Im Spitzenduell der neunten Runde der österreichischen Bundesliga trennten sich die beiden Mannschaften Red Bull Salzburg und die Wiener Austria torlos voneinander. Dabei wirkten... Analyse: Abwehrbollwerk der Austria hält gegen Meister Salzburg stand

Im Spitzenduell der neunten Runde der österreichischen Bundesliga trennten sich die beiden Mannschaften Red Bull Salzburg und die Wiener Austria torlos voneinander. Dabei wirkten sich die zahlreichen Ausfälle auf beiden Seiten auch etwas auf die Qualität des Spieles aus und zwangen vor allem die Gäste zu vielen Umstellungen. Die Charakteristik der Partie blieb über die gesamten 90 Minuten ziemlich unverändert. Salzburg gestaltete das Spiel und verbuchte viel Ballbesitz, während die violetten Gäste einen Abwehrriegel in der eigenen Hälfte aufbauten und versuchten, das Spiel der Gastgeber zu zerstören. Letztlich machte sich diese Strategie für die Austria bezahlt, auch wenn man in einigen Situationen das nötige Quäntchen Glück brauchte.

Violette Gäste mit offensivem Personal und defensiver Ausrichtung

Die Veilchen hatten im Vorfeld der Partie erneut mit einigen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Neben den langfristigen Ausfällen, gesellten sich kurzfristig mit Monschein und Hadzikic zwei weitere hinzu und zwangen Trainer Fink zu weiteren Umstellungen. Nachdem auch Westermann nicht rechtzeitig fit wurde, musste Sechser Serbest erneut in der Innenverteidigung aushelfen, was im Mittelfeld für eine ziemlich offensive Besetzung sorgte. Holzhauser gab im 4-1-4-1 den alleinigen Sechser, während sich vor ihm Prokop, Alhassan, Lee und Pires positionierten. Wobei „vor“ Holzhauser relativ ist, nachdem die Austria versuchte, das Zentrum dicht zu machen und die Abstände zueinander so gering wie möglich zu halten, um eine hohe Kompaktheit zu gewährleisten. Dabei agierte man ziemlich raumorientiert, wobei die ballnahen Flügelspieler die gegnerischen Außenverteidiger immer wieder weit verfolgten und somit zum Teil für eine Manndeckung sorgten. Dadurch wurde die Formation der Gäste immer wieder zu einem 5-4-1, teilweise auch zu einem 6-3-1, da sich auch Holzhauser ab und zu in die Abwehr fallen ließ. Das sorgte naturgemäß für eine massive Abwehrlinie und wenig Raum für den Gegner. Anhand des folgenden Bildes lässt sich dies gut nachvollziehen:

Austria agiert hier in einem klaren, raumorientierten 5-4-1 mit Fokus auf das Zentrum

Das Augenmerk lag also klarerweise darauf das Zentrum zu verschließen und Salzburg auf die Flügel zu zwingen, da man von dort weniger Gefahr zu erwarten hatte. Man wollte sich aber scheinbar nicht nur tief und abwartend positionieren. Bei Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte rückte man durchaus mutig und weit auf mit der gesamten Mannschaft, um auch dort das Feld eng zu halten und für ein passendes Gegenpressing sorgen. Dazu kam es jedoch nicht sehr oft, dazu aber später mehr.

Im Ballbesitz versuchte man durchaus mutig das Pressing der Salzburger zu umspielen und das Spiel flach von hinten aufzubauen. Dafür passte man das Aufbauschema auch etwas an, indem sich Rechtsverteidiger Klein teilweise sehr tief aufhielt und damit auf einer Linie mit den Innenverteidigern, während Holzhauser etwas höher stand. Aber auch das Abkippen von Holzhauser setzte man immer wieder ein und griff damit zum gewohnten Stilmittel. Man band jedoch auch den spielerisch starken Torhüter Pentz wesentlich aktiver in das Spiel ein, wodurch dieser im Verlauf der Partie viele Ballaktionen sammeln sollte. Ansonsten wollte man in höheren Zonen speziell die rechte Seite als Ausgangspunkt für Kombinationen nach vorne nutzen, da Prokop aufgrund seiner Stärke in engen Räumen die Fähigkeiten besaß, das Pressing der Salzburger auszuhebeln und damit gefährliche Situationen zu initiieren.

