Im Topspiel der 23. Runde konnten die Gäste aus Vorarlberg den ersten Sieg im Frühjahr einfahren. Eine überzeugende Defensive, gepaart mit einigen Nadelstichen... Analyse: Altach feiert Auswärtssieg bei Austria Wien

 Thorsten Fink - FK Austria Wien 2_abseits.at

Im Topspiel der 23. Runde konnten die Gäste aus Vorarlberg den ersten Sieg im Frühjahr einfahren. Eine überzeugende Defensive, gepaart mit einigen Nadelstichen im Umschalten, machten letztendlich den Unterschied aus und sorgten für einen ungefährdeten Auswärtssieg.

Ausgangslage: Notgedrungene Änderungen bei beiden Mannschaften

Die Gastgeber mussten vor dem Spiel die Ausfälle der beiden Leistungsträger Petar Filipovic und Tarkan Serbest verkraften und schickten mit einem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren die jüngste Mannschaft in der langen Geschichte der Austria aufs Feld, während auf der Gegenseite Boris Prokopic und kurzfristig Andreas Lukse passen mussten.

Diese Ausfälle wurden jedoch positionell Eins zu Eins ersetzt und so traten beide Mannschaften in ihren gewohnten Formationen auf. Die Austria vertraute auf ihr bewährtes 4-2-3-1 und versuchte in gewohnter Manier das Spiel an sich zu reißen und die Partie unter ihre Kontrolle zu bringen.  Die Altacher waren hingegen in ihrer gewohnten 5-3-2-Formation darauf bedacht, das Zentrum zu versperren und den Spielfluss des Gegners nur in ungefährlichen Zonen zu ermöglichen.

Paukenschlag zu Beginn

Das Spiel begann für das Heimteam äußerst ungünstig und so erzielten die Gäste aus Vorarlberg bereits in der 3. Minute nach einem individuellen Fehler das 0:1. Infolgedessen präsentierten sich die Violetten sichtlich nervös und konnten die Partie nicht unter Kontrolle bringen und beruhigen. Die Altacher streuten zu Beginn auch einige Pressingsituationen ein und so versuchten sie gezielt den Rhythmus des tiefen Spielmachers Raphael Holzhauser zu stören.  Die Gäste aus dem Ländle verzichteten jedoch relativ rasch auf das situative Offensivpressing und konzentrierten sich den Rest des Spiels vor allem darauf, die Räume in der eigenen Hälfte zu verschließen.

Infolgedessen konnte die Austria das Spiel zwar endlich etwas beruhigen, wobei sie allerdings kaum konstruktiv nach vorne kam. Die Altacher bauten einen kompakten 8er-Block in der eigenen Hälfte auf und waren sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe sehr gut gestaffelt und ermöglichten es dem Gegner kaum offene Räume zu bespielen , geschweige denn die Geschwindigkeit ihrer drei Sprintraketen Kayode, Venuto und Pires auszunutzen, während allerdings auf der anderen Seite ihre beiden schnellen Spitzen Dovedan und Ngamaleu vermehrt auf Konter lauern konnten.

Selbst wenn sich hier und da mal Umschaltmomente für die Gäste anboten, blieben konstant mindestens sechs Leute in der Defensive zur Absicherung, um den gefährlichen Kontern des Gastgebers vorzubeugen.

Zentrum dicht, Flügelspiel ineffektiv

Die Austria versuchte daraufhin durch lange Ballzirkulation Lücken beim Verschieben des Gegners zu reißen oder sie herauszulocken, welcher jedoch kaum Probleme damit hatte, da das Heimteam im Mittelfeld zu aufgefächert und gestreckt dastand und kaum stabile Verbindungen zueinander herstellen konnte. Infolgedessen reichte es, Kapitän Grünwald lose mannzudecken, wodurch die Austria in höheren Zonen kaum Präsenz hatte, geschweige denn im Zwischenlinienraum.

Das führte auch dazu, dass das anfängliche Gegenpressing der Wiener überhaupt nicht in Gang kam und man relativ schnell darauf verzichtete. So war es leicht für die Altacher, das Heimteam auf die Flügel zu leiten und dann zu isolieren, weshalb die Austria oft gezwungen war, zurückzuspielen und einen neuerlichen Versuch zu starten, das Spiel neu aufzubauen. So kam es dann auch, dass die Veilchen aus Ratlosigkeit vermehrt zu langen Bällen in die Schnittstelle zwischen Innenverteidigung und Außenverteidigung des Gegners griffen, welche jedoch relativ einfach abgelaufen werden konnten oder man griff zu Flanken aus dem Halbfeld, die jedoch für die kopfballstarken Altacher kein Problem darstellten.

