Am elften Spieltag der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria nach der langen Länderspielpause beim Tabellenletzten SKN St. Pölten. Dabei wollten die Wiener nach... Analyse: Austria kommt weiter nicht vom Fleck

Am elften Spieltag der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria nach der langen Länderspielpause beim Tabellenletzten SKN St. Pölten. Dabei wollten die Wiener nach dem zuletzt eingefahrenen Heimsieg gegen Sturm nachlegen und den zweiten Sieg in Folge einfahren, um eine kleine Serie zu starten. Doch klarerweise hatte der SKN St. Pölten etwas dagegen und brauchte selber die Punkte dringend, da man durch den Sieg der Admira nun auf den letzten Rang abgerutscht ist.

Austria bleibt bei der Dreier/Fünferkette

Durch den Sieg gegen Sturm, konnte die Austria die Länderspielpause nicht nur in Ruhe bestreiten, sondern auch mit einem guten Gefühl. Daher war man gespannt, ob dieser Erfolg der Mannschaft Auftrieb geben und ob die in der Pause einstudierten Dinge sichtbar werden würden. Austria-Trainer Ilzer entschied sich weiter beim 5-3-2 System zu bleiben, auch weil eine wichtige Stütze der Mannschaft wieder zur Verfügung stand. Abwehrchef Michael Madl kehrte nach monatelanger Pause zurück in die Startelf und gab den zentralen Innenverteidiger in der Abwehr. Das hatte zur Folge, dass Kapitän Alex Grünwald wieder auf seine angestammte Position im Mittelfeld zurückkehren konnte und die Offensive beleben sollte. Darüber hinaus rückte auch noch Turgeman für den gesperrten Sax in die Mannschaft, womit man für mehr Torgefahr sorgen wollte.

Das Spiel begann dann aus Sicht der Austria auch recht vielversprechend. Man zeigte sich im Ballbesitz sehr ruhig und agierte mit Bedacht, wodurch man immer wieder Lösungen gegen die sehr ballorientierten Gastgeber fand. St. Pölten versuchte das System der Austria mehr oder weniger zu spiegeln und verteidigte im 5-2-1-2, sofern man die Gäste wie in der Anfangsphase kommen ließ und auf ein Mittelfeldpressing setzte. Die Niederösterreicher versuchten durch das Zustellen der Passwege und mit ihrer 2-1 Staffelung an vorderster Front die Austria auf den Flügel zu leiten, wo dann in weiterer Folge die vordefinierte Pressingzone zuschnappen sollte. Gelang dies den Wölfen, agierte man wie erwähnt überaus ballorientiert und verschob mit der gesamten Mannschaft sehr stark in Richtung des Balles. Doch zu Beginn klappte der Plan der Gastgeber so gar nicht.

Die Wiener fanden speziell auf der linken Seite immer wieder Lösungen gegen diese Pressingzone und vor allem Grünwald und Fitz bewegten sich gut und spielten ihre Technik aus, um Situationen aufzulösen und vor allem die beiden Stürmer in Szene zu setzen. Dadurch, dass der SKN sehr ballorientiert verschob und die Formation versuchte kompakt zu halten, taten sich speziell im Rückraum große Räume für die Austria auf, da die Abwehr der Gastgeber dementsprechend hoch stand und nachrückte. Die Violetten konnten das speziell durch den schnellen Monschein immer wieder ausnutzen, der von Grünwald und Fitz mit vielen tiefen Bällen gefüttert wurde. Aber auch Turgeman wurde gut in Szene gesetzt und lief in der Anfangsphase mehrmals alleine auf das gegnerische Tor, nachdem die Austria die Abseitsfalle ein ums andere Mal aushebeln konnte.

