwartung des xG-Modells liegen. In der Regel nähern sich solche starken Über- oder Unterperformances im Laufe der Zeit dem Durchschnittswert an, was auch Regression zur Mitte genannt wird. Diese Tatsache kann den Rapid-Fans etwas Hoffnung für den Verlauf der weiteren Saison geben. Bedenklicher wäre es nämlich in jedem Fall, wenn der SK Sturm Graz wesentlich mehr Chancen herausgespielt hätte.

Es gibt neben der Varianz aber einen weiteren Faktor, der durchaus eine Rolle spielen könnte. Der SK Rapid tat sich insbesondere gegen tiefstehende Mannschaften schwer brauchbare Lösungen vor dem gegnerischen Tor zu finden. Rapid-Coach Robert Klauß merkte unter anderem an, dass neben Trainingsschwerpunkten wie Gegenpressing und offensives Umschaltspiel auch die Chancenerarbeitung im letzten Drittel einen Schwerpunkt bildet. Hier wird es darum gehen, die Spieler in bessere Schusspositionen zu bringen, denn bei Torschüssen des SK Rapid verhinderten sehr oft gegnerische Beine den Torerfolg. In den ersten 16 Runden blockten die Gegner der Hütteldorfer durchschnittlich 4,3 Schüsse pro 90 Minuten ab. Das sind über die bisherige Saison gesehen rund 20 abgeblockte Schüsse mehr als beim SK Sturm Graz.

SK Sturm Graz mit effizienten starken Schlussviertelstunden

Auffallend ist zudem, dass der SK Sturm Graz in den letzten Viertelstunden der beiden Halbzeiten extrem torgefährlich war. 23 der 40 Tore wurden in den letzten beiden Viertelstunden der beiden Halbzeiten erzielt. Zwischen den Minuten 1 und 30 der beiden Halbzeiten fielen demnach nur 17 Treffer, obwohl die Spielzeit doppelt so lange ist, wenn man die Nachspielzeit ausklammert. In der Schlussviertelstunde erspielten sich die Grazer einen xG-Wert von 6.69, womit sie sogar hinter dem WAC (8.07) und dem SK Rapid (7.82) liegen. Die Blackies erzielten dennoch 12 Tore, während die Grün-Weißen zwischen der 75. Minute und dem Spielende nur drei Mal trafen.

Hier ist der Unterschied demnach noch deutlicher, denn der SK Sturm Graz erzielte trotz eines niedrigeren xG-Wertes in diesem Betrachtungszeitraum vier Mal so viele Tore wie der SK Rapid.

Torreiche zweite Halbzeiten

Während der SK Rapid und der FC Blau-Weiß Linz jeweils 12 Tore in der ersten und acht Treffer in der zweiten Halbzeit erzielten, gibt es einige Mannschaften, die in den zweiten 45 Minuten wesentlich torgefährlicher agierten. Der WAC erzielte nur neun Tore in der ersten Halbzeit, traf aber in den zweiten 45 Minuten gleich 22 Mal! Ein ähnliches Bild findet man bei der Wiener Austria, die sieben Tore in der ersten Halbzeit und 19 Treffer in der zweiten Halbzeit erzielte. Auch der LASK traf in der zweiten Halbzeit mit 16 Toren doppelt so häufig wie im ersten Durchgang. Der SK Sturm schoss ebenfalls sechs Tore mehr in den zweiten 45 Minuten und auch die Hartberger verdoppelten ihre sieben Tore von Halbzeit 1 fast, da sie in den zweiten 45 Minuten 13 Treffer erzielten.

Hier haben wir für euch die Statistiken im Detail:

Stefan Karger