Eine der letzten Entscheidungen steht in der Bundesliga bevor, nämlich wer den letzten verbliebenen Startplatz für den Europacup ergattert. In diesem Playoff duellierten sich... Analyse: Austria macht großen Schritt in Richtung Europa

Eine der letzten Entscheidungen steht in der Bundesliga bevor, nämlich wer den letzten verbliebenen Startplatz für den Europacup ergattert. In diesem Playoff duellierten sich aus der Meistergruppe der Wolfsberger AC gegen den FK Austria Wien, der aus der Qualifikationsgruppe in dieses Finale einzog. Dabei zeigten die Wiener eine tolle Leistung wenige Tage zuvor und schlugen den Konkurrenten Hartberg hochverdient mit 3:0, womit man die Chance auf den Europacup aufrechterhielt. Nun wartete auf die Violetten allerdings eine noch größere Herausforderung, die es zu knacken galt.

Stöger verzichtet auf Routiniers

Gegen den WAC sahen die Austrianer in dieser Saison bislang nicht so gut aus, fing man sich doch acht Gegentreffer in den beiden Duellen gegen die Kärntner ein und verlor beide Spiele. Die Hoffnung der Wiener lag aber darauf, dass man sich seither als Mannschaft weiterentwickelt hat und nun ein anderes Gesicht präsentieren kann. Wie dieses Gesicht aussehen kann, zeigte man dabei wenige Tage zuvor gegen Hartberg, wo man die Steirer dominierte und beim 3:0-Sieg vor allem spielerisch zu überzeugen wusste. Diese Leistung hoffte man nun konservieren und wiederholen zu können. Die Kärntner zeigten in dieser Saison vor allem in der Defensive anfällig und kassierten nicht von ungefähr über 60 Gegentreffer. Gleichzeitig sind die Wölfe aber auch in der Offensive brandgefährlich und verfügen mit Spielmacher Liendl und Torjäger Joveljic über zwei Top-Spieler.

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Daher mussten sich die Austrianer einen guten Matchplan gegen den WAC überlegen, mit dem man die Offensive des Gegners ausschalten und zugleich die Schwächen in der Defensive ausnutzen konnte. Austria-Trainer Stöger überraschte in der Aufstellung etwas und verzichtete auf die beiden wichtigen Routiniers Kapitän Suttner und Abwehrchef Schösswendter, die mit leichten muskulären Problemen aus dem Duell mit Hartberg hinausgingen. Aufgrund der Tatsache, dass das Rückspiel in diesem Finale bereits am Sonntag ist, entschied sich Stöger kein Risiko einzugehen und den beiden jungen Verteidigern Handl und Poulsen das Vertrauen zu schenken. Auch dem bewährten 4-2-3-1 System wurde Vertrauen geschenkt und man wollte mit den eigenen Qualitäten der starken Offensive der Kärntner etwas entgegensetzen.

Bevor sich das Spiel überhaupt entfalten konnte und sich die ersten Eindrücke formten, gingen die Austrianer bereits in Führung: Nach einem Einwurf brachte der in die Startelf gerückte Poulsen eine perfekt getimte Flanke in den Strafraum, die Flügelspieler Sarkaria mit einem wuchtigen Kopfball ins Tor zum 1:0 bugsierte und damit die zurückgekehrten Fans in Ekstase brachte. Das war natürlich Wasser auf den Mühlen der Violetten und sollte nochmal einen zusätzlichen Schub geben.

Die Violetten setzten eher auf ein tieferes 4-4-2 Mittelfeldpressing und überließen dem WAC den Spielaufbau, während man selber sicherstellen wollte, kompakt zu stehen und die Räume und Passwege gut zu verschließen. Die Kärntner kamen mit einem rautenförmigen 4-4-2 und einem massiven Zentrum angereist, mit dem man die Austrianer dominieren wollte. Die Wiener stellte sich darauf natürlich explizit ein und wollte dies unterbinden. Wie sollte dies gelingen? Entscheidende Bedeutung kam dabei den beiden ersten anlaufenden „Verteidigern“ Djuricin und Fitz zu. Die beiden standen zwar zunächst auf einer Linie zueinander, um in weiterer Folge gestaffelt (einer höher, einer etwas tiefer) zu agieren. Der höhere Spieler rückte meist auf den ballführenden Verteidiger und versperrte ihm den vertikalen Passweg ins Zentrum, während der tiefere Spieler den Sechser Leitgeb versperrte und ins Auge nahm.