In einer dieser Situationen, erzielten die Veilchen dann auch die Führung. Nach mustergültiger Vorarbeit von Grünwald und Turgeman, beförderte der formstarke Monschein das Spielgerät ins Kreuzeck zum 1:0. Damit belohnte sich die Austria für die starke Anfangsphase, wo man vor allem spielerisch überzeugen konnte. Aber auch das Gegenpressing funktionierte zu Beginn recht gut und dadurch konnte speziell im Mittelfeld ein klares Übergewicht gewonnen werden, da die Wiener viele Zweikämpfe für sich entschieden und damit das Spiel kontrollierten.

Doch nach ungefähr 25 Minuten kippte das Spiel immer mehr und St. Pölten konnte sich Spielanteile wieder zurückholen. De facto war ab da an von der starken Anfangsphase der Austria nichts mehr zu sehen. Dabei lag es nicht daran, dass die Gastgeber plötzlich eine deutliche Leistungssteigerung hinlegten, sondern eher daran, dass die Violetten in eine lethargische Passivität verfielen. St. Pölten versuchte ab da an öfter im 5-2-3 zu attackieren, um die drei Innenverteidiger der Austria zuzustellen. Aber auch die erste Pressinglinie agierte nun etwas aggressiver, als es noch zuvor der Fall war. Es war allerdings nicht so, als hätte St. Pölten großartiges Pressing betrieben und wäre mit vielen Spielern in die gegnerische Hälfte präsent gewesen, aber diese drei anlaufenden Spieler haben bereits gereist, um die Austria aus dem Rhythmus zu bringen.

Obwohl die Gäste nominell in Überzahl waren, verlor man völlig die Ruhe im Spielaufbau und spielte beim geringsten Ansatz von Druck den Ball bereits blind und lang nach vorne – statt wie in der Anfangsphase zu versuchen, die Niederösterreicher mit spielerischen Mitteln auszuspielen. Das lag vor allem an Torhüter Lucic, der viele Bälle ohne zu zögern nach vorne schoss und daher auch auf eine desolate Passquote von nur 28 (!) Prozent kam. Da man gegen die kopfballstarke Abwehr der Gastgeber in der Luft unterlegen war, wanderten dadurch viele Bälle wieder zurück in die Reihen von St. Pölten und sanken die Ballbesitzzeiten der Austria merklich.

Dadurch bekamen die Niederösterreicher etwas Oberwasser und kämpften sich in das Spiel hinein. Darüber hinaus wurden die Gäste auch fehleranfälliger und die in der Anfangsphase starken Grünwald und Fitz bauten immer mehr ab, wodurch es kaum mehr Entlastungsangriffe gab. In der Defensive stand man dafür immerhin recht passabel und lies keine guten Möglichkeiten der Wölfe zu. Die Defensive agierte meiste Zeit aufmerksam und Sechser Jeggo konnte sehr viele Zweikämpfe gewinnen und seine Fähigkeiten als Abräumer vor der Abwehr unter Beweis stellen.

So ging die Austria dann trotz wesentlich passiver Grundhaltung mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause.

Austria wird besser und kassiert dennoch den Ausgleich

Der Trainer der Veilchen konnte mit der Performance im zweiten Abschnitt der ersten Halbzeit sicherlich nicht zufrieden sein und war nun gefordert, seine Truppe wieder aufzuwecken. Und tatsächlich, nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang, präsentierte sich die Austria wieder etwas zielstrebiger und aktiver. Man versuchte sichtlich den eigenen Spielaufbau etwas ruhiger zu gestalten und spielerische Lösungen zu finden, um die Anzahl an langen Bällen zu minimieren. Ilzer passte dann auch das Positionsspiel im Spielaufbau an und versuchte auf die Umstellungen von St. Pölten zu reagieren. In erster Linie wurden die Verteidiger angewiesen, Sechser Jeggo hinter der ersten Pressinglinie und den drei gegnerischen Stürmern zu suchen, da dahinter oft ein riesiges Loch bei St. Pölten klaffte, weil die Sechser der St. Pöltner tiefer verblieben.

