Alternative 16er-Liga: Vor- und Nachteile einer möglichen Ligenreform
Bundesliga 19.Juli.2014 David Ryborz 4
Oft diskutiert, nie umgesetzt. Das Thema „Aufstockung der österreichischen Bundesliga“ sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen und Diskussionen. Große Reformen sind aber bis heute ausgeblieben. Zusätzlich sollte der Zuschauerrückgang in den letzten Saisonen die Verantwortlichen zum Handeln zwingen. Der österreichische Fußball muss für die Fans wieder attraktiver werden. Eine mögliche Alternative, um den Reiz sowie die Spannung der Liga zu erhöhen, wäre eine Bundesliga mit 16 Mannschaften.
Salzburg-Sportdirektor Ralf Rangnick hat sich vor kurzem für eine Aufstockung auf eine 14er- oder 16er-Liga ausgesprochen. Auch Ried-Manager Stefan Reiter und Wiener-Neustadt-Klubmanager Alexander Gruber haben sich Anfang des Jahres positiv zu dieser Alternative geäußert. Mit Rapid-Präsident Michael Krammer wäre ein weiterer Verantwortlicher für eine Änderung offen. Diskussionen mit der Bundesliga wären demnach möglich, diese hat sich aber für den Moment schon entschieden.
Mini-Reform
Das ÖFB-Präsidium beschloss Anfang 2013, dass die Bundesliga sowie die Erste Liga weiterhin aus zehn Teams bestehen sollen. Ab dieser Saison gibt es in der sky Go Erste Liga zwei Fixabsteiger, aus den drei Regionalligen können aber nur zwei Meister aufsteigen. Wirtschaftlich gesehen sind zwei Fixabsteiger aus einer 10er-Liga problematisch, da man nicht sicher in die Zukunft planen kann. Dieses Ligaformat soll für sechs weitere Jahre unverändert bleiben. Aufgrund der TV-Verträge des ORF (Bundesliga, bis 2018) und Sky (Bundesliga und Erste Liga, bis 2016) kann wohl frühestens in vier Jahren eine große Reform über die Bühne gehen. Damit bleibt genug Zeit, um nach einer besseren Lösung für die Zukunft zu suchen.
Die Alternative
Eine Bundesliga mit 16 Mannschaften. Die eher wenig attraktive Erste Liga (Zuschauerschnitt 2013/14: 1.627) wird aufgelöst. Darunter werden die drei Regionalligen, in welchen aktuell je 16 Teams antreten, dadurch automatisch aufgewertet. Da mit vier bis fünf Europacupplätzen zu rechnen ist, teilt sich die Bundesliga in mehrere Bereiche: Ein spannender Kampf um die internationalen Startplätze, ein gesichertes Mittelfeld sowie ein Abstiegskampf. Mit einem Fixabsteiger sowie zwei Relegationsplätzen kann auch hier für Spannung gesorgt werden. Die sportlich besten Teams werden in der höchsten Spielklasse verbleiben. Der Regionalliga-Meister mit den meisten Punkten wäre bei diesem Szenario Fixaufsteiger. Welche 16 Teams in der Bundesliga teilnehmen werden und wie genau der Umbruch stattfinden soll, steht in den Sternen. Das Potential an Mannschaften, Infrastruktur und Fans ist aber auf jeden Fall gegeben.
Vorteile
Mehr Spiele: Die Anzahl der Begegnungen würde von 180 auf 240 Matches steigen. An jedem Spieltag gäbe es statt fünf nun acht Spiele. Damit könnten die TV-Stationen gleichzeitig auch für mehr Abwechslung bei den Live-Spielen sorgen.
Weniger Spieltage: Bei diesem Szenario würde es nur mehr 30 statt 36 Runden geben. Damit hätte man beim Spielplan viel mehr Handlungsspielraum. Begegnungen bei schlechten Wetter- und Rasenbedingungen im Winter könnten somit der Vergangenheit angehören. Zudem ist der Zuschauerschnitt in den Wintermonaten immer am Geringsten.
Mehr Abwechslung: Ein großer Pluspunkt wäre die steigende Dynamik im Ligaalltag. Die Mannschaften würden pro Saison nur noch zwei Mal gegeneinander antreten, Derbies und Topspiele gewinnen somit an Wertigkeit.