Die Veilchen setzten ihre Außenverteidiger auch ungewohnt konservativ ein (vermutlich aus Angst vor den Kontern des Gegners und aus Stabilitätsgründen) und verzichteten auf das übliche Einkippen ins Zentrum, welches aber wohl speziell gegen Altach gefragt gewesen wäre, da sich einzig im ballfernen Halbraum offene Räume anboten, wenn das Zentrum des Mittelfelds der Altacher in Richtung Ball verschob.

Die beste Offensivaktion der Heimmannschaft in der 1. Halbzeit resultierte daraus, dass man den Zwischenlinienraum anständig besetzte und Holzhauser einen scharfen vertikalen Ball durchs Zentrum auf Grünwald spielte, welcher auf Kayode durchsteckte, der jedoch um einen Schritt zu spät kam. So verblieb das Spiel der Veilchen weitgehend Stückwerk, während die Gäste nach einem Ballgewinn und einer Zwei gegen Zwei Kontersituation sogar auf 0:2 erhöhen konnten.

Nach Umstellungen zur Halbzeit: Beste Phase des Heimteams

Zur Pause stellte Thorsten Fink um und brachte den jungen Dominik Prokop für den noch jüngeren Debütanten Alexandar Borkovic ins Spiel, was zur Folge hatte, dass der Ghanaer Kadiri Mohammed von der ungewohnten Mittelfeldposition auf seine angestammte Position in die Innenverteidigung zurückgezogen wurde und Prokop im neuen 4-1-4-1 die Halbposition im Zentrum bekleidete.

Die Umstellung fruchtete sofort und zeigte Wirkung, da dadurch der Zwischenlinienraum besser besetzt wurde und sich für die Altacher die Übergabe der Gegenspieler in der Defensive erschwerte, da sich speziell der frisch eingewechselte Prokop in den Halbräumen äußerst intelligent bewegte und sich immer wieder freischob oder zumindest Gegenspieler band, wodurch andere Mitspieler anspielbar wurden.

So wurde speziell der linke Halbraum im Zentrum der Gäste von den Veilchen geschickt für Überladungen genutzt und man kam zielgerichteter vor das gegnerische Tor und zu einigen gefährlichen Hereingaben, wenn auch letztendlich wenig Zählbares daraus heraussprang, da man im Strafraum insgesamt zu wenig Präsenz zeigte.

Die Umstellung wirkte sich auch positiv auf das Gegenpressing  der Austria aus, welches wieder in Gang kam und so bekam man noch besseren Zugriff auf den Gegner, welcher sich dadurch kaum mehr aus der eigenen Hälfte befreien konnte. In genau jener Phase leistete sich jedoch die Defensive der Veilchen eine weitere Unkonzentriertheit und ermöglichte den Gästen quasi mit der einzigen Offensivaktion in der 2.Hälfte die Chance auf das 0:3, welche Nikola Dovedan eiskalt vom Elfmeterpunkt nutzte, nachdem er zuvor selbst gefoult worden war.

Daraufhin brachte die Austria Tajouri für den schwachen Rotpuller und warf nochmal alles nach vorne und konnte sich rund um den Strafraum der Altacher festetzen, ohne jedoch wirklich zwingend zu aussichtsreichen Abschlüssen zu kommen. Man kam zwar noch zum 1:3-Anschlusstreffer, dieser fiel jedoch reichlich spät und brachte die Altacher auch nicht mehr in Bedrängnis.

Fazit

Die Austria startete unglücklich und spielte mit dem schweren individuellen Fehler zum 0:1 den Gästen und deren Spielanlage in die Karten. Erst gemächlich fand man in das Spiel hinein, ohne konstruktiv nach vorne zu kommen, geschweige denn zu hochkarätigen Chancen, da Spieler wie Kayode oder Venuto vom Abwehrbollwerk der Vorarlberger völlig abmontiert wurden und quasi kein Faktor im Spiel der Wiener waren.

Genau in jener Phase, als es so schien, als könnten die Veilchen noch einmal Druck aufbauen und womöglich den Anschlusstreffer erzielen, leistete man sich einen weiteren kapitalen Abwehrfehler und lud den Gegner förmlich zur Entscheidung ein. Ohne Zweifel ein Dämpfer für die Austria im Kampf um Platz 2.

Altach hingegen spielte zwar nicht sonderlich attraktiv, dafür aber äußerst effektiv und konnte zusätzlich seine Stärken in der Defensive gut zur Geltung bringen und zeigte letztendlich auch, dass sie zu Recht vorne dabei sind. Mit den Vorarlbergern ist auch im Frühjahr weiterhin zu rechnen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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