Salzburg von Beginn an aktiv und dominant

Die Gastgeber aus der Mozartstadt nahmen sich im Vorfeld der Partie vor, durch den Patzer von Sturm Graz, die Chance auf die Tabellenführung wahrzunehmen und mit einem Sieg ganz nach oben zu klettern. Dementsprechend ging man auch von Beginn an offensiv und aggressiv in das Spiel hinein und wollte dem Gegner keine Ruhe lassen. Dabei agierte man aus der gewohnten 4-3-1-2 Formation heraus mit dem Fokus, das Spiel über das Zentrum zu forcieren und mit kurzen, schnellen Ballkontakten den Ball laufen zu lassen. Dabei legte man scheinbar das Augenmerk vor allem auf die freien Räume im Zentrum neben Holzhauser und versuchte diese explizit zu bespielen. Man wollte sich jedoch nicht nur dieser Option bedienen. Immer wieder streute man auch Spielverlagerungen in das Spiel hinein und versuchte damit, den Gegner aufzureißen. Aber auch die Außenverteidiger sollten im passenden Moment weit aufrücken und in die Tiefe starten, um dann angespielt zu werden und für gefährliche Hereingaben zu sorgen.

Gegen den Ball agierte man wie gewohnt mit einem aggressiven Angriffspressing und versuchte damit, im besten Fall für hohe Ballgewinne zu sorgen oder zumindest einen geordneten Spielaufbau des Gegners zu unterbinden, damit dieser zum langen Ball greifen muss. Im folgenden Bild sieht man zumindest in Teilen die 4-3-1-2 Anordnung, aus der man ins Pressing startet:

Aus dem 4-3-1-2 startet man immer wieder ins Pressing und setzt den Gegner frühzeitig unter Druck

Dabei schaffte man es wie gewohnt für einen hohen Balldruck zu sorgen, ohne dabei großartig Räume im Rücken der Pressinglinien zu hinterlassen. Das lag auch daran, dass man einerseits in der ersten Pressinglinie meist relativ raumorientiert agierte und es immer wieder gealng, den Gegner passend auf den Flügel zu leiten, um ihn dort dann festzusetzen. Andererseits agiert die hintere letzte Linie mit einigen Mannorientierungen und versucht dadurch, dem Gegner die Anspielstationen nach vorne ebenso zu nehmen. Die ganzen Abläufe wirken dabei äußerst stimmig und sorgten insgesamt für eine hohe Stabilität. Darüber hinaus baute man scheinbar auch eine Pressingfalle in das Spiel ein. Das Ziel war dabei ganz klar Innenverteidiger Kadiri, der immer wieder gerne ins Dribbling geht und damit für das Pressing der Salzburger quasi ein gefundenes Fressen darstellt. Dabei agierten die beiden Stürmer ab und an zunächst immer wieder aus ihrer breiten Position etwas abwartend, um dann mit Verzögerung nach innen zu rücken und im richtigen Moment von beiden Seiten Kadiri aggressiv unter Druck zu setzen. Dies klappte auch durchaus einige Male oder sorgte zumindest für Ballverluste beim Gegner.

Salzburg übernimmt von Anfang an das Kommando

Das Spiel nahm zunächst den zu erwartenden Verlauf an und der Gastgeber verzeichnete von Beginn an hohe Ballbesitzahlen, während die Gäste aus der Hauptstadt darauf bedacht waren, eine stabile und kompakte Formation herzustellen. Salzburg brachte die Ketten der Gäste in Bewegung und versuchte immer wieder vertikal durch das Zentrum zu spielen. Dabei waren auch die Fehlpässe einkalkuliert, die man quasi als Startschuss für das eigene Gegenpressing quasi sah und so den Gegner fortlaufend unter Druck setzte. Aber auch das Aufbauspiel der Austria lief man aggressiv an und erzwang so viele lange Bälle, wie man anhand der folgenden Bilder nachvollziehen kann:

Serbest bekommt den Ball und wird sofort angelaufen und die Salzburger orientieren sich nach vorne