Konstanz und Ruhe für das Mittelfeld: Aktuell sind die Klubs entweder im Kampf um die Europacup-Startplätze oder im Abstiegskampf. Mehrere Saisonen ohne Abstiegssorgen und das Forcieren der eigenen Jugend wäre für viele Teams ein Segen. Junge Talente können sich dadurch in die Auslage spielen und sie müssen sich nicht zwangsweise unter Druck im Abstiegskampf beweisen.
Zuschauerproblematik: Schlimmer kann es kaum mehr werden. Letzte Saison waren selbst die Spiele der „großen Vier“ (Salzburg, Rapid, Austria und Sturm) oft nicht ausverkauft. Einige Teams in der Ersten Liga sowie der Regionalliga verfügen über eine gute Fanbasis, die auch in der Bundesliga viele Zuschauer in die Stadien locken würde.
Infrastruktur und Service: Aufgrund von strikteren Zulagen sind Rasenheizungen (ab 2015) sowie ein besseres Fanservice ab sofort Pflicht. In der Infrastruktur liegt in Österreich noch viel Potential, an der in den nächsten Jahren aber sowieso gearbeitet wird.
Weniger Profivereine: Statt 20 Teams wären nur mehr 16 Mannschaften im Profibetrieb tätig. Die finanziell etwas schwächeren Vereine könnten sich in den Regionalligen semi-professionell aufstellen.
Nachteile
Weniger Einnahmen: Durch die Aufstockung der Liga müssten die TV-Gelder auf insgesamt 16 Klubs aufgeteilt werden. Wie die genaue Aufteilung aussehen würde und ob den finanziell schwächeren Teams hier ausgeholfen werden müsste, muss sich erst herausstellen. Durch die Reduktion von 20 auf 16 Teams bleibt zudem mehr Geld übrig.
Weniger Heimspiele: Pro Saison fallen für jedes Team drei Heimspiele aus dem Kalender.
Niveau: Die spielerische Stärke der Liga könnte nach der Aufstockung stark leiden. Eine ausgeglichene Liga ist nur schwer möglich, eine Kluft könnte entstehen. Dennoch war das Niveau der Bundesliga in den letzten Saison auch nicht unbedingt berauschend. Wie groß der Unterschied wirklich sein wird, kann man praktisch nicht voraussagen.
Vergangenheit: Die 16er-Liga existierte bereits von 1982 bis 1985. Damals konnte das Format nicht vollends überzeugen und hielt sich dadurch nur drei Saisonen. Zu deutliche Begegnungen wie das 8:0 von Rapid gegen den SC Neusiedl in der Saison 1983/84 sorgte bei vielen für heftige Kritik. Dennoch kann man die damalige Situation nur schwer mit heute vergleichen. Zwar feierte Salzburg letzte Saison mit dem 8:1 gegen Wiener Neustadt einen ebenfalls hohen Erfolg, Kantersiege am Laufband von mehreren Teams sind aber trotzdem unwahrscheinlich.
Blick über die Grenzen
Ebenfalls in einer 10er-Liga spielen die Schweizer. Die Eidgenossen verfügen aber auch über drei Stadien mit einem Fassungsvermögen von mindestens 26.000 Besuchern, die aktuell von vier Teams genutzt werden. Die heimische Bundesliga kann aber schwer mit der Schweizer Super League verglichen werden: Aufgrund der Erfolge des Nationalteams und des FC Basel erlebt der Schweizer Fußball seit 2008 einen Boom, die Zuschauer besuchen die Stadien und das Niveau ist etwas höher anzusiedeln als in Österreich.
In anderen vergleichbaren Ländern ist ein klarer Trend erkennbar. In Tschechien, Ungarn, Schweden, Norwegen und Belgien (mit Play-Off) spielen 16 Teams in der höchsten Spielklasse, in den Niederlanden und Rumänien sogar 18.
Die Umsetzung
Die Verwirklichung der 16er-Liga wird sich sehr schwierig gestalten. Erst bei einem nahezu makellosen Konzept, dem alle Bundesligisten sowie der ÖFB zustimmen würden, kann es in den nächsten Jahren zu diesem Szenario kommen. Die Bereitschaft für eine Veränderung ist aber auf jeden Fall gegeben.
David Ryborz, abseits.at
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David Ryborz
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