Der 22. und damit letzte Spieltag des Grunddurchgangs stand auf dem Programm und für die Wiener Austria ging es dabei gegen den SKN St. Pölten. Für die Violetten hatte diese Partie dabei keinen entscheidenden Charakter mehr, nachdem man in Graz spät einen Gegentreffer kassierte und damit der Traum von der Qualifikation für die Meistergruppe endgültig begraben werden musste. Nun ging es darum, mit einem vollen Erfolg gegen den Tabellenletzten St. Pölten einen Extrapunkt zu ergattern und die Ausgangsposition für die Qualifikationsgruppe zu verbessern.
Ilzer überrascht mit Aufstellung
Für die beiden Mannschaften bedeutete die Ausgangslage, dass man nicht wirklich viel Druck verspürte und es mehr oder weniger um einen „Bonuspunkt“ in diesem Spiel ging. Daher erhoffte man sich, dass beide Teams auch auf Sieg spielen und mit offenem Visier auftreten würden. Der Trainer der Austria versuchte dieser Hoffnung auch gerecht zu werden und schickte eine ungewohnt offensive Mannschaft auf das Feld. Mit Jeggo lief nur ein einziger richtiger „Sechser“ auf, während Kreativspieler Sax den kampfstarken Ebner ersetzte. Überraschend war dabei vor allem, dass man auf Kapitän Grünwald verzichtete, obwohl dieser seine Sperre abgesessen hatte. So stellte sich natürlich die Frage, wie die personelle Besetzung auf dem Feld aussehen würde. Und Ilzer hatte dabei einige Überraschungen parat.
So begann etwa Sax nicht wie erwartet auf dem rechten Flügel, sondern hinter der einzigen Spitze Monschein, während Jungspund Wimmer die rechte Seite bearbeitete. Am interessantesten war zweifellos die Rolle von Dominik Fitz, der bislang eigentlich immer hinter der Spitze zum Einsatz kam. Gegen St. Pölten bekam Fitz allerdings eine wesentlich tiefere Rolle zugewiesen und sollte als „Verbindungsspieler“ vermehrt aus der Etappe heraus in Erscheinung treten. Inspiriert wurde Ilzer vermutlich durch den Führungstreffer in Graz, als sich Fitz den Ball aus der Etappe abholte und mit einem wunderschönen langen Ball in den Lauf von Sarkaria das 1:0 vorbereitete.
Blieb natürlich die Frage, ob der SKN dem offenen Visier der Austria folgen würde. Doch die Niederösterreicher veränderten ihre Grundordnung nicht und blieben ihrem gewohnten 5-3-2 und einer massiven Fünferkette treu. Über die beiden wuchtigen Angreifer Pak und Burke sollte im Umschaltspiel der Austria wehgetan werden und die beiden Stürmer entsprechend mit (hohen) Bällen gefüttert werden. In erster Linie versuchte man allerdings gegen den Ball gut zu stehen und das Ballbesitzspiel der violetten Gastgeber abzuwürgen. In erster Instanz orientierten sich die beiden Stürmer des SKN an Sechser Jeggo und man verzichtete darauf, dass in der Vergangenheit öfter praktizierte hohe Pressing zu betreiben. Stattdessen ließ man die Violetten kommen und in der eigenen Hälfte versuchte man dann Druck auf die Gegenspieler auszuüben. Man ging so vor, dass man mit den beiden Stürmern und den drei zentralen Mittelfeldspielern dahinter einen kompakten Fünferblock bildete, um das Zentrum zu verschließen. Die Wiener sollten von dieser Zone weggehalten und auf den Flügel geleitet werden. Gelang dieser strategische Ansatz, verschob das zentrale Mittelfeld recht stark zum Ball und sollte dadurch der Druck auf den Ballführenden erhöht werden. Gleichzeitig arbeiteten die Stürmer im Rückwärtspressing mit und schoben auch die Flügelverteidiger immer wieder nach vorne, während die Halbverteidiger durchsicherten. Mit diesem Mechanismus und diesem gesponnenen Netz sollte die Austria zu Ballverlusten gezwungen werden und es nach Balleroberung blitzschnell nach vorne gehen.
Hohe Fehlerquote auf beiden Seiten
Zu Beginn klappte dieses Vorhaben der Niederösterreicher nur mäßig. Der Austria gelang es immer wieder die Seite schnell zu verlagern und dann über schnelles Direktspiel Flügeldurchbrüche zu kreieren. So wurde es einige Male brenzlig für die Gäste, aber meist bekam man die Situation im letzten Moment noch verteidigt. Vor allem über die linke Seite und durch das Duo Poulsen/Sarkaria kamen die Violetten gefährlich nach vorne und übten Druck aus. Doch aus Sicht der Austria agierte man da schon nicht konsequent genug oder leistete sich Unsauberkeiten, wodurch man aus teils guten Situationen zu wenig Kapital schlagen konnte. Nach der Anfangsphase bekam St. Pölten dann das Problem besser in den Griff und verschob nicht mehr so stark zum Ball, wodurch man die ballfernen Räume besser verteidigt bekam.