Sobald dann der Querpass zum anderen Innenverteidiger kam, tauschten Djuricin und Fitz die Rollen und der jeweils andere übernahm die Aufgaben des anderen. Sofern dieser Mechanismus mit dem gestaffelten Anlaufverhalten funktionierte, konnte die Austria damit mit nur zwei Spielern die beiden Innenverteidiger und den Sechser des Gegners binden, womit man sich einen kleinen nummerischen Vorteil auf dem Feld erarbeitete. Und dieser Plan ging auch auf dem Feld auf, da die beiden Stürmer sehr diszipliniert anliefen und so etwa Sechser Leitgeb nahezu völlig aus dem Spiel nahmen.

WAC scheitert am Übergangsspiel, Austria kontert gefährlich

Die Folge war, dass die Außenverteidiger des WAC und vor allem Rechtsverteidiger Novak viele Ballkontakte sammelten, da viel in die Breite gespielt wurde. Die Austria ließ die Außenverteidiger auch im ersten Schritt offen und lud die Gäste dazu ein, da die Mittelfeldreihe hinter den beiden Stürmern recht eng beieinander stand und versuchte, das massive Zentrum der Kärntner zu verschließen. Sobald der Pass auf Novak erfolgte, rückte der schnelle Wimmer meist heraus und versuchte ihm den Weg nach vorne zu und vor allem den diagonalen Passweg ins Zentrum zu verschließen. Das gelang auch meist gut, weshalb beim WAC kaum Dynamik und Tempo ins Spiel kam, sondern sehr viel quergespielt wurde und alles recht gemächlich vonstattenging. Das wirkte sich positiv auf die Ballbesitzstatistik aus, aber Probleme bereitete man der Austria damit nicht, da sich alles hauptsächlich in der eigenen Hälfte des WAC abspielte.

Sofern man dann versuchte, mit Flachpässen nach vorne zu kommen, folgte meist der Ballverlust, was für die Kärntner brandgefährlich war. Da man gerne aggressiv ins Gegenpressing geht und mit der Abwehrlinie hochschiebt, bietet man für den Gegner klarerweise einiges an Rückraum an, sofern man keinen Zugriff bekommt. Die Austria befreite sich in der Anfangsphase dank der starken Offensivspieler einige Male aus dem Pressing und fuhren dann gefährliche Konter, mit denen man dem WAC ein um das andere Mal Probleme bereitete und zu gefährlichen Situationen im letzten Drittel kam. Vor allem das Trio Sarkaria, Fitz und Djuricin zeigte sich bestens aufgelegt und konnte dank ihrer technischen Qualität diese offenen Räume einige Male bespielen. Die Folge war, dass der WAC nicht wirklich ins Spiel kam, während die Austria sich im Umschaltspiel gefährlich zeigte und die defensiven Unzulänglichkeiten des WAC kontinuierlich anbohrte. In dieser Phase hätte man auch das 2:0 nachlegen können, was in der Luft lag.

Nach gut 15 Minuten flaute die starke Phase der Austria ab und der WAC bekam etwas Ruhe in das Spiel hinein. Das Gegenpressing der Kärntner griff etwas besser und man konnte die Konterangriffe verteidigen, da man sie früher abfing. Dadurch fehlte es der Austria an der notwendigen Entlastung und man verlor recht schnell die Bälle, wodurch man immer mehr Zeit mit dem Verteidigen verbrachte. Das war allerdings nicht wirklich problematisch, da der WAC wenig Kreativität versprühte und die Probleme mit dem Spielaufbau nicht in den Griff bekam. Es wurden stattdessen mehr lange Bälle eingestreut und es mit diesem Mittel probiert, um über den Kampf um den zweiten Ball ins Spiel und in die gegnerische Hälfte zu kommen.

Das verteidigte die Austria allerdings diszipliniert und vor allem die beiden Sechser Martel und Demaku räumten im Mittelfeld dank ihrer Laufstärke das meiste ab und stopften da auch viele Löcher. Sofern es der WAC in die gegnerische Hälfte schaffte, zog sich die Austria immer enger zusammen und versperrte so das Zentrum. Hier fehlte es dem WAC am alternativen Offensivplan und man hätte z.B. mit weiter aufrückenden Außenverteidigern antworten können. Allerdings wäre das vermutlich aufgrund der Balanceproblemen problematisch geworden, weshalb die eigene Defensivschwäche auch letztlich die Offensive beeinflusste.

