Lang erwartet und heiß herbeiersehnt wurde der Rückrundenstart der österreichischen Bundesliga, der an diesem Wochenende endlich wieder erfolgte. Dabei kam es beim Spiel zwischen... Analyse: Austria fegt sich beinahe selbst vom Feld

Lang erwartet und heiß herbeiersehnt wurde der Rückrundenstart der österreichischen Bundesliga, der an diesem Wochenende endlich wieder erfolgte. Dabei kam es beim Spiel zwischen Altach und der Wiener Austria zum Duell zweier Tabellennachbarn, die beide mit dem Blick nach oben in Richtung Meistergruppe gerichtet in dieses Spiel gingen. Beide Teams verteidigten jeweils eine kleine Serie und für beide galt das Motto: Verlieren verboten!

Einige Überraschungen auf beiden Seiten

Gespannt erwarteten die Fans der Wiener Austria den Auftakt in das Frühjahr, wo es für die Violetten um die kleine Chance auf die Qualifikation für die Meistergruppe ging. Nach einer guten Vorbereitung und mit sieben Siegen im Gepäck, machte man sich auf den Weg ins Ländle, wo man die Siegesserie prologieren wollte. Austria-Trainer Ilzer hielt dabei bei seiner ersten Startelf einige Überraschungen bereit: Torhüter Pentz bekam überraschend den Vorzug vor Lucic, aber auch mit der Nominierung von Poulsen und Jeggo rechnete man nicht unbedingt. Das Grundsystem blieb dabei allerdings das gewohnte 4-2-3-1, wobei auf dem Flügel Senkrechtstarter Pichler fehlte, der nach seiner Operation bei der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln sollte. So bekam der in der Vorbereitung gut spielende Cavlan die Chance von Beginn an.

Die Austria erwischte in den ersten Minuten der Begegnung auch einen ordentlichen Start und es ging ziemlich robust auf dem Feld zu Werke, da der Schiedsrichter zunächst viel laufen ließ. Die Gäste versuchten auch das Spiel geordnet zu gestalten und spielerische Lösungen zu forcieren. Vor allem über die linke Seite und mit dem Duo Poulsen und Sarkaria versuchte man Durchbrüche zu kreieren und Stürmer Monschein zu bedienen. Auf der gegenüberliegenden Seite versuchte die Austria mit ausweichenden Bewegungen von Fitz die Gastgeber aufzureißen, indem der Kreativspieler den Rücken des Außenverteidigers suchte und sich sehr oft im rechten Halbraum aufhielt. Nach Ballverlust versuchte man sofort nachzusetzen und ins Gegenpressing zu gehen, um das Spielgerät wieder rasch zurückzuholen. Der Fokus auf das Flügelspiel und die Aggressivität im Gegenpressing waren also das Rezept, wie man die Vorarlberger knacken wollte.

Doch Altach hatte sich ebenfalls einige Kniffe für die Austria zurechtgelegt. Die Altacher setzten auf ein 4-1-4-1 System, welches sehr flexibel ausgelegt war und mit vielen Positionswechsel versehen wurde, weshalb viele verschiedene Anordnungen zu sehen waren. Die Gastgeber zeigten dabei auch durchaus den Willen, einen spielerischen Ansatz zu suchen und das Spielgerät in den eigenen Reihen laufen zu lassen. Schon relativ früh entwickelte sich dabei eine klare Tendenz, die vor allem mit der Personalie Sam zusammenhing. Der deutsche Kreativspieler trieb auf der rechten Seite sein Unwesen und wurde kontinuierlich von seinen Mannschaftskollegen gesucht, damit der Offensivspieler die Fäden ziehen konnte. Und die Austria schien zum Teil nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen zu sein.

Violetter Tanz mit der Instabilität

Man ließ Sam recht viel Zeit am Ball und setzte ihn teilweise nicht energisch genug unter Druck, weshalb dieser immer wieder die freien Räume und Lücken in der gegnerischen Defensive bespielen konnte. So auch im Vorfeld des 1:0, als der Deutsche auf der rechten Seite das Gegenpressing der Austria mit einem Zuspiel auf die ballferne aushebelte, ehe die Altacher in den Strafraum eindringen konnte und Schreiner zur frühen Führung traf. Dabei stellte sich vor allem Cavlan nicht gut an und ließ seinen Gegenspieler alle Zeit der Welt, da er zu spät schaltete und auch zu langsam in der Rückwärtsbewegung war.

