Erst im vergangenen Sommer holte Rapid Deni Alar und Mateo Barac, um die Abgänge der Brasilianer Joelinton und Lucas Galvao zu kompensieren. Kurz vor Ende des Grunddurchgangs müssen beide Hoffnungsträger sogar um einen Kaderplatz kämpfen.
Abstellgleis ist im Fußball ein hartes Wort. Und es trifft vielleicht auch nicht hundertprozentig zu, denn sowohl Alar, als auch Barac werden wieder ihre Chancen in Grün-Weiß bekommen. Momentan sind die Zeiten für die vermeintlichen Königstransfers aber schwer, was mehrere Gründe hat.
Alar seit einem halben Jahr torlos
Den Hauptgrund müssen die beiden natürlich bei sich selbst suchen. Alar kommt in der aktuellen Saison gerademal auf fünf Pflichtspieltore, davon zwei in der ersten Cup-Runde in Kufstein. Seit seinem Treffer zum 1:1 in Graz am 2.September 2018 traf der 29-jährige Stürmer nicht mehr. Alar war als „Einserstürmer“ eingeplant, aber seine Einsatzzeiten sind nach einem halben Jahr ohne Erfolgserlebnis rar gesät.
Unsichtbare Spitze
Bei Rapid wusste man natürlich schon früher über das häufig zu leichtfüßige Spiel des Stürmers Bescheid. Dies war auch der Grund, warum sein Vertrag im Sommer 2016 nicht verlängert wurde. Bei Sturm avancierte der einstige Jungstar wieder zum Goalgetter und Fredy Bickel hoffte den „alten Alar“ nach Hütteldorf zurückzuholen. Die von Rapid gebräuchlichen Spielformen passen dem Steirer aber nicht ins Konzept. Das Problem ist nicht primär die Ladehemmung des Stürmers, sondern die Tatsache, dass der Gegner Alar nicht spürt. Der Ex-Sturm-Goalgetter ist mit einer gesunden Portion Härte leicht zu verteidigen und war in den meisten seiner Einsätze praktisch unsichtbar.
Mentale Nachwehen und die Notwendigkeit eines Sturmpartners
Bei Sturm profitierte Alar stark von Edomwonyi, heute beim Lokalrivalen Rapids aktiv. Der Nigerianer ging die Wege, die Alar vermeiden wollte und wohl sogar aus taktischen Gründen sollte. Die unangenehmen Zweikämpfe und knackigen Laufduelle waren die Sache der anderen und Alar konnte seelenruhig knipsen. Auch heute noch sieht man dem Stürmer eine womöglich angstbedingte Körperlosigkeit im Zweikampf an. Ein Mittelfußbruch und ein besonders schmerzvoller Achillessehnenriss in seiner ersten Zeit bei Rapid haben mentale Spuren hinterlassen.
Nur 13 Einsatzminuten im Kalenderjahr 2019
Doch genau auf knackige Zweikampfführung und hohen läuferischen und kämpferischen Aufwand kommt es bei Rapid unter Didi Kühbauer an. Nach dem miserablen Herbst stand das Team mit dem Rücken zur Wand und halbgare kämpferische Leistungen, waren schon aufgrund der Kritik von außen nicht mehr drin. Das schlug sich auch in den Einsatzstatistiken Alars nieder: Im Cup gegen Hartberg durfte er 13 Minuten lang mitwirken, in Liga und Europacup schmorte er zweimal auf der Bank, saß zwei weitere Male nur auf der Tribüne.
Verbesserter Pavlovic, hungriger Badji
Problematisch für Alars Status in der Mannschaft ist auch das Erstarken von Andrija Pavlovic, der im Frühling drei Tore und zwei Assists in vier Spielen beisteuerte. Im Kalenderjahr 2019 bringt es der Serbe somit auf eine Torbeteiligung pro 66 Minuten. Die Verpflichtung von Aliou Badji kommt noch hinzu. Der „handzahme“ Guillemenot wurde durch den 21-jährigen Senegalesen ersetzt, der sich schnellstmöglich durchsetzen will und im Gegensatz zu Guillemenot auch realistische Chancen auf ein „Leiberl“ hat. Alar fiel im Winter also schon mal rein vom physischen Standpunkt in der Kaderhierarchie eine weitere Stufe zurück. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass er im Laufe dieser Saison noch zu einer Stammkraft werden wird. Im Herbst profitierte er noch von Pavlovic‘ Verletzungen und der ebenso markanten Körperlosigkeit Guillemenots.
