Am dritten Spieltag der Meistergruppe stand für die Wiener Austria vor heimischer Kulisse das Duell gegen den Namenvetter Austria Klagenfurt auf dem Programm. Gegen die noch sieglosen Nachzügler aus Kärnten, waren die „Veilchen“ gezwungen, drei Punkte zu holen, um im Kampf um den zweiten Platz in einer guten Ausgangsposition zu verbleiben. Doch einfach sollte es für die Wiener nicht werden, gelang es in dieser Saison bislang nicht, die Klagenfurter zu bezwingen und trennte man sich beide Male mit einem Unentschieden voneinander.
Klagenfurt bringt den „Betonmischer“ mit nach Wien
Die Wiener Austria konnte dabei auch in dieses Spiel mit dem Label eines unbesiegten Teams im Jahr 2022 gehen, blieb man doch auch im großen Wiener Derby ohne eine Niederlage und entführte einen Punkt aus Hütteldorf. Damit endete zwar die eigene Siegesserie, allerdings konnte man dennoch zweifellos mit dem Ergebnis zufrieden sein. Nun galt es jedoch nach der Länderspielpause gegen den vermeintlichen „Underdog“ Austria Klagenfurt zu bestehen, wo auf die Wiener ein gänzlich anderes Spiel zukommen würde. Den Luxus, das Spiel nicht exklusiv dominieren zu müssen, konnte man sich bisher ersparen, wodurch die eigenen Stärken entsprechend gut zum Vorschein kamen. Nun musste man allerdings selber Lösungen gegen einen defensiven Gegner finden und es waren andere Tugenden gefragt.
Die Klagenfurter machten auch von Anfang an anhand ihrer Aufstellung keinen Hehl daraus, wie man das Spiel anlegen würde. Bitter war sicherlich der Ausfall von Umschaltspieler Timossi Andersson, der mit seinem Tempo der Schlüsselspieler in der Offensive der Kärntner ist. Dadurch war es noch wichtiger, die passende defensive Ordnung auf das Feld zu bringen. Prinzipiell schickte Gäste-Trainer Peter Pacult seine Mannen in seinem nominellen 4-1-4-1 auf das Feld, was allerdings oftmals auch zu einem 5-4-1 mutierte.
Das lag daran, dass die Kärntner ein Mix aus Mann- und Raumorientierung wählten und speziell die Flügelspieler ihre Gegner in Manndeckung nahmen. Dadurch rückte Rechtsaußen Maciejewski sehr oft in die letzte Linie nach hinten und verstärkte die Abwehr in der Breite, um das starke Flügelspiel der Favoritner zu neutralisieren. Das gleiche galt für seinen Gegenüber Linksaußen Jaritz, der ebenfalls oftmals in die Abwehr zurückwich, sofern sein Gegenspieler aufrückte. Diese Praxis kann man auf dem ersten Bild gut erkennen:
Die Wiener Austria im Spielaufbau, Klagenfurt steht in ihrer Ausgangsformation bereits unheimlich tief und die beiden Flügelspieler rücken weit zurück, weshalb konstant ein 5-4-1 mit einer Fünferkette entsteht, teilweise sogar eine Sechserkette.
Mit so einer massiven Abwehrformation, war die Wiener Austria schon lange nicht mehr konfrontiert. Klagenfurt zog sich in die eigene Hälfte zurück, überließ den beiden Innenverteidigern des Gegners weitestgehend das Spiel und fokussierte sich darauf, mit den zehn Feldspielern so kompakt wie möglich zu stehen. Es wurde auf ein tiefes Mittelfeldpressing gesetzt und mit diesem Mix aus Mann- und Raumdeckung, wollte man den Wiener den Zahn ziehen. Doch das war nicht der einzige defensive Kniff, den man sich zurechtlegte.
„Kettenhund“ für Achter Braunöder
Die starke Form und die Wichtigkeit im Spiel der Wiener von Matthias Braunöder, entging Peter Pacult ebenfalls nicht und man hatte sich für den Mittelfeldspieler etwas Besonderes überlegt. Hier kam eine klassische Manndeckung zum Einsatz, die man in dieser Form und Ausprägung nur noch selten sieht. Klagenfurt-Abräumer Gemicibasi sollte den Blondschopf auf Schritt und Tritt verfolgen und als eine Art „Kettenhund“ fungieren, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. Dass dies eines der wichtigsten Aspekte im Matchplan der Klagenfurter war, konnte man auch daran erkennen, dass in der Anfangsphase Gemicibasi ab und an Braunöder etwas Raum gab, was Trainer Pacult zur Weißglut brachte (wie in der Bildszene oben nachzuvollziehen). Fortan stand das Raubein der Klagenfurter Braunöder auf dessen Zehenspitzen und sollte dessen Kreise einengen.
Zur Zufriedenheit von Pacult, steht Gemicibasi nun direkt bei Braunöder und blickt über seine Schulter, um ihn konstant im Auge zu behalten. Der anlaufende Innenverteidiger Mühl interessiert ihn wenig und dieser darf weit in die Hälfte eindringen.
