Alar verletzt, Beric gesperrt: Diese Optionen hat Rapid an vorderster Front!
Bundesliga 16.August.2014 Daniel Mandl 0
Rapid-Stürmer Deni Alar fällt mit einem Mittelfußbruch und einem gebrochenen Keilbein voraussichtlich bis Ende November aus. Bedenkt man auch die fällige Eingewöhnungsphase nach der Verletzung darf man wohl davon ausgehen, dass ein vollfitter Deni Alar dem SK Rapid im gesamten Jahr 2014 nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Rapid wird diese Situation einmal mehr „durchtauchen“.
Alar ist nur einer von drei Rapid-Spielern, die als klassische Stürmer zu bezeichnen sind. Genau wie Robert Beric gilt aber auch der 24-jährige Alar als stark antizipativer Angreifer, der viel nach hinten arbeitet und Bälle schon im Mittelfeld behauptet. Dass er im momentanen Rapid-Kader aber auch einer der gefährlichsten Akteure ist, zeigte er in der Saison 2012/13, in der er es auf 22 Pflichtspieltore brachte. Dies ist ein Wert, auf den es Robert Beric in seiner bisherigen Karriere nicht brachte.
Worst Case Szenario
Auch wenn Alar zuletzt nicht immer gesetzt war und eher auf ungewohnten Positionen eingesetzt wurde, reißt sein Ausfall eine große Lücke in das flexible Konzept Rapids. Den Worst Case kann Rapid schon heute gegen den SC Rheindorf Altach proben, denn gegen den Aufsteiger fällt auch Robert Beric gesperrt aus. Ganz klar: Im Herbst darf „nichts mehr passieren“, was Verletzungen von (so genannten) Speerspitzen angeht. Denn auch am Transfermarkt wird nichts mehr passieren. Wir analysieren die Alternativen, die Trainer Zoran Barisic nun hat.
Beric spielt – alles wie gehabt
Sofern Robert Beric fit und spielberechtigt ist, läuft bei Rapid alles wie gehabt. Nur eben ohne Edeljoker Alar. Es ist wohl ziemlich egal, ob Beric in der weiteren Herbstsaison gut oder schlecht spielen wird: Er wird spielen und durch keinen anderen Stürmer abgelöst werden. Durch die Sperre des Slowenen wird das Spiel gegen Altach aber zur Offensivlotterie.
Der pendelnde Angreifer Starkl
Die beiden weiteren Kaderspieler, die Rapids Stürmerrolle durchaus ausfüllen könnten, sind Dominik Starkl und Philipp Prosenik. Starkl spielte in der vergangenen Saison gelegentlich als Solospitze und präsentierte sich engagiert und lästig für seine Gegenspieler. Der Rechtsaußen verkörpert zwar Stürmertugenden, kippt aber immer wieder an die Flügel ab. In der Bundesliga traf er bisher dreimal in 25 Spielen. Er könnte Beric und Alar auf der „Neun“ ersetzen, was Rapids Spiel wieder ein wenig verändern würde. Starkl ist nämlich weniger der antizipierende Angreifer, sondern eher der, der Schnittstellenpässe in offensiven Halbpositionen sucht und in seinem Laufspiel sehr direkt agiert. Gegen tiefstehende Gegner wäre Rapid mit einer Solospitze Starkl sicher geschwächter, als gegen Gegner, die höher verteidigen.
Prosenik als Target Man
Der einstige Chelsea- und Milan-Legionär Philipp Prosenik hat nur fünf Bundesligaminuten in den Beinen, könnte aber schneller zum Zug kommen, als er bisher vielleicht dachte. Der Kickersohn hat einen leichten Vorteil gegenüber Starkl, zumal dieser bis vor kurzem noch an einer Innenbandverletzung laborierte. Auch gegen Altach dürfte der 188cm große Prosenik, Rapids zweitgrößter Feldspieler, in der Pole Position um den Posten im Angriff stehen. Prosenik hat zwar auch technische Vorzüge und kann Bälle im zweiten Drittel abdecken, ist aber von allen Rapid-Angreifern am ehesten als Stoßstürmer zu bezeichnen. Er könnte Rapid auch im Bezug auf Flanken variantenreicher machen. Gegen ihn sprechen allerdings seine mangelnde Erfahrung und körperliche Inkonstanz. Spielpraxis sammelte Prosenik bei den Amateuren zur Genüge: Für Rapid II traf er in 16 Spielen neunmal.
Ein Flügelspieler für die vorderste Front?
Mit Philipp Schobesberger und Lukas Grozurek stehen auch zwei etatmäßige Flügelspieler auf der Liste der Optionen für die Stürmerposition. Schobesberger würde sich dabei eher wie Starkl verhalten, während Grozurek in seinem Verhalten als klassischer Stürmer ähnlich wie Prosenik agiert – wenn auch körperloser. Der Einsatz beider ist aber sehr unwahrscheinlich: Der 20-jährige Schobesberger wurde in der Vergangenheit nur dann auf einer sehr offensiven Position aufgeboten, wenn sein Verein in der Lage war zu kontern. Seine größte Stärke, seine Schnelligkeit, könnte der junge Flügelspieler eher an den Seiten ausspielen – für eine Position in der Zentrale fehlt die Durchschlagskraft. Lukas Grozurek, der bei den Rapid Amateuren früher auch als Stürmer aufgeboten wurde, hätte vor einigen Monaten wohl noch gute Karten gehabt, um ins Team zu rücken. Mittlerweile dürfte der 22-Jährige, der in seiner Entwicklung merklich stehenblieb, aber bereits auf dem Abstellgleis stehen.
Schaub als falsche Neun
Wesentlich wahrscheinlicher ist aber der Einsatz von Louis Schaub auf der Position eines „falschen Neuners“. Mit dem 19-jährigen Toptalent an vorderster Front würde Rapid in einer Art 4-2-4-0 auflaufen, was gleich mehrere Nachteile hätte. Erstens würde Rapid die Durchschlagskraft in der „Zone der Wahrheit“ abhandenkommen (die schon jetzt gering ist), zweitens wäre es in dieser Variante unabdinglich, dass die meiste Gefahr von den Flügelspielern auszugehen hat und drittens kommt der mentale Aspekt und die Symbolwirkung hinzu. „Rapid ohne echten Stürmer“ gab es geschichtlich betrachtet praktisch nie. Und wenn doch, dann funktionierte es nicht. Auch Schaubs akute Abschlussschwäche ist in dieser möglichen Option als Fragezeichen zu werten. Die spielerische Stärke auf der Zentralachse würde sich dadurch allerdings noch einmal vergrößern. Die ist aber ohnehin nicht Rapids Problem.
4-2-3-1 in Stein gemeißelt
Eine Systemumstellung ist aktuell praktisch auszuschließen und eine Zwei-Stürmer-Variante ist mit Alars Ausfall zumindest für die Herbstsaison gestorben. Dabei wäre gerade die Möglichkeit einer solchen Umstellung für Rapid zumindest situativ Gold wert, weil eine mögliche Staffelung eines Zweiersturms, vor allem gegen technisch unterlegene Gegner, große Flexibilität ins Offensivspiel der Grün-Weißen bringen könnte. Aber aufgrund der Umstände ist klar: Rapids System wird ein 4-2-3-1 bleiben und die Solospitze heißt entweder Starkl, Prosenik oder – wenn auch „falsch“ – Schaub, sofern Alar UND Beric ausfallen, so wie es heute der Fall ist.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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