Der zweite Ansatzpunkt war, dass Fitz auf die rechte Seite herauskippen sollte, während Flügelverteidiger Klein ganz nach vorne schob. Das hatte nämlich zur Folge, dass der gegnerische Flügelverteidiger mit nach hinten gedrückt wurde und dadurch ein großer Raum auf dem Flügel entstand (da sich ja die drei Stürmer des SKN an den Innenverteidigern orientierten). Durch diese Adaptionen im Spielaufbau, konnte die Austria die Kontrolle der Partie wieder vermehrt an sich reißen und vor allem spielerisch zulegen. Monschein fand auch nach wenigen Minuten bereits eine Top-Chance vor und Turgeman bugsierte den Ball ins Netz, allerdings stand er dabei knapp im Abseits. Darüber hinaus startete Monschein alleine auf dem gegnerischen Kasten, wurde allerdings zu Unrecht zurückgepfiffen.

In der Phase, als es so schien, als würde die Austria die Kontrolle über diese Partie verfestigen, fing man sich plötzlich den Ausgleichstreffer ein. Nachdem die Austria in ihrem 5-1-2-2 gegen den Ball Innenverteidiger Luan zu viel Zeit ließ und dieser ins Mittelfeld dribbelte, um in weiterer Folge einen Traumpass auf Pak zu spielen, vollendete dieser alleine vor dem Torhüter überlegt und traf damit zum 1:1 Ausgleich. Dadurch wurde die Partie wieder etwas offener und St. Pölten schnupperte vermehrt Morgenluft. Dabei half ihr auch die schnelle Antwort der Austria durch Turgeman, der mit seinem Treffer zum 2:1 seine Truppe wieder in Front brachte. Die Violetten verfielen danach jedoch erneut etwas in Lethargie und wurden wesentlich passiver, wodurch man die Bälle schneller verlor und der SKN wieder zu höheren Ballbesitzzeiten kam. Das wurde dann kurz vor Schluss bestraft, nachdem der Schiedsrichter den Gastgebern einen Elfmeter zusprach. Diesen verwandelte der eingewechselte Gartler souverän zum 2:2.

Die Austria warf danach nochmal alles nach vorne und drückte die St.Pöltner nach hinten. Tatsächlich hatte man dann noch die Chance auf den Siegestreffer, doch Stürmer Monschein wurde im letzten Moment noch gestoppt. So blieb es letztlich beim 2:2 Unentschieden.

Fazit

Die Austria musste sich also beim Tabellenletzten St. Pölten mit einem 2:2 Unentschieden begnügen. Dabei startete man eigentlich stark in die Partie hinein und zeigte sich spielerisch verbessert, wodurch man sich in der Anfangsphase einige gefährliche Situationen erspielte und verdient mit 1:0 in Führung ging. Doch nach gut 25 Minuten verfiel man in eine selbstverschuldete Passivität und legte nicht nach, wodurch man St. Pölten in der Partie hielt. Ausschlaggebend dafür war die fehlende Ruhe im Spielaufbau und die vielen langen Bälle von Torhüter Lucic, der seiner Mannschaft damit einen Bärendienst erwies. Die Gastgeber konnten dann in der zweiten Halbzeit ausgleichen und das Spiel offener gestalten und die Austria nur phasenweise die Kontrolle wiedererlangen.

Vermutlich hätte es nach der erneuten 2:1 Führung dennoch gereicht das Spiel zu gewinnen, da der SKN offensiv letztlich zu harmlos war. Doch ein harter Elfmeter des Schiedsrichters verhalf den Gastgebern letztlich doch noch zum 2:2 Ausgleich. Für die Austria ist dieser Punkt eindeutig zu wenig und man kommt nach wie vor einfach nicht in Tritt. Damit verpasste man die Chance, an der Meistergruppe dranzubleiben und ist nun im kommenden Heimspiel gegen Wattens dringend gefordert, drei Punkte einzufahren.

Dalibor Babic

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