Gegen dieses Bollwerk war die Austria klarerweise gefordert, spielerische Lösungen zu finden. Dadurch kam es auch nicht von ungefähr, dass die Gastgeber in der Anfangsphase auf einen Ballbesitzwert von über 70 (!) Prozent kamen. Hier wurden gar keine Zweifel offengelassen, wie der Rhythmus dieses Spiel ablaufen sollte.
Und was hatten sich die „Veilchen“ dagegen überlegt? Prinzipiell versuchte man das Spiel in die Breite zu ziehen und mit der „Pärchenbildung“ auf dem Flügel für Durchbrüche zu sorgen. Zu Beginn kippte auch Braunöder immer wieder hinter Rechtsverteidiger Martins ab und sollte dies ausgleichen, um einerseits dieses Aufrücken abzusichern, andererseits den Ball nach vorne zu tragen. Durch die Manndeckung auf Braunöder, verzichtete man allerdings recht rasch darauf, wodurch noch mehr Verantwortung auf den beiden Innenverteidigern lag. Das war natürlich auch im Interesse von Klagenfurt, die das forcieren wollten.
Statische Austria findet keine Lösungen
So überrascht es auch nicht, dass sowohl Galvao (124 Ballkontakte), als auch Mühl (136 Ballkontakte) auf eine nahezu absurde Zahl an Ballaktionen kamen. Beide konnten sich den Ball in Ruhe zuschieben und wurden nur halbherzig von Solospitze Pink angelaufen, da sich die Klagenfurter lieber auf Martel, Braunöder und die beiden Außenverteidigern konzentrierten. Speziell Mühl wurde hier herzlich eingeladen, mit dem Ball am Fuß nach vorne zu gehen und das Spiel zu eröffnen. Während Galvao öfter gestellt wurde und Greil herausrückte, durfte der Deutsche nach Belieben schalten und walten. Das kann man auch in den Bildszenen weiter oben sehen, die sinnbildlich für dieses Spiel stehen.
Dadurch bekommt man auch schnell ein Gefühl dafür, was das große Problem der Wiener Austria in diesem Spiel war. Viel zu ausrechenbar, immer nach dem gleichen (Aufbau)Muster agierend und insgesamt ein zu statisches Spiel. Man startete zwar mit einer Abkippbewegung auf die rechte Seite von Braunöder, speziell um Innenverteidiger Mühl zu unterstützen, verwarf diese jedoch recht zügig und ließ den Deutschen damit quasi alleine. Hier hätte man Rechtsverteidiger Martins oder Sechser Martel zur Unterstützung nach Außen kippen lassen und situativ einen Dreieraufbau bilden können, stattdessen stand speziell Sechser Martel oftmals im luftleeren Raum und war kaum ein Faktor im Aufbauspiel. In einer Situation kurz vor der Pause tat er dies und prompt konnte man dadurch die Zuordnung vom Gegner etwas durcheinanderwirbeln.
Es war sicherlich auch nicht so, dass die Klagenfurter keine Räume den Wienern anboten. Speziell über diagonale Passwege und auch mit Spielverlagerungen waren die Gäste immer wieder anfällig, doch es fehlte schlicht die Linie im Spiel der Gastgeber, um dies auszunutzen. Man probierte es mit den verschiedensten Mitteln aus dem Werkzeugkasten, wodurch kein stringenter Faden zustande kam. Ein Problem war dabei sicherlich das viel zu statische Positionsspiel der Favoritner, welches speziell den Innenverteidigern kaum saubere Anspielstationen bot. Man stand oftmals nur in den Positionen und wartete auf den Ball, statt die Positionen zu wechseln oder mit Tiefenläufen für den Mitspieler Platz zu kreieren.
Am offensichtlichsten war dies bei der Positionierung der Flügelpärchen, die sich oftmals auf den Füßen standen, den Raum nicht effizient nutzten und sich teilweise sogar blockierten. Dadurch hatte man weder auf dem Flügel eine förderliche Präsenz, noch im Zwischenlinienraum. Diese Problematik kann man auch gut auf dem nächsten Bild nachvollziehen:
Die Gastgeber im Spielaufbau, Mühl darf den Ball ins Mittelfeld führen, wo nur drei (!) Spieler im Zwischenlinienraum lauern und von mindestens sechs Gegenspielern umzingelt sind. Stattdessen stehen die beiden Flügelpärchen auf den Seiten recht breit und auf der gleichen (vertikalen) Linie, womit sie den Raum de facto verschwenden und nicht effizient nutzen. Hier könnte ein Spieler stattdessen das Zentrum verstärken zwecks der Ballzirkulation und für eine Anspielstation sorgen, während ein breitengebender Akteur völlig ausreichen würde, um für Verlagerungen bereitzustehen. Gleichzeitig würde dadurch der gegnerischen Flügelstürmer nach hinten gedrückt das Umschaltspiel erschwert werden.