Dieser Gegentreffer war für die Austria nicht nur ein Schlag in die Magengrube, sondern hatte auch massive Auswirkung auf das eigene Spiel. Die violetten Gäste wirkten ab da an völlig verunsichert und behäbig, was sich vor allem in der Zweikampfführung auswirkte. Man bekam keinerlei Druck auf den ballführenden und kam nicht in die Zweikämpfe, weshalb sich die Altacher immer wieder spielerisch befreien konnten. Die Abstände blieben speziell im Mittelfeld teils zu groß und dadurch bekam man die Räume nicht konsequent geschlossen und fand der Gegner viel Raum vor, weshalb die Altacher mit Spielverlagerungen die ballfernen Räume attackieren konnte. Exemplarisch für das ungenügende Zweikampfverhalten war die Entstehung zum 2:0, als der Ball gefühlt eine Ewigkeit in der Luft war und bei den Austrianern keiner sich verantwortlich fühlte, Sam zu stellen und zu attackieren. Dieser bestrafte dies auch prompt und baute nach einem schönen Doppelpass mit einem Flachschuss ins Eck die Führung für die Gastgeber aus.

Doch nicht nur das Defensivverhalten war ein Problem für die Wiener, auch im Spiel mit dem Ball hatte man es mit großen Schwierigkeiten zu tun. Das war besonders kritisch, lag man doch recht früh bereits mit 0:2 zurück und musste nun eine Antwort auf Lager haben. Doch die Altacher streuten mit ihrem Matchplan erfolgreich Sand in das Getriebe der Austria. Die Gäste hatten vor allem im Spielaufbau große Probleme und es gelang eigentlich nie, die Vorarlberger mittels flachen Kombinationen auszuspielen. Altach spielte nämlich mit einem verkappten 4-4-2 gegen den Ball, indem Sidney Sam vom rechten Flügel neben Sturmspitze Gebauer rückte. Warum wählte man diese Methode? Man zielte dabei auf Abwehrchef Madl, der auf der halblinken Innenverteidiger-Position ja bekanntlich mit dem rechten Fuß spielt. Das wollten sich die Altacher zunutze machen und Sam einrücken lassen, der den Linksverteidiger Poulsen in Deckungsschatten nehmen und die Austria damit auf die rechte Seite drängen sollte.

Sobald dies dann geschah und die Austria es über die gegenüberliegende Seite versuchte, lauerte dort eine Pressingzone auf die Violetten und die Altacher versuchten in dieser Region konsequent für Balleroberungen zu sorgen. Man nahm die Austrianer immer wieder in Manndeckung und versuchte mit viel Laufarbeit für den Gegner eklig und unangenehm zu sein. Das klappte auch die meiste Zeit außerordentlich gut und die Wiener kamen in keinen Spielfluss und Rhythmus hinein. Immer wieder rannte man sich fest, spielte sehr viele lange Bälle und auch die Flügelspieler setzten sich kaum mit ihren Dribblings durch. Teilweise kamen dann auch grausame Ballverluste hinzu, wodurch man die Altacher zum Kontern einlud und einige gefährliche Situationen überstehen musste.

Mit der Einwechslung von Borkovic wurde es zumindest etwas besser, da dieser mit seinem linken Fuß die Positionierung von Sam ausnutzen konnte und so auch Neuzugang Poulsen besser ins Spiel fand. Doch aufgrund der mangelnden Genauigkeit, kam man dennoch kaum ins letzte Drittel, weshalb auch keine Chancen heraussprangen. Ein dummes Foul der Altacher ermöglichte dann der Austria aus einer guten Position einen Freistoß zu treten und Fitz hämmerte das Spielgerät auch prompt mit viel Wucht unter die Latte zum 2:1. Das gab den violetten Gästen eine dringend benötigte Moralspritze und danach wirkte man wieder wesentlich fokussierter und zielgerichteter. So ging man zumindest mit nur einem Tor Rückstand in die Halbzeit, was angesichts der schwachen Leistung schon das Optimum war.