Spielerische Mängel bei Barac
Ähnlich verhält es sich bei Mateo Barac, bei dem die Vorzeichen jedoch genau umgekehrt sind. Gegen den Ball ist der Kroate solide und ein unangenehmer Gegner im Zweikampf. Mit dem Ball ist er aber eine ständige Gefahrenquelle und daher kam es nicht von ungefähr, dass der oft behäbig wirkende Innenverteidiger immer schneller und intensiver vom gegnerischen Pressing einvernommen wurde. Schnittbälle konnte Barac von Beginn an nie so sauber verarbeiten, wie sein bärenstarker Vorgänger Galvao. Stattdessen erarbeitete sich Barac den Ruf eines biederen Ausputzers, der den Spielaufbau der eigenen Mannschaft massiv stört.
Was sah Ajax?
Die Erwartungen, die Rapid in den 24-Jährigen legte, waren hoch. Speziell weil Ajax Amsterdam den Kroaten kurz vor den Hütteldorfern verpflichten wollte und nur eine beim Medizincheck entdeckte, leicht vergrößerte Aorta den Transfer nach Amsterdam verhinderte. Heute muss man sich fragen, was das traditionell aufbaustarke Ajax in einem rustikalen Innenverteidiger wie Barac gesehen hat. Zwar ist bekannt, dass der Ex-Osijek-Abwehrchef ein sehr sensibler Spieler ist, der nicht gut mit Rückschlägen umgehen kann, aber die spielerischen Basics sind beim 193cm-Hünen so überschaubar, dass für eine solche Rolle schlichtweg viel zu viel fehlt.
Schnellster Sprinter
Gute Werte bei Barac zu finden, ist nach seinem Katastrophenherbst schwierig. Drei Eigentore in einer Halbsaison passierten zudem keinem Rapid-Spieler in der langen Geschichte des Vereins. In einer Kategorie ist er jedoch der Teambeste: Barac ist auf lange Distanzen der schnellste Sprinter im Rapid-Kader. Die Schnellkraft auf kurze Distanzen ist ausbaufähig. Von der rein körperlichen Komponente sollte er gegen seine Konkurrenten Sonnleitner, Hofmann und den bald wieder fitten Dibon gute Karten haben. Das Problem liegt aber im Spiel mit dem Ball.
Verbesserte Sechser stärken Sonnleitner und Hofmann
Hinzu kommt nun das Erstarken der Rapid-Sechser. Grahovac überzeugte in St.Pölten auf der ganzen Linie und auch Manuel Martic machte in den letzten Monaten einen merklichen Schritt nach vorne. Das entlastet die Aufbaubemühungen der Innenverteidiger, die durch das gute Abkippen und das präzise Spiel der Sechser eine einfachere Passstruktur aufziehen können. Das sollte zwar einerseits auch eine neue Chance für Barac bedeuten, zumal er dadurch selbst weniger Druck im Aufbauspiel haben würde, aber da Sonnleitner und Hofmann ihre Sache derzeit mehr als ordentlich machen und ihr Hauptaugenmerk auf ihren Stärken, nämlich der harten Gangart und der Zweikampfführung liegt, wird es schwierig an den Langzeitverteidigern vorbeizukommen.
Schwere Zeiten für zwei „große Namen“
Sowohl für Alar, als auch für Barac sieht es also nicht nur in der aktuellen Lage, sondern allgemein unter Kühbauer düster aus. Sie sind zwei der „großen Namen“, die es auch in Zukunft beim Burgenländer sehr schwer haben werden, was auf der einen Seite den kämpferischen (Alar) und auf der anderen Seite den spielerischen (Barac) Mängeln geschuldet ist.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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