Die Austria hatte dann auf das Abwürgen der schnellen Spielverlagerungen keine passende Antwort. Man lief sich auf dem Flügel immer wieder fest oder agierte zu schlampig, um weiterhin Durchbrüche kreieren zu können. Und wenn es mal gelang, agierten die Gäste klug und streuten Fouls ein, um den Rhythmus der Violetten zu stören. Dadurch entwickelte sich auch kein richtiger Spielfluss und immer wieder wurde das Spiel unterbrochen. Des Weiteren zahlten sich die Überlegungen von Trainer Ilzer nicht wirklich aus. Sax kam im Zentrum nicht optimal zur Geltung und tat sich schwer, während Fitz zwar viele Ballkontakte sammelte, aber in seiner Positions- und Entscheidungsfindung nicht ausgereift agierte. So fehlte es bei der Austria bisweilen an der passenden Struktur und sauberem Positionsspiel, wodurch man mehr oder weniger auf Flügeldurchbrüche beschränkt war und St. Pölten nicht spielerisch knacken konnte. Kamen diese nicht zustande, blieb die violette Offensive ein laues Lüftchen.
St. Pölten fand allerdings offensiv noch weniger statt und die Austria konnte dank der aufmerksamen Innenverteidigung viele Duelle für sich entscheiden und die Wucht der beiden Angreifer damit kontrollieren. Ein einziger halbwegs gefährlicher Abschuss von Pak war das Resultat, sonst kamen die Gäste kaum gefährlich vor das gegnerische Tor. So war es eine Partie auf überschaubarem Niveau, wo Fehler und mangelnde Genauigkeit dominierten und Torchancen Mangelware blieben. Dadurch ging es torlos in die Halbzeitpause.
Austria entwickelt langsam Druck
Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit änderte sich zunächst wenig am Spielgeschehen der beiden Teams. St. Pölten stand weiterhin tief und blieb recht destruktiv ausgerichtet, während man offensiv den Ball kaum über mehrere Stationen laufen lassen konnte, da spätestens nach der dritten Station ein Fehlpass folgte. Die Austria fand auf der anderen Seite gegen das massive Abwehrbollwerk der Gäste kaum Lösungen und tat sich ebenfalls schwer, gefährlich vor das Tor zu kommen. Defensiv hatte man dafür alles im Griff und arbeitete auch nach Ballverlust diszipliniert nach hinten, wodurch man viele gegnerische Angriffe im Keim ersticken konnte. Austria-Trainer Ilzer versuchte dann fortlaufend Fitz etwas höher zu positionieren und vermehrt in einem 4-1-4-1 aufzulaufen, um die Präsenz im vorderen Drittel und auch das Risiko nochmal zu erhöhen.
Dank dieser Adaption und dem erhöhten Risiko, wurde das Spiel der Violetten auch tatsächlich etwas besser. Der Austria gelang es auf der linken Seite mit Poulsen, Sarkaria und Fitz ein starkes Dreieck aufzubauen, mit dem man den Gästen einige Probleme bereitete. Problematisch war es für St. Pölten vor allem deshalb, weil man dadurch auf dem Flügel in Unterzahl geriet und nur zwei Abwehrspieler diese Angriffe auf der Seite verteidigten. So kreierte die Austria einige gute Situationen, auch wenn man diesen strategischen Vorteil letztlich aufgrund mangelnder Sauberkeit nicht noch konsequenter ausspielen konnte. Allerdings setzte man sich immerhin in der gegnerischen Hälfte fest und kam auch vermehrt zu gefährlichen Szenen im Strafraum. Von Minute und Minute erhöhte man die Schlagzahl und Austria-Trainer Ilzer brachte auch noch frische Kräfte, um zusätzliche Impulse zu setzen.
Doch viele hochkarätige Torchancen konnte man sich dennoch nicht erspielen und die wenigen die man hatte, ließ man auch noch liegen, weshalb es letztlich beim torlosen 0:0-Unentschieden blieb.
Fazit
Für die Austria war diese Begegnung gegen St. Pölten schon ein Vorgeschmack auf die Qualifikationsgruppe und was die Wiener in den kommenden Wochen erwarten wird. Die Niederösterreicher machten trotz der geringen Bedeutung dieses Spieles kaum Anstalten, etwas offensiver zu agieren und trachteten nur danach, der Austria das Leben so schwer wie möglich zu machen. Die violetten Gastgeber fanden die meiste Zeit über keine passende Antwort auf die Aufgabenstellung und taten sich schwer, Lösungen gegen den dichtgestaffelten Abwehrblock zu finden. Teils war dies hausgemacht durch die Positionierung von Sax und Fitz, die in ihren Rollen nicht wirklich aufgingen, teils zeigten speziell die jungen Spieler schwankende Leistungen und mangelnde Sauberkeit, wodurch gute Situationen oft im Ansatz wieder zunichtegemacht wurden. Die Austria wird jedenfalls in den nächsten Wochen danach trachten müssen, Lösungen gegen tiefstehende Gegner zu erarbeiten, um die hartumkämpfte Qualifikationsgruppe letztlich auch gewinnen zu können. Ein Selbstläufer wird diese nämlich nicht werden.
Dalibor Babic, abseits.at
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