Am achten Spieltag der österreichischen Bundesliga, empfing die krisengeschüttelte Wiener Austria den Tabellennachbar SCR Altach zum Duell um wichtige drei Punkte. Dabei wollten die... Analyse: Austria gelingt der Befreiungsschlag gegen Altach

Am achten Spieltag der österreichischen Bundesliga, empfing die krisengeschüttelte Wiener Austria den Tabellennachbar SCR Altach zum Duell um wichtige drei Punkte. Dabei wollten die Violetten nicht nur der eigenen Unserie ein Ende setzen und den ersten Heimsieg in dieser Saison feiern, sondern damit auch den lang ersehnten Befreiungsschlag aus der Krise. Doch einfach sollte die Aufgabe für die Wiener nicht werden, präsentierten sich die Altacher in dieser Saison in mehreren Partien als äußerst spielstarker und unangenehmer Kontrahent, der in der Lage ist dem Gegner das Leben schwerzumachen. 

Luftkampf dominiert auf schlechtem Rasen

Nach der 0:3-Pleite in Wolfsberg, musste die Austria einen weiteren Nackenschlag hinnehmen – was mittlerweile zur Gewohnheit geworden ist. Zwar konnte man phasenweise mit den Kärntnern mithalten und die Partie durch die Systemumstellung offen gestalten, letztlich haperte es jedoch erneut an der konsequenten Umsetzung über die gesamte Spieldauer. Austria-Trainer Ilzer hoffte daher, dass dies der Mannschaft im Heimspiel gegen Altach besser gelingen würde und das neue 4-3-3 die Gastgeber in die Erfolgsspur bringt. Im Vergleich zum letzten Spiel, rutschten Martschinko, Ebner und Turgeman neu in die Mannschaft, womit das Experiment mit Florian Klein auf der „Acht“ ein vorzeitiges Ende nahm.

Da auch die Altacher mit einer ähnlichen Grundordnung agieren, war ein Spiel mit vielen Zweikämpfen und Duellen Mann gegen Mann quasi vorprogrammiert. Und so sollte es tatsächlich auch kommen und die Zuschauer eine erste Halbzeit erleben, die mit spielerischen Leckerbissen mehr als nur spärlich umging. Den violetten Gastgebern merkte man von Beginn an die Verunsicherung an und die letzten Wochen lagen sichtlich in den Knochen. Kombiniert mit dem schlechten Zustand des Spielfeldes, versuchte man so wenig Risiko wie nur möglich zu gehen und stattdessen den Fokus auf das Spiel gegen den Ball zu verlegen. Daher spielte die Austria auch ohne großartige Schnörkel die Bälle schnell und hoch nach vorne und man nahm den Kampf um den ersten und zweiten Ball an, um über deren Sicherung in der gegnerischen Hälfte Fuß zu fassen.

Der Block der „Veilchen“ verschob dabei konstant als Einheit zum Ball und versuchte dabei, die Abstände eng und kompakt zu halten, um dem Gegner keine Lücken zum Bespielen zu offenbaren. Verwunderlich war die gewählte Spielanlage angesichts der sportlichen Situation der Austria nicht, ob es allerdings in dieser Art und Weise ausgeführt werden sollte, bleibt sicherlich fraglich. Die Passquote der Austria bewegte sich im ersten Durchgang um die 50 Prozent-Marke herum, was durchaus Bände über das Spielgeschehen spricht. Es kam bei den Violetten kaum ein Spielfluss zustande, ein langer Ball folgte dem nächsten und Zweikampf folgte auf Zweikampf, weshalb der fußballerische Aspekt in den Hintergrund rückte.

So überraschend die Spielanlage der Austria war, galt dies ebenfalls für die Gäste aus Altach. Die Vorarlberger überzeugten in dieser Saison schon öfter mit ihrer offensiven Spielanlage und gutem Positionsspiel, doch von der Handschrift des Trainers Alex Pastoor war in diesem Spiel wenig bis gar nichts zu sehen. Die Altacher verzichteten ebenfalls auf einen kontinuierlichen Spielaufbau und schlugen viele lange Bälle auf Zielspieler Berisha, der das Spielgerät festmachen und sichern sollte. Daher entwickelte sich die Partie statt zu einem Fußballspiel eher zu einem Luftkampf, wo der Ball die meiste Zeit in luftiger Höhe unterwegs war und ein Kopfballduell dem nächsten folgte. So gesehen neutralisierten sich dann auch beide Teams und passten sich mehr oder weniger gegenseitig an. Während bei der Austria die Passquote schon wie erwähnt nicht gut im ersten Durchgang war, blieb jene der Altacher bei nur 45 (!) Prozent, was als desolat zu bezeichnen ist und Bände über das Spielniveau spricht.

Daher muss man über die ersten 45 Minuten auch den Mantel des Schweigens legen und diese nicht weiter thematisieren, da nichts Erwähnenswertes mehr passierte. Altach-Trainer Pastoor wechselte dann auch kurz vor der Halbzeitpause und stellte das System mit der Hereinnahme von Gebauer auf ein 4-4-2 um, damit man mehr Tiefgang ins Spiel und einen Abnehmer für mögliche Kopfballverlängerungen von Stürmer Berisha bekam.