Daher hatte die Austria auch wenig Mühe, die Angriffsbemühungen zu verteidigen und ließ im ersten Durchgang keinen einzigen Torschuss zu. Selber hatte man dann gegen Ende der Halbzeit wieder gefährliche Situationen, allerdings blieb es zunächst beim 1:0, mit dem man in die Pause ging.

Entfesselte Austria bleibt giftig

Nach dem Wiederanpfiff war man gespannt, ob der WAC Antworten auf die vielen Schwierigkeiten im Spiel finden würden. Doch stattdessen kam es für die Kärntner noch schlimmer und es wiederholten sich quasi die Ereignisse aus dem ersten Abschnitt. Nach wenigen Augenblicken eroberte die Austria den Ball im Mittelfeld, ging es über mehrere Stationen schnell nach vorne, ehe Djuricin mit einem abgefälschten Schuss das 2:0 erzielte. Das gab den Violetten klarerweise erneut einen Energieschub und man drückte die kommenden Minuten den WAC erneut nach hinten. Immer wieder eroberte man im Mittelfeld die Bälle, spielte dann schnörkellos nach vorne und entfaltete eine unheimliche Dynamik im Offensivspiel.

Die Violetten passten das Anlaufverhalten auch etwas an und wurden noch aggressiver beim gegnerischen Spielaufbau, da die beiden Stürmer öfter sich ausschließlich auf die beiden Innenverteidiger des Gegners konzentrierten, während ein Sechser nach vorne rückte und Leitgeb im Auge behielt. So wurde der Spielaufbau des WAC auf eine weitere Probe gestellt, der man nicht wirklich standhielt. Wenn es mal gelang, den Ball ins Mittelfeld zu bringen, waren die beiden Sechser der Austria meist zur Stelle und eroberten die Bälle zurück. Topstürmer Jovelijc hing völlig in der Luft und Spielmacher Liendl versuchte sein bestes und ließ sich auch weit zurückfallen, aber konnte die vielen Brandherde nicht löschen. So kamen die Kärntner in gar keinen Rhythmus hinein und mussten stattdessen aufpassen, nicht weitere Gegentreffer zu kassieren.

Dieser folgte dann auch tatsächlich, als der junge Innenverteidiger Muharemovic den Ball verschenkte, Sarkaria mit einem Traumpass den starken Djuricin auf die Reise schickte und dieser zum 3:0 traf. Damit hatte sich die Austria eine hervorragende Ausgangsposition geschossen und war ein tolles Ergebnis zum Greifen nahe. Auch danach war man weiterhin griffig und blieb im Konter gefährlich, während man in der Defensive nach wie vor konzentriert agierte. Den ersten Schuss des WAC gab es erst in Minute 80 (!), was Bände spricht. Die beste Chance auf einen Anschlusstreffer vergab wenig später Dieng, die jedoch der wenig beschäftigte Pentz entschärfte. So blieb es beim 3:0 und die Violetten setzten ein kräftiges Ausrufezeichen.

Fazit

Es war eine weiter Gala-Vorstellung der Wiener Austria, mit der man in schwierigen Zeiten das Tor nach Europa weit aufgemacht hat. Ausschlaggebend dafür war, dass man perfekt auf den Gegner eingestellt war, die Schwächen des Gegners gezielt angebohrt hat und vor allem dank des bärenstarken Umschaltspiels viele gefährliche Situationen kreieren konnte. Aber auch in der Defensive agierten die Violetten hochkonzentriert und wurden von einer starken Doppelsechs angeführt, die das Zentrum dominierten und im Verbund mit den beiden Innenverteidigern alles abräumten. Alles in allem führte eine geschlossene Mannschaftsleistung zu diesem deutlichen Ergebnis und in Wirklichkeit ließ man dem WAC nicht den Hauch einer Chance. Nun hat man sich für das Rückspiel eine tolle Ausgangsposition geschaffen und muss nur noch einen Schritt gehen, um die eigentlich verkorkste Saison doch noch irgendwie zu begradigen.

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Dalibor Babic