Diese Problematik zog sich wie ein Faden durch das Spiel der Wiener Austria und sorgte dafür, dass man den Gegner kaum unter Druck setzte. Klar, die Ausgangslage war natürlich nicht einfach und gerade das letzte Bild unterstreicht nochmal, dass die Klagenfurter mit einem 5-4-1 oftmals lauerten und eine destruktive Spielweise an den Tag legten. Aber Möglichkeiten und offene Räume waren dennoch gegeben, nur nutzte man diese kaum. Förderlich war sicherlich auch nicht, dass speziell Grünwald und Djuricin spielerisch einen rabenschwarzen Tag erwischten. Während Grünwald schon in den letzten Spielen im Spiel kaum präsent war und seine Rolle nicht wirklich findet, ist dies bei Djuricin ungewöhnlich, ist dieser doch eigentlich ein technisch beschlagener Angreifer. An diesem Nachmittag war dies nicht der Fall, weshalb auch jeder Pass ins Zentrum de facto zu einem Ballverlust führte.
Die Probleme waren also umfangreich und es fehlte ein sauberes Positionsspiel, das passende Bewegungsspiel, die Ballsicherheit auf engem Raum und allgemein die klare Linie im Ballbesitz. Das Übergangsspiel war nicht vorhanden und die Präsenz im Zwischenlinienraum war ebenfalls nicht gegeben. Herauskam ein durchwachsener Auftritt in der Offensive und eine chancenarme Partie. Nicht gerade förderlich war es dann auch, dass die Gäste durch die erste Chance in Führung gingen, nachdem der Ball mehrmals abgefälscht wurde. So gingen die Gastgeber mit einem Rückstand in die Pause.
Anpassungen beleben das Spiel zumindest etwas
Austria-Trainer Schmid konnte mit dem Auftreten seines Teams klarerweise nicht zufrieden sein und entschied sich auch, zu reagieren. Der unsichtbare Grünwald blieb in der Kabine und stattdessen kam Flügelspieler Keles in die Partie, der mehr Durchschlagskraft in die Offensive bringen sollte. Nach dem Wiederanpfiff war auch prompt mehr Zug im Angriff der Favoritner und man sprach einige Problemfelder sichtlich in der Kabine an. Die Innenverteidiger wurden öfter unterstützt und Suttner oder Martel holten sich die Bälle etwas tiefer ab. Die Flügelspieler bewegten sich nun im Positionsspiel etwas freier und waren öfter im Zwischenlinienraum zu finden, es waren allgemein mehr Tiefenläufe zu sehen und man versuchte, die Flügelspieler in Dribblingsituationen zu bringen, um mehr Dynamik zu entwickeln. Das trug dazu bei, dass das Übergangsspiel der Wiener Violetten besser wurde und man die Gäste öfter aufreißen konnte. Das war zumindest die Basis, um das Spiel noch umzudrehen und öfter ins letzte Drittel vorzudringen.
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Es war aber dennoch nicht so, dass man ein spielerisches Feuerwerk entwickelte. Die Offensivspieler erwischten nicht den besten Tag und im letzten Drittel mangelte es an der nötigen Sauberheit und Klarheit in den Aktionen, teilweise aber auch an den Ideen. Hier vermisste man auch Akteure, die auf engem Raum ihre Stärke haben, wie etwa den gesperrten Huskovic, der in solchen Situationen prädestiniert wäre. So mühten sich die Gastgeber weiterhin und immer wieder musste man einen Anlauf nach dem anderen starten, um überhaupt in die Nähe des gegnerischen Strafraums zu kommen. Volles Risiko wollte man allerdings auch nicht gehen, um die Klagenfurter nicht zu kontern einzuladen. Von den Gästen war im gesamten zweiten Abschnitt nichts zu sehen und man wurde von Minute zu Minute noch defensiver.
Die Gastgeber kamen dann tatsächlich noch zum Ausgleich, allerdings hatte das kaum Auswirkungen auf das Spiel und entwickelte sich daraus keine wirkliche Drangphase. Man kam zwar zu unzähligen Eckbällen, konnte aus diesen allerdings kein Kapital schlagen. So blieb es letztlich beim 1:1 Unentschieden.
Fazit
Es war für die Zuseher ein unheimlich mühsames Spiel und spielerische Highlights waren Mangelware. Die Klagenfurter Austria machte von Anfang an gar keine Anstalten, etwas für das Spiel zu tun und stellte sich auf eine Abwehrschlacht ein in der Hoffnung, einen Punkt zu erbeuten. Die Wiener Austria versuchte zwar mit der dominanten Rolle zurechtzukommen, allerdings war man mit dieser etwas überfordert. Am Bemühen lag es dabei nicht, eher an den passenden Mitteln und entsprechenden Lösungen, wie man einen solchen Abwehrbeton knacken kann. Es fehlte die klare Linie und das Positionsspiel war nicht sauber genug, weshalb man sich das Leben von Haus aus schwermachte und den ersten Durchgang komplett verschlief. Der zweite Abschnitt war etwas besser, allerdings fehlte es hier an der Kreativität im letzten Drittel, um das Spiel komplett umzudrehen. So muss man sich letztlich mit dem Punkt begnügen und nach den erfolgreichen letzten Wochen einen kleinen Dämpfer hinnehmen.
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