Sobald die Austria mal auf der Seite angekommen war, fand man dann oft folgende Ausgangslage vor:

Auf engstem Raum wurden den Veilchen durch das Pressing der Salzburger immer wieder die Optionen nach vorne genommen. Die Gastgeber rückten immer wieder extrem weit zum Ball hinein und verschoben mit der gesamten Mannschaft zum Ball, was einen hohen Ball- und Raumdruck für den Gegner zur Folge hatte. De facto bleiben Klein keine Anspielstationen (auch wenn er diese Situation mit einem schönen Pass auf Alhassan auflöste). Der Austria gelang es kaum, sich aus diesen Situationen erfolgsstabil zu befreien, um dann im Anschluss die offenen Salzburger zu bespielen. Man musste oft zu langen Bällen greifen, die meist postwendend wieder retour kamen. Dies offenbarte relativ frühzeitig ein weiteres Problem der Wiener, nämlich im Spiel um den zweiten Ball. Im nächsten Bild wird das ganz gut dargestellt:

Nach dem langen Ball der Wiener kommt dieser postwendend wieder zurück. Da die Abwehr und speziell Holzhauser sich sehr tief positionierte und die Offensive dem langen Ball hinterherlief, entblößte sich im Zentrum meist ein großer Raum und viel Platz für die Bullen. Diese Räume nutzte der Gastgeber immer wieder und nahm infolgedessen Fahrt auf, was zu einigen gefährlichen Situationen führte, welche die Wiener verteidigen mussten. Die Salzburger agierten aber speziell im letzten Drittel immer wieder zu ungenau, wodurch man solche Gelegenheiten nicht wirklich konsequent ausnutzen konnte. Die Austria drang in dieser Phase kaum einmal in höheren Zonen vor und verlor bereits frühzeitig viele Bälle, da man über das Zentrum nicht durchkam und sich infolgedessen immer wieder auf dem Flügel festspielte. Dadurch dominierte der Meister aus Salzburg das Spiel vollkommen und hatte die Partie im Griff.

Pressingintensität von RB nimmt etwas ab und verschafft Gästen Luft zum Atmen

Nach gut zwanzig Minuten konnte sich die Austria etwas freischwimmen und bekam mehr Spielanteile ab, was jedoch vor allem an den Gastgebern lag. Die Salzburger liefen nun nicht mehr konsequent vorne an, nahmen etwas das Tempo hinaus und wollten scheinbar gut mit den eigenen Kräften haushalten. Man ließ die Wiener nun immer wieder von hinten aufbauen und lief etwas verzögert an bzw. versuchte den Gegner in Pressingfallen laufen zu lassen. Die Austria bekam nun zwar Zeit im Aufbauspiel, vermochte es dennoch kaum in höhere Zonen vorzustoßen. Die Mozartstädter verschlossen geschickt das Zentrum und leiteten die Gäste durch geschicktes Anlaufen immer wieder auf die Flügel, woraus sich die Wiener kaum befreien konnten. Einzig Prokop gelang es in einigen Situationen sich aus engen Räumen zu befreien, was jedoch meist nur ein kleiner Funken an Gefahr blieb. Aus dieser Aussichtslosigkeit heraus und da Friesenbichler für das Umschaltspiel nicht prädestiniert ist, wechselte Pires in die Sturmspitze und tauschte mit dem Stürmer die Positionen. Diese Maßnahme verpuffte jedoch ebenfalls und brachte keine wirkliche Abhilfe im Spiel nach vorne.

Das Offensivspiel kam zwar nicht in Gang, dafür agierte man in der Defensive etwas kompakter und bot immer seltener Räume im Zentrum an. Die Probleme im Spiel um den zweiten Ball wurden weniger, da die Salzburger nicht mehr so konsequent hoch aufrückten, aber auch sonst gelang es immer wieder gut, die Räume im Zentrum zu verschließen. Dies lässt sich anhand des nächsten Bildes gut nachvollziehen:

Enge Abstände sorgen für eine gute Kompaktheit und wenig Freiraum für RBS

Die Gastgeber besetzen zwar mit zahlreichen Spielern das Zentrum, jedoch sind die Passwege durch den engen Abwehrblock der Gäste zu, wodurch nur der Pass nach außen möglich ist. Das sorgte dafür, dass die Austria nur selten in Gefahr kam und wenig zuließ. Einzig durch eigene Fehler im Passspiel brachte man sich ab und an in brenzlige Situationen, was jedoch nicht bestraft wurde. So ging es ohne Treffer in die Halbzeitpause.