Austria findet ihre spielerische Linie

Nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang, kamen die violetten Gastgeber mit einem gänzlich anderen Gesicht aus der Kabine. Plötzlich versuchte man den Ball vermehrt am Boden zu halten und mit mehr Ruhe und Bedacht vorzugehen, um den Ballbesitz in den eigenen Reihen zu sichern und das Spielgerät zirkulieren zu lassen. Man versuchte im Ballbesitz nun mit flachen Pässen schneller nach vorne zu spielen und hielt sich nicht lange mit dem Spielaufbau auf, sondern suchte eilig den Weg in die gegnerische Hälfte, um sich dort festsetzen zu können.  Um dies zu bewerkstelligen, kombinierte man diesen Ansatz mit einem aggressiven Gegenpressing und setzte nach Ballverlust sofort nach. So auch in einer Szene kurz nach der Halbzeit, als Sechser Demaku ein gutes Näschen bewies und Diakite kurz vor der Strafraumgrenze mit dem Gegenpressing überraschte und ihm den Ball abluchste, weshalb Turgeman zu einer aussichtsreichen Abschlussaktion kam.

Neben dem guten Spiel gegen den Ball, wurde man auch im Ballbesitz selbstsicherer und die guten Aktionen nach der Pause gaben der Mannschaft sichtlich Selbstvertrauen. Vor allem Mittelfeldspieler Dominik Fitz blühte immer mehr durch die Rückkehr zum Fußballspielen auf und bewegte sich klug in den Zwischenlinienräumen, wo er sich in den Lücken positionierte und die Altacher so aufreißen konnte. Dadurch fand die Austria immer wieder Lösungen von der Außenbahn ins Zentrum und konnte im Anschluss das Spiel auf den ballfernen Turgeman verlagern, was dafür sorgte, dass die Altacher wenig Zugriff auf die Violetten bekamen und viel Laufarbeit verrichten mussten. Der Trainer der Altacher reagierte dann auch prompt auf das veränderte Spielgeschehen und brachte einen zusätzlichen Mittelfeldspieler und stellte wieder auf ein 4-3-3 um, wodurch man das Zentrum kompakter halten und wieder für Zugriff sorgen wollte.

Doch den starken Fitz bekam man nicht wirklich in den Griff, der sich immer wieder durch sein gutes Positionsspiel absetzen konnte und mit seinen Pässen die Offensivkollegen im Anschluss fütterte. So auch beim Führungstreffer der Violetten, wo sich der Offensivspieler auf die Seite fallen ließ und mit einer perfekt getimten Flanke Stürmer Monschein bediente, der zum 1:0 traf.  Mit der Führung im Rücken, fiel der Austria sichtlich ein Stein vom Herzen und es sorgte dafür, dass man Selbstvertrauen tankte und mit mehr Sicherheit im Spiel agierte. Plötzlich sah man Direktkombinationen mit wenigen Kontakten über mehrere Stationen ohne einen Ballverlust und man befreite sich immer wieder aus der Umklammerung des Gegners. Speziell im Umschaltspiel blieb man gefährlich und Stürmer Monschein vergab nach einem herrlichen Pass von Fitz die Möglichkeit auf das 2:0.

Von den Vorarlbergern kam indessen weiterhin wenig und auch die Wechsel von Altach-Trainer Pastoor zeigten keine wirklichen Effekte. Man agierte weiterhin im Ballbesitz viel zu fehleranfällig, da man bereits von hinten heraus keinen Spielaufbau zustande brachte und auch die Ballsicherheit in höheren Zonen zu wünschen übrigließ. Zielspieler Berisha wurde von der aufmerksamen Innenverteidigung der Austria vollkommen kaltgestellt und vom schnellen Gebauer kam bis auf vereinzelte Flügelangriffe zu wenig, weshalb die Offensive überhaupt nicht in Fahrt kam. Die violetten Gastgeber konnte dagegen immer wieder für Entlastung sorgen und blieben gefährlich, weshalb man auch das 2:0 nachlegen konnte. Monschein zog nach einem Fehler von Diakite alleine auf das Tor und legte auf Turgeman quer, der den Ball nur noch ins leere Tor einschieben musste. Damit sorgten die „Veilchen“ für die Vorentscheidung und in den letzten Minuten konzentrierte man sich auf die Defensive, um zum ersten Mal in dieser Saison ohne einen Gegentreffer zu bleiben. Dieser Vorsatz gelang dann auch dank der konzentrierten und geschlossenen Defensivleistung, weshalb sich die Austria endlich über drei Punkte erfreuen konnte.

Fazit

Der Austria gelang also endlich wieder ein Sieg und der langersehnte Befreiungsschlag. Dabei passte sich die violetten Kicker den eigenen Fans mehr oder weniger an und taten es ihnen nach, nachdem es im ersten Durchgang einen Stimmungsboykott der Anhänger gab. Diese ungewöhnliche und resignierende Stimmung steckte die Gastgeber im ersten Durchgang etwas an und man agierte nahezu ängstlich, da man keinen Fehler verursachen wollte, der die eigene Mannschaft ins Hintertreffen brachte. Die Folge davon war, dass man sich zwar kämpferisch engagiert und leidenschaftlich präsentierte, dafür den fußballerischen Aspekt völlig vernachlässigte.

Erst im zweiten Durchgang und mit der gleichzeitigen „Rückkehr“ der Fans, wurde man wesentlich mutiger und engagierter im Ballbesitz und konnte sich dadurch die Kontrolle und klare Vorteile im Spiel erarbeiten, die dann letztlich auch mit Toren belohnt wurden. Dadurch wurde es letztlich ein verdienter und ungefährdeter Erfolg, der den „Veilchen“ Auftrieb für die nächsten Aufgaben geben sollte.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic