In der 22. Runde und damit zum Abschluss des Grunddurchgangs standen einige Entscheidungsspiele auf dem Programm. So auch für die Wiener Austria, die bei der Admira gastierte und zumindest einen Zähler brauchte, um den Sprung in die Meistergruppe zu fixieren. Dank eines bislang tollen Frühjahrs hat man sich in diese komfortable Situation gebracht und mit drei Siegen im Gepäck, wollte man den vierten Erfolg am Stück eintüten und damit auch das obere Playoff. Doch die Admira hatte ihrerseits nichts zu verschenken, wollte man sich doch selbst noch weiter vom Tabellenletzten absetzen und sich für die Qualifikationsgruppe rüsten.
Bittere Ausfälle bei der Austria
Mit breiter Brust ging es also für die Violetten in die Südstadt, wo man den eigenen Lauf prolongieren und sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen wollte. Allerdings mussten die Wiener erneut gewichtige Ausfälle hinnehmen, denn neben Handl fehlten diesmal auch der gesperrte Martel und der formstarke Offensivspieler Jukic, der angeschlagen passen musste. Hier wurde die Kadertiefe der Gäste mal wieder getestet und stattdessen mussten einige junge Akteure in die Bresche springen. So kehrten u.a. die zuletzt krankheitsbedingt ausgefallenen Demaku und Keles wieder in die Mannschaft, aber auch Jungstar Huskovic nahm erstmals wieder auf der Bank Platz. Speziell im zentralen Mittelfeld war man sehr dünn besetzt und in Wirklichkeit durfte nicht mehr viel passieren, da die Optionen rar wurden. Die Umstellung auf eine Fünferkette ist sicherlich auch ein Thema gewesen, allerdings musste hier ja bekanntlich Handl passen.
So blieb es beim zuletzt präferierten 4-2-3-1-System und man vertraute hier der eigenen Stärke und Eingespieltheit. Die Admira wurde daher auch nicht überrascht und sichtlich rechnete man auch mit dieser Formation bei den Violetten. Der eigene Matchplan sah nämlich so aus, dass man die Gäste quasi „spiegelte“. Da man beim Sieg gegen Altach auch bereits auf ein 4-2-3-1 setzte, brauchte es da nur einige gegnerspezifische Anpassungen. So setzten die Südstädter auf ein klassisches Mittelfeldpressing und ließen die Innenverteidiger der Austria in Ruhe aufbauen. Die beiden vordersten Angreifer der Admira versuchten hier mittels einer Staffelung, die Passwege in den Sechserraum zu verschließen und diesen zu isolieren. Ein weiterer interessanter Ansatzpunkt war die Positionierung von Offensivspieler Mustapha, der einen speziellen Auftrag bekam.
Er sollte nämlich die Wege von Austria-Kapitän Suttner eingrenzen und versuchen, den Gegner von dieser Seite wegzudrängen. Dafür stand der Rechtsaußen sehr hoch und oft auf einer Linie mit dem eigenen Stürmer, um entweder Galvao im Bogen anzulaufen und ihn nach rechts auf die andere Seite zu drängen, oder alternativ im Raum stehen zu bleiben, um im Umkreis zu lauern und den Linksverteidiger zuzustellen. Der eigene Rechtsverteidiger Zwierschitz stand dann auch auf dem Sprung nach vorne zum Durchsichern, da Linksaußen Fischer oftmals einrückte ins Zentrum und Zwierschitz damit frei war. Damit wollten die Gastgeber die Wiener auf die rechte Seite drängen, wo man mit einer Pressingfalle aufwartete. Hier ließ man zunächst die Außenbahn etwas freier, um dann zu versuchen schnell Überzahl herzustellen, damit man die Violetten auf dem Flügel isolieren konnte.
Doch die Admira wollte nicht nur defensiv und destruktiv agieren, man versuchte auch selbst spielerische Akzente zu setzen und gepflegt von hinten aufzubauen. Durch die beiden tiefen Sechser, im Verbund mit dem mitspielenden Torhüter Leitner und den Innenverteidigern, hatte man hier genügend Optionen und setzte auf eine verstärkte Tiefenpräsenz beim Spielaufbau. Auch die Außenverteidiger standen hier in passender Höhe anspielbereit und so stellte die Admira eine gute Struktur im Spielaufbau her, mit der man der Austria Probleme bereitete.
Austria startet nervös und hektisch
Nicht gerade hilfreich war es dabei für die Violetten, dass man nach wenigen Minuten bereits in Rückstand geriet. In dieser Saison gehört man zu den besten Teams bei defensiven Standards, doch die Admira fand dennoch einen Weg und nach einer Maßflanke traf Vorsager zum 1:0. Das sollte den Südstädtern zusätzlichen Aufwind geben und vor allem Sicherheit. Und die Austria? Ihr merkte man die Wichtigkeit dieser Partie an und, dass die Anspannung groß war. In der Anfangsphase bekam man kaum Ruhe in die eigenen Aktionen und man agierte in vielen Phasen zu hektisch. Im Spielaufbau bereitete man die Angriffe nicht entsprechend vor und spielte oftmals schlicht zu schnell nach vorne, wodurch die Struktur etwas verloren ging. Man war hier abhängiger von individuellen Aktionen, da die Flügelspieler etwa oftmals in Eins-gegen-Eins-Situationen mussten. Das kann funktionieren, nur ist dies nicht das Spiel der Violetten, sondern eher das geordnete und wohlüberlegte Übergangsspiel.
Die Admira lud dazu auch ein, weil sie wusste, dass man die Gäste dann passend isolieren konnte. Die Folge war, dass man speziell in der gegnerischen Hälfte eine geringe Ballzirkulation zustandebrachte und sich oftmals auf der Seite oder im Zentrum festrannte, ohne die Ketten des Gegners in Bewegung zu bringen – um Lücken zu provozieren. Dazu fehlte es der Austria an der Übergangsstation nach der Dreiecksbildung, um die Seite zu verlagern und sich aus Drucksituationen zu befreien. Und wenn man mal etwas Platz hatte, dann folgten meist Fehlpässe, wobei im ersten Durchgang speziell Grünwald und Keles negativ herausstachen. In vielen Phasen wirkte das Auftreten der Austria einfach nicht rund und der Motor stotterte gehörig. Auch in der Paradedisziplin, im Spiel gegen den Ball, gab es ungewohnte Nachlässigkeiten. Das Anlaufverhalten wirkte lasch und der Zugriff auf den Spielaufbau fehlte in vielen Situationen, wodurch man einige leere Meter abspulte und hinterherlief.
Die Admira verstand es die „Veilchen“ in die Breite zu ziehen, wodurch das mannorienterte Pressing erschwert wurde. Wenn man hier nicht den richtigen Pressingauslöser wählt und geschlossen als Block agiert, entstehen leicht Lücken. Das war in diesem Spiel mehrfach der Fall, wie etwa in der nachfolgenden Szene gut zu sehen:
Admira im Spielaufbau, die Austria versucht im 4-4-2 anzulaufen und die Gastgeber unter Druck zu setzen. Allerdings verpasst man den Pressingmoment und steht nun gestreckt, aufgrund der Mannorientierungen, statt sich neu zu formieren und zurückzuweichen. Ebner zieht Demaku aus dem Mittelfeld (schwarzer Strich), Braunöder orientiert sich am zweiten Sechser und stellt ihn zu, wodurch ein riesiges Loch im Zentrum/Halbraum (gelber Kreis) entsteht und Linksaußen Fischer in einer Zwickmühle steckt. In dieses Loch lässt sich der „Zehner“ Vorsager fallen und so werden die Linien der Austria überspielt und aufgerissen.
So gab es mehrere Situationen, in denen es der Admira aus dem Spielaufbau heraus gelang, die Linien der Wiener zu überspielen und mit Tempo auf die Abwehr zuzulaufen, Hier merkte man sicherlich auch das Fehlen von Sechser Martel, der mit seiner Reichweite weite Räume abdecken kann und ein gutes Gespür für die Situation hat – etwa wann er herausrücken, oder sich lieber fallenlassen sollte. Dadurch tat sich die Austria sehr schwer und es dauerte, bis man etwas Rhythmus hineinbrachte.
Dies war nach gut 30 Minuten der Fall, wo man allmählich anfing, von hinten heraus den Ball etwas länger zu zirkulieren. Hier griff man vermehrt zu Spielverlagerungen, wo man die Flügelspieler in gute Situationen brachte und diese Tempo aufnehmen konnten. Hier fehlte es noch an der Genauigkeit und der Durchschlagskraft, weshalb der Motor weiterhin stotterte und die Admira unangenehm und schwer zu bespielen blieb. Die beste Chance vergab kurz vor der Pause Ohio, als der Angreifer nach einem Pass in die Tiefe an der Stange scheiterte. So blieb es zur Pause beim 0:1-Rückstand.
Austria findet zur Ruhe und erlangt Kontrolle
Keine einfache Situation also für die Austria, die noch dazu auf Cheftrainer Schmid verzichten musste, der aufgrund einer Sperre auf der Tribüne Platz nahm. So waren die beiden Co-Trainer der Gäste gefordert, die richtigen Worte und Anweisungen zu finden, um für den Umschwung zu sorgen. Etwas überraschend vertraute man dabei nach dem Seitenwechsel auf die gleiche Elf, allerdings gab es einige Anpassungen. Zunächst wurde im Anlaufverhalten öfter auf ein 4-1-4-1 gegriffen, um das Zentrum zu stärken und die Linien besser zu verteidigen. Darüber hinaus wurde das Anlaufen deutlich verzögert und man lauerte nun öfter, statt zu versuchen Druck auszuüben. Dadurch wollte man es der Admira nicht mehr so einfach machen, die eigene Formation auseinanderzuziehen und die Lücken im Zentrum zu bespielen. Das zeigte auch gleich Wirkung und verlangsamte das Spiel der Gastgeber deutlich.
Das sollte nicht die einzige Anpassung sein, auch mit dem Ball wurde man sichtlich darauf aufmerksam gemacht, ruhiger zu agieren und das Spielgerät länger in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Hier ließ sich auch Austria-Spielmacher Grünwald öfter in die Tiefe fallen und holte sich die Bälle ab, um mehr Sicherheit in den Spielaufbau hineinzubringen. Aber auch Torhüter Pentz wurde öfter eingebaut und wenn der Weg nach vorne nicht sauber anspielbar war, drehte man ab und baute nochmal auf. Wie das funktionieren kann, zeigte die Austria beim 1:1 wunderbar auf: Mehrmals spielten sich die Verteidiger die Pässe hin und her und bewegten damit die gegnerischen Ketten, ehe Mühl freigeschoben wurde und einen tollen Diagonalball in die Spitze auf Djuricin spielte, der sehenswert auf die rechte Seite verlagerte, ehe Martins mit einer Hereingabe Grünwald bediente. Ein toller Spielzug, in dem die Violetten ihr spielerisches Potenzial zeigten.
Vor allem die Hereinnahme von Djuricin und Huskovic sollte sich bezahlt machen und belebte das Spiel der Austria sichtlich. Da auch die Admira versuchte nach vorne zu spielen, boten sich den Violetten immer wieder Räume für ihre gefährlichen Umschaltaktionen an. So auch im Vorfeld des 2:1 für die Gäste, als Fischer nach einem Ballgewinn Huskovic in die Tiefe schickte, der sich im Dribbling durchsetze und auf den eingewechselten Vucic ablegte, der überlegt zu seinem ersten Bundesligator ins lange Eck vollstreckte und die violetten Anhänger in Verzückung brachte. Das sollte letztlich der Schlusspunkt in einer nervenaufreibenden Partie gewesen sein.
Fazit
Die Austria hat also den Sprung in die Meistergruppe tatsächlich vollbracht. Mit dem vierten Sieg im vierten Spiel zog man relativ souverän in das Meisterplayoff ein, wobei es natürlich ein hartes Stück Arbeit war. Die Admira zeigte sich sehr gut auf die Violetten eingestellt und Trainer Herzog schickte seine Mannen mit einem stimmigen Matchplan auf den Rasen, der den Gästen das Leben schwer machte. Mit Fortdauer der Partie fand die Austria jedoch immer mehr ihren Rhythmus und verfiel speziell im zweiten Durchgang nicht in Panik, sondern vertraute auf die eigene Qualität. Das machte sich letztlich bezahlt und diese wiedergewonnene Ruhe war letztlich ausschlaggebend für das Drehen des Resultats.
Nun hat man also das erste Etappenziel erreicht und spielt nach zwei Jahren endlich mal wieder im „Konzert der Großen“ mit. In dieser Form werden die „Veilchen“ für jeden Gegner zu einer harten Nuss mutieren und klammert man den katastrophalen Saisonstart aus, hat man sich längst in der Formtabelle unter den besten drei Teams der Liga positioniert. Schafft man es diese Form zu konservieren, hat man sehr gute Karten, es in den Europacup zu schaffen. Das Potenzial hat die Mannschaft allemal und man hat auch bewiesen, dass man selbst mit einer Drucksituation umgehen kann.
Dalibor Babic
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