Salzburger schalten wieder einen Gang höher

Nach dem Wiederanpfiff gab´s zunächst ein ungewohntes Bild und die Austria konnte einige Aktionen im Umkreis des gegnerischen Strafraumes verbuchen. Man kam sogar zweimal zum Abschluss, jedoch blieben die Versuche harmlos. Die Gastgeber nahmen relativ rasch wieder das Kommando in die Hand und orientierten sich wie zu Beginn weiter nach vorne. Man presste nun wieder höher und rückte mit der gesamten Mannschaft nach vorne, um den Gegner zuzustellen. Darüber hinaus nahm man weitere Anpassungen am eigenen Spiel vor. Das Spiel über die Flügel sollte noch mehr forciert werden und für mehr Variabilität bei den Bullen sorgen. Dafür wich einerseits Haidara nun konsequenter nach außen und bildete immer wieder mit Lainer ein Pärchen, während andererseits Berisha vermehrt hinter Ulmer abkippte und dieser weit nach vorne schob, um konstant Breite zu geben. Aber auch Dabbur wich immer wieder auf die linke Seite aus und versuchte so das Flügelspiel anzukurbeln.

Durch die Maßnahmen wurde das Spiel auf den Außenbahnen eindeutig besser und man agierte dadurch wesentlich variabler, wenn auch das Spiel über das Zentrum kaum von Erfolg gekrönt war, da die Gäste die Räume gut verdichteten. Die Salzburger brachten nun auch wesentlich mehr Flanken in den Strafraum und schnürten die Wiener immer öfter in der gegnerischen Hälfte ein. Chancen blieben jedoch zumeist Mangelware, da die Austria das letzte Drittel zumeist sehr aufmerksam verteidigte. Einzig bei einer Chance von Wolf musste Torhüter Pentz eingreifen. Dadurch plätscherte das Spiel etwas vor sich hin und es spielte sich viel zwischen den beiden Strafräumen ab. Beiden Mannschaften ging auch etwas die Puste aus, da die Gastgeber ja wenige Tage zuvor im Cup in die Verlängerung mussten und die Gäste viel Laufarbeit zu verrichten hatten.

Erst in den letzten Minuten kamen die Bullen noch zu zwei guten Möglichkeiten, die man jedoch nicht verwerten konnte. Die Austria hatte ebenfalls noch einen Abschluss zu verzeichnen und den letzten im Spiel, jedoch fiel der Torschuss von Pires zu schwach aus. Somit blieb es bei dem torlosen Unentschieden und man teilte sich damit die Punkte.

Fazit

Die Austria schreibt nach den vielen Niederlagen in der Vergangenheit endlich mal in Salzburg an und holt damit einen wichtigen Punkt. Dabei präsentierte man sich zwar offensiv weitestgehend farblos und hatte zu Beginn auch in der Defensive Probleme, jedoch stabilisierte man sich mit Fortdauer der Partie und verteidigte insgesamt recht ordentlich. In Anbetracht der vielen Ausfälle also ein zufriedenstellendes Ergebnis, womit man nun sieben Ligaspiele ungeschlagen ist. Die Salzburger hingegen müssen sich trotz ordentlicher Leistung letztlich mit einem Unentschieden begnügen. Dabei war man über die gesamte Spielzeit die klar spielbestimmende Mannschaft und war in vielen Belangen überlegen, was auch die expextedGoal Wertung von 2 zu 0,25 Toren offenbart. Jedoch macht sich auch bei den Bullen die dünne Personaldecke bemerkbar, wodurch man in der Phase mit vielen Spielen wenig rotieren kann und von der Bank mangels Alternativen die Impulse fehlen. So konnte man auch in der Schlussphase nicht mehr entscheidend nachsetzten und entgegen der letzten Wochen für keine späten Treffer mehr sogen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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