Eingewechselter Wimmer bringt Dynamik ins Spiel

In der Halbzeitpause entschied sich Austria-Trainer Ilzer zu reagieren und den schwachen Cavlan in der Kabine lassen. Statt ihm kam nicht etwa der arrivierte Sax ins Spiel, sondern der erst 18-Jährige Patrick Wimmer bekam den Vorzug und die Chance, sein Können zu demonstrieren. Und der Jungspund fügte sich auch prächtig in das Spiel ein und sollte ein um das andere Mal seinen Stempel aufdrücken können. Vor allem die Dynamik des Mittelfeldspielers tat der Austria außerordentlich gut und so kam endlich Tempo in die Offensive der Violetten. Zwar ging ihm nicht alles auf, dennoch wirbelte er herum und taten seine Vorstöße dem Offensivspiel gut. Allgemein wirkte die Austria nun fokussierter und zielstrebiger und bekam auch das Spiel gegen den Ball besser in den Griff.

Die beiden Flügelspieler der Violetten rückten nun etwas stärker ins Zentrum und sollten so beim Verschieben die Kompaktheit und den Druck auf den Ballführenden erhöhen. Dadurch machte man es den Altachern nicht mehr so leicht, die ballfernen Seiten zu bespielen und damit simpel aufgerissen zu werden. Vor allem Sam wurde nun konsequent gedoppelt und unter Druck gesetzt, wodurch man das Spiel der Vorarlberger wesentlich besser unter Kontrolle brachte und einen größeren Anteil an Ballgewinnen erzielen konnte. In der Offensive versuchte man dann schnell und schnörkellos nach vorne zu spielen und neben vielen Kombinationen zwischen den Mittelfelsdpielern, versuchte man speziell Torjäger Monschein mit Pässen in die Tiefe zu füttern und in Szene zu setzen.

So zu sehen im Vorfeld des 2:2, als Fitz und Wimmer sich sehenswert aus dem Gegenpressing des Gegners kombinierten und Wimmer auf Monschein durchsteckte, ehe der Torjäger mit viel Gefühl Torhüter Kobras zum Ausgleich überhob. Auch im Anschluss blieb die Austria am Drücker und erspielte sich einige Möglichkeiten, das Spiel komplett zu drehen. Altach agierte in der Defensive zunehmend löchrig und konnte den läuferischen Aufwand vom ersten Durchgang nicht mehr aufrechterhalten. Aber auch im Spiel mit dem Ball unterliefen den Gastgebern viele Fehler und zwischenzeitlich kam man auf eine Passquote von nur knapp über 50 (!) Prozent, was durchaus Bände spricht.

So lag der 3:2-Treffer der Austria in der Luft und die Gäste schienen näher an einem Sieg dran zu sein. Doch auch die Violetten konnten in der Schlussviertelstunde nicht mehr wirklich viel mehr drauflegen und einen Gang höher schalten, weshalb es letztlich auch beim 2:2 Unentschieden blieb.

Fazit

Letztlich müssen sich also die beiden Teams mit einem 2:2 Unentschieden begnügen, was keinem so wirklich weiterhilft. Die Altacher legten eine gute erste Halbzeit hin, machten den Gästen das Leben dank des guten Matchplans äußerst schwer und setzten in der Offensive immer wieder gute Nadelstiche über den blendend aufgelegten Sam. Defensiv klappte das Konzept recht gut und man ließ quasi nix zu. Doch in der zweiten Halbzeit verlor man dafür völlig den Faden in diesem Spiel und muss letztlich glücklich sein, diese Partie nicht gänzlich aus der Hand gegeben zu haben.

Auf der anderen Seite war es bei der Austria eher anders rum, denn die Violetten zerfielen nach dem Rückstand förmlich und kamen mit der Aufgabenstellung, die die Vorarlberger ihnen stellten schlicht überfordert. Erst der Treffer von Fitz hauchten den Violetten wieder Leben ein und war eine dringend benötigte Moralspritze. In der zweiten Halbzeit konnte man dann dank dieser Aktion und mit der Einwechslung von Wimmer den Altachern Probleme bereiten und die Kontrolle über das Spiel erlangen, weshalb auch der 2:2 Ausgleich die logische Folge war. Auch im restlichen Spiel blieb man zwar am Drücker, konnte allerdings den entscheidenden Siegestreffer nicht mehr erzwingen. Für die Austria ist das Unentschieden letztlich zu wenig und kann wohl als Vorentscheidung im Kampf um die Meistergruppe gedeutet werden.

Dalibor Babic